Ganz heimlich, still und leise hat Apple heute seine iPad-Produktpalette um ein neues iPad Pro erweitert – und das hat es echt in sich. Das Vorgängermodell war bereits extrem leistungsstark, doch mit dem aktuellen iPad Pro will Apple anscheinend nun beweisen, was es in Sachen Tablet so kann. Laut Apple handelt es sich beim neuen iPad Pro um "eine magische Fläche aus Glas", darüber hinaus sei es so schnell, "dass die meisten PC-Laptops nicht mitkommen". Was Apple genau damit meint, klären wir in diesem Artikel.
Altes Design, neue Kamera mit NASA-Technologie
Rein optisch hat sich beim neuen iPad Pro nicht viel getan, lediglich auf der Rückseite befindet sich nun ein neues Kamerasystem. Darüber hinaus bleibt Apple seiner bisherigen iPad-Strategie treu und verkauft das neue iPad Pro genau wie sein Vorgängermodell lediglich in den Farben Space Grey und Silber.
Die Vorderseite ist mit dem Vorgängermodell optisch identisch, dank des neuen Kamerasystems kann man jedoch das aktuelle Pro-Modell vom alten unterscheiden. Denn nun stattet Apple die neuen iPad-Pro-Modelle mit einer Kamera aus, die wie bereits vom iPhone 11 und iPhone 11 Pro kennen: Die Kameras befinden sich in einer quadratischen Ausbuchtung. Neu ist die 10 MP Ultraweitwinkelkamera, ansonsten ist auch die bereits bekannte 12 MP Weitwinkelkamera mit an Bord, mit denen man wie gewohnt Videoaufnahmen in 4K machen kann.
Ebenfalls neu ist der LiDAR Scanner. Dieser bestimmt Distanzen, indem gemessen wird, wie lange es dauert, bis Licht ein Objekt erreicht und wieder zurückkommt. "Diese Technologie ist so fortschrittlich, dass die NASA sie bei der nächsten Marsmission nutzen wird", erklärt Apple. "Und wir haben sie jetzt so überarbeitet, dass sie ins dünne und leichte iPad Pro passt."
Demnach misst der speziell entwickelte LiDAR Scanner die Lichtlaufzeit, indem er das reflektierte Licht aus bis zu 5 Metern erkennt – und zwar drinnen und draußen. "Das funktioniert auf Photonen-Ebene und auf Nanosekunden genau, und eröffnet fantastische Möglichkeiten für Augmented Reality und mehr", so Apple. Da Apple beim neuen iPad Pro auf die dritte Kamera, die Telekamera, verzichtet, findet der neue LiDAR Scanner an deren Stelle Platz.
"Der LiDAR Scanner funktioniert mit den Pro Kameras, Bewegungssensoren und Frameworks in iPadOS, um Tiefe zu messen. Diese Kombination aus Hardware, Software und beispielloser Innovation macht das iPad Pro zum besten Gerät für Augmented Reality", schreibt Apple. So können beispielsweise AR-Objekte vor und hinter realen Strukturen bewegt werden, auch die Bewegungserfassung und Verdeckung von Personen sind durch den Scanner deutlich präziser.
"Ein fortschrittlicheres mobiles Display? Viel Glück bei der Suche"
Das Display vom neuen iPad Pro soll anscheinend besonders beeindruckend sein, immerhin behauptet Apple, dass sich in dem neuen Tablet das aktuell fortschrittlichste mobile Display aller Zeiten befindet. Das heißt: "beste Farbgenauigkeit der Branche", 120 Hz, 600 NITS, extrem geringe Spiegelung, True Tone und großer P3 Farbraum.
"Kurz gesagt, diese Features machen es zum fortschrittlichsten mobilen Display der Welt", so Apple.
Dank A12Z Bionic: iPad Pro schneller als ein PC?
Genau das behauptet zumindest Apple: "Mit dem A12Z Bionic Chip ist das iPad Pro schneller als die meisten PC-Laptops, die es heute gibt." Clever von Apple, dass es mit dieser Formulierung etwas Spielraum lässt. Denn andern Falls könnte man sich schon fragen, warum man überhaupt noch ein Macbook kaufen sollte.
"Der 8-Core Grafikprozessor bringt noch mehr Performance und Realismus für die Apps und Spiele, bei denen es am meisten darauf ankommt", verspricht Apple.
Laut Apple ist der A12Z Bionic besonders für Pro Apps gemacht. Demnach liefert der 8-Core Grafikprozessor eine flüssige Performance für Dinge wie 4K Videobearbeitung, 3D Design und Augmented Reality. Das Wärmemanagement wurde ebenfalls verbessert und erhöht somit die Spitzenperformance.
Das iPad Pro kann jetzt schweben: Neue Case-Tastatur mit Trackpad
Apple hat nicht nur das iPad selbst überarbeitet, sondern auch das Tastatur-Case, in welchem man das Tablet magnetisch sichert und somit jederzeit transportieren kann. Allerdings hat Apple hierbei gleich mehrere Neuerungen vorgenommen:
Das Tippen auf dem neuen Magic Keyboard soll sich demnach so gut wie noch nie anfühlen. Apple hat eine für das iPad Pro normalgroße Tastatur mit separaten festen Tasten und einem Scherenmechanismus mit 1 mm Tastenhub entwickelt. "Es hat ein Trackpad, um völlig neu mit iPadOS zu arbeiten, einen USB-C Anschluss zum Pass-Through Laden und es schützt Vorder- und Rückseite. Mit einem neuen freischwebenden Design hält das iPad Pro magnetisch und du kannst dir stufenlos den perfekten Betrachtungswinkel einstellen."
Über den USB-C-Anschluss lassen sich beispielsweise Zubehör, wie Kameras, Festplatten oder weitere Displays anschließen. Mit dem neuen Trackpad ist es unter iPadOS nun auch über die Tastatur direkt möglich, mittels Cursor auf dem iPad zu arbeiten. Dieser "passt sich dem Kontext an und wird zu dem Tool, das du brauchst – je nach dem, auf was du zeigst, ob Tasten, App-Symbole und Text", so Apple. "Er ist perfekt für Aufgaben, für die du etwas mehr Präzision brauchst, wie Tabellen erstellen oder Text bearbeiten. Und zusätzlich helfen dir die intuitiven Trackpad Gesten vieles mit iPadOS zu erledigen."
Wir sind gespannt, ob das neue Trackpad vielleicht eine attraktive Alternative zum Apple Pencil ist.
Preis, Konfigurationen und Erscheinungsdatum
Das neue iPad Pro ist ab dem 25. März erhältlich, das neue Magic Keyboard kommt laut Apple jedoch erst später auf den Markt. Das ist vielleicht aber auch ganz gut, denn somit haben Sie etwas Zeit, um auf das Zubehör zu sparen. Apple verlangt nämlich satte 339 Euro für das Magic Keyboard für das kleine iPad, wer die größere Variante haben möchte, zahlt rund 400 Euro.
Das iPad Pro erscheint mit einem 11-Zoll und 12,9-Zoll großen Display. Das kleinere Modell (nur mit Wi-Fi-Funktion) startet bei einem Preis von 879 Euro, das größere fängt bei 1.099 Euro an.
Apple liefert zudem das neue iPad Pro in neuen Speichervarianten: Die kleinste Option ist nun ein Gerät mit 128 GB, die weiteren Staffelungen sind 256 GB, 512 GB und 1 TB.
Bei dem teuersten iPad-Paket handelt es sich um das iPad Pro mit 12,9 Zoll, 1 TB Speicherplatz, Wi-Fi + Cellular (1.819 Euro) und dem neuen Keyboard für insgesamt rund 2.219 Euro. Nur zum Vergleich: Für einen vergleichbaren Preis von rund 2.000 Euro bekommen Sie auch ein 13-Zoll großes MacBook Pro mit 2,4 GHz Quad-Core Prozessor, 256 GB Speicherplatz, Touch Bar und Touch ID und 8 GB RAM.
LiDAR: Das ist es, so funktioniert es
Seit etwa 2015 kursierten Spekulationen über ein autonomes Fahrzeug, das Apple angeblich entwickle und im Jahr 2020 auf den Markt bringen würde. Nun, es ist 2020 und in vielerlei Hinsicht alles anders als erwartet, vom iCar spricht schon seit ein paar Jahren keiner mehr. Stattdessen werde sich Apple darauf konzentrieren, Technik für autonome Fahrzeuge zu entwickeln, welcher Autobauer das einsetzen möge, sei der Industrie überlassen.
Nun hat es 2020 tatsächlich eine Technologie aus dem vermeintlichen Project Titan in ein Apple-Produkt geschafft. Dieses hat aber keine vier Räder, sondern an seiner Rückseite zwei Kameras und mit einem LiDAR ein drittes System eingebaut, das auf die Reflexion von elektromagnetischen Wellen setzt, um den Raum vor ihm zu vermessen und abzubilden: Das iPad Pro.
LiDAR ist ein Akronym und steht für "Light Detection and Ranging" also etwa "Lichterkennung und Raumvermessung". Dabei kommt anders als etwa beim Radar Laserlicht zum Einsatz, weshalb die Technik auch als Ladar bekannt ist, "Laser Detection and Ranging".
Wesentlich präziser als mit den Funkwellen des Radars lässt sich mit einem Lidar die Entfernung und die Geschwindigkeit von Objekten vermessen, mittlerweile kommt daher auch Lidar bei Geschwindigkeitskontrollen zum Einsatz. Lidar sendet Licht aus, das von Objekten zurück gestreut und vom System detektiert wird. Dabei ändert sich auch die Frequenz des Lichts, wenn Objekt und Detektor nicht relativ zueinander in Ruhe sind.
Ursprünglich für die Messungen der Atmosphäre konzipiert – anhand der Laufzeit des zurück gestreuten Lichts lassen sich Schlüsse über Aerosole und Staubteilchen in der Luft ziehen – ist Lidar auch die Technik der Wahl für autonome Fahrzeuge, die ja genau vermessen müssen, welche Objekte mit welcher Relativgeschwindigkeit und Entfernung vom Fahrzeug vor ihm auf und neben der Straße sind.
Im iPad Pro bekommt das Lidar natürlich andere Aufgaben zugewiesen, wir dürfen uns schon mal sofort von der Vorstellung verabschieden, ein iPad Pro in der Windschutzscheibe würde aus unserer alten Karre ein autonomes Fahrzeug machen.
Aus Apples Produktbeschreibung geht hervor, das Lidar werde innerhalb einer Reichweite von fünf Metern in Innenräumen und im Freien Raumtiefen vermessen, iPadOS 13.4 bringt die notwendigen Frameworks mit, dass der Prozessor A12Z aus den gewonnenen Daten ein genaues räumliches Abbild der Umgebung berechnen kann. Das hat vielerlei Vorteile für Anwendung, man denke nur an die Fotografie und die Herausforderung, Hintergrund vom Vordergrund zu trennen. Die Dual- und Triple-Systeme der Kameras der letzten iPhone-Generationen machen zusammen mit der CPU schon einen recht guten Job, aber mit Lidar geht es noch besser.
AR-Fähigkeiten des iPad Pro
Vor allem aber wird es die AR-Fähigkeiten des iPad Pro auf eine neue Stufe heben können, virtuelle Gegenstände finden sich weit präziser in reale Umgebungen eingebaut und umgekehrt: "Jede bestehende ARKit App erhält automatisch eine sofortige AR-Platzierung, verbesserte Bewegungserfassung und Personenverdeckung. Dank des neuesten Updates von ARKit mit einer neuen Szenengeometrie-API können Entwickler die Leistungsfähigkeit des neuen LiDAR Scanners nutzen, um nie zuvor mögliche Anwendungsszenarien zu ermöglichen."
Auch das virtuelle Maßband will nun wesentlich genauer die Gegenstände vor der Linse vermessen, dabei helfen auch Vertikal- und Kantenorientierungshilfen, Größen von Personen lassen sich präziser bestimmen.
Wer schon mal einen Handwerker hat Räume vermessen lassen, wird Lidargeräte kennen und vielleicht gesehen haben, dass man von dem Laserlicht nichts sieht: Lidars arbeiten im nahen Infrarotbereich, die Leistung der Strahlung ist auch derart gering, dass sich Personen im Feld eines Lidars keine Gedanken über ihre Augen machen müssen. (Macwelt)