Bei der Hauptversammlung im Mai kündigte er "harte Einschnitte" an, in der Bank müsse "grundsätzlich anders" gedacht und gearbeitet werden. Nun macht Sewing ernst - gut ein Jahr nach dem ersten Sparprogramm unter seiner Führung.
Anfang April 2018 befördert der Aufsichtsrat den damaligen Privatkundenchef auf den Chefsessel. Das Kontrollgremium erwartet "Führungsstärke" und "Durchsetzungskraft". Nach drei Verlustjahren unter Sanierer John Cryan soll es der Westfale richten, der sein Handwerk fast 30 Jahre zuvor in einer Deutschen-Bank-Filiale in Bielefeld lernte.
Der heute 49-jährige Sewing ist der jüngste Vorstandschef in der fast 150-jährigen Geschichte der Deutschen Bank. Und der Vater von vier Kindern weiß, worauf er sich eingelassen hat: "Die Herausforderung für uns alle ist groß", schreibt Sewing am Tag nach seiner Ernennung an die Mitarbeiter des Dax-Konzerns. "Das Amt, das ich nun antrete, betrachte ich mit viel Respekt, seit ich 1989 als Auszubildender bei der Deutschen Bank begann." Sewing fordert mehr Tempo bei Entscheidungen und "Jägermentalität" von der Belegschaft.
Als Vorteil gilt, dass er die Bank durch und durch kennt. Bis auf ein Intermezzo bei der Deutschen Genossenschafts-Hypothekenbank (2005-2007) verbrachte Sewing sein Berufsleben bei der Deutschen Bank: Von der Ausbildung als Bankkaufmann über ein berufsbegleitendes Studium an der Bankakademie in Bielefeld und Hamburg bis zum Vorstandsmitglied seit 2015. Dort verantwortete er vor seiner Berufung an die Konzernspitze das Privat- und Firmenkundengeschäft.
Erfahrungen im Ausland sammelte der leidenschaftliche Tennisspieler und Fan des Fußball-Rekordmeisters Bayern München in Singapur, Toronto, Tokio und London. Sewing arbeitete im Risikomanagement und kennt daher auch das Investmentbanking, zuletzt das Sorgenkind des Deutsche-Bank-Konzerns. (dpa/rs)