Aus den Abläufen in der Supply Chain lassen sich mit modernen Software-Lösungen Effizienz und Planungs-Sicherheit heraus holen. Das gilt nicht nur für die Hersteller von Autos und Raketen, sondern auch für deren Lieferanten. Der Finanz-Direktor eines kleinen Zulieferers erinnert sich mit Grauen an die Zeiten, als er bange auf Zahlungs-Eingänge hoffte und seine Mitarbeiter andauernd auf der Jagd nach ausstehenden Summen waren: "Jetzt werden wir in zehn Tagen bezahlt - oder früher." SC-Finanz-Lösungen machen es möglich: Lieferanten bekommen verlässlich ihr Geld, die Industrie-Unternehmen freuen sich über automatisierte Zahlungen und längere Fristen.
Bislang schöpft die Branche die Möglichkeiten aber nur teilweise aus. Es gibt noch viel zu tun - und die Firmen packen es an: 79 Prozent der Unternehmen erklären, ihre SCM-Prozesse verbessern zu wollen. 85 Prozent planen, in diesem Jahr mehr Geld in diese Technologie zu stecken. Und 73 Prozent der Firmen mit Einkünften von über einer Milliarde US-Dollar investieren dieses Jahr mehr als 250.000 Dollar in SC-Projekte.
Der Druck des Marktes zwingt sie allerdings auch dazu. Dass Konzerne Teile ihrer Liefer-Kette in Niedrig-Lohn-Länder wie China, Indien und Osteuropa ausgelagert haben und bei allen Kostenersparnissen die Qualität sichern müssen, ist dabei nur ein Teil der Herausforderung. Immer kürzer fällt der Rhythmus aus, in dem unter diesen Bedingungen Produkte entwickelt werden müssen.
Das hat laut Aberdeen sowohl mit dem scharfen Wettbewerb unter Weltmarken zu tun als auch mit Veränderungen im Kundengeschmack. Dass Verbrauchern ein niedrigerer Kraftstoff-Verbrauch immer wichtiger wird oder Kunden spezielle Vorstellungen von der Boeing 787 haben, sind nur zwei Beispiele.
In der Gewichtung der Ziele unterscheiden sich Fahrzeug- und Flugzeug-Firmen kaum. Jeweils über 70 Prozent geben an, die SC-Kosten senken zu wollen, um konkurrenzfähig zu bleiben. Jeweils knapp 60 Prozent sagen, sie möchten schneller auf Kundenwünsche reagieren können und die Zeitspanne zwischen Bestellung und Lieferung reduzieren. Daran ist insbesondere den Zulieferern von Original-Teilen sehr gelegen: 80 Prozent von ihnen verspüren hier am meisten Druck.
Enorme Bandbreite beim Technologie-Einsatz
Drei Probleme plagen jeweils die Hälfte der Unternehmen: Über ein zu niedriges IT-Budget beklagen sie sich ebenso wie über veraltete IT-Systeme und Kundenanwendungen, die mit der Schnell-Lebigkeit der Geschäfte nicht mithalten können. 53 Prozent sehen besondere Herausforderungen im Daten-Management.
Die Bandbreite des Technologie-Einsatzes in den verschiedenen SC-Bereichen ist enorm: Im Transport-Management etwa arbeitet mehr als die Hälfte der Firmen entweder mit einfacher Tabellen-Kalkulation oder verfügt über gar kein System, in der Zulieferer-Zusammenarbeit sind es 41 Prozent. Selbstentwickelte Lösungen setzt in den verschiedenen Feldern im Schnitt jedes fünfte Unternehmen ein. Mit Enterprise Ressource Planning (ERP) arbeitet über die Hälfte der Firmen im Vorrats-Management sowie in der Herstellungs-Planung und -Terminierung. Best of Breed-Lösungen nutzt durch die Bank nur ein kleiner Teil der Unternehmen.
Am weitesten entwickelt sind en Gros Lager-Management, Volumen- und Programm-Planung sowie Herstellungs-Planung und -Terminierung. Diese Felder sind besser bestellt als die übrigen, aber so richtig sprießt und gedeiht die Ernte dort noch nicht: 80 Prozent der Firmen gehen davon aus, dass ihre aktuellen Lösungen den Anforderungen der Zukunft nicht genügen.
In den kommenden zwei Jahren wollen Auto- und Flugzeug-Firmen zu 56 bzw. 55 Prozent in die Visibility ihrer SC investieren. Am stärksten unterscheiden sie sich beim Lager-Management: 38 Prozent der Fahrzeughersteller wollen für Lösungen Geld ausgeben, aber nur 16 Prozent der Luftfahrt-Unternehmen.
Drei von zehn Firmen wollen gemeinsam mit ihrem ERP- oder Best of Breed-Anbieter innovative SC-Lösungen gestalten, ein Fünftel versucht dies alleine. Der Rest, mutmaßen die Analysten, pirsche sich erst einmal an den Branchen-Durchschnitt heran.
Software fürs komplexe Business nachrüsten
Vier Wege führen laut Aberdeen zur Innovation:
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bestehende Paket- oder On-Demand-Software in bahnbrechender Weise anwenden,
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bestimmte Daten- und Entscheidungs-Tools auch in anderen Teilen der Firma einsetzen,
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mit Hilfe von "Composite Applications" über verschiedene Anwendungen hinweg neue Abläufe ermöglichen und
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Software so nachrüsten, dass sie in einer komplexen Business-Umwelt funktioniert.
Aberdeen befragte für die Studie "Globalization: The Turning Point for Packaged Supply Chain Applications" mehr als 100 Unternehmen aus der Fahrzeug, Luftfahrt- und Rüstungs-Industrie.