cio.de: Frau van Delden, herzlichen Glückwunsch zur Wahl ins Bitkom-Präsidium. Sie sitzen dort mit den Schwergewichten der IT-Branche an einem Tisch. Wie sehen Sie Ihre Rolle als neues Bitkom-Präsidiumsmitglied?
Catharina van Delden: Im Bitkom-Präsidium liegt mein Fokus ganz klar auf den Themen Crowdsourcing, neue Medien und Startups. Bitkom bietet Startups ein hochkarätiges Netzwerk, das gerade für junge Unternehmen ein wichtiger Erfolgsfaktor sein kann. Die Arbeitskreise und Coaching-Angebote sind für Startups von großem Wert. Auch wir als Unternehmen nutzen diese Angebote.
cio.de: Erklären Sie uns doch bitte, was Ihre Firma Innosabi macht?
Catharina van Delden: Wir arbeiten im B2B-Umfeld und bieten Software und Plattformen für Crowdsourcing sowie Open Innovation an. Die Geschäftsidee entstand vor fünf Jahren, 2010 haben wir zu viert die Innosabi GmbH gegründet.
cio.de: Wahrscheinlich hätte Ihnen Mark Zuckerberg davon abgeraten, mit Freunden eine Firma zu gründen. Funktioniert Ihr Modell noch?
Catharina van Delden: Ja, wir sind immer noch befreundet und alle vier arbeiten im Unternehmen. Ich habe es nicht bereut, mit Freunden ein Unternehmen zu gründen, im Gegenteil, bin ich sehr dankbar über ein hohes Maß an Vertrauen. Wir haben alle an der Technischen Universität München studiert, allerdings ganz unterschiedliche Fächer gewählt. Ich habe Betriebswirtschaft mit dem technischem Schwerpunkt Lebensmitteltechnik studiert, ein Kollege Maschinenbau und ein anderer Elektrotechnik.
cio.de: Hat sich Ihr Geschäftsmodell im Laufe der vergangenen Jahre verändert?
Catharina van Delden: Zwar haben wir von Anfang an Software und Plattformen für Crowdsourcing angeboten, doch 2008 war das Konzept noch neu am Markt, wir waren viel stärker damit beschäftigt, den Unternehmen zu erklären, wie sie das Tool einsetzen können. Inzwischen trauen sich Unternehmen mehr, wir müssen weniger Aufklärungsarbeit leisten und haben uns vom Dienstleister zum Software- und Plattform-Anbieter weiterentwickelt. Heute konzentrieren wir uns stärker auf das Software-as-a-Service-Lizenzgeschäft.
cio.de: Berlin oder München gilt in der Startup-Szene als ideologische Frage. Wieso haben Sie sich für München entschieden?
Catharina van Delden: Wir bewegen uns im Enterprise-Software-Umfeld und haben in München ein gutes Geschäftsklima, denn viele unserer Kunden sind hier in der Nähe angesiedelt. Außerdem haben die Gründer persönliche Beziehungen in München und wollten gerne hier bleiben. Zwar sind die Mieten und Gehälter hier höher, doch für uns ist es der richtige Standort.
cio.de: Wie viele Mitarbeiter beschäftigen Sie und finden Sie hier genügend Entwickler?
Catharina van Delden: Mittlerweile umfasst unser Team mit den vier Gründern zehn Mitarbeiter und wir wollen weiter wachsen. Wir haben ähnliche Herausforderungen, neue Entwickler-Kollegen zu finden wie andere IT-Unternehmen auch.
cio.de: Sie waren kürzlich mit dem Wirtschaftsminister Philipp Rösler im Silicon Valley. Was haben Sie auf dieser Reise gelernt?
Catharina van Delden: Es ist zwar nichts Neues, doch in den USA herrscht eine andere Mentalität gegenüber Gründern. Risiken eingehen und auch einmal zu scheitern ist dort keine Katastrophe, sondern gesellschaftlich akzeptiert. Wir sind zwar nicht durch Venture Capital finanziert, doch wir hätten in Deutschland wahrscheinlich Probleme gehabt, als Startup Geld zu bekommen. Heute arbeiten wir längst profitabel und können unser Wachstum selbst finanzieren. Manche Startups bräuchten vermutlich eine längere Vorfinanzierung, doch hierzulande pochen Investoren sehr früh darauf, dass ein Unternehmen Umsatz generieren und eine schwarze Null schreiben muss. In den USA verfolgen Investoren einen ganz anderen Ansatz und finanzieren Startups in viel größerem Stil vor.
cio.de: Gab es auf dieser Reise auch ein Aha-Erlebnis?
Catharina van Delden: Ja, für mich schon. Im Gespräch mit einem Facebook-Mitarbeiter der ersten Stunde wurde mir klar, dass wir in Deutschland einen klaren Vorteil haben, weil unsere Gesellschaft und Industrie sehr technikbegeistert ist und deshalb ein Ansatz wie Industrie 4.0 hier gelingen kann, denn wir haben hier die besten Voraussetzungen dafür, solch ein Projekt umzusetzen. Mit dem Blick von außen konnte ich das deutlicher erkennen.
cio.de: Welche Pläne haben Sie für Innosabi?
Catharina van Delden: Das Prinzip der offenen und Community-getriebenen Innovation ist beispielsweise für einige Produktentwicklungen inzwischen ein etabliertes Vorgehen. Im Herbst kommen wir mit einem neuen Produkt auf den Markt, das eine ähnliche Herangehensweise auf firmeninterne Innovationsprozesse überträgt. Momentan ist Deutschland ein guter Markt für uns, doch mittelfristig möchten wir auch die Internationalisierung von Innosabi vorantreiben.
cio.de: Wie sind Sie denn auf den Namen "Innosabi" gekommen?
Catharina van Delden: Durch einen Crowdsourcing-Ansatz. Wir haben uns gefragt, welche Assoziationen mit „frisch, neu, innovativ“ einhergehen und haben dann schnell „Wasabi“ gefunden. Als dann eine internationale Crowdsourcing-Community bestätigt hat, dass „innosabi“ in ihrer jeweiligen Sprache weder etwas Negatives bedeutet noch damit assoziiert wird, war unser Firmenname gefunden.
Attraktive Arbeitgeber: Startups brauchen Konzerne nicht zu fürchten
Über interessante Themen, die Leidenschaft für eine Aufgabe und ein attraktives Umfeld haben auch junge Unternehmen im Wettbewerb mit den Großen, Chancen, gute Mitarbeiter anzuheuern, ist Catharina van Delden, Geschäftsführerin des Startups Innosabi und Präsidiumsmitglied des IT-Branchenverbandes Bitkom überzeugt