Was passiert, wenn sich IT-Mitarbeiter und Auszubildende an einen Tisch setzen? Das Kemptener Logistikunternehmen Dachser will es wissen: Einmal im Jahr kommen die ITler mit den jüngsten Mitarbeitern zusammen, um ihr Kommunikationsverhalten, aber auch ihre Vorstellungen und Werte kennenzulernen. Dabei zeigte sich etwa, dass junge Menschen digital kommunizieren wollen und auf Face-to-Face-Kommunikation weniger Wert legen.
"In fünf Jahren wird es noch viel schwieriger werden, sich persönlich zu treffen und miteinander zu reden", gibt sich Hubert Reiser, Leiter Collaboration & User Experience bei Dachser, keinen Illusionen hin. "Warum denn reden? Ich habe dir doch schon geschrieben!"
Diese Erkenntnisse fließen direkt in das neue Projekt "Collaboration-Software 2023" ein, das die IT in diesem Jahr startet. Hier wollen Reiser und seine Mitarbeiter erkunden, welche Anforderungen der digitale Arbeitsplatz der Zukunft stellen könnte. Im Mittelpunkt stehen Themen wie der einfache Zugang zu Dokumenten und Informationen, das Teilen und gemeinsame Bearbeiten von Dateien mit Kollegen, die Integration von Systemen oder auch intuitive Bedienoberflächen. Das Ergebnis des Projekts ist offen, denn wer weiß heute schon, welche Trends uns in Zukunft erwarten.
Hier voranzugehen wird für Dachser wichtiger, da sich insbesondere junge Mitarbeiter ständig privat mit neuen Technologien beschäftigen und somit immer anspruchsvoller werden. Die IT-Ausstattung und die Netze müssen schnelles, mobiles Arbeiten perfekt unterstützen. Für IT-Abteilungen wie die von Dachser steigen damit die Herausforderungen: Die Business-IT unterliegt weit komplexeren Rahmenbedingungen als das private Umfeld.
Der IT-Excellence-Benchmark-Wettbewerb
Der Dachser-Konzern, der seit 2007 jedes Mal am IT-Excellence Benchmark (ITEB) teilgenommen hat, schafft es immer wieder, die Mitarbeiter von den Leistungen der internen IT zu überzeugen. Wie schon im Jahr 2017 sicherte sich der Logistiker 2018 wieder den dritten Platz. ITEB ist ein Benchmark-Service des CIO-Herausgebers IDG Business Media GmbH, der es Unternehmen erlaubt, die Zufriedenheit von IT-Anwendern mit den Leistungen der internen IT zu beurteilen und sich in diesem Punkt mit anderen Unternehmen zu vergleichen.
Seit 2007 betreibt IDG diesen Wettbewerb und arbeitet dabei eng mit der Technischen Universität München und der Business Group Munich zusammen. Dem Benchmark liegen über 126.000 verwertbare Interviews aus mehr als 300 Umfragen zugrunde. Diese große Datenbasis ermöglicht den Teilnehmern auch den Vergleich mit Unternehmen aus der gleichen Branche und ähnlicher Größe.
Die Fragen an die Anwender drehen sich unter anderem um Kommunikation und Zusammenarbeit, Zufriedenheit mit IT-Service-Desk und IT-Systemen, Schulungen, Innovationsbereitschaft der IT sowie die allgemeine Zufriedenheit. Dabei dürfen die Mitarbeiter auf einer Skala von 1 (vollkommen zufrieden) bis 5 (unzufrieden) abstimmen. Für Unternehmen mit Mitarbeitern an Standorten in mehreren Ländern kann die Umfrage auch mehrsprachig betrieben werden.
Innovationen kommen gut an
Zum guten Abschneiden von Dachser trug vor allem die überdurchschnittliche Bewertung der Innovationsbereitschaft der IT bei. Die Mitarbeiter honorieren es, wenn beispielsweise mit Blockchain-Technologien experimentiert wird, ein gemeinsames Lab mit dem Fraunhofer-Institut entsteht oder Apps die Klemmbretter ablösen. Dachser entlastete die Beschäftigten durch Prozessautomatisierung und intensivierte die Zusammenarbeit mit der internen Forschung und Entwicklung, indem ein kleines Team für Arbeiten an der Schnittstelle bereitgestellt wurde.
Die Zufriedenheit steigern aber auch ganz klassische Projekte wie die "Global Standard Integration", in deren Rahmen Dachser sein gemanagtes Netz von Land zu Land weiter ausrollt. Damit verbesserte sich in den Einheiten Stabilität, Performance und Sicherheit der Netze. Sobald ein Land in den gemanagten Standard eingebunden ist, erhöht sich dort spürbar die Leistungsfähigkeit der Netze. "Für uns ist die Angleichung der weltweiten Zufriedenheit mit der IT eine der größten Leistungen der vergangenen zehn Jahre", sagt Wolfgang Reinthaler, Team Leader IT-Marketing & IT-Staff bei Dachser.
Bessere Infrastruktur hilft
Mit Infrastrukturprojekten verbesserte auch Martin Engel, Head of IT der Alpha Trains Group, die Zufriedenheit. Das Leasingunternehmen für Lokomotiven und Personenzüge mit Hauptsitz in Luxemburg investierte stark in die Vernetzung der Standorte, wodurch die IT-Systeme zuverlässiger, performanter und sicherer liefen. Im Vergleich zu 2017 machte Alpha Trains mit seinem ITEB-Ergebnis im vergangenen Jahr einen Satz nach oben und landete auf Platz zwei.
Die zentralen Anforderungen an die Arbeitsplätze bei Alpha Trains liegen in der mobilen Anbindung der Engineering-Mitarbeiter, die an den Loks und Zügen arbeiten, sowie in den Collaboration-Möglichkeiten bei Projekten mit internen und externen Vertragspartnern. Als Basis dafür dienen Cloud-Lösungen: So führte die IT beispielsweise Office 365, Azure Active Directory und Sharepoint Online ein. "Wir gehen kontinuierlich den Weg in die Cloud, um überall einen einheitlichen digitalen Arbeitsplatz bereitzustellen", erklärt Engel.
Microsofts Azure-Cloud-Umgebung ist für Engel gesetzt. Darauf will der IT-Verantwortliche eigene Kundenanwendungen entwickeln und branchenspezifische Applikationen wie das Asset-Management-System und das Sales-Tool besser integrieren. Mitarbeiter profitieren davon allein schon durch so simple Vereinfachungen wie den Export einer Excel-Datei aus dem neuen ERP-System: "Anfang 2018 sind wir mit Dynamics 365 aus der Cloud online gegangen, das war ein großes Projekt", berichtet Engel. "Die Ablösung der Altsysteme hat sicher zur positiven Bewertung aus dem Finance-Bereich geführt."
Über die Azure-Plattform will Alpha Trains auch sein IoT-Projekt umsetzen: In den Loks eingebaute Sensoren generieren Daten, die mit verschiedenen Softwarelösungen weiterverarbeitet werden sollen. Begleitend dazu sollen die Mitarbeiter in kleinen kontinuierlichen Schritten vermehrt auf agiles Arbeiten und agiles Projekt-Management umsteigen. Eine klare Vision, wie die Arbeit im Engineering in fünf Jahren aussehen soll, hat Engel ebenfalls: Alle Assets und IT-Systeme sollen so verzahnt sein, dass ein Mitarbeiter auf seinem Endgerät ein Dashboard hat, mit dem er per Knopfdruck in zehn Minuten eine Lok vermieten kann.
IT serviceorientiert aufstellen
Cloud-Lösungen nutzt der Vermittler von Baufinanzierungen Interhyp aus München seit 2018 - für Plattform-, Software- und Infrastrukturservices, und das sowohl in der Private als auch in der Public Cloud. Nur würde die IT neue Technologien gerne noch schneller testen und in Betrieb bringen. Gemeinsam mit der hauseigenen Zukunftswerkstatt und dem Bereich Digital Products arbeitet die IT daran, diese Technologien noch schneller zu nutzen.
Dass dieser Ansatz schon gut funktioniert, zeigt der erneute Sieg der Interhyp bei der Anwenderzufriedenheitsumfrage 2018. Im Bewertungspunkt "allgemeine Zufriedenheit" gaben die Mitarbeiter der hauseigenen IT die Note 1,70, während die Durchschnittsnote aller ITEB-Teilnehmer bei 2,66 liegt.
Um ihr hohes Niveau zu halten, geht die IT-Organisation daran, sich neu auszurichten. "Wir haben jetzt damit begonnen, die IT serviceorientiert aufzustellen, um die Kundengruppen noch schneller bedienen zu können", erläutert Roger Schwarz, Managing Director Information Technology bei Interhyp. "Damit wollen wir sie direkter und intensiver unterstützen und Innovationsthemen viel schneller in den Betrieb bringen. Erste Effekte werden in diesem Jahr schon zu beobachten sein." Darüber hinaus will die IT selbstorganisierte Teams etablieren, in denen Experten für die einzelnen Technologien die IT-Plattform koordiniert weiterentwickeln werden.
In ihrem "Strategieprojekt 2021" haben sich die Führungskräfte und Mitarbeiter der IT gerade gemeinsam damit befasst, wie sich all diese Projekte auf den Arbeitsplatz der Zukunft und die Anwenderzufriedenheit auswirken werden. Auch wenn das heute noch niemand so ganz genau weiß, steht für die Interhyp doch fest: Der Arbeitsplatz wird noch flexibler und ortsunabhängiger werden und sich auf mehr Kanäle wie mobile Geräte, PCs oder Sprachschnittstellen verteilen. "Es wird eine Flexibilisierung geben, die wir uns noch gar nicht vorstellen können", sagt Schwarz.
ITEB 2019 | Kontakt und Informationen |
Der ITEB 2019 läuft bereits. Die Teilnahme ist jederzeit möglich. Informationen dazu bekommen Sie unter www.cio.de/iteb oder direkt bei: Regina Hermann, IDG Business Media GmbH |