Dass er auch mal dreieinhalb Wochen ohne Handy und Internet auskommen kann, hat Thomas Schott im vergangenen Jahr unter Beweis gestellt. Da fuhr er mit dem Rad von Lhasa nach Kathmandu - ohne Verbindung zu dem, was wir Zivilisation nennen. "In der Gruppe waren mein Freund und ich die Einzigen, die kein Smartphone dabeihatten", berichtet der CIO des Kunststoffverarbeiters Rehau: "Danach war es gar nicht so einfach, wieder in unsere hochtechnisierte Welt zurückzukehren."
Seinen Mitarbeitern und Anwendern will Schott diese Erfahrung keinesfalls aufdrängeln. Im Gegenteil: Sie dürfen sogar von zu Hause aus auf eine ganze Reihe von Unternehmensanwendungen zugreifen. Use your own Device oder UyoD nennt Schott dieses Konzept. "Als kürzlich ein ganzes Stockwerk in unserem Bürogebäude mit dem entsprechenden Lärm saniert wurde, konnten die Mitarbeiter zu Hause bleiben oder eher gehen und von zu Hause quasi nahtlos weiterarbeiten", berichtet er.
Ohne E-Mails und Dropbox
Möglich machen das beispielsweise die intensive Nutzung der Collaboration-Werkzeuge Sharepoint OCS und die damit verbundene Synchronisation von E-Mails, Kalendereinträgen sowie File-Sharing. "Der Anwender muss sich darüber gar nicht groß Gedanken machen", berichtet Schott, "er setzt sich einfach zu Hause an den PC und arbeitet weiter an seiner Powerpoint-Präsentation, die er gerade noch in der Firma erstellt hatte."
Was aussieht wie reine Bequemlichkeit für die Nutzer, ist für die IT noch viel nützlicher. Auf diese Weise erübrigen sich nämlich das Versenden von Unternehmensdaten an private E-Mail-Briefkästen oder die Nutzung von Speicherdiensten wie Dropbox mit ihrer fragwürdigen Sicherheit. Die Anwender laden sich dafür ein Cookie aus dem Unternehmensnetz und beantragen zweierlei: ein Passwort sowie ein Token als doppelte Absicherung gegen unautorisierten Zugriff. Unter anderem wegen dieser Lösung belegte Schott beim letztjährigen Wettbewerb "CIO des Jahres" den sechsten Platz in der Kategorie Großunternehmen.
Erfahrung auch mit ByoD
Das UyoD-Konzept entstand aus der Überlegung heraus, dass die Anwender eigentlich nicht ihr zum Teil recht kostspieliges Privatequipment für dienstliche Zwecke nutzen wollen, sondern es lieber zu Hause einsetzen. Was sie im Büro und unterwegs verwenden, stellt meist das Unternehmen.
Allerdings kann Schott auch schon lange Erfahrungen mit ByoD (Bring your own Device) vorweisen: Vor etwa drei Jahren habe er mit seinem Team beschlossen, die für das Business genutzten mobilen Endgeräte auf iPhones zu beschränken, erzählt er. Die konnten die Mitarbeiter auch selbst mitbringen, was etwa ein Drittel der "Mobile Workers" auch taten beziehungsweise tun.
Bei den Privatnutzern haben mittlerweile Android-Geräte den iPhones den Rang abgelaufen. Aber das tangiert Schott kaum: "Wir bewerten und analysieren den Markt immer wieder", berichtet er, "und bislang haben wir unsere Entscheidung für Apple jedes Mal bestätigt gefunden."
Die iPhones unterschieden sich von den Produkten der Konkurrenz vor allem in drei Punkten: Betriebssicherheit, Beherrschbarkeit und Stabilität. Aus Sicht des IT-Bereichs erforderten die Apple-Geräte"minimalen Support", aus der Anwenderperspektive sind sie besonders einfach zu bedienen.
Integration von Voice und Video
Seit vielen Jahren lassen sich auf den Firmen-Notebooks neben den Standardapplikationen auch Chat, Voice und Videoconferencing nutzen, wie Schott berichtet. Eine Multikonferenz-Unit versetze die Notebook-User in die Lage, von überall her an stationären Videokonferenzen - bis hin zu Telepresence-Systemen - teilzunehmen. Diese Möglichkeit habe Rehau auch für das UyoD-Konzept im Fokus, doch lasse sich das aufgrund technischer Restriktionen noch nicht mit den entsprechenden Service-Levels zur Verfügung stellen.
Parallel zu diesen Aktivitäten haben die IT-Experten in Zusammenarbeit mit den Hausjuristen ein Konzept für die rechtssichere Aufbewahrung von Dokumenten ("Document Retention Policy") ausgearbeitet. Ein E-Learning-System weist die Mitarbeiter in die Vorgehensweise für korrekte Archivierung ein. Auf diese Weise soll den Compliance-Anforderungen Genüge getan werden.
Dass die weltweit rund 230 IT-Mitarbeiter der Rehau Gruppe auch noch einen umfassenden SAP-Rollout mit den Komponenten CRM und APO stemmen, teilt Schott erst auf Nachfrage mit. So etwas gehört für ihn offenbar zum Tagesgeschäft. (Computerwoche)