CIOs verlieren sich in einem stetig wachsenden Dschungel aus Applikationen. Dieses Bild zeichnet zumindest der "Application Landscape Report 2014", für den Capgemini Angaben von mehr als 1.000 IT-Entscheidern aus 16 Ländern ausgewertet hat.
Demnach erklärt fast jeder Zweite (48 Prozent), in seinem Unternehmen seien mehr Anwendungen vorhanden als notwendig. In einer vergleichbaren Umfrage drei Jahre zuvor war es "nur" gut jeder Dritte (34 Prozent). Etwas präziser: eine Mehrheit von 73 Prozent der CIOs sagt aktuell, dass mindestens jede fünfte Anwendung überflüssig sei (weil einer anderen sehr ähnlich). 76 Prozent geben an, sie würden gerne einmal gründlich rationalisieren.
Capgemini warnt davor, dies als reines IT-Problem zu betrachten. Für die Consultants ist es ein Business-Problem, wenn die Digitalisierung nicht vorankommt. Dazu Ron Tolido, CTO (Chief Technology Officer) Application Services Continental Europe bei Capgemini: "In einer Welt, in der die Digitalisierung jede Unternehmens-Facette durchdringt und es auf schnelle Implementierung von Mobile, Social, Big Data und Cloud-Lösungen ankommt, gewinnt eine rationalisierte Anwendungs-Landschaft plötzlich strategische Bedeutung."
Wie ein genauerer Blick auf die Angaben der CIOs zeigt, handelt es sich hierbei vor allem um ein Problem der westlichen Industrienationen. Aufsteigende Märkte wie Brasilien, Indien und China haben solche Sorgen weniger.
Das scheint auch für einen weiteren Aspekt zu gelten: das Zusammenspiel von Business und IT. Während CIOs aus den Industrienationen nach wie vor von Verständigungsschwierigkeiten berichten, klingen ihre Kollegen aus den BRIC-Staaten viel optimistischer. Tolido sieht hier einen klaren Wettbewerbsvorteil für Unternehmen aus den aufstrebenden Märkten.
Die Top-Prioritäten der CIOs
Werden die Antworten aller Teilnehmer zusammengenommen, steht das Ziel der Effizienzsteigerung auf der Prioritätenliste der CIOs ganz oben (55 Prozent der Nennungen). Das ist gegenüber der Umfrage von 2011 mit 52 Prozent wenig Änderung.
Anders bei der zweiten und dritten Priorität. Heute nennen 47 Prozent der Befragten die Produktivitätssteigerung wichtig, 2011 waren es mit 33 Prozent deutlich weniger. Das Ziel der Kostensenkung führen jetzt 36 Prozent an - vor drei Jahren waren es 46 Prozent.
Eine deutliche Verschiebung zeigt sich auch beim Thema Innovation. In der aktuellen Studie ist es für gut jeden Vierten (26 Prozent) ein wichtiges Ziel, durch neue Anwendungen Innovationen zu ermöglichen. 2011 sagten das erst 16 Prozent.
Mehr Geld für CIOs in den BRIC-Staaten
Was ihre Budgets angeht, zeigen sich die Befragten mehrheitlich optimistisch. Insgesamt 61 Prozent gehen davon aus, dass sie in den kommenden fünf Jahren mehr Geld bereitgestellt bekommen. Davon erklären elf Prozent sogar, dass sie mit deutlich höheren Etats rechnen. Am anderen Ende der Skala denken ebenfalls elf Prozent, dass die Budgets sinken werden.
Auch hier zeigen sich teils deutliche Unterschiede zwischen den Regionen. Beispiel BRIC im Vergleich zu Deutschland: 85 Prozent der IT-Chefs in den BRIC-Staaten erwarten steigende Etats, davon 23 Prozent signifikant steigende. In der Bundesrepublik rechnet noch nicht einmal jeder Zweite mit mehr Geld. Lediglich 46 Prozent glauben daran (43 Prozent "steigt", drei Prozent "steigt signifikant").
Ein weiteres Ergebnis des Reports bezieht sich auf den Implementierungsgrad neuer Technologien. Wie beispielsweise auch der US-Marktforscher Gartner stuft Capgemini Cloud, Mobility, Social und Big Data als "disruptive" ein. Werden alle Teilnehmer-Stimmen der Umfrage zusammengezählt, kommt Cloud auf 56 Prozent der Nennungen, Mobility auf 54 Prozent. Social erreicht 41 Prozent und Big Data 34 Prozent.
Hier bestätigt ein Blick auf die Nationen das Ungleichgewicht der BRIC-Staaten gegenüber den Industrienationen. Demnach liegt die Verbreitung von Cloud in den BRIC-Staaten bei 67 Prozent, Mobility bei 63 Prozent, Social bei 56 Prozent und Big Data bei 48 Prozent. Die Zahlen von Mitteleuropa (inklusive Deutschland): Cloud kommt auf 49 Prozent, Mobility auf 47 Prozent, Social auf 34 Prozent und Big Data auf 25 Prozent.