Steuerzahler finanzieren leere Züge

Deutsche Bahn fährt Milliardenverlust ein

28.07.2020
Jeder Kilometer, den ein ICE zurücklegt, kostet bis zu 30 Euro. Die Bahn aber fährt Millionen von Kilometern. Wenn dann kaum zahlende Kundschaft an Bord ist, ergibt sich ein Problem.
Die Deutsche Bahn hat aufgrund fehlender Einnahmen ein riesiges Kostenproblem und in einem halben Jahr fast vier Milliarden Euro verloren.
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Leere Züge in Deutschland und Schwierigkeiten mit dem Auslandsgeschäft haben die Deutsche Bahn tief in die roten Zahlen gedrückt. Von Januar bis Juni fuhr der Staatskonzern ein Minus von 3,7 Milliarden Euro ein, wie die Deutsche Presse-Agentur aus Aufsichtsratskreisen erfuhr.

Nach einer Fahrpreissenkung und Rekordzahlen im Januar und Februar war in der Corona-Krise im März die Fahrgastzahl eingebrochen und hat sich bis heute nicht erholt. Die Bahn hielt dennoch einen Großteil ihres Angebots aufrecht. Außerdem seien 1,4 Milliarden Euro auf den Firmenwert der Auslandstochter Arriva abgeschrieben worden, hieß es.

Milliardenschwere Corona-Einnahmelücke

Der Konzernumsatz erreichte von Januar bis Juni den Kreisen zufolge nur noch 19,4 Milliarden Euro. Das waren 2,5 Milliarden Euro weniger als im Vorjahreszeitraum. Im laufenden Geschäft habe es einen Verlust vor Zinsen und Steuern (Ebit) in Höhe von 1,8 Milliarden Euro gegeben. Der Konzern präsentiert seine Halbjahresbilanz an diesem Donnerstag.

Arriva betreibt Busse und Bahnen in 14 europäischen Ländern. Die Tochter sollte eigentlich längst verkauft sein, damit Milliarden für die Eisenbahn in Deutschland fließen können. Doch die erhofften vier Milliarden Euro wollte niemand zahlen. Plan B, ein Börsengang, wurde auf unbestimmte Zeit verschoben. Schon im Mai wies ein Papier der Bundesregierung auf eine milliardenschwere Corona-Einnahmelücke bei der Auslandstochter mit Sitz in England hin. Nun wurde der Wert von Arriva berichtigt.

Der ungewisse Fahrplan der Deutschen Bahn

Eigentlich hatte die Bahn in diesem Jahr noch einen Gewinn angestrebt, wenn auch einen kleineren als in den Vorjahren. Hintergrund war ein Strategieschwenk: Statt Gewinnmaximierung rückte mehr Qualität und Verlässlichkeit für die Kunden in den Vordergrund. Deshalb hielt der Staatskonzern auch auf dem Höhepunkt der Corona-Beschränkungen etwa zwei Drittel seines Fahrtenangebots aufrecht, auch wenn die Fahrgastzahl zeitweise nur ein Zehntel erreichte.

Die Bundesregierung will die Fahrgastzahl der Bahn deutlich steigern und hat ihr dafür im Zuge des Klimapakets bis 2020 jährlich eine Milliarde Euro zusätzlich in Aussicht gestellt. Weitere fünf Milliarden wurden ihr zugesagt, um die Einbußen durch die Corona-Krise zu bewältigen - im Gegenzug für Sparmaßnahmen im Konzern. Zudem darf der Staatsbetrieb mehr Schulden machen.

Der Bund hatte den Corona-Schaden beim größten Staatskonzern im Mai auf 11 Milliarden bis 13,5 Milliarden Euro beziffert. Die Bahn will in den nächsten Jahren bis zu 5,1 Milliarden Euro einsparen, davon 2 Milliarden Euro beim Personal. Einen Stellenabbau oder ein Ende der vielen Neueinstellungen soll es aber nicht geben. (dpa/rs)