CIO Beyond 2021

CIOs diskutieren die neue Arbeitswelt

24.06.2021 von Jens Dose
Der erste CIO-Beyond-Workshop 2021 stand ganz im Zeichen des "New Normal". Die CIO-Community diskutierte über Chancen und Herausforderungen neuer Arbeitskonzepte.
Wie arbeiten wir in und nach der Pandemie? Darüber tauschte sich die CIO-Community bei "CIO Beyond" aus.
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Unter dem Motto "Beyond Work" kamen CIOs Mitte April zum Frühlings-Event der "CIO-Beyond"-Reihe zusammen. Virtuell und per "Du" tauschten sich die Teilnehmer über die Auswirkungen der Corona-Krise auf die Arbeitswelt aus. Themen wie Produktivität, hybride Arbeitsmodelle und Führung aus dem Home-Office, aber auch Mitarbeiterloyalität und Work-Life-Balance standen auf der Agenda. Die inhaltliche Klammer bildete die Rolle der IT als Enabler, Business-Treiber und Sicherheitsinstanz in der Pandemie.

Die CIO-Community berichtet

In drei Diskussionsrunden sprachen IT-Chefs mit den Moderatoren und Teilnehmern über Ihre Herausforderungen und Lösungsansätze für die neue Arbeitswelt.

Sinanudin Omerhodzic, CIO von Aldi Nord, erleichtert dezentrales Arbeiten.
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Sinanudin Omerhodzic, Managing Director Advanced Technology Solutions (ATS) von Aldi Nord, berichtete, wie der Discounter die Weichen für die digitale Transformation der Geschäftsprozesse strategisch, organisatorisch und kulturell gestellt hat. Dabei habe das Unternehmen beispielsweise Ideen für neue Ansätze über virtuelle Plattformen und Tools organisiert, um dezentrales Arbeiten zu erleichtern. Zudem baut Omerhodzic ein Technologie-Ökosystem auf, um digitale Innovationsumgebungen zu schaffen.

Irene Oksinoglu, Head of Project Future Work bei Otto, sprach über konkrete Maßnahmen, die die IT und der CIO ergreifen können, um den Wandel voranzutreiben. Um Change in der gesamten Organisation zu etablieren, müssten Unternehmen eine Treiberrolle übernehmen. Diese Managementfunktion für New Work habe die Aufgabe, die "Macht der Gewohnheit" beim Arbeiten zu brechen. Otto wolle weg von der Schreibtisch- und hin zu einer ergebnisorientierten Kultur, bei der der eigentliche Arbeitsplatz eine untergeordnete Rolle spielt.

Das Stichwort laute "Activity-Based-Working". Dazu wurden Leitfäden für "Future Ways of Working" an die Belegschaft ausgegeben und Workshops veranstaltet. Wichtig sei: Je emotionaler das Thema, desto "synchroner" müsse der Austausch sein. Sensible Angelegenheiten sollten im persönlichen Gespräch behandelt werden. Für weniger heikle Themen reiche dagegen ein Telefonat oder eine E-Mail.

Stefan Henkel, CIO von Siemens Healthineers, erwartet hybride Arbeitsformen mit Home-Office und Büro.
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Siemens Healthineers CIO Stefan Henkel warf einen Blick in die Zukunft. Er diskutierte, wie hybrid, kollaborativ und agil die Arbeit in ein paar Jahren tatsächlich sein kann. Henkel geht davon aus, dass New-Work-Konzepte nicht sofort global umgesetzt werden. Die Mitarbeiter hätten nach der Pandemie auch den Wunsch, vorerst wieder in die Büros zurückzukehren. Anschließend werde sich eine neue hybride Arbeitsform mit Home-Office und Büro herauskristallisieren.

Die USA seien dabei ein Vorreiter für dezentrale Arbeitsformen. Die Veränderung wird laut Henkel zum einen technologisch getrieben. Zum anderen müssten viele Funktionen wie das Facility Management, die Personal und IT-Abteilungen im Unternehmen zusammenarbeiten, um den Change in die neue Arbeitswelt erfolgreich zu schaffen. Dabei sei eine einheitliche Kommunikation zur neuen Arbeitsweise wichtig.

Security am Edge

Die Impulsvorträge der Event-Partner warfen Schlaglichter auf einzelne Aspekte von New Work. Frank Mild vom Security-Spezialist Netskope sprach darüber, wie sich neue Arbeitsweisen auf die Loyalität der Mitarbeiter und in der Folge auf die Datensicherheit auswirken. Dezentrales Arbeiten und die "Gig-Economy" tragen laut Mild dazu bei, dass die Bindung der Belegschaft an das Unternehmen schwächer werde.

Gerade Talente wechselten häufiger zur Konkurrenz. Hinzu komme, dass durch mobiles Arbeiten sensible Daten hauptsächlich via E-Mail und Collaboration-Tools mit Kollegen und externen Partnern ausgetauscht würden. Informationen lägen nicht mehr im abgeschotteten Perimeter der Unternehmen, sondern im Edge-Bereich und der Cloud.

Laut Mild braucht es daher neue Security-Konzepte. Er rät beispielsweise zu Zero-Trust-Netzwerken, die jeden User kontinuierlich verifizieren und jedes Mal nur auf die Ressourcen zugreifen lassen, die er gerade benötigt.

Arbeit muss weniger Arbeit machen

Detlef Krause, Deutschlandchef von ServiceNow, wandte sich den Prozessen im Unternehmen zu: "Arbeit muss weniger Arbeit machen." Mitarbeiter sollten Mehrwerte für das Unternehmen schaffen, statt sperrige Prozesse abzuarbeiten.

Die Lösung ist für Krause, Abläufe zu komprimieren. Medienbrüche in Prozessen gelte es zu vermeiden, Wissen müsse aus verteilten Silos in Workflows integriert werden. Dies könne über zentrales Service-Management mit standardisieren sowie automatisierten IT-Diensten realisiert werden. So könnten Mitarbeiter beispielsweise Arbeitsschritte über Sprach-Interfaces mit einem KI-gesteuerten Chatbot abhandeln anstatt über Maus und Tastatur.

Solche Innovationen steigerten zum einen die Effizienz des Betriebs, so dass auch weniger Überstunden anfielen und die Mitarbeiterzufriedenheit steige. Zum anderen machten sie das Unternehmen attraktiv für junge Talente, so Krause.

Best-of-Breed ist das New Normal

Auch Sven Kniest von Okta, Lösungsanbieter für Identity & Access Management, sprach über das Arbeiten im "New Normal". Laut Kundendaten von Okta hat die Anzahl der genutzten IT-Anwendungen pro Unternehmen 2020 in jeder Branche zugenommen. Cloud-Dienste wie Microsoft 365, ServiceNow und Workday hätten starken Zulauf bekommen.

Für Kniest deutet das darauf hin, dass monolithische IT-Stacks durch Best-of-Breed-Lösungen ergänzt und abgelöst werden. Die neue Normalität in der Arbeitswelt bedeute auch, neue Werkzeuge zu benutzen.

Damit steige auch das Sicherheitsrisiko. Mehr Anmeldungen bei mehr Diensten führten zu mehr Cyber-Bedrohungen. Daher investierten Unternehmen verstärkt in neue Security-Lösungen. Dabei spielt digitales Vertrauen laut Kniest eine wichtige Rolle. Starke Authentifizierung mit mehreren Faktoren und rollenbasiertem Zugriffsmanagement sei die Antwort vieler Betriebe auf die größer werdende Angriffsfläche.