Great Place to Work

Arbeiten bei Cisco und Salesforce

29.03.2019 von Ingrid  Weidner
Cisco und Salesforce zählen zu Deutschlands besten ITK-Arbeitgebern 2019 in ihrer Größenklasse, so das Ergebnis der Great Place to Work Wettbewerbs. Die US-amerikanischen Töchter pflegen eine eigene Unternehmenskultur. Hawaii spielt bei beiden eine Rolle.

Alle schwärmen vom Silicon Valley, deutsche Mittelständler pilgern nach Kalifornien, um dort neue Ideen und Arbeitskonzepte kennenzulernen. Doch wie ist es, hierzulande für ein US-amerikanisches Tochterunternehmen zu arbeiten? Weht ein anderer Spirit durch die Büroflure oder herrscht deutsche Gründlichkeit?

"Wir sehen uns als deutscher Mittelstand", sagt Joachim Schreiner, Deutschland-Chef von Salesforce. Das 1999 in Kalifornien gegründete Unternehmen mit Sitz in San Francisco beschäftigt weltweit mehr als 35.000 Mitarbeiter und verdient kräftig durch die starke Nachfrage nach Cloud-Anwendungen. Seit 2006 gibt es die deutsche Niederlassung, seit 2007 ist Schreiner deren Geschäftsführer.

"Wir sehen uns als deutscher Mittelstand", sagt Joachim Schreiner, Deutschland-Chef von Salesforce.
Foto: Salesforce

"Wir wollen das größte deutsche Softwarehaus werden"

"Wir wollen die Erfolgsstory von Salesforce in Deutschland kopieren und das größte deutsche Softwarehaus werden." Im Wettbewerb von Great Place to Work ist das Salesforce schon gelungen, denn nach dem zweiten Platz im vergangenen Jahr schaffte es das Unternehmen in der Kategorie bis 1.000 Mitarbeiter auf das Siegertreppchen als bester ITK-Arbeitgeber 2019.

Die neuen Münchner Büros in Nähe der Hackerbrücke und in direkter Nachbarschaft zu Google ähneln einer offenen Spielwiese mit grasgrünen Teppichen. An Stehtischen versorgen sich Mitarbeiter mit Kaffee und Snacks, plaudern miteinander. In der obersten Etage empfängt Salesforce seine Kunden in einer großen, offenen Lounge. Einer der Besprechungsräume wurde einem Wohnzimmer nachempfunden und mit großem Bildschirm, Sofa und Sesseln eingerichtet. An sonnigen Tagen lenkt die Glasfront den Blick über die Bahngleise bis zur Alpenkette.

Unternehmenskultur nach dem Modell der Familie

Auch wenn Schreiner mit dem Etikett "deutscher Mittelstand" kokettiert, die Unternehmenskultur orientiert sich am US-amerikanischen Mutterkonzern, die Grundlage bildet die Ohana-Kultur. "Der Begriff kommt aus Hawaii und steht für Familie, das heißt eine Gemeinschaft, in der Werte gelebt werden, die auch in einer Familie wichtig sind. Unsere Unternehmenswerte Vertrauen, Gleichheit, Innovation und Kundenerfolg sind fest in unserer Unternehmenskultur verankert", erklärt Schreiner. Der Deutschland-Chef vergleicht den Zusammenhalt der Mitarbeiter im Unternehmen auch mit dem in einer Familie: Verantwortung füreinander übernehmen und ein rücksichtsvoller Umgang untereinander.

Glückliche Gewinner: Im Great Place to Work Wettbewerb freute sich Salesforce über den ersten Platz in der Größenklasse 500 bis 1.000 Mitarbeiter.
Foto: Michaela Handrek-Rehle für Great Place to Work

Aber wie in ehrgeizigen Familien üblich, soll es nicht allzu kuschelig sein, die Ansprüche an die Mitarbeiter sind hoch. "Wer bei uns arbeiten will, sollte sich berufen fühlen. Wer nur einen Job machen will, wird sich hier nicht wohlfühlen", sagt Schreiner, der neben Engagement auch Wert darauf legt, dass sich die Mitarbeiter nicht abschotten. "Ich betrachte die Firma als Teil meiner Familie. Offenheit untereinander ist wichtig. Ich teile auch meine persönlichen Ziele über eine App mit den Mitarbeitern." Andererseits sagt er aber auch: "Ich gehe morgens gerne ins Büro, abends aber auch gerne nach Hause zu meiner Frau und meinen Kindern."

Salesforce engagiert sich für Integration und Bildung

Was ist nun bei Salesforce typisch amerikanisch? "Dinge schneller machen", nennt Schreiner als einen wichtigen Aspekt. Doch der Geschäftsführer betont auch die Unterschiede. Während beispielsweise in den USA die Hauptfarbe ein großes Thema sei und es zahlreiche Programme für Diversity oder Chancengleichheit gebe, sei das in Deutschland weniger wichtig. "In den USA ist die Hautfarbe ein großes Thema, in Deutschland sind Integration und Bildung wichtigere Fragen, um die wir uns kümmern", sagt Schreiner.

Ihre Leidenschaft für soziales Engagement teilen dagegen viele Mitarbeiter weltweit. Salesforce investiert beispielsweise in Projekte, die Bildungschancen erhöhen oder in denen Mitarbeiter sich für Geflüchtete engagieren. Auch die digitale Weiterbildung von Mädchen in der Grundschule zählt zu den Projekten.

Cisco - attraktivster ITK-Arbeitgeber in der Kategorie über 1.000 Mitarbeiter

Hawaii spielt auch in der Unternehmenskultur von Cisco eine Rolle. Auf die Inselkette im Pazifischen Ozean lädt das Unternehmen jedes Jahr die 200 weltweit besten Verkäufer ein. Gemeinsam mit ihren Partnern erleben sie vier exklusive Tage. Um es in den elitären Chairman´s Club zu schaffen, müssen sich die Mitarbeiter mächtig anstrengen. Doch es gibt auch ähnliche Events in Europa.

Nach Hawaii lädt Cisco jedes Jahr die 200 weltweit besten Verkäufer ein.
Foto: Shane Myers Photography - shutterstock.com

Kirsten Bildhauer, Director Human Ressources für die Region DACH, Osteuropa und Russland, arbeitet seit dreieinhalb Jahren für Cisco, "meine beste berufliche Entscheidung", wie die Personalchefin betont. An Cisco schätzt sie besonders die Unternehmenskultur, für die drei Bausteine zentral sind: Ein inklusives Arbeitsumfeld, bei dem Gender oder Nationalität keine Rolle spielen. "Jeder bringt sein Bestes ein", sagt Bildhauer.

Freizeit für das eigene Ego

Der zweite Aspekt umfasst Grundwerte, Rituale und Prinzipien. "Zu unseren Grundwerten zählt beispielsweise "give your own ego the day off". Es soll daran erinnern, in Diskussionen und Entscheidungen nicht durchzusetzen, was ich will, sondern was für das Unternehmen am besten ist", erklärt Bildhauer. Und auch der dritte Aspekt, die Prinzipien auf jeder Ebene erlebbar und erfahrbar zu machen, sei entscheidend.

Kirsten Bildhauer, Cisco: "Zu unseren Grundwerten zählt beispielsweise "give your own ego the day off". Es soll daran erinnern, in Diskussionen und Entscheidungen nicht durchzusetzen, was ich will, sondern was für das Unternehmen am besten ist."
Foto: Cisco

Als Cisco vor fünf Jahren überlegte, wie sich das Unternehmen kulturell verändern lässt, wurde genau analysiert, was einen guten und einen schlechten Arbeitstag ausmacht. Eine interne Studie versuchte auch herauszufinden, wie sich gute Teams von anderen unterscheiden. "Die Ergebnisse gelten weltweit: Vertrauen und ein Umfeld, das einem den Rücken stärkt, auch wenn sich viel schnell verändert, schafft Sicherheit. In so einer Atmosphäre ist es möglich, etwas zu riskieren", fasst Bildhauer die wichtigsten Ergebnisse zusammen.

Emergency time off für Mitarbeiter

Cisco bietet seinen Mitarbeitern neben einem attraktiven Gehalt weitere Benefits, beispielsweise "Emergency time off". Wenn beispielsweise jemand in der Familie plötzlich erkrankt oder das Haus ausgeraubt wurde, können die Betroffenen schnell reagieren und bis zu vier Wochen freinehmen. In dieser Zeit wird das Gehalt weiter gezahlt, ohne Nachweis. "Mit "Emergency time off" unterstützen wir unsere Mitarbeiter, wenn etwas Unvorhergesehenes passiert. Wir fordern keinen Nachweis und vertrauen unseren Mitarbeitern, dass sie ehrlich sind", sagt Bildhauer.

Die weltweit mehr als 74.200 Cisco-Angestellten tauschen sich über Plattformen aus. Jeden Monat spricht beispielsweise ein Top-Manager per Video mit den Mitarbeitern und stellt sich in einem offenen Chat den Fragen der Kollegen. "Auf diese Weise erfahren die Führungskräfte, was den Mitarbeitern am Herzen liegt und sie können direkt darauf reagieren."

Fünf bezahlte Arbeitstage, um sich sozial zu engagieren

Wie unterscheidet sich die deutsche und amerikanische Unternehmenskultur bei Cisco? "In Deutschland ist Skepsis ein Teil der Kultur", sagt Bildhauer. Doch gerade durch den regelmäßigen Austausch und die offene Unternehmenskultur entstehe eine Vertrauensbasis, so die Managerin. Zu den gemeinsamen Werten zählt auch soziales Engagement. Bei Cisco können Mitarbeiter fünf Tage pro Jahr bezahlt freinehmen, um sich lokal oder international ehrenamtlich zu engagieren. Gemeinnützige Spenden von Mitarbeitern unterstützt Cisco außerdem, indem die Spenden verdoppelt werden, bis 10.000 US-Dollar pro Jahr und Mitarbeiter.

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Great Place to Work: Heft der Sieger
Foto: IDG

Insgesamt 37 der besten ITK- Arbeitgeber stellen sich in dem Heft vor und erzählen, für welche Bewerber sie Jobs haben, was sie ihnen bieten und warum die Mitarbeiter, die schon an Bord sind, die Arbeitskultur schätzen.

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