Keine Spur von Spaßgeneration. Der Personalberater Robert Half hat gemeinsam mit dem international tätigen Studenten-Netzwerk Enactus mehr als 770 junge Leute in den USA und Kanada der Jahrgänge 1990 bis 1999 nach ihren Vorstellungen von Leben und Arbeiten befragt. Dabei zeigen sich die Jugendlichen und jungen Erwachsenen in vielen Punkten sehr abgeklärt.
Paul McDonald, Senior Executive Director bei Robert Half, führt das auf die "wirtschaftlichen Turbulenzen" zurück, mit denen diese Generation aufgewachsen sei. Der Personalberater rückt fünf Mythen zurecht. Im Einzelnen:
1. Büro schlägt Home-Office: Knapp zwei von drei Gen Z-lern (64 Prozent) möchten am liebsten innerhalb eines kleinen Teams im Büro arbeiten. Das Arbeiten außerhalb des Firmengebäudes ist nur für sieben Prozent erste Wahl.
2. Mittelständler schlägt Start-Up: Mittelständler wähnen sich gern in der zweiten Reihe beim Recruiting. Das stimmt nicht, erklären jedenfalls 41 Prozent der Befragten. Sie würden am liebsten bei einem Mittelständler arbeiten. 38 Prozent entscheiden sich für einen internationalen Großkonzern oder eine große Non-Profit-Organisation - dass die Studienautoren diese beiden Organisationsformen in einer Kategorie zusammenfassen, mag für sich allein schon eine Aussage über die Gen Z sein. Ein Start-Up setzen dreizehn Prozent der Befragten an erste Stelle und sechs Prozent möchten sich selbstständig machen.
3. Karriere schlägt Altruismus: Auf die Frage nach den Prioritäten im Job setzen 64 Prozent der Befragten die eigenen Karrieremöglichkeiten auf Platz 1. Mit 40 Prozent nennen deutlich weniger den Wunsch, durch ihre Arbeit einen positiven Einfluss auf die Gesellschaft zu nehmen.
4. Ein ehrlicher Chef schlägt den Visionär: Es mag mit Punkt 2 - dem vergleichsweise geringen Interesse an Start-Ups - zu tun haben, dass sich noch nicht einmal jeder Zehnte (neun Prozent) einen Vorgesetzten wünscht, der Visionen entwirft. Am wichtigsten ist den Befragten ein ehrlicher, moralisch integrer Chef (38 Prozent).
5. Realos schlagen Hedonisten: Das Gerede von der Freizeitgesellschaft gehört wohl endgültig der Vergangenheit an. Die Gen Z-ler wurden gefragt, ob sie damit rechnen, in ihrem Leben mehr oder weniger arbeiten zu müssen als die Generationen vor ihnen. Die Antwort ist eindeutig: 77 Prozent der 16- bis 25-Jährigen erwarten, mehr arbeiten zu müssen, lediglich sechs Prozent glauben an ein Abflauen der Arbeitslast. Und das, obwohl mehr als jeder Zweite gerne mit 60 in Rente gehen würde. Das klappt aber wohl nicht vor 70, sagen die Befragten.
Das heißt nun nicht, dass die Generation Z keine Eigenarten hätte. Robert Half und Enactus erstellen eine Art Kurzporträt der Generationen im Vergleich. Beispiel Sozialverhalten: Hatten die Babyboomer (1946 bis 1964) angefangen, "die Regeln" infrage zu stellen, so hat die Generation X (1965 bis 1977) die Regeln geändert. Die Generation Y (1978 bis 1998) wiederum stellt eigene Regeln auf und die Gen Z-ler werden die Regeln individuell für sich anpassen.
Eine Generation im ständigen Update
Deutlich zeigt sich der Generationenunterschied beim Thema Change. Die Babyboomer fühlen sich von Change bedroht, während die Gen X darin Chancen sieht. Die Gen Y sieht Change als Weg zur Verbesserung - und die Gen Z rechnet mit stetigem Wandel.
Konsequenzen für Arbeitgeber sehen Robert Half und Enactus beispielsweise beim Mitarbeitergespräch. Für die Babyboomer war das Jahresgespräch ganz normal. Die Generation X erwartet mindestens einmal pro Woche Feedback. Manche auch häufiger, aber es geht ihnen noch um einen regelmäßigen Rhythmus. Anders die jungen Generationen: Die Gen Y fordert Feedback, wann immer nötig, und die Gen Z ständig.
Hinzu kommt die hohe und ständige Lernbereitschaft der jungen Generationen. Sie sind mit Technologie aufgewachsen und empfinden sich selbst in einem ständigen Update-Prozess.