Alle reden von der Finanzkrise. Die Analysten von IDC nicht. Jedenfalls nicht nur. Sie sprechen zusätzlich von der Vertrauenskrise. Im Klartext: Banken haben derzeit an drei Fronten zu kämpfen. Eine davon ist natürlich die Finanzkrise, die andere die Nervosität der Verbraucher und die dritte ist Compliance. Regulatoren und Politiker werden die Muskeln spielen lassen, so die Analysten.
Auf IT-Entscheider in den Banken steigt der Druck, den Wert ihrer Arbeit zu beweisen. Wegen eines allgemeinen Sparkurses sind die Einschnitte beim IT-Budget schlimmer als beim Dotcom-Drash 2002, so IDC.
Weil CIOs gelernt haben, bei aller Kostenreduktion auf Effizienz zu achten, wird für die Bereiche Kundenbindungs-Management (CRM) und Business Intelligence (BI) dennoch Geld locker gemacht. Banken brauchen Informationen darüber, in welche Segmente sie ihre Kunden einteilen können und welche davon den meisten Umsatz bringen.
Ziel ist, verlorenes Kundenvertrauen zurückzugewinnen und insbesondere Premium-Kunden zu binden. Dabei soll die IT Applikationen für Mobile Banking bereitstellen beziehungsweise ganz allgemein die Kundenansprache über mehrere Kanäle (Internet, Handy, Selbstbedienungsterminals etc.) unterstützen.
Ein weiterer Ansatzpunkt für das Customer Relationship Management ist die Vernetzung der Kunden untereinander. Dabei kann es allerdings nicht darum gehen, Social Networking irgendwie einzusetzen. IDC hält Twitter, Facebook und Second Life mittlerweile für Produkte des ersten Internet-Booms. Heute bauen Banken Communitys auf, die zu ihrem Image und ihren Angeboten passen.
Risiko-Management und Business Intelligence als Antwort auf die Krise
Als Folge der aktuellen Mega-Krise ändern Banken außerdem ihre Einstellung zum Risiko-Management (RM). Dieses zählt IDC ebenfalls zu den wenigen Bereichen, in die trotz aller Sparmaßnahmen Geld fließt. Galt RM bisher als Entscheider-Sache, so setzt sich nun eine Firmenkultur durch, in der jeder Einzelne verantwortlich ist.
Hinzu kommt eine dritte Compliance-Welle an globalen oder zumindest pan-europäischen Regularien. In der Entwicklung von Compliance hatte zunächst nur der Schutz des Endverbrauchers im Fokus gestanden, dann waren nationale Regelwerke hinzugekommen. Diese werden zunehmend durch weltweite Richtlinien ergänzt.
Business Intelligence und Analyse-Tools bleiben eine der wichtigsten Antworten der Banken-IT auf all diese Probleme. Eine andere ist Outsourcing. IDC rechnet damit, dass der Bedarf an Transaction Processing Outsourcing um mindestens zehn Prozent steigen wird, weil sich Banken immer stärker auf ihr Kerngeschäft konzentrieren.
Was nicht heißen soll, dass sich Service-Provider zurücklehnen könnten. Sie werden immer stärker unter die Lupe genommen. Banken wollen sichergehen, mit einem Dienstleister zusammenzuarbeiten, der wirtschaftlich stabil ist und für Qualität bürgt.
Infrastruktur entrümpeln und virtualisieren
Nicht zuletzt wird es vor dem Hintergrund des Sparzwangs Aufgabe des CIO sein, die Infrastruktur zu entrümpeln. Die Analysten erwarten, dass IT-Entscheider Lizenzen neu verhandeln, Virtualisierungsprojekte anschieben und Plattformen konsolidieren.
Die Analysten von IDC dokumentieren ihre Aussagen in dem Papier "Financial Insights - 2009 Predictions EMEA Financial Services."