Die Heidelberger Druckmaschinen AG aus Wiesloch ist ein traditionelles Unternehmen des deutschen Maschinenbaus von Weltruf. Das Kerngeschäft ist zwar noch der klassische Offsetdruck, doch wird bereits die Hälfte des Konzernumsatzes mit Softwarelösungen, Services, Dienstleistungen und Verbrauchsgütern wie Farben und Lacken gemacht.
Die Printmediabranche verändert sich aktuell rasant, sie ist vom digitalen Wandel bereits voll erfasst. Die künftigen Geschäftsmodelle der Branche werden mit hoher Sicherheit digital sein und dabei die produktzentrische Ökonomie der analogen Welt des Maschinenbaus vollständig verändern.
Der Schlüssel für die digitale Transformation von Heidelberger Druckmaschinen liegt daher in der Konnektivität der Druckmaschinen mittels IoT (Internet of Things) und hoher Datenkompetenz. Dadurch können einerseits die Produktionsprozesse der Zielgruppe der weltweiten Druckereien optimiert und andererseits digitale Geschäftsmodelle am Markt angeboten werden. Damit lässt sich ein höherer Anteil der Wertschöpfung und sogar eine ökonomische Mitverantwortung des Maschinenbauers realisieren.
Ein umfangreiches Software-Angebot rund um die Maschine wird dabei attraktive Mehrwerte für die Kunden bieten. Zudem werden sich die Prozesse der Printmediabranche künftig vornehmlich auf digitalen Plattformen und Ökosystemen in der Cloud abspielen.
Daher kommt der IT von Heidelberger Druckmaschinen eine Schlüsselrolle in der digitalen Transformation zu. Die IT hat dabei den Anspruch, als "Trailblazer" diesen Entwicklungsprozess in das digitale Zeitalter nicht nur zu begleiten, sondern offensiv zu forcieren.
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Als einer der großen Player am Weltmarkt arbeitet der Maschinenbauer bereits intensiv an einer digitalen Plattform für ein automatisiertes Lieferanten- und Kundenmanagement, die alle an der Wertschöpfungskette beteiligten Partner miteinander verbindet. Wie ein "Amazon der Druckbranche" könnte das Unternehmen den digitalen Wandel der Branche somit prägen. Der Weg dorthin wird durch drei zentrale Evolutionsphasen bestimmt.
Amazon der Druckbranche
Heidelberger Druckmaschinen ist ein Innovator am Markt, der bereits frühzeitig die Maschinen im Sinne des Internet of Things vernetzt und damit die Leistungsfähigkeit der Druckmaschinen enorm gesteigert hat. Die Maschinen der Druckereien sind dabei mit der Zentrale des Herstellers in Wiesloch verbunden und können auf ein Serviceportfolio sowie ein ausgeprägtes Softwareangebot zurückgreifen. Dies ermöglicht den Kunden vor allem eine Optimierung ihrer eigenen Produktionsaufträge und damit eine Steigerung ihrer Wirtschaftlichkeit - ein wichtiger Vorteil für die krisenerprobte Branche.
Auf der Druckmaschine selbst (Architekturebene 1) befindet sich eine spezielle, maschinennahe Software, die für eine Gesamtsteuerung der Anlage sorgt. Die Druckaufträge können somit über die Informationstechnologie vollautomatisiert abgewickelt werden, nur noch im Notfall sind manuelle Eingriffe notwendig (Prinzip: "Push-to-stop").
Zudem können die Druckmaschinen auf leistungsfähige IT-Bausteine in der "Heidelberg Cloud" (Architekturebene 2) zugreifen. Damit steht den Kunden dann beispielsweise eine umfangreiche Farbdatenbank und mit der Software "Prinect" eine Workflow-Management-Software zur automatisierten Fertigungssteuerung zur Verfügung.
Somit wird die Druckmaschine - strategisch formuliert - vom "intelligenten, vernetzten Produkt" zu einem "intelligenten Produktsystem", das in Zukunft noch weiter ausgebaut wird. Künftig wird ein automatisiertes Benchmarking zur Verfügung stehen, mit dem Druckereien - nach dem Prinzip der Schwarmintelligenz - von anderen lernen und so die eigene Drucksteuerung noch weiter optimieren können.
Ecosystem als Treiber des datenbasierten Geschäftsmodells
Heidelberger Druckmaschinen hat mit der intelligenten, vernetzten Druckmaschine und leistungsfähiger Software aus der Heidelberg Cloud gute Voraussetzungen für die Entwicklung einer digitalen Plattform, für die bereits namhafte Partner gewonnen wurden. Dabei werden alle an der Wertschöpfungskette der Printmedia-branche beteiligten Partner miteinander verbunden: Kunden, Lieferanten, Maschinen- sowie Softwarehersteller. Damit wird rund um die digitale Plattform ein Ökosystem geschaffen und von der konzerneigenen IT betrieben, das eine weitere Evolutionsstufe in der Konzernstrategie darstellt. (Architekturebene 3).
Der Maschinenbauer trägt die eigenen Kunden förmlich in die Digitalisierung. Die Vorteile liegen dabei auf der Hand: Ein einheitlicher Zugang für alle Systeme, standardisierte Datenformate und einheitliche Schnittstellen für die Übertragung. Mittels IoT zur Maschinendatenerfassung wird zudem der Drucksaal der Kunden weiter digitalisiert und die vollständige Supply Chain automatisiert.
Doch welchen Geschäftsnutzen bringt ein IT-getriebenes Ökosystem nun den Druckereien? Im Mittelpunkt steht ein weltweiter digitaler Marktplatz (mit Demand und Supplier Platform) als eine Art digitale Vertriebsmaschine, über den die Druckereien etwa weltweit neue Aufträge generieren können - in Zeiten globalen Wettbewerbs und zunehmend digitaler Geschäftsbeziehungen ein nicht zu unterschätzender Vorteil.
Angesichts sinkender Auflagen, gestiegener Kundenerwartungen und des Trends zu immer kürzeren Lieferzeiten ermöglicht das Ökosystem zudem das Abwickeln von Aufträgen in kürzester Zeit. Mit der Effizienz steigt zugleich die Wirtschaftlichkeit. Auch Druckereien müssen die Digitalisierung ihrer Prozesse weiter vorantreiben, um sich vom Wettbewerb zu differenzieren und zukunftsfähige Geschäftsmodelle zu implementieren. Der globale Markt hat sich sehr verändert, und digitale Vorreiter im Wettbewerb wachsen rasant. Hier können die Kunden von Heidelberger Druckmaschinen vom digitalen Angebot des Ökosystems profitieren und sich als hochgradig digitale Anbieter in ihren Zielmärkten positionieren.
Eine große Herausforderung für die Druckereien stellt dabei die Automatisierung des Kunden- und Lieferantenmanagements dar. Hier kann der Maschinenbauer seine große IT-Kompetenz ausspielen und offeriert im Ökosystem entsprechende Lösungen. Im Fokus dieser Evolutionsstufe stehen aber letztendlich die umfangreichen Kundendaten, die als "Big Data" im Druckprozess entstehen und nicht nur der Optimierung der Druckprozesse dienen, sondern auch die Geschäftsverbindung zwischen Druckmaschinenhersteller und den Kunden verändern werden.
Die interne IT von Heidelberger Druckmaschinen verändert sich dabei erheblich - vom Anbieter einer Enterprise-IT hin zu einem digitalen Dienstleister, der immer stärkeren Einfluss auf die Wertschöpfungsketten der Kunden erhält und diese in einem anspruchsvollen Cloud-basierten Ökosystem für die Printmediabranche orchestriert.
Abrechnung über kundenzentrierte Subskriptionsmodelle
Die intelligenten, vernetzten Druckmaschinen und das Generieren kundenspezifischer Daten ermöglichen nun weitere Innovationen. Nicht nur die Technik, sondern auch die vertraglichen Beziehungen und somit die Finanzströme verändern sich im digitalen Zeitalter.
Heidelberger Druckmaschinen hat als erster Hersteller der Printmediabranche ein Subskriptionsmodell am Markt angeboten. Das Prinzip ist auch als "Abomodell" oder "Pay-per-Use"-Modell mit regelmäßigen Zahlungsströmen bekannt. Das Subskriptionsmodell basiert auf den umfassenden Daten, die die Kunden über das vernetzte Equipment mit dem Hersteller in Wiesloch online austauschen.
Heidelberger Druckmaschinen liefert den Kunden dabei nicht nur die Druckmaschine samt Service und Zusatzsoftware, sondern ebenfalls die für den Druckoutput notwendigen Verbrauchsmaterialien wie Farbe oder die Druckbögen. Die Abrechnung erfolgt anschließend auf Basis der gedruckten Bögen und somit rein verbrauchsorientiert.
Das Subskriptionsmodell hat für die Druckereien einen klaren Vorteil: Sie können erstmals skalieren, ohne vorab massiv investieren zu müssen. Und auch schwächere Zeiten können sie so, ohne einen enorm hohen Fixkostenblock, besser überstehen. Für den Maschinenbauer bedeutet diese Innovation allerdings auch enorme Investitionen und eine präzise Überwachung auf Basis der Kundendaten.
Aus strategischer Sicht besonders interessant ist dabei, dass sich die geschäftlichen Interessen von Heidelberger Druckmaschinen und die der Kunden gleichen. Eine Steigerung des Outputs durch mehr Kundenaufträge sowie eine effizientere Produktion ist nun für den Geschäftserfolg beider Seiten erfolgsrelevant. Die IT baut für das digitale Geschäftsmodell aktuell eine innovative IT- und Prozessarchitektur auf.
Das Management will damit dem aus vertraglicher und finanzieller Sicht besonders anspruchsvollen Geschäftsmodell Rechnung tragen. Erfolgskritisch sind dabei Aufbau und Betrieb einer zeitgemäßen, cloudbasierten Digital-Experience-Plattform, die mit der eigenen IT-Infrastruktur synchronisiert und speziell mit dem weltweiten ERP-System gekoppelt wird.
Fazit
Im Jahr 2026 wird Heidelberger Druckmaschinen ein anderes Unternehmen sein - ein digitaler Player von Weltruf. Der Erfolg wird auf der digitalen Plattform und dem Ökosystem als Marktstandard der Printmediabranche beruhen. Der Maschinenbauer wird das deutsche Amazon der Printmediabranche werden und diese Position durch eine Serie von Innovationen mit einem hohen Kundennutzen stetig ausbauen.
Dabei wird er als Marktführer im digitalen Zeitalter immer mehr einem internationalen Software-Unternehmen ähneln, angeführt von einer internen IT als einem echten Trailblazer im Wettbewerb. Die Informationstechnologie wird dabei als die "strategische Waffe" im Wettbewerb positioniert werden. Sie wird dann bereits eine zentrale Kernkompetenz für die Entwicklung der neuen Generationen von Druckmaschinen sein.
Auf Basis von Big-Data-Analysen kann zudem das kundenseitige Nutzungsverhalten stetig ausgewertet werden. Das erlaubt Rückschlüsse auf Kundennutzen, Bedarf und Innovation. Zudem ist die Informationstechnologie als "Manager der Daten" für die Verteilung sowie die Abrechnung der weltweiten Druckaufträge im Ökosystem zuständig.
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