Zusammenschluss frühestens 2005

Bahn verschiebt Fusion der IT-Töchter um ein Jahr

17.02.2004
Die Deutsche Bundesbahn hat die Fusion von ihrer beiden IT-Töchter DB Systems und DB Telematik um ein Jahr auf Januar 2005 verschoben. Die beiden Unternehmen sollten erst einmal ihre Hausaufgaben machen, entschied der Konzernvorstand nach Cio.de vorliegenden Informationen.

Im September 2003 hatte die Bahn angekündigt, ihre beiden IT-Töchter in eine Gesellschaft zusammenzuführen. Ab diesem Jahr sollten DB Telematik und DB Systems in einer Gesellschaft zusammengeführt werden, hieß es in der Pressemitteilung. Laut Telematik-Sprecherin Frauke Riva, sei die Presseinformation der Bahn jedoch falsch interpretiert worden.

Tatsächlich wurde erst im September 2003 eine Projektgruppe eingesetzt, um zu prüfen, wie die Fusion aussehen solle. Nach Vorlage des Berichts im November entschied der Konzernvorstand: Fusion ja, aber das Zusammengehen findet erst zum Januar 2005 statt. Wie die Zusammenarbeit von DB Systems und DB Telematik aussehen soll, daran arbeiten zurzeit beide Seiten.

Die DB Systems GmbH mit Sitz in Frankfurt am Main entwickelt und betreibt als Beratungs- und Systemhaus der Deutschen Bahn Informatiklösungen. Das Unternehmen hat rund 2500 Mitarbeiter. Die DB Telematik konzipiert Telekommunikations-Dienstleistungen für die Deutsche Bahn AG und externe Unternehmen. Die Firma mit Hauptsitz in Eschborn bei Frankfurt am Main beschäftigt etwa 3700 Mitarbeiter.

Aufgrund gekürzter Bundesmittel und der prekären finanziellen Situation im Konzern hat der Vorstand Ende vergangenen Jahres das Projekt KISS (Kosten Interner Services Senken) ins Leben gerufen. Das Ziel: Bis 2007 müssen die internen Dienstleister 30 Prozent ihrer Kosten reduzieren. Zum Unternehmensbereich Dienstleistungen zählen unter anderem auch die DB Telematik und DB Systems.

Ein Spar-Ansatz bestand darin, die beiden IT-Töchter zu verschmelzen. Allerdings leidet die Telematik darunter, dass ein großer Teil der Beschäftigten in der Region angesiedelt ist und dort Arbeiten verrichtet, die auch Mitarbeiter des Bahn-Bereiches "Technische Dienste" verrichten. Durch die inzwischen wieder aufgelöste Fusion zwischen der DB Telematik und Arcor liegen Löhne rund 15 Prozent höher als die Bahn-Tarifgehälter der "Technischen Dienste".

Weiteres künftiges Problem: Wenn 2004/2005 der analoge Zugfunk durch den digitalen Zugfunk abgelöst wird, steht voraussichtlich ein weiterer "Personalüberhang" an, wie ein Bahn-Kenner berichtete. Schon jetzt laufen Verhandlungen über einen Sozialplan.

Dagegen muss DB Systems mit gestutzten Budgets auskommen, weil die Bahn in diesem Jahr auf jeden Fall schwarze Zahlen schreiben will, wie aus Bahnkreisen verlautete. Danach liegt das Budget 2004 bei 150 Millionen Euro, nach 260 Millionen im Jahre 2003. Die Entwicklung sei zu erwarten gewesen, aber nicht dieser massive Einbruch, so ein Insider gegenüber CIO.de. Weil die DB Systems nicht am Markt agieren darf, kann sie die Ausfälle interner Bahn-Aufträge nicht durch externe Kunden ausgleichen.

Zugleich konkurriert sie mit Offshore-Kapazitäten anderer Dienstleister. So kooperiert die Bahn-Tochter Cargo beispielsweise mit Accenture und dem Manila Solution Center bei IT-Projekten im Bereich Transport und Logistik (Supply Chain Management). Die Qualität und die Fehlerquote seien allerdings extrem hoch und würden in Deutschland korrigiert, aber im Moment schaue jeder nur auf die Kosten, berichtet ein Insider.

So sprach der Aufsichtsrat bei Verabschiedung der Planung im Dezember 2003 auch nicht mehr von einer Konjunkturdelle. Stattdessen sei von einer anhaltend kritischen Situation in den nächsten Jahren auszugehen, die sich in diesem Jahr in der Entwicklung ausdrücke und in den kommenden Jahren stärker im IT-Bereich auswirken werde.