9. IT-Strategietage eröffnet

Deutsche Bank baute IT kräftig um

10.02.2011 von Rolf Röwekamp
CIO Wolfgang Gaertner von der Deutschen Bank hielt die Keynote am ersten Tag der 9. Hamburger IT-Strategietage. Er berichtete über seine Erfahrungen bei der Transformation der IT bei der Deutschen Bank.
Wolfgang Gaertner, CIO der Deutschen Bank.
Foto: Joachim Wendler

2008 hatte die Finanzkrise Banken voll erfasst. Das bedeutete auch große Änderungen für die IT der Deutschen Bank. Sie musste verstärkt auf die Kosten achten. An große neue IT-Projekte war erst einmal nicht zu denken.

Ende 2009 schaltete die Deutsche Bank auf anorganisches Wachstum um: Unter anderem wurde in Folge die Postbank und die Privatbank Sal. Oppenheim übernommen.

Die IT musste sich also so aufstellen, um dieses Wachstum zu bewältigen, sagte Wolfgang Gaertner, CIO der Deutschen Bank und CIO des Jahres 2007, in seinem Vortrag „Die Retail Bank der Zukunft – Transformation erfolgreich treiben“. Um die Transformation mitzugestalten, müsse man als CIO das strategische Geschäft des Unternehmens unterstützen. So saß die IT bei allen Verhandlungen der Übernahmen mit am Tisch.

Transformation der IT
Ein zentraler Punkt für die Transformation der IT erfolgte, indem sie die bisherigen Anwendungssilos aufbrach und begann, funktionale Lösungen zu schaffen. Mitarbeiter wurden so eingesetzt, dass sie ihre Stärken besser ausspielen konnten. Zugleich brach die Bank die vertikale Organisation zugunsten einer horizontalen Organisation auf. Jeder Mitarbeiter bekam neue Aufgaben.

Gaertner hatte dabei befürchtet, dass längst nicht alle Mitarbeiter bei der Transformation mitziehen würden. Auf Veränderungen reagieren Menschen zunächst oft ablehnend, befürchtete er. Es überraschte ihn dann allerdings, dass die Zufriedenheit stieg. Umfragen der Deutschen Bank belegten das.

Der Aufwand für Kommunikation und Change Management war allerdings erheblich. Die neuen Aufgaben und Arbeitsweisen mussten erklärt und die Mitarbeiter mitgenommen werden. Der Aufwand dafür erwies sich als weit höher, als vorher gedacht, wie Gaertner resümierte.

Klassische IT-Projekte gibt es nicht mehr

Zugleich wuchs die IT enger mit dem Business zusammen. Mitarbeiter aus IT und Fachbereichen arbeiten gemeinsam an Projekten. Dazu sitzen ITler jetzt in einer Etage der Frankfurter Zentrale zusammen mit den Mitarbeitern des Privatkundengeschäfts.

Durch die Nähe zum Business und dem neuen Arbeitsstil veränderte sich eines dramatisch: Die Aura des Besonderen umweht die IT nicht mehr. Vielmehr ist die IT viel transparenter für die Fachbereiche geworden. Der Veränderungsprozess sei zwar schwierig gewesen, wie Gaertner einräumt, aber der Erfolg rechtfertigt den Aufwand auf jeden Fall.

Risiken eingehen

Doch die IT muss noch mehr machen, forderte Gaertner. Zum Beispiel große Dinge vorschlagen, starten und dabei sehr mutig sein, wie er am Beispiel der Integration der Berliner Bank schilderte. Die IT schlug das Projekt mit Zeit- und Finanzrahmen vor, ohne zu dem Zeitpunkt aber schon genau zu wissen, wie das konkret geschafft werden soll. Die IT muss ins Risiko gehen um das strategische Business voranzubringen, begründete Gaertner diesen Schritt.

Innovation
Aber auch ein CIO ist vor Überraschungen nicht gefeit.
So erklärte ihm im vergangenen Jahr ein Mitarbeiter mit dem Apple iPad in der Hand, wie IT funktioniert. Ein Schlüsselerlebnis für Gaertner, wie er sagte. Denn er fühlte sich zu dem Zeitpunkt nicht auf gleicher Diskussionshöhe mit dem Kollegen aus dem Finanzbereich.

Seine Erkenntnis: Solche Trends kann der CIO nicht aufhalten, das sollten sie auch nicht. Denn Mitarbeiter und Management bringen die neuen Geräte einfach mit ins Unternehmen. Deswegen sollten CIOs noch mehr in punkto Innovation tun als bisher

Führung
Ein großes Alltagsproblem für Führungskräfte sind verunsicherte Mitarbeiter, die nicht wissen, wie es mit dem Unternehmen weiter geht. Gerade in Zeiten großer Veränderungen wie der Wirtschaftskrise. Sie brauchen deswegen mehr Führung, so Gaertners Erkenntnis. So haben Führungskräfte der Deutschen Bank acht Führungsprinzipien verfasst.

Die Schwierigkeit dabei: ITler sind nicht immer die besten Kommunikatoren und Führungskräfte. Hier müssten IT-Führungskräfte noch deutlich besser werden, sagte er selbstkritisch. Denn die Mitarbeiter saugen begierig auf, was das Management gerade in unruhigen Zeiten sagt, so Gaertners Erfahrung.

Sein Fazit über die Rolle des CIO:

Der moderne CIO

Die Hamburger IT-Strategietage 2011 haben begonnen
Zuvor hatte der Hamburger Senator für Kultur und Medien der Freien und Hansestadt Hamburg die Veranstaltung eröffnet. Die Hamburger IT-Strategietage finden in diesem Jahr zum 9. Mal statt. Zu dem größten IT-Management-Kongress in Deutschland sind rund 700 Teilnehmer in die Hansestadt gereist.

Das Treffen Grand Elysée Hotel steht in diesem Jahr unter dem Motto "Communicate IT - von der Vision zum Business": Im Fokus stehen dabei die kommunikativen Fähigkeiten und die Rolle des CIOs für den Unternehmenserfolg. Zu weiteren Rednern an den beiden Tagen gehören unter anderem der "CIO des Jahres" Johannes Helbig von der Deutschen Post, Allianz-CIO Ralf Schneider, CIO Ralf Brunken von Continental und CIO Matthias Moritz von Bayer Healthcare. Außerdem wird am Freitag Heiner Geißler über "Führung durch Intelligenz und Moral" reden.

Tipp: Verfolgen Sie die Hamburger IT-Strategietage 2011 auch bei twitter und Facebook.