Quelloffene Software ist beliebt bei CIOs in Westeuropa. Außer Betriebssystemen und Datenbanken mit Open Source-Lizenz finden die Anwender an ihren Arbeitsplätzen mittlerweile nicht selten auch quelloffene Anwendungen für CRM oder Aufgaben im Back-Office.
Betriebssysteme wie Linux oder OpenSolaris sind die am weitesten verbreiteten Open-Source-Programme in Firmen. 32 Prozent der CIOs gaben in einer Befragung von IDC an, damit zu arbeiten. Jeder vierte nutzt Datenbanken wie PostgreSQL oder mySQL. Mit einigem Abstand folgen Anwendungen wie Sicherheits-Software, Programme für Storage oder System-Management, die jeweils von mehr als einem Zehntel der 515 Befragten verwendet werden. Neun Prozent gaben an, sie nutzten im Back-Office Open Source (OS), sieben Prozent haben ein quelloffenes CRM-Programm.
IT-Chefs, die Open Source ins Unternehmen bringen, arbeiten nicht ausschließlich mit diesen Programmen. Ob ein CIO eine OS-Software firmenweit einsetzt oder nur in bestimmten Abteilungen, darüber macht die Studie keine Aussage.
CIOs aus Deutschland und Italien verwenden Open Source-Programme laut der Umfrage besonders gern. In den beiden Ländern lagen die Anteile derer, die schon damit arbeiten oder den Einsatz geeigneter Lösungen gerade prüfen, über dem Durchschnitt. Knapp dahinter liegen die IT-Entscheider aus Großbritannien. In Skandinavien und Frankreich scheinen sie dagegen noch nicht auf den Geschmack gekommen zu sein.
Entscheidung für Open Source aus Spargründen
Dass vor allem deutsche und italienische Firmen mit quelloffenen Programmen arbeiten, führen die Marktbeobachter von IDC darauf zurück, dass in den beiden Ländern eine besonders gute Einstellung gegenüber Open Source herrsche. Gleichzeitig betonen die Studienautoren, dass die Entscheidung von CIOs für oder gegen Open Source wenig mit Ideologie zu tun habe. Es gehe den meisten dabei nicht um eine Grundsatzentscheidung, sondern um bare Münze. "Die Kunden wollen einfach so viel ERP oder CRM pro Euro wie möglich", erklärt Studienautor Bo Lykkegaard.
Auch auf Anbieterseite sei eine Art religiöser Krieg zwischen einer OS-Gemeinde und anderen Anbietern nicht zu erwarten. Vielmehr scheint es, als bewegten sich offenes und proprietäres Modell aufeinander zu. Die CIOs nehmen vor Kaufentscheidungen sowohl Open Source-Anbieter als auch andere Software-Hersteller in die engere Wahl.
Und auf Herstellerseite erwartet IDC, dass einerseits OS-Anbieter sich mehr und mehr kommerzielle Geschäftspraktiken aneignen, und andererseits traditionelle Softwarehäuser zunehmend OS-Komponenten in ihre Produkte einbauen.
Preisdruck erwartet
Für welches Produkt sich ein IT-Chef entscheidet, das hängt letztlich vom Preis ab. Laut der IDC-Studie ist das Hauptmotiv für die Entscheidung für Open Source, dass keine anfängliche Lizenzgebühr zu zahlen ist und die Gesamtkosten (TCO) geringer sind. Dass Sparüberlegungen eine Rolle spielen, zeigt sich auch bei der Frage nach dem Einfluss der Wirtschaftskrise. Gut die Hälfte der CIOs meint zwar, dass sie keinen Einfluss auf die Neigung habe, Open Source einzusetzen. Ein Drittel allerdings glaubt, dass der Abschwung die CIOs dieses Jahr mehr quelloffene Programme einsetzen lässt. 14 Prozent gehen dagegen von einem Rückgang aus.
Die Marktforscher von IDC erwarten jedenfalls einen wachsenden Preisdruck auf dem Markt, vor allem im Geschäft mit mittelständischen Firmen. Anbieter von Open Source seien in der Lage, günstigere ERP- oder CRM-Lösungen anzubieten, die sie als unternehmenstauglich anpreisen. Wobei die Studie auch gezeigt hat, dass es in manchen Firmen Vorbehalte gegenüber Open Source gibt, was die Qualität und den Support angeht.
Open Source-CRM als Miet-Appliance
Bewegung ist laut IDC bei den Lizenzmodellen zu erwarten. In Bälde könnte es Mischformen verschiedenster Art geben. Vorstellbar wäre demnach zum Beispiel eine CRM-Anwendung eines Open-Source-Anbieters, die mit einem Minimal-Betriebssystem zu einer Appliance verbunden ist und zur Mietnutzung angeboten wird. Allerdings werde auch die unbefristete Lizenz nicht aussterben.
Für die Studie "Open Source Enterprise Applications in Europe: Diruption Ahead?" hat das Marktforschungsunternehmen IDC 515 IT-Entscheider aus westeuropäischen Firmen mit mehr als 50 Mitarbeitern befragt.