Die große Mehrheit der Betriebe (fast 90 Prozent) stuft sich selbst als "innovatives Unternehmen“ ein, eine Einschätzung, welche die Studienautoren "bei genauer Betrachtung zumindest mit einem großen Fragezeichen versehen". Dass sich die überwiegende Zahl der Betriebe als innovativ bezeichnet hängt nämlich unter anderem mit einem schwammigen Verständnis des Begriffes zusammen.
Laxes Innovations-Verständnis
Nur weniger als 28 Prozent betrachten eine "harte“ Definition von Innovation als neuartiges Produkt als die richtige, 38 Prozent halten bereits die Modifikation einer Software für innovativ, ein Drittel dagegen die Erneuerung, etwa in Form eines neuen Release. Das sei ein eher "laxes“ Verständnis von Innovation in der Software-Entwicklungsindustrie.
Dabei halten mehr als 90 Prozent Innovationen durchaus für wichtig, um ihre Marktposition in Zukunft zu sichern oder auszubauen. Dies wollen die Firmen in der Branche insbesondere durch ein stärkeres Qualitäts-Bewusstsein sowie auf die Verbesserung des Technologie- und Wissenstransfers erreichen. Rund 30 Prozent der Befragten planen, künftig verstärkt Software-Engineering-Methoden einzusetzen.
Ungeplante und unstrukturierte Entwicklungs-Prozesse
Immerhin glauben 80 Prozent der befragten Software-Firmen, dass ihre Kunden beziehungsweise potenziellen Kunden Innovationen für wichtig oder sehr wichtig halten. Nur etwas mehr als fünf Prozent vermuten, innovative Änderungen sähen die Kunden als "eher unbedeutend“ oder "nicht erwünscht“ an.
Defizite macht die Umfrage vor allem in einer fehlenden "Innovations-Kultur“ aus. Ideen- und Innovationsentwicklung sowie Qualitäts-Management bei der Produktion von Software sind oft mangelhaft organisiert und werden nur unzureichend auf Basis geplanter und strukturierter Prozesse herausgearbeitet.
Nur 30 Prozent der Befragten prüfen bislang mit Unterstützung eines Management-Systems die Qualität ihrer Produkte oder Dienstleistungen, um diese gegebenenfalls zu verbessern. Damit ist die Software-Entwicklungs-Industrie weniger innovativ als traditionelle Unternehmen, wo Entwicklungs-Prozesse in der Regel ingenieurmäßig organisiert sind.
Defizite bei der Markteinführung
Ein weiteres Problem: Viele Software-Betriebe haben Probleme mit der Markteinführung sowie der Vermarktung ihrer Produkte. Das betrifft jedoch vor allem kleinere Firmen, denn dort fehlen die hierfür nötigen finanziellen Mittel und das entsprechende Marketing-Wissen.
Im Rahmen der von Schüngel/Holl Projektentwicklung im Auftrag des Bundesforschungsministeriums durchgeführten Untersuchung "Innovationsverhalten deutscher Software-Entwicklungsunternehmen" wurden rund 10.000 Software-Unternehmen angeschrieben. Rund 500 Unternehmen - vom Einzelunternehmer bis zu Großunternehmen - beantworteten die Fragen vollständig.