Softwareentwickler-Gehälter im Vergleich

Deutsche Developer sind Spitzenverdiener

16.03.2021 von Hans Königes
Softwareentwickler verdienen in München mehr als in Europas Vorzeigehauptstädten. Das zeigt eine aktuelle Studie, die Developer-Gehälter in Europa vergleicht.
Softwareentwickler bleiben gefragt - und verdienen in Deutschland am besten, wie eine aktuelle Studie belegen will.
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In einer aktuellen Studie des auf die Vermittlung von Softwareentwicklern spezialisierten Portals talent.io liegen die Münchner festangestellten IT-Profis in einem europäischen Städtevergleich an erster Stelle mit einem durchschnittlichen Jahreseinkommen von 70.000 Euro. Es folgen Programmierer in den Städten London mit 66.000 Euro Jahresgehalt, Hamburg (62.000 Euro), Berlin (60.000 Euro), Amsterdam (57.500 Euro) und Paris (45.000 Euro).

Softwareentwickler-Gehälter: Das sind die Gewinner

In einer weiteren Statistik hat talent.io die Gehälter des IT-Nachwuchses unter die Lupe genommen, also der Entwickler mit bis zu einem Jahr Berufserfahrung. Auch dieses Ranking führen die Münchner an mit einem durchschnittlichen Jahresgehalt von 50.000 Euro, vor Hamburg und Berlin (je 42.000 Euro), London (40.000 Euro) und Paris (39.000 Euro).

Die Untersuchung konzentriert sich auf die vier Funktionen: Backend-, Frontend-, Fullstack- und Lead-Entwickler. Am Beispiel München lässt sich aufzeigen, wen die Arbeitgeber am besten vergüten: Spitzenreiter ist demnach der Lead-Entwickler, der mit fünf Jahren Berufserfahrung rund 74.000 Euro Jahresgehalt einstreicht. Der Backend-Entwickler liegt 4.000 darunter, während die Frontend und Fullstack-Spezialisten mit je rund 65.000 Euro pro Jahr im Durchschnitt rechnen können.

Ähnlich sieht es bei den freiberuflichen Programmierern aus, wie Nicolas Meunier, Mitgründer von talent.io., feststellt. "Unsere Studie zeigt, dass freiberufliche Softwareentwickler in Deutschland im vergangenen Jahr 50 Prozent mehr verdient haben als ihre Kollegen in Frankreich. So beträgt der durchschnittliche Tagessatz für Backend-Entwickler in Berlin 600 Euro gegenüber 400 Euro in Paris", so Meunier.

Freiberufliche Backend-Entwickler mit wenig Berufserfahrung bis zu zwei Jahren liegen in Frankreich bei rund 275 Euro am Tag, in Deutschland bei 314 Euro. Wesentlich besser sieht es für die Fullstack-Entwickler aus, die auf 450 Euro am Tag kommen. Aufgrund der fehlenden größeren Menge an Daten, um verlässliche Zahlen zu liefern, hat talent.io auf weiteres statistisches Material bezüglich der Freiberuflerhonorare verzichtet. Meunier fasst die weiteren Ergebnisse wie folgt zusammen:

Zur talent.io-Gehaltsstudie

Welches Gehalt dürfen Software-Entwickler heute erwarten? Um diese Fragen zu beantworten hat talent.io mehr als 100.000 Jobangebote analysiert. Die Studie vergleicht die Gehälter und Tagessätze von Festangestellten und Freiberuflern, aufgeschlüsselt nach Seniorität und Stadt. In die Statistik aufgenommen wurden die Städte: Paris, London, Berlin, München, Hamburg, Amsterdam, Bordeaux, Lille, Lyon und Toulouse. Die Untersuchung konzentriert sich auf die vier Funktionen: Backend-, Frontend-, Fullstack- und Lead-Entwickler.

10 Dinge, die Software-Entwickler austicken lassen
Produkt- & Projektmanager
Ganz generell schätzen es Entwickler nicht so besonders, wenn ihnen jemand erklären will, wie sie ihren Job zu machen haben. Weil Produkt- und Projektmanager aber oft Entwickler-Teams leiten, passiert genau das. Das kann zu Unstimmigkeiten führen. <br /><br /> Dazu hat auch David Fox von devRant eine Meinung: "Letztendlich ist es in den meisten Fällen so, dass Produkt- und Projektmanager in irgendeiner Art und Weise die 'Besitzer' von Projekten und Prozessen sind, ohne dabei die täglichen Herausforderungen und Probleme der Softwareentwickler zu kennen."
Chefs
Genau wie die Produkt- und Projektmanager sind auch Development oder Engineering Manager dafür zuständig, Teams von Entwicklern zu führen und sicherzustellen, dass Projekte rechtzeitig und unter Budget fertiggestellt werden. <br /><br /> "In einigen Unternehmen können Situationen entstehen, in denen der Chef gleichzeitig Mitglied des Entwicklerteams ist. Insbesondere wenn der Chef vorher selbst Entwickler war und nach einer Beförderung zum Chef wird, ist Konfliktpotenzial gegeben", merkt Fox an.
Recruiter
Softwareentwickler müssen gar nicht selbst aktiv nach einem Job suchen, um von Recruitern und Headhuntern belästigt zu werden - dem Fachkräftemangel sei Dank. Es dürfte sehr schwer sein, einen Developer zu finden, der noch nicht in die Fänge der Recruiter geraten ist. <br /><br /> David Fox sieht insbesondere die Hartnäckigkeit der Recruiter als Problem: "Sie rufen an, sie e-mailen und sie lassen Dich einfach nicht in Ruhe - selbst dann, wenn Du gar keinen Job suchst. Und selbst wenn man eine Anstellung sucht, neigen viele Recruiter dazu, irrelevante Jobangebote zu machen oder Stellen zu empfehlen, deren Profil überhaupt nicht passt - etwa einen Job am anderen Ende des Landes, obwohl man gar nicht bereit ist, umzuziehen."
Dokumentation
Gibt es keine Dokumentation, beschweren sich die Softwareentwickler. Wenn es zuviel ist, beschweren sie sich und wenn sie die Dokumentation selbst erledigen müssen, auch. Sogar über die Art und Weise, wie andere Leute die Dokumentationsaufgabe bewältigen, beschweren sich die Entwickler. <br /><br /> An dieser Stelle seien sich auch endlich einmal alle Entwickler einig, wie Fox betont: "Softwareentwickler wollen eine ausführliche, gut geschriebene und akkurate Dokumentation - aber selber machen wollen sie es nicht."
Meetings
Meetings sind nicht nur für alle anderen ein Problem, sondern auch für Softwareentwickler. Insbesondere dann, wenn es sich um völlig unnötige, zeitraubende und stinklangweilige Zusammenkünfte handelt. Wie Fox erzählt, sind inzwischen auch Devotionalien mit der Aufschrift 'I survived another meeting that should have been an email' erhältlich.
Coworking Spaces
Mit dem Aufstieg der Agilität sind flache Hierarchien, Collaboration und Teamwork zum Alltag in Unternehmen geworden - insbesondere für Software-Development-Teams. Gerade die können ihre Arbeit in einem Großraumbüro aber meist nur schwer oder gar nicht bewältigen - sagen zumindest die Zahlen von devRant. <br /><br /> David Fox erklärt: "Es gibt einfach zuviel Ablenkung: die Kollegen unterhalten sich, Meetings werden verpasst, Telefonanrufe überhört. Es gibt auch eine Vielzahl an Beschwerden über den Kaffee im Büro und andere Annehmlichkeiten - oder eben das Gegenteil davon."
Kollegen
Selbsterklärend: Jeder hat wohl einen Kollegen oder eine Kollegin, den beziehungsweise die er ganz besonders schätzt. Nicht. <br /><br /> Im Fall der Softwareentwickler ist die Abneigung gegenüber Kollegen meist entweder in der mangelnden Qualität ihrer Arbeit oder einem völlig aus dem Leim gegangenen Ego begründet, gibt David Fox preis.
Vorstellungsgespräche
Wenn ein Softwareentwickler auf Jobsuche ist und zum Bewerbungsgespräch geladen wird, gibt es danach meist auch etwas zu meckern: <br /><br /> "Dumme Fragen oder die Lösung von völlig praxisfernen Aufgaben im Bewerbungsgespräch stoßen den Developern ebenso sauer auf, wie ein Gesprächspartner, der überhaupt nicht weiß, was ein Entwickler eigentlich genau macht", so Fox.
Fehler & Bugs
Softwareentwickler haben tagein, tagaus mit Fehlern und Bugs zu tun. Deswegen glaubt devRant-Gründer Fox, dass Entwickler in dieser Sache anders ticken: <br /><br /> "Die meisten anderen Probleme erfahren keine positive Auflösung, aber Bugs und Fehler sind behebbar und das fühlt sich gut an."
Quality Assurance
Die Quality Assurance (QA) - oder Qualitätssicherung - ist ein kritischer Teil der Softwareentwicklung. Dennoch bemängeln Softwareentwickler an QA-Experten häufig dieselben Dinge wie an Produkt- und Projektmanagern, so Fox. <br /><br /> "Die Qualitätssicherung bekommt das Produkt oder Projekt in die Hände, wenn die Entwickler es abgeschlossen haben. Deswegen verstehen sie oft nicht, welche Hürden und Workarounds die Entwickler im Entstehungsprozess bewältigen mussten. Offensichtlich kommt es auch regelmäßig vor, dass QA-Leute die Entwickler bitten, Bereiche nochmals zu überarbeiten, die sie auch selbst bewältigen könnten."