Egal ob Tablet, Smartphone oder Netbook: Wenn Sie das richtige Gerät für das Arbeiten von unterwegs aus suchen, helfen Ihnen einfache, technische Details bei der Entscheidung oft nicht weiter. Die Kollegen unserer US-Schwesterzeitschrift PC World haben sich deshalb aufgemacht und drei Tage lang mit drei verschiedenen Geräte-Kombinationen von unterwegs aus gearbeitet:
a) mit einem Windows-Netbook samt Smartphone
b) mit einem Google Chrome OS CR-48 Netbook plus normalem Handy
c) mit einem Apple iPad samt normalem Handy.
Womit konnte man unterwegs am besten arbeiten und für welche Budgets sind die Kombinationen zu haben? Das lesen Sie auf den nächsten Seiten.
Kombination 1: Windows-Netbook und Android-Smartphone
Der erste Feldversuch erfolgte mit einem HP Mini 1103 Netbook und dem Evo Shift 4G Smartphone. Letzteres ist bislang leider nur in den USA erhältlich. Auffällig: Obwohl der Gedanke, mit einem ultraleichten Netbook unterwegs zu sein und damit zu arbeiten, sehr verlockend ist, fällt die Arbeit in der Praxis doch sehr ernüchternd aus. Zwar konnten mit dem Netbook alle Arbeiten erledigt werden, die sonst im Büro auch anfallen (zum Beispiel per VPN mit dem Unternehmensnetzwerk verbinden, Artikel produzieren und ins Content Management System einbuchen, Videos und Bilder hochladen, etc.), allerdings ist die Handhabung alles andere als komfortabel.
Ein bisschen fühlt es sich an, als würde man mit einem Schweizer Taschenmesser hantieren: es steckt zwar alles drin, was man braucht, doch teilweise hat man echte Probleme, heranzukommen. Zwar beherrscht das Windows-7-Netbook alle Dienste, die man auch vom Büro-Desktop-Rechner kennt, und man muss sich nicht an fremde Anwendungen gewöhnen. Aber man braucht viel Zeit und Geduld für die eigentliche Arbeit. Zum Beispiel ist es um ein vielfaches unkomfortabler, ein Textdokument, das man normalerweise auf zwei Bildschirmen bearbeitet, plötzlich auf dem kleinen Netbook-Bildschirm zu editieren. Hier sieht man stellenweise nur wenige Zeilen weit.
Selbst Standard-Aufgaben wie das Lesen einer Webseite oder eines PDF-Dokuments produzieren auf dem 10,1-Zoll-Display des HP Mini 1103 mit seiner Auflösung von 1024x600 Pixeln eher Frust als Lust. Kurzum: Es ist nett, einen ultraportablen PC in greifbarer Nähe zu haben, allerdings geht das auf Kosten der Benutzerfreundlichkeit und damit auch der Effizienz.
Das Evo Shift 4G-Android-Smartphone ist nützlich, um den Überblick über Termine in Googlemail und im Google Calendar zu behalten. Zudem hilft Google Maps gerade in fremder Reiseumgebung hervorragend bei der Wegfindung. Wenn es aber ums Aufrufen einer Webseite geht, ist ein nahegelegener Wi-Fi-Spot fürs Netbook eindeutig die bessere Wahl. Insbesondere, wenn man durch die Arbeit an zwei Monitoren verwöhnt ist.
Das preisgünstigste Arbeitspaket ist die Windows-Netbook-Android-Smartphone-Kombi leider auch nicht. Das HP Mini 1103 gibt's zwar schon ab etwa 250 Euro, das Evo Shift 4G schlägt ohne Vertragsbindung aber mit stolzen 550 Dollar - umgerechnet knapp 400 Euro - zu Buche. Hinzu kommen etwaige monatliche Kosten für die Nutzung von Wi-Fi-Spots, 4G und anderen mobilen Diensten, die einkalkuliert werden müssen.
Fazit: Die Netbook-Smartphone-Kombination ist flexibel und vielseitig. Wenn Ihre Arbeit von unterwegs also eher unvorhersehbar ist, liegen Sie mit dieser Kombination goldrichtig. Rechnen Sie aber mit mehr Zeitbedarf und Stress - denn wer nicht an das filigrane Arbeiten an Netbook und Smartphone gewöhnt ist und plötzlich einen ganzen Arbeitstag damit verbringen muss, wird nicht nur schneller frustriert, sondern schafft insgesamt auch weniger Arbeitspensum.
Mittlerweile gibt es sie: die ersten Netbooks mit Googles Betriebssystem Chrome OS. Sie versprechen schneller und sicherer als Ihr Standard-Windows-Netbook zu sein. Diese sogenannten Chromebooks verfügen über keinen nennenswerten lokalen Speicher und speichern alle wesentlichen Dateien online in der Cloud. Testobjekte für das Arbeiten von unterwegs sind Googles CR-48 Netbook, zusammen mit einem Standard-Handy von Nokia.
Kombination 2: Chrome-OS-Netbook und Handy
Großer Nachteil der Chromebooks: die wenigsten Nutzer wollen alle ihre Arbeiten von unterwegs im Web erledigen. Eine ständige Internetverbindung ist für die Chromebooks aber Pflicht. Wer ohnehin alle Arbeiten im Netz erledigt - etwa mit Google Docs oder einem Content Management System - sollte mit dem CR-48 aber keine Probleme haben.
Trotzdem: auch nach mehreren Arbeitstagen mit Chrome OS wollte sich kein direkter Grund herauskristallisieren, Chrome statt Windows zu wählen. Zwar startet das CR-48 tatsächlich in Sekundenschnelle; die Zeit, die es braucht, um sich mit Ihrem Internetprovider oder einem Wi-Fi-Netzwerk zu verbinden, hebelt diesen Vorteil allerdings wieder aus. Einmal online, ist ein Chromebook das ideale Surf-Gerät - und sogar besser als das iPad. Im Test selbst stellte es sich jedoch als zu unflexibel heraus, um als primäres Arbeitsgerät zu fungieren. Das gilt insbesondere bei der Arbeit mit Fotos und Videos. Bei der Kombination mit einem Handy können die Defizite des Chromebooks mit einem Handy zudem nicht ausgeglichen werden.
Großer Vorteil dieser Kombination ist ihr verhältnismäßig günstiger Preis. Der Anschaffungspreis für Samsungs 3G Chromebook liegt bei etwa 400 Euro. Darin sind 100 MB 3G-Datenvolumen pro Monat in den ersten zwei Jahren bereits enthalten. Wenn Sie mehr Datenvolumen benötigen, haben Sie beispielsweise die Wahl zwischen verschiedenen Prepaid-Optionen für einen, drei und fünf Gigabyte pro Monat.
Fazit: Wenn es Sie nicht stört, dass Sie zum Arbeiten zwingend eine Internetverbindung benötigen, macht ein Chromebook seine Sache nicht schlecht. Das Preis-Leistungs-Verhältnis stimmt und wenn Sie nicht mehr als 100 MB Datenvolumen pro Monat benötigen, kommen Sie sogar relativ günstig weg. Allerdings leistet ein Chromebook (noch) nicht so viel wie ein Windows-Netbook.
Der Kampf iPad gegen Netbook wird nicht zu Unrecht geführt: beides sind hervorragende Geräte, allerdings gemacht für zwei sehr unterschiedliche Typen von Menschen. Wie viele andere auch, können es sich die Kollegen von PC World zunächst nicht vorstellen, Artikel auf dem Touchpad eines Tablets zu schreiben - wohingegen die Vorstellung, selbiges auf Netbooks zu tun zwar nicht auf Begeisterung stößt, wohl aber auf Zustimmung. Zudem arbeiten viele mit dutzenden gleichzeitig geöffneten Browser-Tabs, zwei offenen E-Mail-Postfächern, dem Google Calendar, der Google Docs Homepage und mindestens zwei geöffneten Dokumenten - wie soll das alles auf dem iPad funktionieren?
Kombination 3: iPad 2 und Handy
Kurzum: mehr schlecht als recht. Das soll aber in erster Linie nicht negativ gemeint sein. Der Arbeitsplatz prägt unsere Arbeitsweise. Und wenn an einem Arbeitsplatz Bildschirmgröße, Bandbreite und Prozessorgeschwindigkeiten zählen und die oben genannten Verhaltensweisen praktiziert werden, ist die Umstellung auf ein iPad hakelig. Denn das iPad ist nun einmal nicht so multitaskingfähig wie ein Desktop-PC. Stattdessen muss man das iPad als das akzeptieren, was es ist und seine Arbeitsweisen daran anpassen. Statt mit Google Docs arbeitet es sich beispielsweise auch mit Evernote ganz passabel; statt auf Google verlässt man sich auf die iOS-eigenen Mail- und Kalender-Apps und nutzt IM+ fürs Nachrichtenschreiben. Damit ist man schon mal in den Grundlagen versorgt.
Der Umgewöhnungsprozess dauert trotzdem lang. Selbst, wer es schafft, einen komplett neuen PC in 30 Minuten aufzusetzen, wird Stunden, Tage und Wochen brauchen, um sich ans iPad zu gewöhnen. Gleichzeitig mit einem Kollegen chatten und an einem Word-Dokument arbeiten: schwierige Angelegenheit. Das entschlackte Multitasking hat aber auch Vorteile: man konzentriert sich insgesamt wesentlich länger auf eine einzelne Aufgabe. Insgesamt ist das iPad weder besser noch schlechter als ein PC - es ist lediglich besser und schlechter im Abhandeln einzelner Aufgaben. Schreiben macht erstaunlich viel Spaß auf dem iPad, selbst ohne Bluetooth-Tastatur. Einen Text über den Touchscreen zu bearbeiten ist hingegen schon anstrengender.
Überraschend ist bei der Kombination iPad und Handy vor allem der Preis: es ist in etwa fürs gleiche Geld zu haben wie die Kombination Chromebook und Handy. Zirka 500 Euro kostet das iPad 2 in der Variante mit 16 GB.
Fazit: Leute, die sagen, man könne an einem Tablet nicht "vernünftig" arbeiten, liegen falsch. Man kann durchaus, aber man braucht länger, um herauszufinden, wie. Sobald diese Einarbeitungsphase abgeschlossen ist, ist es weitaus einfacher und weniger frustrierend, mit dem iPad zu arbeiten, als mit einem Windows- oder Chrome-OS-Netbook. Zudem ist eine mobile Breitband-Verbindung auf dem großen Bildschirm des iPad deutlich sinnvoller genutzt, als beispielsweise auf dem Evo Shift 4G aus Kombination 1.
Wenn Sie unbedingt Windows-Applikationen zum Arbeiten benötigen, haben Sie aber keine große Wahl. Schaffen Sie sich trotzdem lieber ein schlankes, ultraportables Notebook an als ein Netbook. Der Laptop ist in der Anschaffung zwar teurer, die bessere Bedienbarkeit rechnet sich aber. (PC-Welt)