Mitten in der tobenden Übernahmeschlacht schmilzt der Gewinn von Dell dahin. Im zweiten Geschäftsquartal (bis Anfang August) verdiente der US-Computerbauer unterm Strich 204 Millionen Dollar (154 Mio Euro) und damit 72 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum. Bereits im Vierteljahr zuvor hatte die Nummer drei der PC-Branche einen Gewinneinbruch hinnehmen müssen. Ein Grund sind Preisnachlässe.
Es sei ein "herausforderndes Umfeld", erklärte Finanzchef Brian Gladden am Donnerstag am Firmensitz im texanischen Round Rock. Privatkunden steigen auf Tablet-Computer um oder begnügen sich mit ihrem Smartphone, anstatt einen neuen Laptop anzuschaffen. Dank besser laufender Geschäfte mit Firmenkunden konnte Dell den Umsatz letztlich stabil halten bei 14,5 Milliarden Dollar. Die Aktie lag nachbörslich leicht im Plus.
Wegen des rasanten Wandels in der Branche will Konzernchef Michael Dell die 1984 von ihm gegründete Firma mit Hilfe des Finanzinvestors Silver Lake zurückkaufen und von der Börse nehmen. Ohne Rücksicht auf andere Aktionäre könnte er dann den Umbau beschleunigen. Schon heute setzt Dell verstärkt auf Dienstleistungen für Firmenkunden sowie auf spezielle Software-Angebote.
Doch Großaktionäre unter der Führung des unbequemen Investors Carl Icahn kritisieren den gebotenen Preis als zu niedrig. Icahn drängt stattdessen auf einen Aktienrückkauf. Michael Dell sah sich zuletzt gezwungen, das Angebot leicht zu erhöhen. Er bietet nun pro Aktie 13,75 Dollar plus einer Sonderdividende von 0,13 Dollar. Damit liegt das Gesamtangebot bei 13,88 Dollar nach ursprünglich 13,65 Dollar je Anteilsschein.
Es ist aber weiterhin unklar, ob Dell mit der nun insgesamt knapp 25 Milliarden Dollar schweren Transaktion durchkommt. Das letzte Wort haben die Aktionäre auf einer Versammlung am 12. September. Der Termin für die Abstimmung wurde wegen der Scharmützel allerdings schon mehrfach verschoben.
Angesichts des Übernahmekampfs gibt Dell keinen Ausblick auf das laufende Geschäft. Das Management stand auch nicht wie üblich in einer Telefonkonferenz den Analysten für Nachfragen zur Verfügung. Der Marktforscher IDC hatte errechnet, dass die PC-Verkäufe im zweiten Quartal um 11 Prozent gefallen waren. Die Experten rechnen aber damit, dass sich die Lage im zweiten Halbjahr bessert. (dpa/rs)