Peter Klaus Brandls Buch "Crash-Kommunikation" zieht Parallelen zwischen der Luftfahrt und der Wirtschaft. Kommunikation in herausfordernden Situationen lässt sich durch einfach umsetzbare Maßnahmen verbessern - sowohl in der Luftfahrt als auch im Management. Im einen Fall kann die bessere Verständigung Menschenleben retten, im anderen ein Millionenprojekt.
CIO.de: Wie sind Sie auf die Idee gekommen, ein Buch über Crash-Kommunikation zu schreiben?
Peter Klaus Brandl: Ich bin Pilot, Fluglehrer und Unternehmensberater. Gewerbliche Piloten müssen einmal im Jahr das Crew Resource Management machen. In so einem Seminar bespricht man mit den Piloten Unfälle und leitet daraus dann Handlungsmaximen ab. Man redet darüber, wann etwas passiert und was man daraus lernen kann. Als ich kurz hintereinander ein CRM und dann ein Managementseminar geleitet habe, haben mich die Parallelen geradezu angesprungen.
CIO.de: Worin besteht die Ähnlichkeit?
Peter Klaus Brandl: Menschliches Versagen folgt einer natürlichen Logik, egal ob in der Luftfahrt oder im Unternehmen. Jeder von uns hat schon richtig blöde Fehler gemacht, etwa den Schlüssel in den Kofferraum gelegt und dann die Klappe zugeschlagen. Unter bestimmten Rahmenbedingungen wie Stress und Druck machen wir Fehler. Aus dem CRM in der Luftfahrt können wir lernen, diese Fehler zu vermeiden.
CIO.de: Wie vermeidet man denn zum Beispiel Fehler bei Stress?
Peter Klaus Brandl: Durch Entschleunigung. Gerade in arbeitsintensiven Zeiten vor Deadlines sollte man gezielt eine Zeit einplanen, in der man ganz bewusst eine Helikopterperspektive einnimmt und zum Beispiel kurz durch die Abteilung läuft und sich einen Überblick verschafft. Mit dem Blick auf das Ganze hätte Airbus vielleicht seine massiven Probleme bei der Verkabelung der Flugzeuge nie gehabt.
Wie CIOs Stress vermeiden
CIO.de: Was hilft noch gegen Stress?
Peter Klaus Brandl: In der Luftfahrt gibt es das sogenannte Chair Flying. Noch am Boden überlegt man sich, was passieren könnte und spielt dann Teufelsanwalt. Man versetzt sich beispielsweise in die Rolle eines Saboteurs, der das Projekt gefährden möchte und überlegt, wie man sich gegen diese Gefahr schützen kann.
CIO.de: Man denkt sich also in alle möglichen Probleme hinein, die auftreten könnten?
Peter Klaus Brandl: Genau. Der Aufwand sollte umso größer sein, je mehr auf dem Spiel steht. Ein Software-Rollout für mehrere Millionen wiegt da natürlich mehr als der nächste Betriebsausflug. Für eventuelle Probleme, die nicht ausgeschlossen werden können, empfehle ich, einen Plan B vorzubereiten.
CIO.de: Haben Sie noch einen speziellen Tipp aus der Luftfahrt für CIOs?
Peter Klaus Brandl: Ja. Der Kapitän ist besser, wenn er nicht selbst fliegt. CIOs sollten sich klar machen, dass sie in der Monitoringrolle besser aufgehoben sind. In der Luftfahrt fliegt in schwierigen Situationen der Copilot, damit der Kapitän den Überblick behält.
Luftfahrt-Tipp für CIOs
"Crash-Kommunikation: Warum Piloten versagen und Manager Fehler machen" von Peter Klaus Brandl ist im Gabal Verlag erschienen (229 Seiten, 24,90 Euro).