Web-2.0-Tools sind bei IT-Verantwortlichen in Deutschland nicht sonderlich beliebt, wie unter anderem eine aktuelle Umfrage von PR-Com zeigt. Demnach nutzen lediglich acht Prozent von ihnen selber Social Media-Angebote wie Facebook oder Twitter.
Jenseits der IT-Abteilungen aber gibt es durchaus Sympathien für die Mitmachangebote des Internet - etwa in den Bereichen Marketing und CRM. Nun entdecken auch Personal- und Projektmanager, Berater und Change-Manager die Möglichkeiten, die Web 2.0 bei Veränderungsprozessen im Unternehmen bietet.
Bei Veränderungsprozessen dominieren organisatorische Restrukturierung, Strategiewandel, Geschäftsprozess-Optimierung und Leitbild-Projekte. "Der Trend zum Einsatz von Web-2.0-Technologien", heißt es in der gemeinsamen Studie der Universität Stuttgart, der centrestage GmbH und der Know How! AG aus Stuttgart, "steigt dabei unaufhörlich".
Häufiger als ihre IT-Kollegen haben die 400 im April 2010 befragten Experten aus der Beratungsbranche, aus Industrie- und Dienstleistungsunternehmen sowie aus Wissenschaft und Forschung schon eigene Erfahrungen mit dem Social Web gemacht. Bereits 40 Prozent berufen sich in der Online-Umfrage auf ihre persönliche Expertise. Vor zwei Jahren betrug diese Zahl nur 20 Prozent.
Besonders beliebt sind bei den Experten Online-Befragungen, virtuelle Communities und Wikis. Neuere Tools im Social Software-Spektrum wie Jams (massiv parallele Online-Konferenzen) würden zwar von der Fachwelt propagiert, heißt es in der Studie, fänden aber in der Praxis noch keinen Anklang.
Höhere Reichweite, Aktualität und Vernetzung
Als wesentliche Vorteile von Web 2.0 in Change-Prozessen führen die Befragten größere Reichweiten und Aktionsfelder sowie eine höhere Aktualität der Informationen auf. Eine bessere Vernetzung und Selbstorganisation aller Beteiligten sowie eine stärkere Zusammenarbeit sehen die Experten ebenfalls als große Pluspunkte der Web-2.0-Technologien an.
Wenig im Fokus steht offenbar die Verbesserung der Kostensituation und eine Laufzeitverkürzung eines Change-Projektes. Immerhin ein Drittel der Befragten zeigt sich zwar davon überzeugt, dass sich durch den Einsatz von Web 2.0-Technologien Kosten sparen lassen, ein weiteres Drittel beurteilt die Kosten immerhin als gleichbleibend. Das fehlende Drittel (30 Prozent) können den Einfluss von Web 2.0 auf die Kosten eines Change-Projekts überhaupt nicht einschätzen. Da sich Veränderungsprozesse innerhalb eines Unternehmens insgesamt nur schwer messen ließen, erweise sich der Vergleich bezüglich Laufzeitverkürzung und Kostenminimierung in der Praxis als äußerst schwierig, kommentieren die Verfasser der Studie.
"Aus Erfahrung", so Viola Ploski, Projektmanagerin Change 2.0-Projekte bei der Know How! AG, "weichen viele Change-Manager bei der Kostenfrage gerne aus". Einerseits tauchten Folgekosten erst im Verlauf des Projekts oder später auf, andererseits könne eine einmalige Investition für Web-2.0-Technologien im Unternehmen auch für andere Zwecke genutzt werden.