Der Begriff Cloud Computing wird von so vielen Marketing-Leuten in so vielen Kontexten genannt, dass er eigentlich alles bedeuten kann, seufzte kürzlich Oracle-Chef Larry Ellison. Unsere US-Schwesterpublikation CIO.com wollte wissen, wie der Stand der Dinge bei Cloud Computing ist und führte eine Befragung unter 173 Entscheidern durch.
Dafür wurde die Definition des Marktforschers Gartner übernommen: Cloud Computing ist ein neuer Ansatz, bei dem ein Anbieter seinem Kunden in hohem Maße skalierbare Kapazitäten an Rechenleistung oder zur Informationsverarbeitung übers Internet bereitstellt.
Dieser Ansatz scheint einen Nerv zu treffen. 58 Prozent der Befragten trauen Cloud Computing zu, die IT radikal zu verändern. Geht es dagegen um den aktuellen Einsatz, liegen die Zahlen deutlich niedriger: 30 Prozent der Studienteilnehmer geben an, Cloud Computing bereits zu nutzen oder momentan zu implementieren. Allerdings haben fast ebenso viele (29 Prozent) das Thema gar nicht auf der Agenda.
Das darf aber nicht darüber hinweg täuschen, dass weitere 27 Prozent schon fast zu den Nutzern zählen. Sie geben an, sich derzeit aktiv über Cloud Computing zu informieren (17 Prozent) beziehungsweise binnen Jahresfrist nutzen zu wollen (zehn Prozent).
Fünf Prozent der Studienteilnehmer zeigen sich unentschieden. Addiert man sie zu den 29 Prozent Desinteressierten, ist es mit 34 Prozent mehr als jeder Dritte, der Cloud Computing nicht einsetzen will. Die "Warum"-Frage beantwortet einer von ihnen gleich in mehrfacher Hinsicht: Es fehle an Case Studies und konkreten Erfahrungen, Preis-/Leistungsmodelle seien noch nicht ausgereift und überhaupt wolle man warten, bis der Hype der Realität weicht.
Das passt zu den Worten von immerhin 54 Prozent aller Befragten, die glauben, dass das Konzept Cloud Computing noch Jahre der Reifung braucht.
Wer bereits damit arbeitet, nutzt Cloud Computing in erster Linie für Collaboration Tools wie Wikis und Web Conferencing (50 Prozent). Außerdem auf der Liste: Unternehmensanwendungen wie CRM oder ERP (35 Prozent), Design Tools für die Entwicklung von Anwendungs-Plattformen (34 Prozent) und Utilities wie Spam-Filter und Antiviren-Software (33 Prozent).
CIO.com wollte wissen, worin die Heilsversprechen von Cloud Computing liegen. Mit deutlichem Abstand wird zunächst Skalierbarkeit/Flexibilität genannt (50 Prozent). Dann folgen Kostensenkung bei Hardware-Infrastruktur (38 Prozent) und Staffing/Administration (35 Prozent). Nicht zuletzt geht es um den Zugang zu Skills, die nicht in-house entwickelt werden sollen (28 Prozent).
Angst vor Kontrollverlust
Umgekehrt sind die Studienteilnehmer nicht blind für die Risiken und Probleme bei Cloud Computing. Auch hier gibt es einen klaren Spitzenreiter: Sicherheit (45 Prozent der Nennungen). Es folgen die Integration mit bestehenden Systemen sowie der Verlust von Kontrolle über die Daten (jeweils 26 Prozent). Außerdem spielen Bedenken hinsichtlich Verfügbarkeit eine Rolle (25 Prozent). Dazu einer der Befragten: "Ich glaube, bei Cloud Computing können wir zu viele Variablen nicht mehr selbst kontrollieren."
CIO.com fügt an, dass diverse Grundsatzfragen nicht geklärt sind. Beispielsweise hängt Cloud Computing mit Virtualisierung zusammen und die Anbieter haben sich noch nicht darum gekümmert, wie virtuelle Maschinen zwischen physischen Servern mit Prozessoren verschiedener Anbieter hin- und hergeschoben werden können. Und wer nachfrage, wie Daten zwischen verschiedenen Cloud Service Providern ausgetauscht werden können, bekomme nur Wischi-Waschi-Antworten.
Unsere Schwesterpublikation cio.com hat für die "Cloud Computing Survey: IT leaders see big promises, have big security questions" mit 173 IT- und Business-Entscheidern gesprochen.