Sollte die gegenwärtige Stresssituation bis Ende April anhalten und sich ab Mai entspannen, läge der Rückgang bei 4,5 Prozent, teilten die Kieler Forscher am Donnerstag mit. Bei einem längeren Lockdown bis August wären es 8,9 Prozent. Allein im März sei mit einem Rückgang der Wirtschaftsleistung gegenüber dem Vormonat um 18 Prozent zu rechnen. Noch vor einer Woche war das IfW für 2020 von einer annähernd stabilen Wirtschaft ausgegangen.
Zu den besonders betroffenen Bereichen mit Rückgängen um 90 Prozent zählen Gastgewerbe, Luftfahrt und die Freizeitwirtschaft im weitesten Sinne. Der Fahrzeugbau werde seine Produktion zeitweise um bis zu 70 Prozent einschränken, der Einzelhandel um 40 Prozent. Dabei würden Lebensmittelhändler einen Teil der wegfallenden Gastronomie-Umsätze wettmachen. Fast die Hälfte der deutschen Wirtschaft werde keine oder geringe Einbußen verzeichnen, darunter die Wohnungswirtschaft, die Telekommunikationsbranche und der öffentliche Dienst. Die Auslastung im Gesundheitswesen werde bis zum Ende des Jahres deutlich erhöht bleiben.
Im kommenden Jahr erwartet das IfW kräftige Aufholeffekte und ein Wachstum von 7,2 bis 10,9 Prozent, je nach Szenario. "Die Entwicklung in diesem Jahr stellt eine krasse Ausnahmesituation dar", sagte IfW-Prognosechef Stefan Kooths. Die Produktionseinbußen seien der Reflex auf einen massiven exogenen Schock, für den es in der jüngeren Wirtschaftsgeschichte keine Vergleichsmuster gebe. (dpa/rs)