Die amerikanische Schwesterpublikation Computerworld hat sich kürzlich mit der Frage befasst, welche Erwartungen CFOs derzeit an die IT richten. Autorin Mary K. Pratt befragte Finanzchefs großer Unternehmen dazu, wie sich ihre Wahrnehmung in den vergangenen Monaten verändert habe.
Nutzwert statt "nice to have"
Don MacKenzie, CFO bei Accounting Management Solutions, wählt diesbezüglich den Vergleich zwischen Chevrolet und Cadillac. Zwar seien selbstverständlich auch vor der letzten Finanz- und Wirtschaftskrise Kostenaspekte genau geprüft worden, aber seinerzeit habe er doch manchmal dem Einkauf eines "Cadillacs" eher zugestimmt als heute: also einer teuren IT-Lösung mit vielen Extra-Funktionalitäten, die fürs Kerngeschäft nicht zwingend nötig sind.
Die Rezession brachte laut MacKenzie eine Konzentration aufs Wesentliche. Eine IT-Lösung muss die Anforderungen des Unternehmens erfüllen - nicht weniger und nicht mehr. Luxus ist nicht mehr zeitgemäß. Entscheidend für Investitionen sei für ihn immer der Kostenaspekt, der CFO von Accounting Management Solutions (lesen Sie auch wie sich die IT-Budgets derzeit generell entwickeln).
Vorhandene Lösungen besser nutzen
Weniger bewusst dürfte CFOs ein anderer Gesichtspunkt sein. Einer, der sie gegebenenfalls zu kritischen Diskussionen mit ihren IT-Experten zwingt. Wenn diese für Neuanschaffungen plädieren, sollte nachgehakt werden, ob vorhandene Ressourcen wirklich voll ausgeschöpft werden. IT-Leute neigen dazu, Lösungen schnell veraltet und nicht mehr funktionstüchtig zu finden.
Sydney Carey, CFO bei Tibco Software, beispielsweise öffnet die Schatulle für neue Software oder Hardware erst dann, wenn geklärt sei, dass das Potenzial vergangener Investitionen wirklich umfänglich ausgeschöpft werde.
Perspektive Cloud Computing
Ein derzeit in punkto Investitionen und IT-Strategie viel diskutiertes IT-Thema in den USA, aber zunehmend auch hierzulande ist Cloud Computing. Nach einer aktuellen Einschätzung der Marktforscher von Gartner werden in vier Jahren in 43 Prozent der Unternehmen IT-Anwendungen mehrheitlich über die "Wolke" laufen - derzeit sind es lediglich drei Prozent. Das Konzept, IT-Dienstleistungen nach Bedarf über einen Service-Anbieter zu beziehen, erscheint verlockend - insbesondere für CFOs.
"Für einen CFO ist IT-Kapazität oder eine Anwendung, die von einem Cloud-Anbieter eingekauft wird, eine operative Ausgabe, die bei steigendem Bedarf hochgefahren werden kann - und die verschwindet, wenn es keinen Bedarf mehr gibt", analysierte unlängst Forrester Research.
CFOs setzen auf Cloud Computing
"Irreversible Sunk Costs" fallen bei Cloud Computing nicht an. Hinzu kommen im Vergleich zu traditionellen IT-Ausgaben laut Forrester weitere finanzielle Vorzüge: besserer Cash Flow, geringeres Risiko, größere Transparenz auf der Kostenseite und ein gesünderer Return on Assets. Entsprechend groß ist die Begeisterung der CFOs für dieses Thema: In den USA erwarten 83 Prozent der Finanzchefs, dass ihre Unternehmens-IT in drei bis fünf Jahren cloud-basiert ist. Das ergab kürzlich eine Umfrage der Duke University unter 481 CFOs.
Den CIO in die Pflicht nehmen
Laut der Umfrage müssen viele IT-Verantwortliche künftig in zweierlei Hinsicht mehr tun als bisher. So muss IT strategischer zum Einsatz kommen, sprich sich enger an den den Geschäftszielen des Unternehmens ausrichten (Business Alignment). Ein Finanzchef muss diese Erwartung aber an die IT kommunizieren. Gegenüber Computerworld nennt Jim Morrison, CFO bei Teknor Apex, ein Beispiel. Sein Unternehmen übernahm kürzlich eine andere Firma. Der IT wurde daraufhin eindringlich kommuniziert, dass die Bewältigung dieses Mergers für die kommenden sechs bis neun Monate in jeglicher Hinsicht Priorität genießen muss.
IT-Risikomanagement
Zweitens sind aus CFO-Sicht valide Kalkulationen nicht unbedingt ein gewohnte Metier für die IT. Dass bei angedachten IT-Projekten alle Kosten, Chancen und Risiken auf kurze, mittlere und lange Sicht berücksichtigt werden und Kenngrößen wie ROI, Total Cost of Service, Unit Cost und dergleichen korrekt durchgerechnet werden, ist keineswegs selbstverständlich. Der CFO kommt nicht umhin, an dieser Stelle anzuleiten und zu kontrollieren.
Ansonsten drohen unliebsame Überraschungen. Computerworld nennt einen krassen Fall: In einem Unternehmen implementierte die IT-Abteilung für 2 Millionen US-Dollar ein System fürs Customer Relationship Management (CRM), ohne alle anfallenden Kosten und zu erwartenden Erträge richtig zu berechnen. Als die Krise ausbrach, stand man plötzlich mit einem System da, das doppelt so viel kostete wie geplant und Erwartungen nur zur Hälfte erfüllte.
Quelle: CFOworld