Die Digitalisierung ist und bleibt das beherrschende Thema auf der CIO-Agenda des kommenden Jahres. Auch wenn schon viel darüber gesprochen und geschrieben wurden, auch wenn die meisten Unternehmen Projekte gestartet und viele ihre Digitalisierungsbudgets kräftig erhöht haben, klar ist: Der Großteil der Arbeit liegt noch vor den Anwendern. Letzten Endes geht es nämlich darum, Angebote und Geschäftsmodelle, mit den dazugehörenden Prozessen und Organisationen, mittels neuer Technologien zu optimieren, radikal anzupassen und sogar neu zu definieren.
Artificial Intelligence und Robotic Process Automation
Für jeden CIO wirkt sich der anhaltende Fachkräftemangel erschwerend auf die Umsetzung einer digitalen Agenda aus. Zumindest in Teilen wird man Engpässe mit einer weiteren Automatisierung vieler horizontaler und vertikaler Prozesse überbrücken können.
Vor diesem Hintergrund werden AI und die Robotic Process Automation (RPA) auch über 2018 hinaus den größten Einfluss auf die CIO-Agenda der Zukunft haben. Für die technische Implementierung lassen sich von Cloud Providern bereitgestellte Basistechnologien (etwa zur Spracherkennung) einfach via API integrieren.
Middleware und API für die IT-Architektur
An dieser Stelle kommt einTrend ins Spiel: Die wieder aufflammende Diskussion um die passende IT-Architektur. Unternehmen stellen ihre ERP-Installationen zwar nicht in Frage, wohl aber, ob diese auch geeignet sind, Funktionen rund um die Digitalisierung umzusetzen. Stattdessen setzen mehr und mehr Unternehmen auf spezialisierte Plattformen.
Als verbindendes Element wird eine Art Middleware oder Integrationsplattform installiert, die wiederum via API unterschiedliche Fremddienste aus dem Ökosystem integrieren kann. Mit einer solchen Architektur ließe sich die stabile Umgebung einer ERP-Installation mit den sich schnell ändernden Anforderungen einer digitalen Plattform verknüpfen.
2017 kam der Durchbruch für die Public Cloud
Die wichtigste Enabling-Technologie, das Cloud-Computing, hat im ablaufenden Jahr sicher den auffälligsten Sprung in Akzeptanz und Nutzung gemacht. 2017, das kann man mit Fug und Recht behaupten, war das Jahr des endgültigen Durchbruchs der Public Cloud in der deutschen B2B-Welt. Dazu haben sicherlich auch die vielen Angebote deutscher und internationaler Provider beigetragen, Data Center in Deutschland zu nutzen. Dies hat hiesigen Unternehmen den Schritt in die Cloud vereinfacht.
Aus der Vielzahl der neuen Entwicklungen, mit denen sich CIOs im kommenden Jahr beschäftigen müssen, stechen nach Meinung von PAC folgende zehn Trends heraus:
Die Top IT-Trends 2018 von PAC |
1. Artificial Intelligence |
2. IoT-Architekur der Zukunft |
3. Multi-Cloud |
4. Cloud Security |
5. Deep Learning |
6. Distributed Ledger Technology |
7. Mobilität der Zukunft |
8. Digital Twin |
9. DevOps-as-a-Services |
10. Immersive Experience |
1. Artificial Intelligence
Die enorm hohe Bedeutung von AI ist am ehesten mit den umfangreichen Möglichkeiten zur Prozessautomatisierung für interne und externe Abläufe zu erklären (Robotic Process Automation, RPA). Bereits heute sind (Whatsapp-ähnliche) Dialoge zwischen Roboter und Personen kaum noch von einer rein menschlichen Interaktion zu unterschieden.
In den nächsten Schritten werden Bild- und Videoverarbeitung in die Abläufe integriert, so dass sich in naher Zukunft Gesichter und Stimmungen erkennen lassen. Auch autonomes Fahren ist ohne AI nicht denkbar.
Damit AI seine Wirkung entfalten kann, müssen aber die dahinterliegenden Prozesse klar auf die Automatisierung ausgerichtet sein. Startups preschen in dieser Hinsicht vor. Exemplarisch sei hier auf die Banken- und Versicherungsbranche verwiesen, wo Fintechs und Insurtechs heute schon das Onboarding von Kunden, die KyC-Prozesse (Know your Customer) und die Schadenbearbeitung auf AI-Basis automatisieren.
2. IoT-Architektur der Zukunft
Mit der Digitalisierung ist auch die Frage nach der richtigen Architektur der Zukunft auf die Agenda vieler Unternehmen gelangt. Die heutigen ERP-zentrierten Installationen kommen dabei auf den Prüfstand, insbesondere unter dem Gesichtspunkt ihrer IoT-Tauglichkeit, und nicht immer fällt dabei die Entscheidung zugunsten heutiger ERP-Plattformen aus.
Daher ist eine Tendenz in ersten Unternehmen zu erkennen, den Umfang heutiger Back-Office-Umgebungen auf Kernfunktionen etwa rund um HR, FI CO und MM zurückzufahren, und für die digitale Transformation zum Beispiel IoT-Plattformen, Eigenentwicklungen und Cloud-Plattform (etwa CRM und Services) zu installieren. Häufig werden Applikationen wiederum via Middleware und APIs miteinander verknüpft. Unterm Strich erhoffen sie sich dadurch mehr Flexibilität und Offenheit für ihre IoT-Strategien.
3. Multi-Cloud
Mit der wachsenden Cloud-Akzeptanz stellt sich vermehrt das Phänomen von Multi-Cloud-Umgebungen ein, denn viele Unternehmen setzen auf mehrere Cloud-Plattformen. Zum Teil werden bewusst Multi-Provider-Strategien verfolgt, um sich unabhängig von einzelnen Anbietern zu machen. Oft werden Cloud-Plattformen aber unkoordiniert eingekauft, so dass sich ungewollt Multi-Cloud-Installationen ergeben. Egal ob geplant oder ungeplant - der Trend zur Multi-Cloud schafft Herausforderungen.
Die Verwaltungsaufgaben werden aufwändiger (etwa Vertrags-Management und -Abrechnungen) und Compliance, Datenschutz sowie Transparenz lassen sich deutlich schwerer gewährleisten. Nicht zuletzt gefährden Multi-Cloud-Umgebungen die Datenintegration und Interoperabilität, was wiederum die Entwicklung und den Betrieb neuer, datenbasierender Geschäftsmodelle und Kundenservices erschwert.
Für CIOs ergibt sich demnach die Aufgabe, einen aufkeimenden Multi-Cloud-Wildwuchs entweder von Beginn an zu unterbinden, oder ihn zu zähmen, und sie wiederum mit internen und hybriden Cloud-Installationen zu integrieren.
4. Security rund um die Cloud
Aus Sicht von PAC gibt es im kommenden Jahr fünf wesentliche Security-Trends, die CIOs zu beachten haben:
Securing the Cloud: Die Verlagerung geschäftskritischer Back-end-Anwendungen in die Cloud gewinnt an Fahrt, weil der Cloud-Betrieb durch spezialisierte Betreiber heute höchsten regulatorischen und technischen Sicherheitsanforderungen genügt.
Security aus der Cloud: Sicherheit lässt sich vermehrt als nutzungsabhängiger Service beziehen.
Cloud powered Security: Der quasi unbegrenzte Zugriff auf Cloud-basierende Computing- und Storage-Kapazitäten schafft neue Möglichkeiten zur Analyse sicherheitsrelevanter Daten. In Kombination mit künstlicher Intelligenz lassen sich neue Security-Dienste bündeln.
Compliance: Die Gesetzgeber in Deutschland und Europa haben erkannt, dass die Digitalisierung von Wirtschaft, Behörden und Gesellschaft ohne Cloud Computing und die entsprechende Regelwerke nicht möglich ist.
Schutz der IoT-Umgebungen: Dieses Security-Feld wird Unternehmen ganz besonders herausfordern, weil neue Plattformen wie etwa das Connected Car, industrielle Steuerungsanlagen und embedded Systems geschützt werden müssen.
5. Deep Learning bei Advanced und Predictive Analytics
Deep Learning ist der jüngste Trend im Bereich Advanced und Predictive Analytics. Die Idee dahinter ist, neuronale Netze zu nutzen, die in komplexen Daten wie Text oder Sprache Muster und Abhängigkeiten erkennen, um daraus zu lernen und Erkenntnisse für die Klassifikation zu gewinnen. Damit kann die Qualität kognitiver Anwendungen wie Sprachsteuerung, Übersetzung oder Bilderkennung stark gesteigert werden.
Da hierfür große Datenmengen erforderlich sind, und die Algorithmen eine Vielzahl von Parametern aufweisen, sind die Analysen rechenintensiv und erfordern parallele oder Cloud-Infrastrukturen beziehungsweise GPU Computing. Ziel ist es, zu einer noch besseren, genaueren, schnelleren und automatisierten Unterstützung der Entscheidungsfindung zu kommen, die zudem rein faktenbasierend und frei von subjektiven Einflüsse menschlicher Einschätzungen ist.
6. Distributed Ledger Technology / Blockchain
Unternehmen aus diversen Branchen arbeiten derzeit an Blockchain-basierenden Anwendungen, etwa in der Lebensmittelbranche (Herkunftsnachweis), Logistik (Nachverfolgbarkeit von Gütern, digitale Lieferpapiere) und in der Fertigung (Schutz vor Fälschungen, 3D-Druck-Lizenzierung). Viele deutsche Versicherer und Finanzdienstleister haben bereits DLT-Pilotprojekte etwa zur Absicherung und Finanzierung des internationalen Handels gestartet.
2018 wird man eine Vielzahl neuer Blockchain-Anwendungen sehen, die in den Produktivbetrieb überführt werden. CIOs sollten im kommenden Jahr das Potenzial privater Blockchain-Plattformen für ihre Unternehmen eruieren, wenn Teile des Geschäftsmodells auf Transkationen wertvoller Inhalte basieren.
7. Mobilität der Zukunft
Hinter der Elektromobilität verbirgt sich eine der umfangreichsten IoT-Aufgaben, denn es geht um Datenerhebung, Sicherheit, Datenschutz, Abrechnungen, Connected Car, Künstliche Intelligenz, Bildverarbeitung, autonomes Fahren und vieles mehr. Das Zusammenspiel sämtlicher Innovationen wird zu erheblichen Verschiebungen in vielen Branchen führen. Erkennbar ist dies heute bereits an den Aktivitäten vieler OEMs, den Kunden auf ihre jeweilige Situation zugeschnittenen Mobilitätsservices zu liefern (Van für den Familienausflug am Wochenendausflug, Kleinwagen für den Arztbesuch).
Völlig neue Ökosysteme entstehen, in denen etwa Tier-1-Zulieferer mit Maschinenbauunternehmen und IT-Anbieter kooperieren, um neue Lösungen rund um das vernetzte Auto zu entwerfen. Für CIOs in vielen Unternehmen bedeutet dies, dass sie Kooperationen mit neuen Partnern eingehen müssen.
8. Der Digitale Zwilling in der Fertigung
Die digitale Transformation in der deutschen Fertigungsindustrie konzentriert sich immer mehr auf den digitalen Zwilling (Digital Twin), weil er sämtliche Phasen eines Produktlebenszyklus integriert und damit die digitale Fabrik der Zukunft möglich macht. Das beginnt in der Forschung & Entwicklung, wo Verhalten und Nutzen des Produkts im Feld aber auch der Produktionsprozess selbst simuliert werden können.
In der Produktion lassen sich zum Beispiel die spezifischen Ausprägungen bei kleinen Losgrößen im digitalen Twin detailliert dokumentieren, so dass der Hersteller jederzeit genaue Kenntnis darüber hat, welche Produkte wann, wo und wie für welchen Kunden gefertigt wurden.
Besonders interessant wird das Konzept des digitalen Zwillings nach der Auslieferung physischer Produkte. Mit Hilfe des Digital Twins lassen sich neue AR- und VR-Dienste implementieren (Augmented Reality, Virtual Reality), so dass etwa Wartung und Reparatur von ungeschulten Personen übernommen werden können.
9. DevOps-as-a-Service
DevOps ist die Fortführung der agilen Software-Entwicklung in die Bereiche Testing und Inbetriebnahme auf Basis hochautomatisierter Deployment-Prozesse. Letztlich folgt DevOps die konsequente Umsetzung des Gedankens, in einem zyklischen, dauerhaften Prozess iterative Verbesserungen und Neuerungen zu liefern.
Was DevOps für Anwenderunternehmen in den kommenden Jahren besonders attraktiv macht, sind die unterstützenden Tools, die sich technisch und funktional extrem schnell weiterentwickelt haben und die einzelne Prozessschritte immer intensiver automatisieren.
Für einen besonderen Schub in der Nutzung dieser Tools sorgen wiederum sogenannte DevOps-as-a-Service-Konzepte, die mehrere Lösungen unter einem Dach integrieren und damit das Probleme vieler DevOps-Teams beheben, sich mit sehr vielen unterschiedlichen Lösungen, Schnittstellen und Oberflächen zurecht finden zu müssen.
10. Immersive Experience
Augmented Reality wird vor allem im Verkauf und im Marketing zunehmend Verwendung finden. Mit AR lassen sich Produkte und Services unabhängig von Ort und Zeit visualisieren und vermeintlich lebensnah darstellen. Vor allem lassen sich virtuelle und physische Welt miteinander verbinden. Die Techniken werden immer ausgefeilter und sich zur sogenannten Immersive Experience weiterentwickeln. Die Verknüpfung von physischer und virtueller Welt wird noch intensiver.