Leider gehen Gartner und nun auch IDC bei ihren Prognosen für 2015 wieder mit einer Idee hausieren, die nicht funktioniert: Der Chief Digital Officer (CDO) soll die Digitalisierung von Geschäftsmodellen treiben. Als ein Beauftragter soll er neue Ideen in neu zu gründende Gremien tragen, um alteingesessene Fachbereichsvertreter daran zu erinnern, dass da draußen ein Wandel vor sich geht. Gut gemeinter Ansatz. Netter Posten - von Beratern für Berater. Wird aber nichts nützen.
Digitalisierung lässt sich nicht wegdelegieren, schon gar nicht an CDOs auf Stabsstellen. Wenn Unternehmenslenker aus den besonders betroffenen Branchen Auto, Banken, Handel, Transport und Versicherungen nicht realisieren, dass ihre Geschäftsmodelle bröckeln, helfen keine Beauftragten. Sie mögen mit den besten Intentionen ausgestattet sein, aber sie sind nicht in der Organisation verankert und können nur auf einer Meta-Ebene darüber schwadronieren, wie die anderen ihre Arbeit umorganisieren sollten. Ausnahmen mag es geben, wie zum Beispiel Sebastian Saxe, den CDO der Hamburger Port Authority. Aber Saxe ist auch keine Stabsstelle, sondern Mitglied der Geschäftsleitung und außerdem als CIO mit den Prozessen bestens vertraut.
Die Position des CDO wird in keinem Unternehmen überleben, genauso wenig wie die E-Business-Beauftragten, die rund um das Jahr 2000 für neuen Schwung sorgen sollten. Keiner davon konnte sich halten. Bestenfalls konnten die Kandidaten auf andere Posten wechseln, die sich besser für die Aufgabe eignen, wie zum Beispiel Olaf Koch, der als 30-Jähriger bei DaimlerChrysler wirbelte und eigentlich jetzt erst die Ideen von damals angehen kann - als CEO der Metro. Wer also einem jungen, talentierten Mitarbeiter eine Chance geben will, der richte den Posten des CDO ein. Er darf sich nur nicht wundern, wenn der Kandidat irgendwann weiterzieht - ohne Effekte im eigenen Unternehmen zu hinterlassen.
Es bleibt dabei: Echte Veränderungen erzielen immer nur diejenigen, die im Unternehmen Kärrnerarbeit erledigen. Dazu gehören in diesen Tagen leider wieder Lizenzverhandlungen und die Abwehr von Audits durch Microsoft. Kein Spaß.