Wenn einer der 65 IT-ler bei Facebook einen Motivationsschub braucht, muss er nur an die Wand gucken. Poster hängen dort - überall Poster mit Sprüchen, die die Mitarbeiter anfeuern sollen. Der Lieblingsspruch von CIO Tim Campos lautet "Move fast and break things", wie er Kristin Burnham von unserer US-Schwesterpublikation CIO.com verriet.
Sein Credo: Facebook sei durch und durch innovativ - und um innovativ zu sein, brauchen Menschen die Freiheit, Fehler zu machen. "Das ist Teil eines Lernprozesses", sagt der 38-Jährige. Ein anderes Poster lautet denn auch "Fail harder". Vermutlich die innovative Weiterentwicklung von "Try harder".
Campos arbeitet seit August 2010 für Facebook. Seinen Führungsstil umreißt er in fünf Prinzipien:
1. Immer die Nase vorn haben: In den vergangenen zehn Jahren hätten sich die Aufgaben eines CIOs erheblich verändert, sagt Campos. Früher habe es eben gereicht, den Laden am Laufen zu halten und IT-Risiken zu managen. Das sei aber jetzt anders: Ein IT-Chef müsse in Sachen Technology immer die Nase vorn haben. Sonst überholten ihn die Nutzer.
2. Termine für das Kreativ-sein in den Kalender eintragen: In regelmäßigen Abständen treffen sich die IT-ler von Facebook zu sogenannten Hackathons. Dieses Wort ist ein Neologismus aus der Hacker-Szene, es umschreibt Treffen von Programmierern, die gemeinsam entwickeln wollen.
Laut Campos haben diese Treffen kein vorgegebenes Ziel. Die Mitarbeiter sollen einfach experimentieren und auf neue Ideen kommen.
Ein Ergebnis eines solchen Hackathons ist der FaceBus. Dieser Bus holt die Mitarbeiter von Facebook ab und bringt sie ins Büro. Das spart dem Einzelnen Sprit und Parkplatz-Probleme. Vorteil für die Firma: Die Mitarbeiter fangen schon im Bus an, zu arbeiten. Facebooks IT-ler haben jetzt eine App entwickelt, mit der die Angestellten sehen können, wo sich der Bus gerade befindet.
3. Fehler machen ist okay: Innovation entsteht nur durch Umwege, durch Querdenken und Ausprobieren. Das bedeutet auch, dass ein Unternehmen Fehler machen kann. Ist etwas schief gelaufen, stellt er nicht die Frage nach dem Schuldigen, sagt Campos. Sondern nach der Lektion, die daraus zu lernen ist.
CIOs müssen mit ihren Erfolgen hausieren gehen
4. Erfolge feiern: Damit die Geschäftsleitung auch weiß, was die IT für das Unternehmen tut, muss diese ihre Erfolge betonen. Campos bringt hier ein anschauliches Beispiel: Bei Facebook darf jeder auf Firmenkosten Mobiltelefone benutzen. Das führte in Einzelfällen zu gesalzenen Rechnungen. Campos griff die jeweiligen Mitarbeiter nicht dafür an - aber er schickte monatliche Reports über die durchschnittlichen Telefonkosten herum.
Das führte zu einer Selbstkontrolle der ehemaligen Vieltelefonierer. Sie - und auch andere Nutzer - disziplinierten sich, wodurch die Kosten insgesamt sanken. Campos präsentierte das stolz der Firmenleitung.
Facebook setzt auf Cloud Computing
5. Den Kopf in die Wolke stecken: Der Facebook-CIO sieht seine Firma als Vertreter einer "next-gen tech company". Zurückhaltung bei Cloud Computing ist da nicht angebracht. Die Mehrheit der Anwendungen bei Facebook läuft über das Software-as-a-Service-Modell (SaaS). Gleiches gilt für die Infrastruktur.
Die Sicherheitsbedenken anderer IT-Entscheider beim Thema Cloud kann Campos offenbar nicht nachvollziehen. "Sei schnell, sei kühn" - diese Motto habe die Firma Facebook in den Genen, erklärt er.