Wer "Muttertag" und "Blumen" googelt, der hat die Qual der Wahl. Fast eine Million Treffer findet die Suchmaschine, nicht mal das Schlagwort Valentinstag - also der Tag für Liebende am 14. Februar - kann mithalten. Angeführt wird die Liste der Top-Ergebnisse von den Floristen. Verwundern wird das kaum jemanden - nach wie vor danken dem Handelsverband Deutschland (HDE) zufolge haufenweise Kinder ihrer Mutter durch die Blume. Wie in den Vorjahren verspricht deshalb auch dieser Sonntag (10. Mai), einer der umsatzstärksten Tage im Kalender zu werden. Nicht nur in den Filialen vor Ort stellen sich die Floristen darauf ein - auch im Netz wird der Deal mit den Sträußen immer wichtiger.
Blühende Geschäfte erlebt derzeit der Handelsriese Rewe: Seit 2011 bietet der Konzern einen Online-Lieferservice an, darunter der "Rewe Blumenbote". "Bei besonderen Anlässen wie Muttertag oder Valentinstag stellen wir fest, dass gerade ein solcher Online-Vertriebskanal in dieser Zeit explodiert", sagt Raimund Esser, Leiter der Unternehmenskommunikation. Bereits drei Wochen vor dem Ehrentag der Mutter seien die ersten Bestellungen eingegangen - von Tag zu Tag würden es mehr werden. Im vergangenen Jahr bescherte der Anlass dem Blumenbotendienst ein Umsatzplus von 550 Prozent im Vergleich zu einem normalen Verkaufstag.
Bei einem der größten deutschen Floristen im Netz, Blume 2000, hat der Feiertag inzwischen sogar dem 14. Februar den Rang abgelaufen. "Der Muttertag ist absoluter Vorreiter und hat mit Abstand das wichtigste Blumenpotenzial im Jahr", sagt Marketingleiterin Marie-Louise Kalkman. Im Verhältnis zum Standardgeschäft gehen ein "Vielfaches mehr" Blumen an die Kunden raus - Tendenz steigend. Auch der Onlinehändler Fleurop stellt eine wachsende Nachfrage fest. Vor allem in den Tagen vor Muttertag herrsche Hochkonjunktur, bestätigt PR-Managerin Natalie Tiburtius.
Und das, obwohl Blumen im Internet oft teurer sind. Denn hier bezahlt der Käufer Extras wie Verpackung oder Transport gleich mit. Während ein Bund Tulpen im Laden um die vier Euro kostet, geht es bei den Muttertagssträußen von Fleurop erst bei 25 Euro los. Drei Rosen und etwas Deko gibt es beim Rewe Blumenboten ab knapp 15 Euro. Nach Angaben des landwirtschaftlichen Informationszentrums Proplanta geben Käufer in der Muttertagswoche für einen gemischten Blumenstrauß im Schnitt aber nur 12,74 Euro aus.
Die Rechnung der Onliner scheint dennoch aufzugehen: Frischegarantien, Geld-Zurück-Versprechen sowie Blitzlieferungen sind nur einige der Strategien, mit denen die Händler sich vom Einzelhandel abheben. Praktisch auch für alle, die am Muttertag der Mama nicht persönlich danken können.
Das virtuelle Blumengeschäft boomt. Das bestätigt auch eine Studie von 2015 des Bundesverbands Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien (Bitkom): Demnach hat jeder fünfte Internetnutzer in Deutschland schon einmal Blumen und Pflanzen im Netz bestellt - das sind rund elf Millionen Menschen. Drei Jahre zuvor war es jeder Zehnte. Überrascht diese Tatsache in einer Zeit, in der sich Familien immer öfter auseinanderleben, der Zeitdruck wächst und das Internet den Alltag in vieler Hinsicht umkrempelt? Wohl kaum.
Blumenbestellungen machen zwar auf dem Onlinemarkt nur einen kleinen Teil aus, spiegeln aber den allgemeinen Trend gut wider: Während der gesamte Umsatz im Einzelhandel des HDE zufolge 2014 um 1,5 Prozent anstieg, verbuchte der E-Commerce-Bereich ein Plus von 17 Prozent. In diesem Jahr soll es noch einmal 12 Prozent nach oben gehen - Experten erwarten einen Jahresumsatz von 43,6 Milliarden Euro. Welchen Anteil der Online-Blumenhandel daran hat, ist bislang nicht aufgeschlüsselt. Fakt ist aber: Für Schnittblumen geben deutsche Verbraucher in der Muttertagswoche bis zu 120 Millionen Euro Euro aus, so sagt es die Agrarmarkt Informations-Gesellschaft mbH (AMI).
Der Online-Handel gilt als der Wachstumstreiber der Branche. "Die zunehmende Digitalisierung treibt den Strukturwandel im Handel weiter voran", sagt HDE-Geschäftsführer Stefan Genth. Weil in die Filialen vor Ort immer weniger Kunden kommen, sind 30 Prozent aller stationären Händler nun bereits im Internet-Handel aktiv.
Ein paar Klicks, kein Schlangestehen, alle Angebote auf einen Blick - Onlineshopping ist bequem. Trotzdem gilt hier Vorsicht. "Erst schlaumachen und dann kaufen", sagt der Vorstand des Bundesverbands Verbraucherzentrale, Klaus Müller. Wer in Sachen Fairtrade auf Nummer sicher gehen will, für den lohnt der Gang in den Laden um die Ecke. Und der bietet noch weitere Vorteilte: Lieferfristen, Umtausch- und Widerrufsrecht fallen weg - und an roten Rosen Probe riechen, das geht dort auch. (dpa/rs)