CIOs tun gut daran, der Führungsriege ihres Unternehmens ein paar Nachhilfestunden in Sachen Cloud Computing angedeihen zu lassen. Das lässt sich aus Ergebnissen der Studie "ITK-Perspektiven 2020" der Info AG ableiten.
Befragt hat der IT-Dienstleister dafür 200 Geschäftsführer und Verantwortliche aus dem kaufmännischen Bereich aus Firmen mit mindestens 500 Beschäftigten. Ein Motiv war, herauszufinden, wie es in den Chefetagen um das Verständnis von Cloud Computing steht. Erkenntnis: Gerade was die Sicherheit angeht, besteht noch Aufklärungsbedarf.
"Geschäftsleitungen befassen sich viel mit ihren Geschäftsmodellen und haben oft noch keine klare Vorstellung von den Potenzialen von Cloud Computing", sagt Garrit Skrock von der Info AG. Er stellt allerdings auch fest: Gegenüber der Vorjahresstudie könnten mittlerweile schon mehr Entscheider aus Nicht-IT-Bereichen etwas mit dem Begriff Cloud Computing anfangen.
Zahlen aus der Erhebung verdeutlichen die derzeitige Einstellung der Unternehmenslenker: Mit 14 Prozent nutzt bisher nur eine Minderheit der Befragten Cloud Computing, wobei große Unternehmen mit mehr als 5000 Mitarbeitern eher geneigt sind, Teile ihrer IT in die Wolke auszulagern. Nach Branchen aufgeschlüsselt sind Firmen aus dem Anlagen- und Maschinenbau mit 22 Prozent die häufigsten Cloud-Nutzer, während Chemie/Pharma und Handel mit acht Prozent die Schlusslichter sind.
Unter den Geschäftsführern im Handel sind denn auch die Bedenken um die Sicherheit von Cloud Computing offensichtlich am größten. 78 Prozent der Befragten aus diesem Wirtschaftszweig nannten Datenschutz als Grund, bisher auf Rechenleistung oder Daten aus der Wolke zu verzichten. Sie sind sich unsicher, ob ihre Daten dort außerhalb Deutschlands gehalten würden und womöglich ausländischem Recht unterlägen. Der Durchschnitt über alle Branchen liegt in dieser Frage bei 46 Prozent.
Sorgen um die Sicherheit der firmeneigenen Netze und der Unternehmensdaten ziehen sich auch durch andere Themenkomplexe der Studie. Beispielsweise zeigen sie sich auch beim omnipräsenten Thema Mobilität oder Bring Your Own Device. Zwar ist die Führungsriege der meisten Firmen mit Tablet-PCs oder Smartphones ausgestattet. Doch trotz aller Freude über ihr schickes Spielzeug sehen sie auch die Kehrseite: 76 Prozent der Befragten halten die Bedrohung von Geschäftsdaten durch mobiles Arbeiten für hoch oder sehr hoch.
Vom Ausmaß der Sicherheitsbedenken, die sich durch die Studie ziehen, ist man bei den Autoren selbst überrascht, wie Garrit Skrock sagt. Als Technologiedienstleister habe man bei der Info AG offenbar ein viel größeres Vertrauen in die Zuverlässigkeit von extern erbrachten IT-Diensten. Genauso sei das bei CIOs. Die IT-Chefs sieht Skrock daher auch in der Pflicht, mit Pragmatismus speziell bei Cloud Computing die Ängste der Geschäftsführer auszuräumen: "Aus Sicht der Geschäftsführer fehlen noch Use Cases, um Cloud Computing einzuschätzen. CIOs sollten mit unkritischen Services anfangen und die Leute so an die Cloud heranführen."
"Eventuell" Cloud Computing
Ungeachtet aller Befürchtungen nimmt die Tendenz, IT-Dienstleistungen Dritter in Anspruch zu nehmen, laut der Info-AG-Studie weiter zu, sowohl beim klassischen Outsourcing als auch bei Cloud Computing. Bis in fünf Jahren könnte die Zahl der Cloud-Anwender von derzeit 14 auf 36 Prozent anwachsen - wobei allerdings unter den potenziellen Wolken-Einsteigern der Anteil derer deutlich überwiegt, die statt eines klaren "Ja“ den Weg in die Cloud "eventuell" einschlagen wollen.
Wenig überraschend fügen sich die Antworten zu weiteren Fragen nach der geplanten Cloud-Nutzung in das von Sorgen um die Sicherheit dominierte Bild. Mehr als die Hälfte der Firmen, die binnen der kommenden fünf Jahre Dienste aus der Wolke beziehen möchten, wollen das in einer Private Cloud tun, nur sieben in einer Public Cloud, viele sind sich noch unsicher. Mit Abstand wichtigster Aspekt für künftige Anwender ist, dass der Dienstleister Datensicherheit gewährleistet. Die Argumente, dass Cloud-Dienste ständig übers Internet zur Verfügung stehen und auf die Bedürfnisse des Unternehmens zugeschnitten werden können, folgen als zweit- und dritthäufigst genannte erst mit einigem Abstand.
Die Unternehmen, die Cloud Computing planen, hat die Info AG nach der Größe ihrer Vertriebsmannschaften gruppiert. Dabei fällt auf: Unter den Firmen mit einem großen Außendienst - diese Kategorie beginnt bei der Info AG bei 200 Mitarbeitern im Außendienst - ist mit 13 Prozent der Anteil derer am größten, die "wahrscheinlich" IT aus der Wolke beziehen wollen. Gleichzeitig äußern Firmen mit einem Vertriebsaußendienst in dieser Größenordnung besonders häufig Gründe gegen das Cloud-Modell.
Studie der Info AG zum Download
Dieser Befund verdeutlicht laut Garrit Skrock die Situation größerer Unternehmen: Grundsätzlich haben sie genug Ressourcen, um on-premise ihr eigenes CRM-System aufzubauen und zu betreiben. "Gerade Unternehmen, die in volatilen Märkten unterwegs sind, sollten allerdings bedenken, dass auch in wirtschaftlich schlechteren Zeiten mit geringeren Vertriebsaktivitäten dieselben fixen Kosten für ihr Inhouse-System anfallen", sagt er. Kleine Mittelständler hätten genau aus diesem Grund oft gar keine andere Wahl, als ihr CRM-System aus der Cloud zu beziehen und nach Nutzung zu bezahlen. Größere Firmen haderten dagegen oft, ihr CRM in die Wolke auszulagern. "Dabei könnten sie ebenso wie kleinere von der Flexibilität einer Cloud-Lösung profitieren", sagt Skrock.
Wenn Sie alle Ergebnisse der "ITK-Perspektiven 2020" interessieren, laden Sie sich die Studie aus unserer Whitepaper-Datenbank herunter unter: whitepaper.cio.de |