Use your own Device

Das UyoD-Konzept von Rehau-CIO Thomas Schott

06.06.2013 von Karin Quack
Thomas Schott, CIO der Rehau Gruppe, hat nichts dagegen, wenn die Anwender mit eigenem Equipment arbeiten.
Thomas Schott, CIO der Rehau Gruppe
Foto: REHAU AG & Co

Dass er auch mal dreieinhalb Wochen ohne Handy und Internet auskommen kann, hat Thomas Schott im vergangenen Jahr unter Beweis gestellt. Da fuhr er mit dem Rad von Lhasa nach Kathmandu - ohne Verbindung zu dem, was wir Zivilisation nennen. "In der Gruppe waren mein Freund und ich die Einzigen, die kein Smartphone dabeihatten", berichtet der CIO des Kunststoffverarbeiters Rehau: "Danach war es gar nicht so einfach, wieder in unsere hochtechnisierte Welt zurückzukehren."

Seinen Mitarbeitern und Anwendern will Schott diese Erfahrung keinesfalls aufdrängeln. Im Gegenteil: Sie dürfen sogar von zu Hause aus auf eine ganze Reihe von Unternehmensanwendungen zugreifen. Use your own Device oder UyoD nennt Schott dieses Konzept. "Als kürzlich ein ganzes Stockwerk in unserem Bürogebäude mit dem entsprechenden Lärm saniert wurde, konnten die Mitarbeiter zu Hause bleiben oder eher gehen und von zu Hause quasi nahtlos weiterarbeiten", berichtet er.

Platz 6, „CIO des Jahres 2012“, Großunternehmen:
Thomas Schott, CIO von REHAU, hat beim IT-Wettbewerb „CIO des Jahres 2012“ den 6. Platz in der Kategorie „Großunternehmen erreicht.
Herausragend im Privatisieren
Schott hat „Bring your Own Device“ bei Rehau kultiviert. Rund 30 Prozent der beruflich genutzten iPhones sind Privatgeräte.
REHAU AG + Co
Größe: weltweit rund 17.000 Mitarbeiter<br> Branche: Polymerverarbeitung<br> Hauptsitz: Rehau<br> Produkte: Fertigung von Rohr- und Fenstersystemen, Lösungspakete für Wassermanagement und Infrastruktur, Automobilzulieferer (Stoßfänger, Luftführungen, Dichtungspakete und Entwicklungen für alternative Antriebe), Herstellung von Möbelkomponenten.
Wichtigstes Projekt: UYOD + BYOD
Weltweiter Rollout von iPhones als einzige Mobile-Plattform, dabei von Anfang an die Nutzung privater iPhones für Mail / Kalender / Kontakte – Umsetzung entsprechender Policies und Mitarbeitervereinbarungen. Aktuell sind rund 1500 Endgeräte weltweit im Einsatz, davon sind ca. 30 Prozent private Endgeräte. UYOD – von zu Hause aus. <br><br> Zeitrahmen: 2010 - 2012<br><br> Projektkosten: Rund 40.000 Euro. Die Lösung erzielt jährliche Einsparungen von mehr als 25.000 Euro.
Schotts Team
Weltweit sind 260 IT-Mitarbeiter für Schott tätig. 28 von ihnen haben am eingereichten Projekt mitgearbeitet.
IT-Kennzahlen und -Ausrichtung
IT-Ausrichtung: (siehe Bild)<br> IT-Budget (allg.): 35 Millionen Euro<br> IT-Benutzer: 12.500
Wenn er nicht Mountainbike fährt ....
... geht Schott Skifahren oder in die Berge oder entspannt mit der Familie.

Ohne E-Mails und Dropbox

Möglich machen das beispielsweise die intensive Nutzung der Collaboration-Werkzeuge Sharepoint OCS und die damit verbundene Synchronisation von E-Mails, Kalendereinträgen sowie File-Sharing. "Der Anwender muss sich darüber gar nicht groß Gedanken machen", berichtet Schott, "er setzt sich einfach zu Hause an den PC und arbeitet weiter an seiner Powerpoint-Präsentation, die er gerade noch in der Firma erstellt hatte."

Was aussieht wie reine Bequemlichkeit für die Nutzer, ist für die IT noch viel nützlicher. Auf diese Weise erübrigen sich nämlich das Versenden von Unternehmensdaten an private E-Mail-Briefkästen oder die Nutzung von Speicherdiensten wie Dropbox mit ihrer fragwürdigen Sicherheit. Die Anwender laden sich dafür ein Cookie aus dem Unternehmensnetz und beantragen zweierlei: ein Passwort sowie ein Token als doppelte Absicherung gegen unautorisierten Zugriff. Unter anderem wegen dieser Lösung belegte Schott beim letztjährigen Wettbewerb "CIO des Jahres" den sechsten Platz in der Kategorie Großunternehmen.

Erfahrung auch mit ByoD

Das UyoD-Konzept entstand aus der Überlegung heraus, dass die Anwender eigentlich nicht ihr zum Teil recht kostspieliges Privatequipment für dienstliche Zwecke nutzen wollen, sondern es lieber zu Hause einsetzen. Was sie im Büro und unterwegs verwenden, stellt meist das Unternehmen.

Allerdings kann Schott auch schon lange Erfahrungen mit ByoD (Bring your own Device) vorweisen: Vor etwa drei Jahren habe er mit seinem Team beschlossen, die für das Business genutzten mobilen Endgeräte auf iPhones zu beschränken, erzählt er. Die konnten die Mitarbeiter auch selbst mitbringen, was etwa ein Drittel der "Mobile Workers" auch taten beziehungsweise tun.

Bei den Privatnutzern haben mittlerweile Android-Geräte den iPhones den Rang abgelaufen. Aber das tangiert Schott kaum: "Wir bewerten und analysieren den Markt immer wieder", berichtet er, "und bislang haben wir unsere Entscheidung für Apple jedes Mal bestätigt gefunden."

Die iPhones unterschieden sich von den Produkten der Konkurrenz vor allem in drei Punkten: Betriebssicherheit, Beherrschbarkeit und Stabilität. Aus Sicht des IT-Bereichs erforderten die Apple-Geräte"minimalen Support", aus der Anwenderperspektive sind sie besonders einfach zu bedienen.

CIO des Jahres 2012 - Preisträger Großunternehmen
Mit großer Freude präsentieren wir Ihnen die CIOs des Jahres 2012 in der Kategorie Großunternehmen.
Platz 10: Jochen Schneider, Zürcher Kantonalbank
Jochen Schneider, bis Juni dieses Jahres CIO der Zürcher Kantonalbank, hat im IT-Wettbewerb "CIO des Jahres 2012" den zehnten Platz in der Kategorie Großunternehmen erreicht.
Platz 9: Volker Raupach, Johnson Controls Automotive
Volker Raupach von Johnson Controls Automotive Experience hat im IT-Wettbewerb "CIO des Jahres 2012" den neunten Platz in der Kategorie Großunternehmen und den dritten Platz in der Kategorie "Global Exchange Award" erreicht.
Platz 8: Horst Westerfeld, Land Hessen
Horst Westerfeld vom Land Hessen hat im IT-Wettbewerb "CIO des Jahres 2012" den achten Platz in der Kategorie Großunternehmen erreicht.
Platz 7: Dietmar Schlößer, Deloitte
Dietmar Schlößer, CIO von Deloitte, hat im IT-Wettbewerb "CIO des Jahres 2012" den siebten Platz in der Kategorie Großunternehmen erreicht.
Platz 6: Thomas Schott, Rehau AG
Thomas Schott von REHAU hat beim IT-Wettbewerb "CIO des Jahres 2012" den 6. Platz in der Kategorie "Großunternehmen erreicht.
Platz 5: Christian Mezler-Andelberg, Magna Steyr Fahrzeugtechnik
Christian Mezler Andelberg von Magna Steyr Fahrzeugtechnik hat beim IT-Wettbewerb "CIO des Jahres 2012" in der Kategorie den 5. Platz erreicht.
Platz 4: Klaus Vitt, Bundesagentur für Arbeit
Klaus Vitt von der Bundesagentur für Arbeit hat im IT-Wettbewerb "CIO des Jahres 2012" den vierten Platz in der Kategorie Großunternehmen erreicht.
Platz 3: Michael Kollig, Danone
Mit seinem Innovationsprojekt landete Michael Kollig, CIO für die Region EMEA von Danone, beim "CIO des Jahres 2012" nicht nur auf Rang drei in der Kategorie Großunternehmen, sondern schnappte sich zudem den ersten Platz in der Kategorie "Global Exchange Award". Das ist eine Überraschung: Die Nahrungsmittelindustrie war noch nie mit einem CIO so weit vorne im Ranking vertreten.
Platz 2: Andreas König, ProSiebenSat.1 Media AG
Platz zwei im IT-Wettbewerb „CIO des Jahres 2012“, Kategorie Großunternehmen, erreichte Andreas König von ProSiebenSat.1 Media. So weit nach vorne hat es noch nie ein Vertreter der Medienbranche beim „CIO des Jahres“ geschafft.
Platz 1: Thomas Noth, Talanx AG
Der Sieger des IT-Wettbewerbs "CIO des Jahres 2012" in der Kategorie Großunternehmen heißt Thomas Noth von der Talanx AG. Der Konzern-CIO hat es geschafft, sein Unternehmen von den branchentypischen Eigenentwicklungen hin zu einer Standardsoftware zu bewegen

Integration von Voice und Video

Seit vielen Jahren lassen sich auf den Firmen-Notebooks neben den Standardapplikationen auch Chat, Voice und Videoconferencing nutzen, wie Schott berichtet. Eine Multikonferenz-Unit versetze die Notebook-User in die Lage, von überall her an stationären Videokonferenzen - bis hin zu Telepresence-Systemen - teilzunehmen. Diese Möglichkeit habe Rehau auch für das UyoD-Konzept im Fokus, doch lasse sich das aufgrund technischer Restriktionen noch nicht mit den entsprechenden Service-Levels zur Verfügung stellen.

Parallel zu diesen Aktivitäten haben die IT-Experten in Zusammenarbeit mit den Hausjuristen ein Konzept für die rechtssichere Aufbewahrung von Dokumenten ("Document Retention Policy") ausgearbeitet. Ein E-Learning-System weist die Mitarbeiter in die Vorgehensweise für korrekte Archivierung ein. Auf diese Weise soll den Compliance-Anforderungen Genüge getan werden.

Dass die weltweit rund 230 IT-Mitarbeiter der Rehau Gruppe auch noch einen umfassenden SAP-Rollout mit den Komponenten CRM und APO stemmen, teilt Schott erst auf Nachfrage mit. So etwas gehört für ihn offenbar zum Tagesgeschäft. (Computerwoche)