Herr Henkel, Sie haben Teile des Rechenzentrums ausgelagert und entledigen sich damit des Problems, sich mit Green IT zu beschäftigen …
Thomas Henkel: Nein, das stimmt nicht. Es ist richtig, dass wir den Betrieb der SAP-Systeme für unsere geschäftskritischen Anwendungen an T-Systems ausgelagert haben. In der Auswahlphase haben wir jedoch Informationen über die Energiebilanzen der Rechenzentren eingefordert.
Waren diese Informationen entscheidend für die Auswahl des Partners?
Nein, das nicht. Sicher haben Kriterien wie Service Level Agreements (SLAs) und Kosten eine höhere Gewichtung.
Der Preis schlägt also noch das Umweltbewusstsein …
Amer Sports bietet mit den Marken Salomon, Wilson, Suunto, Atomic und Mavic Produkte für Sport in der Natur an. Deshalb haben wir auch über Nachhaltigkeit viel nachgedacht.
Was heißt das konkret?
Wir haben uns überlegt, wie wir unseren Kohlendioxidausstoß verringern konnten. Dass wir den größten Effekt über unsere Produktionsstandorte erreichen würden, war uns schnell klar. So haben wir in den Wintersportfabriken angefangen - durch Wasser- und Ölrückgewinnung, durch Müllvermeidung und durch Ideen zum geringeren Stromverbrauch der Maschinen.
Wann kam die IT mit in die Überlegungen?
Wir haben den "Carbon Footprint" von repräsentativen Standorten erfasst, also die in Kohlendioxidmengen umgerechneten Schadstoffe, die bei der Produktion entstehen - gewissermaßen die Spuren, die in der Umwelt hinterlassen werden. Auch die Bürogebäude und Vertriebsgesellschaften von Amer Sports gehörten dazu. So wurde schnell klar, dass die IT einen großen Beitrag zur Reduzierung des Schadstoffausstoßes leisten kann.
Nicht jeder Blackberry und Drucker ist notwendig
Was haben Sie verändert?
Es sind viele kleine Aktionen, die helfen, Ressourcen zu schonen. Dazu gehört, Papier beidseitig zu drucken, nicht jede Mail auszudrucken, zu überlegen, ob man sowohl Mobiltelefon als auch Blackberry wirklich benötigt, und die Einzelplatzdrucker durch Netzwerkdrucker zu ersetzen. Meine Aufgabe ist es, an die Belegschaft zu vermitteln, dass das nicht nur Kosten spart, sondern auch Beiträge zum Umweltschutz leistet.
Amer Sports hat weltweit ein Umwelt-Audit machen lassen. Warum war das nötig?
Nehmen Sie die Green IT: Hier rechnet sich jeder seinen Benchmark zurecht. Über Drucker, Laptops, den Abfall, den wir in der IT produzieren, den Wasserverbrauch und einiges mehr bekommen wir unsere CO²-Bilanz für die IT. Wir können auf Basis des Audits, das die Londoner Firma DCarbon8 für uns gemacht hat, entscheiden, was wir konkret ändern wollen. So intensivieren wir aktuell die Nutzung unserer Videokonferenzsysteme weltweit. Denn der Luftverkehr schlägt auch in der Ökobilanz gewaltig zu Buche. Zudem sparen Sie Kosten und Zeit.
Letztlich ist es jedoch der Preis, der darüber entscheidet, was gemacht wird …
Oft können Sie mit einem kleineren Carbon Footprint auch Kosten reduzieren. Ein gutes Beispiel ist der Transport unserer Waren, die wir in Asien fertigen lassen. Die Frage ist, ob man sie schnell per Flugzeug oder langsam per Schiff verfrachtet. Das Umwelt-Audit hat unsere Perspektive hier geschärft. Die Devise ist, mithilfe von IT so gut zu planen, dass auch längere Lieferzeiten in Kauf genommen werden können.