IT-Manager wetten

Budget-Anteil von PLM verdreifacht sich

11.08.2011 von Clemens Keil
Clemens Keil, CIO, Knorr-Bremse, wettet, dass im Jahr 2021 ... Wetten Sie mit!
Clemens Keil ist CIO bei Knorr-Bremse.
Foto: Knorr-Bremse AG

"Ich wette, dass sich der Anteil von PLM-Systemen in den IT-Budgets bis 2021 verdreifacht."

Ausgangspunkt:

In den letzten 20 Jahren wurde erheblich in SCM/ERP-Systeme investiert. Dies ist zu einem nicht unbeträchtlichen Anteil auch den Marketingabteilungen der einschlägigen Softwarehersteller geschuldet. Die durch SCM/ERP-Systeme erreichbaren Potenziale sind mittlerweile zum Großteil gehoben. Im PLM-Umfeld schlummern dagegen noch Potenziale, mit deren Erschließung sich gerade auch in Zeiten von Globalisierung einerseits und Wirtschaftskrisen andererseits Wettbewerbsvorteile erarbeiten lassen.

Bei Knorr-Bremse sind in den letzten Jahren anteilig zunehmend mehr IT-Ressourcen in SCM-Systeme geflossen. Mittlerweile ist der Anteil der IT-Ressourcen für SCM-Systeme rund dreimal so hoch wie für PLM-Systeme. Aussagen von CIO-Kollegen anderer Maschinenbau- und Zulieferunternehmen deuten darauf hin, dass bei Knorr-Bremse noch vergleichsweise viel - mit steigender Tendenz - in PLM-Systeme investiert wird.

Betrachtet man die Durchdringung von ERP- und PLM-Systemen, gemessen an der Zahl der User, so zeigt sich bereits heute sowohl im Vergleich zur Gesamtzahl der PC-Nutzer als auch im Vergleich zur Gesamtzahl der ERP-Nutzer eine überraschend hohe Durchdringung unserer PLM-Systeme. Letztlich wird dadurch deutlich, dass bereits bei der heute zur Verfügung stehenden PLM-Funktionalität diese breit im Unternehmen - bei allen relevanten Vertriebs-, Entwicklungs-, Produktions-, Qualitäts- und Einkaufsstellen - verankert ist.

Der Trend zur gesteigerten Bedeutung von PLM-Systemen wird auch von diversen Analysten bestätigt. So unterstreicht Gartner etwa die Einschätzung zur künftigen Entwicklung, nach der der Beitrag der ERP-Systeme zur Effizienzsteigerung in den Unternehmen im Wesentlichen ausgeschöpft ist.

Künftige Herausforderungen

Die künftigen Herausforderungen produzierender Unternehmen liegen in der Verbesserung der Innovations- und Entwicklungsprozesse. Reduzierung von Time-to-Market und Steigerung der Innovations- und Entwicklungseffizienz durch

Dies gilt nicht nur für Knorr-Bremse, wie das nachfolgende Zitat aus einem Siemens Executive Forum ausdrücklich bestätigt: Produkte und Fertigungsprozesse werden von der Produktidee bis zu Realisierung virtuell vorgedacht und entwickelt, ganze Prozessschritte übersprungen.

"Durch Industriesoftware kann das Engineering in allen Ebenen parallel ablaufen - in einer gemeinsamen Datenbasis über den gesamten Lebenszyklus von Produkten und Produktionsanlagen hinweg. Bei uns heißt das 'Product Lifecycle Management'", erläuterte Siemens-Vorstand Prof. Siegfried Russwurm.

Durch die Kombination dieser Software mit dem Engineering der Automatisierungstechnik wachsen die reale und die digitale Fertigungswelt zusammen. So können die Entwicklungszeiten einer neuen Kamera um die Hälfte reduziert und neue Autos innerhalb eines Jahres auf den Markt gebracht werden. Voraussetzungen dafür seien die weltweite Vernetzung von Entwicklungsressourcen und die virtuelle Zusammenarbeit an verschiedenen Stufen des Produktionsprozesses. "´Wir spannen bei uns gerade 20.000 Ingenieure an 50 Standorten rund um den Erdball über ein einheitliches Datenmanagement zusammen`, so das Siemens-Vorstandsmitglied." (Management Review: Siemens Executive Forum München 2011, 23.02.2011)

Wichtig ist dabei, dass der gesamte Produktlebenszyklus, angefangen von der Produktidee über Produktentwicklung, Produktionsplanung und Wartung im Betrieb bis zum Ausphasen/Entsorgen eines Produktes im Fokus steht.

Es ist schon lange bekannt, dass bereits in frühen Produktentwicklungsphasen Entscheidungen getroffen werden, deren Kostenauswirkungen erst in den späten Phasen sichtbar werden. Mit dem Einsatz von PLM-Systemen bereits in frühen Phasen kann unter anderem auch die Auswirkung von kostenrelevanten Entscheidungen frühzeitig antizipiert werden.

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Foto: IDG Business Media GmbH

Eine nächste Stufe zur Effizienzsteigerung kann durch eine stärkere Vernetzung von Produktentwicklung und Produktion dergestalt erreicht werden, dass das Produktdesign auch auf produktionsrelevante Faktoren ausgerichtet wird.

Beschränkt man den Fokus des gesamten Produktlebenszyklus nicht nur auf das eigene Unternehmen, sondern bezieht zum Beispiel auch Kunden, Lieferanten und andere relevante Geschäftspartner mit ein, kann man aus den daraus resultierenden Wissens- und Innovationsnetzwerken weitere Potenziale generieren.

Konsequenzen

Die IT-Ressourcen müssen daher verstärkt auf PLM-Systeme ausgerichtet werden. Diese Einschätzung wird unter anderem auch durch eine Studie der Aberdeen Group (vgl. Aberdeen Group: New Product Development: Profiting from Innovation processes, 2004) sowie durch eine Studie von TechConsult von 2008 bestätigt.

Wer bereits den Wert einer PLM-Umgebung erkannt hat, weiß diesen strategisch zu nutzen. Dieser Trend wird durch die Studie "Benefits of PLM" von Prof. Abramovici, Inhaber des Lehrstuhls für Maschinenbau-Informatik der Ruhr-Universität Bochum, 2009 bestätigt. In der Studie wird zwischen PLM-Nachzüglern, PLM-Fortgeschrittenen und PLM-Champions unterschieden. Die letzten beiden Gruppen investieren in PLM-Systeme mit Fokus auf Innovationsmanagement und Anforderungsmanagement.

Dementsprechend hat auch Knorr-Bremse selbst in der Wirtschaftskrise nachhaltig in den weiteren Ausbau seiner PLM-Systeme investiert. Die wesentlichen IT-Initiativen mit Ratio-Potenzial sind derzeit:

Ausblick

Vor dem oben aufgeführten Hintergrund prognostiziere ich, dass in zehn Jahren die in PLM-Systemen getätigten Investments das Niveau der entsprechenden Ausgaben für SCM/ERP-Systeme erreichen werden. Demzufolge wird sich der Anteil von PLM-Systemen in den IT-Budgets verdreifachen. Dementsprechend wird künftig das Thema PLM verstärkt auch auf der Agenda von CIOs stehen. Das wird man auch daran ablesen können, dass ich viele meiner CIO-Kollegen künftig nicht nur auf einschlägigen SCM/ERP-Kongressen, sondern auch auf den entsprechenden PLM-Veranstaltungen treffen werde.

Ich freue mich auf Ihre Gegenwette!

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