Siemens Healthineers CIO Henkel: "Technik ist nicht alles!"
13.02.2020 von Andrea König
Der IT-Verantwortliche des Medizintechnikunternehmens Siemens Healthineers beschreibt in seiner Keynote, worauf es ihm beim Vorantreiben von Plattformstrategie und digitaler Kultur besonders ankommt: Auf den einzelnen Menschen im Unternehmen, der mit diesem Kulturwandel nicht alleingelassen wird.
CIO Stefan Henkel kommt zu seiner Keynote auf den Hamburger IT-Strategietagen von der zweiten Hauptversammlung von Siemens Healthineers. Bis das Medizintechnikunternehmen 2018 zu einem eigenständigen börsennotierten Unternehmen wurde, war es laut Henkel ein sehr eigenständiger Arm von Siemens. Auch heute noch ist das Unternehmen dem Konzern verbunden - Siemens ist der größte Aktionär von Siemens Healthineers. "Das gibt uns Sicherheit und lässt uns gleichzeitig unsere Eigenständigkeit", sagt Henkel, seit 2014 der IT-Verantwortliche im Unternehmen.
Der Fokus von Siemens Healthineers liegt ausschließlich auf Medizintechnik. Das Unternehmen verfügt über eine direkte Präsenz in mehr als 70 Ländern und hat 2019 einen Umsatz von 14,5 Milliarden Euro generiert. Treiber sei die besondere Verantwortung, so Henkel: "240.000 Patienten werden jede Stunde mit unseren Geräten betreut." Umso wichtiger sei es deshalb, Technologien permanent weiterzuentwickeln.
Henkels Keynote trägt den Titel "Digitalizing the core - designing the IT architecture towards business-oriented agility and flexibility". Bei Siemens Healthineers spielt es eine große Rolle, wie die IT-Architektur weiterentwickelt werde, um Agilität und Flexibilität im Geschäft zu ermöglichen. Innovation spielt dabei eine besondere Rolle, das Unternehmen hält eine große Zahl von Patenten. Die Nachfrage im Gesundheitsmarkt ist groß - wenn man älter werde, steige nun mal nicht unbedingt der Fitnessgrad, so Henkel. Als übergeordnetes Unternehmensziel definiert er den Wunsch nach besseren Ergebnissen durch die Gesundheitsversorgung zu geringeren Kosten.
In seiner Keynote fasst CIO Henkel drei strategische Stoßrichtungen von Siemens Healthineers zusammen, die alle auf Digitalisierung basieren:
Präzisionsmedizin erweitern: Keiner von uns entspricht dem Durchschnittsbürger, deshalb hat die Strategie von Siemens Healthineers ein Erweitern der Präzisionsmedizin zum Ziel.
Transformation des Gesundheitswesens: das Unternehmen möchte mehr Menschen Zugang zu Behandlungen ermöglichen. Das gilt nicht unbedingt für Deutschland, aber in anderen Ländern ist der Weg zu einer Radiologie zum Teil sehr weit.
Patientenerlebnis verbessern: Beim Cinematic Rendering sehen Patienten ihre Gefäße in einer sehr plastischen Darstellung. Die Darstellung ist nur ein Beispiel dafür, wie Siemens Healthineers Patienten mehr Informationen zur Verfügung stellen möchte und auch die Verfügbarkeit dieser Informationen verbessern möchte.
Diese strategischen Unternehmensziele erfordern eine hochgradig innovative Prozesslandschaft in der IT. Das Geschäft demokratisiere sich, beschreibt Henkel den Wandel. Drei Themen treibt die IT aktuell besonders voran:
Innovationen für User: dazu zählen Mitarbeiterproduktivität und ein digitales Arbeitsumfeld
Digitale Transformation: neben Technologie spielt eine digitale Kultur eine sehr große Rolle. "Wir müssen das Mindset in unser Verhalten bekommen, viel flexibler reagieren und Zusammenarbeit lernen", fasst Henkel zusammen. Dafür wurde bei Siemens Healthineers mit DigIT ein eigenes Programm geschaffen.
Cyber Security
Wie kann die IT digitale Prozesse unterstützen?
Bei Siemens Healthineers fiel die Entscheidung auf eine plattformbasierte Architektur. Applikationen werden auf Plattformen aufgebaut - das ermöglicht eine leichtere Skalierung und neue Geschäftsmodelle. Um dies umzusetzen, setzt Henkel auf eine im Unternehmen bekannte, robuste und erweiterungsfähige Plattformstrategie. Darüber steht eine Enterprise-Architektur, um die Prozesse über die Plattformen hinweg orchestrieren zu können. Als dritten wichtigen Rahmen nennt Henkel das Thema Cyber Security.
"Technologie ist nicht alles!"
Eine stabile Plattform aufzusetzen und Plattformen nach und nach zu standardisieren, ist das eine. Wie lässt sich erreichen, dass die Plattformen im Sinne einer agilen Kultur genutzt und vorangetrieben werden? "Technologie ist nicht alles!", macht Henkel in seiner Keynote deutlich. Es sind die Kollegen, die Menschen - er eingeschlossen -, die sich mit den neuen Tools und Arbeitsweisen beschäftigen müssen.
Henkel sieht die Entwicklung als einen Kulturwandel und stellt klar, dass man sich noch auf der Reise befinde. Agilität implementieren die Teams bei Siemens Heathineers doing on the job. Dazu gibt es das Transformationsprogramm DigIT, das die IT gemeinsam mit HR und der Kommunikationsabteilung aufgebaut hat. Mit Trainings und Gamification-Ansätzen treibt das Programm die Nutzung der Technologien im Unternehmen voran.
Im Rahmen des Programms wurde vor 1,5 Jahren unter anderem ein sogenanntes Digital Lab gegründet, in dem vier IT-Talente aus dem Unternehmen mit Experten aus anderen Bereichen zusammenarbeiten und ihre Themen aus dem Lab heraus ins Unternehmen tragen. Ein Beleg dafür, dass der Wandel in Gang gekommen ist: Mittlerweile sei die Nachfrage nach einer Position im Digital Lab höher als die Anzahl der dort verfügbaren Positionen.
Die Top-CIOs der Gesundheitsbranche
Holger Witzemann, AOK Systems Holger Witzemann ist seit Mai 2016 Geschäftsführer der AOK Systems. Der Diplom-Ingenieur für Technische Informatik war vorher Geschäftsführer im Bitmarck-Konzern in Essen, einem IT-Anbieter für Betriebs-, Innungs- und Ersatzkassen sowie die DAK-Gesundheit und weitere Ersatzkassen. Witzemann verantwortet nun die Softwareentwicklung für die gesamte AOK-Gemeinschaft, die BARMER, die BKK Mobil Oil, die VIACTIV Krankenasse und die Hanseatische Krankenkasse.
Stefan Henkel, Siemens Healthineers Stefan Henkel ist CIO von Siemens Healthineers. Stefan Henkel absolvierte sein Studium in Wirtschaftswissenschaften an der Universität Bamberg, wo er ebenfalls seine Promotion abschloss. Nach Stationen als Lehrbeauftragter und selbstständiger IT-Berater, startete er im Jahr 1996 seine berufliche Laufbahn bei Siemens Management Consulting in München. Bereits 1997 übernahm er die Leitung der Supply Chain Beratung im Bereich Corporate Procurement and Logistics. Nach weiteren leitenden Positionen in verschiedenen Abteilungen wechselte er 2006 in den Bereich Customer Services der Healthcare-Sparte. Dort verantwortete er weltweit "Product Support" und den "Siemens Remote Service". Nachdem er ein unternehmensweites Transformationsprojekt erfolgreich leitete, übernahm Stefan Henkel 2011 die Position des Leiters für Customer Relationship Management Operations. Daraufhin übernahm er die Verantwortung als Leiter der IT und seit 2018 besetzt Stefan Henkel die Position des CIO von Siemens Healthineers.
Hans-Ulrich Prokosch, Uniklinikum Erlangen Hans-Ulrich Prokosch ist CIO am Uniklinikum Erlangen und Inhaber des Lehrstuhls für Medizinische Informatik an der Universität Erlangen-Nürnberg. Bis 2003 war er Professor für Medizinische Informatik an der Universität Münster. Prokosch hat Mathematik studiert, dann einen Doktor in Humanbiologie gemacht und sich anschließend im Fach Medizinische Informatik habilitiert.
Markus Balser, Rhön Klinikum AG Markus Balser ist seit Februar 2018 Konzernbereichsleiter IT/Konzern-EDV an der Rhön-Klinikum AG. Zuvor war er seit 2008 bei der Accenture GmbH als Managing Director im Bereich Technology Strategy verantwortlich für Enterprise Architecture & Application Strategy im deutschsprachigen Raum.
Andreas Strausfeld, Bitmarck Holding Im Juli 2014 ist Andreas Strausfeld zum Geschäftsführer der Bitmarck Holding GmbH aufgestiegen. Damit steht er dem IT-Dienstleister für Krankenkassen vor. Andreas Strausfeld ist seit 2008 als Geschäftsführer bei der Bitmarck Holding GmbH und seit 2010 bei der Bitmarck Vertriebs- und Projekt GmbH aktiv. In gleicher Funktion war er in Personalunion auch von 2012 bis 2013 bei der Bitmarck Software GmbH tätig. 2018 wurde sein Vertrag bei Bitmarck vorzeitig um vier Jahre bis 2024 verlängert.
Stefan Domsch, Synlab Im Juli 2024 wechselte Stefan Domsch die Branche und stieg als IT-Chef bei Synlab ein. Bisher war er Group CIO vom TÜV Süd.
Ingo Elfering, Fresenius Seit Juli 2020 besetzt Ingo Elfering den neu geschaffenen CIO-Posten bei der Fresenius Gruppe. Der gelernte Wirtschaftsinformatiker soll die globalen IT-Aktivitäten des Konzerns koordinieren und weiterentwickeln. Zudem übernimmt er die Leitung der IT-Dienstleistungs-Tochter Fresenius Netcare, die mittlerweile in Fresenius Digital Technology umbenannt wurde. Elfering berichtet an den Finanzvorstand.
Jens Schulze, Universitätsklinikum Frankfurt am Main Jens Schulze ist seit September 2019 CIO und Leiter des Dezernats für Informations- und Kommunikationstechnologie (DICT) im Universitätsklinikum Frankfurt. Sein Vorgänger Martin Overath ist jetzt Geschäftsleiter Medizinischer Arbeitsplatz beim Softwarehersteller Knowledgepark. In seiner Rolle verantwortet Schultz alle Bereiche der administrativen und klinischen IT inklusive der Telekommunikation. Er berichtet an den kaufmännischen Direktor als Mitglied des Vorstands. Für seine Leistungen als CIO der Uniklinik Leverkusen (2013-2019) wurde Jens Schulze beim CIO des Jahres 2019 in der Kategorie Public Sektor ausgezeichnet.
Michael Kraus, Universitätsklinikum Freiburg Michael Kraus ist seit August 2014 für die IT am Universitätsklinikum Freiburg verantwortlich. Bereits seit 2009 war er stellvertretender Leiter des Klinikrechenzentrums. Nach seinem Physik-Studium und einer Promotion im Bereich der Systembiologie war Kraus wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Medizinischen Fakultät der Universität Freiburg. 1996 wechselte er als IT-Leiter in die Universitätsverwaltung und verantwortete dort ab 1999 als Dezernatsleiter neben der IT für das Campus Management die Bereiche Controlling, Organisation und Neue Medien.
Rudolf Dück, UKSH IT-Chef am Universitätsklinikum Schleswig-Holstein (UKSH) ist seit Januar 2019 Rudolf Dück. Er übernahm die Leitung der Stabsstelle Informationstechnologie. Zugleich ist er Geschäftsführer der UKSH Gesellschaft für IT Services mbH (ITSG) sowie der Gesellschaft für Informationstechnologie (GfIT). Davor war Dück als Leiter des Bielefelder IT-Servicezentrums (BITS) an der Universität Bielefeld tätig.
Manfred Criegee-Rieck, Klinikum Nürnberg Manfred Criegee-Rieck leitet seit Juni 2017 die IT des Klinikums Nürnberg. Der neue IT-Leiter ist Nachfolger des langjährigen CIOs Helmut Schlegel. Er kommt von den Franziskanerbrüdern vom Heiligen Kreuz, wo er Gesamtleiter IT war.
Heiko Reinhard, Ottobock Heiko Reinhard ist seit Mai 2018 neuer CIO beim Duderstädter Medizintechnik-Hersteller Ottobock. Er war bislang als CEO des IT-Dienstleisters Sycor, der IT-Tochter von Ottobock, in Amerika und als IT Director North America für Ottobock tätig.
Patrick Wenz, Universitätsmedizin Mainz Patrick Wenz leitet die IT der Universitätsmedizin Mainz bis Ende 2023 im Interim.
Jan Vitt, Universitätsmedizin Mainz Ab Januar 2024 soll Jan Vitt die IT der Universitätsmedizin Mainz leiten.
Aude Vik, Techniker Krankenkasse Seit Anfang 2024 ist Aude Vik Geschäftsbereichsleiterin Informationstechnologie bei der Techniker Krankenkasse.
Gunther Nolte, Vivantes-Klinik Gunther Nolte ist schon seit 2001 IT- und TK-Direktor beim Gesundheitsnetzwerk Vivantes. Der Diplom-Informatiker arbeitete nach seinem Studium zunächst als Softwareentwickler in einem Systemhaus. Zwischen 1986 und 2001 war er unter anderem als Projektleiter für den Aufbau eines Tumorregisters am onkologischen Schwerpunkt Klinikum Kassel verantwortlich.
Dirk Herzberger, Helios Kliniken Seit 1998 leitet Dirk Herzberger die IT der Klinikkette Helios, die seit 2005 zu Fresenius gehört. Mit seiner Abteilung "Zentraler Dienst IT" stellt er dem gesamten Unternehmen die PC-gestützte Infrastruktur zur Verfügung - das reicht von medizinischen Dokumentationssystemen über die IT für Abrechnungen bis zu Telemedizin-Lösungen. Diplom-Ingenieur Herzberger war zuvor sechs Jahre Leiter EDV der Asklepios Neurologischen Klinik Bad Salzhausen und ab 1993 am Aufbau der Zentrale Dienste EDV der Asklepios Gruppe beteiligt. Zwischen 1988 und 1992 arbeitete Herzberger als Entwicklungsingenieur in der Forschungs- und Entwicklungsabteilung sowie in der Abteilung Technische EDV der Firma Weiss Umwelttechnik.
Franz-Helmut Gerhards, DAK Franz-Helmut Gerhards ist seit Oktober 2016 CDO und Mitglied der Geschäftsleitung der DAK-Gesundheit in Hamburg. Er ist für die unternehmensweite digitale Transformation der Krankenkasse verantwortlich. Dazu gehört neben der strategischen Ausrichtung der DAK den Aufbau eines digitalen Ökosystems sowie die digitale Transformation aller relevanten Kundenprozesse mit dem Fokus auf die Kundenorientierung. Zudem verantwortet Gerhards den mit der Digitalisierung verbundenen kulturellen Wandel und leitet die Digitale Fabrik, die als interner Inkubator die digitale Transformation der Kasse operativ gestaltet.
Henning Schneider, Asklepios Konzern Henning Schneider hat im Oktober 2016 die Leitung des Konzernbereichs IT im Asklepios Konzern übernommen. Er folgt auf Martin Stein, der das Unternehmen verlassen hat, um als Kaufmännischer Geschäftsführer des Gemeinschaftsklinikums Mittelrhein tätig zu sein. Schneider wechselte vom Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) zu Asklepios. Am UKE leitete er seit 2012 als CIO den Geschäftsbereich Informationstechnologie. Bereits seit 2008 trug er dort Verantwortung für die medizinischen IT-Systeme und die Umsetzung der elektronischen Patientenakte.
Martin Peuker, Charité Martin Peuker ist CIO der Berliner Charité. Große Hoffnungen setzt Peuker in die europäische Cloud-Initiative Gaia-X, die allmählich Formen annimmt: "Von Gaia-X könnte der gesamte Health-Sektor profitieren", ist er überzeugt. Die Charité unterstütze die Initiative schon jetzt aktiv. Bisher kommen Cloud-Ressourcen ausschließlich im Verwaltungsbereich der Charité zum Einsatz.
Kurt Kruber, Klinikum der Universität München Seit Dezember 2012 verantwortet Kurt Kruber am Klinikum der Ludwig-Maximilians-Universität Medizintechnik und Informationstechnik. Beide Ressorts sollen unter der Führung des 49-Jährigen näher zusammenrücken, wie sich auch an der Agenda des IT-Chefs zeigt: Eines seiner Projekte ist das Zusammenführen der Mitarbeiter aus diesen Bereichen.
Bernd Christoph Meisheit, Sana Kliniken Bernd Christoph Meisheit ist seit August 2009 Geschäftsführer bei der IT-Tochter der Sana Kliniken. Meisheit stieß damals zu Gerald Götz, der die Sana IT Services bereits zwölf Jahre lang leitete, und formte mit ihm eine Doppelspitze. Seit Götz Sana im Herbst 2010 verlassen hat, leitet Meisheit die IT des Klinikbetreibers allein. Meisheit war zuvor IT-Verantwortlicher des Klinikverbandes St. Antonius und Geschäftsführer der Gesellschaft für Information und Technologie im Gesundheitswesen in Wuppertal. In den Jahren 2000 bis 2008 war er CIO der MTG Malteser Trägergesellschaft und Mitglied des Kooperationsrates der Deutsche Malteser GmbH. In dieser Funktion wurde er 2007 von unserer Schwesterpublikation Computerwoche für ein Rechenzentrumsprojekt zum Anwender des Jahres in der Kategorie IT-Performance gekürt. Von 1992 bis 1997 war er Leiter der Abteilung IT und Organisation und ab 1998 stellvertretender Leiter der Hauptabteilung Finanzen, Unternehmensrechnung und Informationssysteme der Flughafen Köln/Bonn GmbH. Meisheit hat in Köln die Fächer Nachrichtentechnik und Informationsverarbeitung studiert.