Planung, Tipps, Fakten

Anleitung für die digitale Transformation

04.11.2015 von Frank Sempert
Die digitale Transformation verlangt von Unternehmen viel Mut, Ressourcen und Mindsetting. Doch mit guter Basisarbeit gelingt der unvermeidliche Übergang zum digitalen Business.
  • Um das Potenzial im Bereich von Business Process Innovation zu heben, wird eine Neugestaltung der Architektur der IT-Infrastruktur und ein Re-Design der Anwendungen notwendig.
  • Zu den Grundlage der Transformation gehört es Businessziele zu identifizieren und realistische Pläne zu erstellen
  • Wichtig: Die Veränderungsbereitschaft im Unternehmen muss richtig eingeschätzt werden
  • Danach kann man mit der Umsetzung in vier Schritten beginnen

Die Frage einer rasch wachsenden Zahl von Unternehmen ist nicht mehr, "Wann" sie das digitale Unternehmen gestalten wollen. Vielmehr hat sich die Frage vielerorts zum "Wie" transformieren gewandelt. Die Vorteile der Einführung von mobilen, sozialen, analytischen Infrastrukturen, sowie das Internet der Dinge (IoT) scheinen Umsatzwachstum durch gesteigerte Kundenzufriedenheit zu ermöglichen. Dagegen sind die potenziellen Risiken für Unternehmen ernüchternd, die eine digitale Transformation vernachlässigen.

Zur gleichen Zeit sind Anbieter von IT-Infrastruktur und IT-Dienstleistungen unterwegs, um IT-Organisationen bei der Entwicklung von Plänen der digitalen Geschäfts-Transformation zu unterstützen. Für diese strategisch wichtige Phase sind Erkenntnisse ungemein wichtig geworden, die das IT-Management vor und während der Planung des Weges zur digitalen Transformation erleichtern.

Geeignete Mitarbeiter fehlen

Der Übergang zu einer beliebigen Ebene oder Art des digitalen Business, ist für jedes Unternehmen ein allumfassendes und schwieriges Unterfangen. Um das Potenzial im Bereich von Business Process Innovation zu heben, wird eine Neugestaltung der Architektur der IT-Infrastruktur und ein Re-Design der Anwendungen notwendig. Aber nur wenige Unternehmen verfügen über die erforderliche Breite und Tiefe an wissenschaftlichen Skills, um diesen Übergang überhaupt planen zu können. Noch weniger Unternehmen besitzen geeignete und geschulte Mitarbeiter, um diesen Plan umzusetzen.

Die Entwicklung und die laufende Anpassung eines ergebnisorientierten (Zahlen-orientierten) Ansatzes hilft den IT-Managern, den Business-Managern sowie den Geschäftspartnern und IT-Anbietern, einem solchen Master-Plan zu folgen. Nur so ist eine effektive digitale Transformation durchführbar.

Kosten und Marktdynamik

Bereits vor fünf Jahren wurden von den IT-Organisationen zwei wesentliche Herausforderungen identifiziert: Kostenmanagement und Unterstützung eines zunehmend dynamischen Geschäftsumfeldes. Die wirtschaftlichen Herausforderungen haben sich zwischenzeitlich geändert, da einige Volkswirtschaften sich zu erholen beginnen. Aber der Druck hat sich kumuliert; das Tempo der Veränderung beschleunigt sich, dem Markt- und ersten Unternehmens-Transformationen folgend.

9 Wege zur erfolgreichen Digitalisierung eines Unternehmens
9 Wege zur Digitalisierung
Eine neue Studie zum Thema Digitalisierung identifiziert neun Handlungsfelder in denen Unternehmen tätig werden müssen, um die Digitalisierung erfolgreich voranzutreiben und Digitale Exzellenz zu erlangen.
Digital Leadership
Die digitale Transformation muss von der Unternehmensspitze priorisiert und vorangetrieben werden.
Digital Empowerment
Die Qualifizierung von Mitarbeitern für die digitale Transformation sollte unternehmensweit von statten gehen.
Customer & Partner Engagement
Kunden und Partner sind die treibenden Kräfte der digitalen Transformation. Das Ziel für Unternehmen ist es folglich, deren Erwartungen und Anforderungen zu verstehen und diesen möglichst schnell gerecht zu werden.
Business Model Innovation
Digitale Exzellenz erfordert die fortlaufende Überprüfung bestehender Geschäftsmodelle auf Digitalisierungspotenziale und -notwendigkeiten. Unternehmen sollten neue digitale Geschäftsmodelle aktiv entwickeln.
Digital Platform Management
Im digitalen Raum haben verschiedene Plattformen eine zentrale Rolle übernommen. Unternehmen müssen auf diesen Plattformen präsent sein, Einfluss auf sie nehmen oder sogar selbst eine Plattform entwickeln und betreiben.
IT Architecture Transformation
Veraltete IT-Architekturen müssen komplett überarbeitet und erneuert werden. Die auf Stabilität und Sicherheit ausgelegten Backend-Systeme sollten so optimiert werden, dass sie die Frontend-Systeme in ihrer schnellen Weiterentwicklung unterstützen können.
Process Digitisation & Automation
In der klassischen IT-Disziplin der Prozessoptimierung und Effizienzsteigerung erfordert Digitale Exzellenz ein permanentes IT-Engagement.
Data-driven Agility
Digitale Exzellenz erfordert die stetige Auswertung von entstehenden Daten. Diese sollten anschließend in die steuernden Prozesse zurückgeführt werden, wo sie unmittelbar für die Weiterentwicklung und Gestaltung des digitalen Angebotes zur Verfügung stehen.
Digital Security & Compliance
Digitale Exzellenz ist nur zu erreichen und aufrechtzuerhalten wenn Systeme und Prozesse kontinuierlich in Bezug auf Sicherheit und Compliance überprüft und weiterentwickelt werden.

Die Basis der digitalen Transformation

Mit den Grundlagen beginnen. Es mag abgedroschen klingen, aber wenn sich die Frage stellt, wie man zum digitalen Unternehmen transformiert, lautet die Antwort: Man beginne mit dem eigenen Business und identifiziere dann die Details. Im Einzelnen:

Der Übergang zum digitalen Business sollte unbedingt von der Geschäftsleitung geführt werden. Allerdings sind IT-Organisationen sehr häufig damit beauftragt, den Gesamtübergang durchzuführen. Für das IT-Management wird es wichtig, sich früh und häufig mit Vertretern und Führungskräfte aus Schlüssel-Geschäftsbereichen zu engagieren.

In der Anfangsphase der Planung eines Übergangs ist es entscheidend, eine strategische Vision mit Unterstützung der Führungskräfte der Geschäftsbereiche zu etablieren. Diese Vision sollte die Ziele für das konzipierte digitale Business charakterisieren. Diese Vision sollte die Unternehmensziele wie die potenziellen Risiken des Geschäftsmodells, Kunden-Support-Prozesse, Produkt/Service-Delivery-Prozess, Wertversprechen usw. umfassen.

Idealismus ist dabei zu vermeiden. Dagegen ist eine realistische Betrachtung an verfügbaren Skills, Personal und Budget-Einschränkungen unverzichtbar. Am Ende muss der Plan detailliert genug sein, um bestimmte Aktionen, wie nachstehend aufgeführt, identifizieren zu können:

Es ist wichtig zu berücksichtigen, dass die Transformation zu einem digitalen Business wesentliche Änderungen in der IT-Infrastruktur, der Organisationsstruktur und der Arbeitsplatzbeschreibungen verlangt. Unterschiedlichste Untersuchungen haben aber festgestellt, dass die Abneigung gegen Veränderung aufgrund der menschlichen Natur und bürokratischer Organisationen die Wandlung in das digitale Business behindern. Eine ehrliche Einschätzung der Herausforderungen, die mit den Veränderungen verbunden sind, ist unbedingt erforderlich.

Eine solche Beurteilung sollte beinhalten:

Die Planung für eine Transformation zum digitalen Business hat große Ähnlichkeiten mit der Planung eines Großprojektes. Allerdings ist der Übergang zum digitalen Business weder nur ein IT-Projekt, noch ist es nur eine organisatorische Änderung, noch ist es einfach nur eine Veränderung in der Kundenbetreuung. Vielmehr ist es eine große Veränderung in vielen - vielleicht allen - Facetten eines Unternehmens. So wird es wohl zum komplexesten Projekt, das jemals vom Unternehmen durchgeführt werden wird.

4 Schritte der digitalen Transformation

Anleitung für Geschäftsbereichs- und IT-Mitarbeiter: Sobald von der Unternehmensleitung die Entscheidung getroffen ist, das Unternehmen zum digitalen Business zu transformieren, gelten die folgenden vier Schritte als Empfehlung:

Wie man das Team in die Digitalisierung mitnimmt
Achillesferse der Digitalisierung
In dem Papier "Being digital: Embrace the future of work and your people will embrace it with you" bezeichnet Accenture die Belegschaft eines Unternehmens als "Achillesferse" der Digitalisierung. Das Papier basiert auf Angaben von rund 700 Entscheidern weltweit sowie circa 2.500 Angestellten.
Befürchtungen der Mitarbeiter
Eine Mehrheit von 70 Prozent der Angestellten befürchtet den Verlust von Teamgeist, wenn die Kollegen per Fernzugriff arbeiten und nicht mehr ins Büro kommen. Etwa jeder Achte (zwölf Prozent) erwartet, seine Job-Aussichten werde sich durch die Digitalisierung negativ entwickeln.
Vorteile der Digitalisierung
Gleichzeitig erwarten die Angestellten aber auch Vorteile in den Punkten Innovationsfähigkeit ihres Unternehmens (71 Prozent), Agilität (69 Prozent) und Produktivität (68 Prozent). Insbesondere jüngere Befragte mit überdurchschnittlich hoher Qualifikation sehen die Vorteile der Digitalisierung – "wenig überraschend", wie Accenture schreibt.
Katalog digitaler Skills
Accenture rät Entscheidern, einen Katalog mit den benötigten digital Skills samt dem jeweiligen Kompetenzniveau zu erstellen.
Keine Nebensache
Entscheider dürfen das Thema Mitarbeiter nicht als Nebenschauplatz behandeln, so der Appell von Accenture. Sie brauchen eine "Test and learn"-Mentalität.

Es ist zu beachten, dass jede der obigen Schritte wahrscheinlich aus Branchenkenntnis und von Infrastruktur-Angeboten von Unternehmen wie Accenture, Cognizant, Dell, Dimension Data, HP, IBM oder PWC stammen könnten.

Zusammenfassung

Am Ende ist der Übergang zum digitalen Business eine Business-orientierte Initiative. Und wie ebenfalls erläutert, sollte das ganze Unternehmen innovativ mit der Evaluierung geschäftlicher Ziele starten; in den USA spricht man von "Open Innovation". Auch wird im typischen Szenario der Übergang zum digitalen Geschäft von der Geschäftsleitung und Leitung der IT-Organisation visionär angeführt.

Die zeitnahe Umsetzung verlangt viel an "Mindsetting", Mut und Ressourcen. Verschiebung oder gar Vermeiden, schlimmstenfalls in besonders betroffenen Branchen wie z.B. im Einzelhandel oder Financial Services, wird potenziell zu Markt- und Umsatzverlusten, Verlust des Brands bis hin zur Aufgabe des Unternehmens führen.