Die Geschäftsmodelle der Wirtschaft ändern sich rasant: Der horizontale Wettbewerb zwischen Unternehmen auf einer Wertschöpfungsstufe gehört der Vergangenheit an. Stattdessen treten ganze Wertschöpfungsketten in Konkurrenz zueinander. Entsprechend ändern sich auch die Bedürfnisse der Unternehmen an ihre Software. Die Lösungen müssen die zunehmend komplexen und ineinander verschränkten Prozesse abbilden können.
Bisher existierende Unternehmensanwendungen für Bereiche wie Enterprise Ressource Planning (ERP), Customer Relation Management (CRM) oder Supply Chain Management (SCM) sind oft noch gewachsene Insellösungen. Die Folge: Reibungsverluste und mangelnde Akzeptanz in den Firmen. Entsprechend steigt die Nachfrage nach Systemintegration.
Weltweit prognostiziert die Deutsche Bank für den Software-Markt ein jährliches Wachstum von sechs Prozent bis 2008. Der Markt hat dann ein Gesamtvolumen von 270 Milliarden US-Dollar. Ein mit zwölf Prozent überdurchschnittliches Wachstum wird für Osteuropa vorausgesagt. Der deutsche Softwaremarkt kann bei diesen Steigerungsraten nicht mithalten, bleibt aber auf absehbare Zeit einer der größten Europas.
Vom Produkthersteller zum Lösungsanbieter
Von der Entwicklung profitieren werden vor allem die großen Software-Hersteller aus den USA. Laut Deutsche Bank-Analyst Stefan Heng haben sie gegenüber der europäischen Konkurrenz gleich drei wesentliche Wettbewerbsvorteile.
Zum einen konnten sie durch die Größe und Homogenität des US-Software-Markts eine solche Marktmacht aufbauen, dass sie weltweit Standards setzen oder zumindest beeinflussen können. Verstärkend wirkt sich der so genannte Netzwerkeffekt aus: Je mehr Anwender ein Produkt nutzen, desto attraktiver wird dieses für andere Anwender. Bedingt durch die geografische Konzentration funktioniert in den USA auch der Ideentransfer schneller – die Innovationszyklen verkürzen sich.
Zunehmend gelingt es den US-Software-Herstellern, standardisierte Lösungen über die Grenzen von Anwender- und System-Software hinweg anzubieten. Sie wandeln sich zunehmend vom Produkthersteller zum Lösungsanbieter mit einem breiten Portfolio.
Trend: kostengünstige Integration durch Web Services
Europäische Anbieter können da oft nicht mithalten. Sie müssen sich mit länderspezifischen juristischen und kulturellen Eigenheiten plagen. Trotz sich wieder aufhellender Konjunkturaussichten für die IT-Branche können sich bisher nur die großen Software-Häuser über eine bessere Auftragslage freuen. Kleinere, auf individuelle Lösungen spezialisierte Anbieter haben es dagegen nicht geschafft sich aus dem Negativtrend der letzten Jahre zu befreien. Auftragseingang und Umsatz liegen hier noch immer unter den Vorjahreswerten. Sie haben nicht die entsprechenden Kapazitäten und Produkte, die die Wirtschaft nachfragt.
Dort wird längst daran gearbeitet, die einzelnen Applikationen miteinander zu verbinden. Stichwort: Enterprise Application Integration (EAI). Nach Vorgaben der EAI-Anwendung werden nicht nur die einzelnen Applikationen, sondern die Geschäftsprozesse selbst neu ausgerichtet. Die dafür notwendigen Investitionen übersteigen nach Einschätzung von Analyst Heng allerdings das Budget vieler Unternehmen.
Er sagt deshalb dem Modell der Web-Services in den nächsten drei Jahren ein deutliches Wachstum voraus. Sie bauen plattformunabhängig auf vorhandenen IT-Systemen auf und fassen diese zusammen. Gleichzeitig können sie durch ihre modulare Struktur den Bedürfnissen entsprechend Schritt für Schritt implementiert werden. Die so mögliche kostengünstige Integration wird zum beherrschenden Marktfaktor der nächsten Jahre.
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