"Der Bedarf an Führungskräften, die einen Paradigmenwechsel gestalten können, wächst", ist Martina Van Hettinga, Managing Partner i-potentials, überzeugt. Und angesichts der aktuellen Marktlage gewinnen "sorgfältig aufgesetzte Kostenstrukturen und Entscheidungen für die richtigen Investitionen an Bedeutung", was sich in steigenden Gehältern vor allem für Finance-Positionen im C-Level zeige.
Lag die Gehaltsspanne laut i-potentials für diese Kandidaten und Kandidatinnen 2021 noch bei 160.000 bis 240.000 Euro, so stieg sie im vergangenen Jahr auf 180.000 bis 270.000 Euro. In vergleichbarem Umfang stiegen auch die Gehälter von C-Level Executives mit General Management Erfahrung. Mit 220.000 bis 390.000 Euro werden sie am höchsten vergütet (2021: 200.000 bis 350.000 Euro), wobei Spitzenmanager zum Teil mit über 500.000 Euro Jahresgehalt nach Hause gehen.
Ausschlaggebend dafür sei laut den Analysten von i-potentials auch die vollständige Gewinn- und Verlust-Verantwortung. Bei Commercial-Rollen im C-Level stiegen die Gehälter ebenfalls auf 200.000 bis 320.000 Euro (2021: 180.000 bis 290.000 Euro).
Variable Vergütung von 50 Prozent
Während 2022 die Vergütung für C-Level-Positionen in der Digitalwirtschaft insgesamt von 302.773 auf 319.127 Euro gestiegen ist, sanken die variablen Vergütungen im Jahresvergleich von 116.258 auf 90.337 Euro. Im Gegenzug stieg die fixe Vergütung im Schnitt von 186.515 auf 228.790 Euro. Dennoch bleibt die variable Vergütung auch in der aktuellen Lage ein zentrales Puzzlestück im Gesamtpaket. Seit 2021 nimmt der Anteil der Unternehmensanteile zu, während Boni abnehmen. Grund dafür ist für Martina Van Hettinga unter anderem der Fokus auf Profitabilitätskennzahlen, wodurch weniger Boni-intensive Rollen wie der COO gestärkt werden.
Hessen ist Spitzenreiter, NRW holt auf
Betrachtet man die vier Jahre von 2019 bis 2022 in den 16 Bundesländern war die durchschnittliche Vergütung im C-Level in Hessen mit 322.324 Euro am höchsten. Es folgen Nordrhein-Westfalen (317.672 Euro) und Berlin (293.454 Euro). NRW war auch das Bundesland, in dem Führungskräfte in dieser Zeitspanne mit einer Wachstumsquote von 17,25 Prozent den größten Gehaltssprung hinlegten, gefolgt von Bayern mit 13,34 Prozent. "Gerade der Mittelstand muss im deutschlandweiten Wettbewerb um Chefpositionen mit Digital-Know-how oft zusätzliche Anreize schaffen, um Kandidaten zu gewinnen", so Personalexpertin Van Hettinga. Flexible Arbeitszeiten, Home-Office-Optionen oder Remote Work seien für viele Führungskräfte inzwischen unverzichtbar.
Gender Pay Gap bei sechs Prozent
Verglichen mit der statistischen Lohnlücke von 18 Prozent ist das Gender Pay Gap auf der ersten Führungsebene gering. Frauen verdienen im Schnitt sechs Prozent weniger als Männer. Allerdings ist ihr Anteil mit einer Quote von 16 Prozent in der obersten Führungsetage auch 2022 noch gering. Immerhin liegt der Anteil von Frauen auf der zweiten Führungsebene 2022 bei 29 Prozent - ein Plus von sechs Prozent verglichen mit dem Vorjahr.
Für die Studie hat i-potentials einen Datensatz mit 1.779 einmaligen Personendatensätzen im Sinne der DSGVO anonymisiert ausgewertet. Die Angaben stammen aus Kandidaten-Umfragen aus den Jahren 2010 bis 2022. Schlussendlich sind Gehaltsangaben von 993 Executives auf C-Level-Ebene in die Auswertung eingeflossen. Für den Diversity-Vergleich wurde zusätzlich die zweite Führungsebene berücksichtigt.
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