Wer Verantwortung übernimmt, will auch gutes Geld verdienen. "Die Hälfte der Führungskräfte in Deutschland fühlt sich nicht angemessen bezahlt", bilanzieren die Personalberater von Odgers Berndtson, die jährlich ein Management-Barometer erstellen, um die Stimmung in den Chefetagen zu erfassen. Und die Konkurrenten von Intersearch, die eine Studie zum Thema Jobwechsel im Topmanagement erarbeitet haben, meinen ebenfalls: "Als Gegenleistung für ihren nervenaufreibenden Job verlangen die Manager von heute eine hohe Vergütung."
Der Wunsch nach einer "leistungsgerechteren" Bezahlung belegt mit rund 49 Prozent Platz eins in der Wunschliste der Odgers-Befragten. Dieses Votum ziehe sich durch alle Hierarchieebenen: "Die vom Einzelnen geforderte Leistung muss klar definiert und gemessen werden können, um Enttäuschungen zu vermeiden", empfiehlt Jürgen van Zwoll, der bei Odgers Berndtson für die Studie verantwortlich zeichnet. Eine Beteiligung am eher abstrakt empfundenen Gesamtergebnis der Firma reiche heute nicht mehr.
Mehr fix und weniger variabel
Zunächst aber müssen sich die Manager - zumindest die aus der IT-Wirtschaft - mit einer moderaten Gehaltserhöhung von 2,4 Prozent zufriedengeben, wie die aktuelle Vergütungsstudie von Personalmarkt und der Computerwoche belegt. In den Jahren zuvor hatten sie sich jeweils über einen Zuwachs von drei bis vier Prozent freuen können. Einen Grund zur Klage gibt es dennoch nicht, die IT-Fachkräfte insgesamt haben meistens einen geringeren Aufschlag bekommen.
Tim Böger, Geschäftsführer von Personalmarkt und Leiter der Vergütungsuntersuchung, verweist zudem in der aktuellen Studie auf einen Trend, der das Bild weiter relativiert: Die Bezüge der IT-Chefs sind weniger erfolgsabhängig und damit einplanbarer. "Die Entwicklung in den letzten zwei, drei Jahren zeigt eine Verlagerung der Einkommenszusammensetzung hin zu mehr fixer und weniger variabler Vergütung. Diese Entwicklung unterbricht den Trend, der eigentlich entgegengesetzt verlief und vor allem der Finanzkrise geschuldet war." Dennoch glaubt Böger, dass die variablen Anteile auf lange Sicht wichtig bleiben.
IT-Manager in Banken kennen keine Krise
Entscheidend ist und bleibt vor allem, in welcher Branche man eine IT-Führungsposition innehat. Ein Beispiel dafür sind die Bereichsleiter. In Banken kommen IT-Bereichsleiter im Durchschnitt auf 272.000 Euro Jahreseinkommen (inklusive Boni, die auf dieser Position rund 55.000 Euro ausmachen). Als Beleg für Bögers Feststellung, dass die Boni stagnieren oder gar zurückgehen, sei erwähnt, dass im vorigen Jahr die IT-Bereichsleiter im Mittel mit 64.000 Euro Bonus rechnen konnten. In Softwarehäusern erreichen Bereichsleiter dagegen lediglich ein Salär von 173.000 Euro.
Abteilungsleiter verdienen im Durchschnitt deutlich weniger als IT-Bereichsleiter. Besonders krass ist das Gefälle in der Bankenwelt, wo der Abteilungsleiter mit einem alles enthaltenden Zielgehalt von 118.300 Euro nicht einmal halb so viel wie ein Bereichsleiter verdient.
Etwas kleiner fallen die Unterschiede zwischen Bereichs- und Abteilungsleitern in der Automobilindustrie aus, wo der hierarchisch höher Gestellte mit 204.000 Euro Jahresgehalt rund 100.000 Euro mehr verdient als sein direkt Untergebener. Noch geringer, aber immer noch groß ist die Differenz zwischen diesen beiden Positionen in Systemhäusern:
Hier liegen etwa 90.000 Euro zwischen den Hierarchieebenen. Nicht so extrem ist das Gefälle im Softwarehaus, dort verdient der Abteilungsleiter 102.000 Euro im Jahr - rund 70.000 weniger als sein Vorgesetzter. Personalmarkt hat als variablen Anteil bei den Abteilungsleitern durchschnittliche 15 Prozent errechnet. Der Vollständigkeit halber ist zu ergänzen, das nicht nur die Branchenzugehörigkeit, sondern auch die Unternehmensstrukturen über Gehälter entscheiden. Banken weisen weitaus öfter Konzernstrukturen auf als die überwiegend mittelständisch aufgestellten Softwarehäuser.
Der Gruppenleiter, der auf der Ebene unterhalb des Abteilungsleiters steht, bewegt sich mit seinem Jahreszielgehalt - also Grundgehalt plus Prämien - zwischen 64.100 Euro in der Textil-/Bekleidungsindustrie und 84.500 Euro in der Bankenwelt. Zwischen diesen beiden Extremen befinden sich die Gruppenleiter der Systemhäuser mit 71.600 Euro im Jahr und die der Softwarehäuser mit 67.000 Euro. Auf dieser Hierarchieebene fallen die leistungsbezogenenen Anteile kleiner aus: Gruppenleiter werden nur zu durchschnittlich zehn bis 15 Prozent variabel entlohnt, wie Personalmarkt errechnet hat.
Dienstwagen kostet 45.200 Euro
Grundsätzlich, so merkt Personalmarkt-Geschäftsführer Böger an, konnten 70 Prozent der IT-Führungskräfte Prämien einstreichen. Die Summe lag bei durchschnittlichen 12.100 Euro. Rund 41 Prozent aller IT-Führungskräfte erhalten Arbeitgeberleistungen zur betrieblichen Altersvorsorge. Dieser Anteil beläuft sich im Mittel auf 3160 Euro. Und schließlich fahren 43 Prozent aller Manager einen Dienstwagen, dessen Neuwert im Durchschnitt 45.200 Euro ausmacht.
Eine Gruppe für sich bilden diec Das ist nachvollziehbar, denn gute Projektleiter mit profundem Führungs-, Betriebswirtschafts- und Fach-Know-how gelten als die ungekrönten Könige und bewegen sich gehaltlich manchmal sogar auf Geschäftsführer- oder Bereichsleiterniveau.
Arbeiten im Vertrieb lohnt sich
Projektleiter verdienten 2013 je nach Branche zwischen zwei und vier Prozent mehr als im Vorjahr. Spitzenreiter ist der Projektleiter in Banken mit 98.300 Euro (Vorjahr 95.000 Euro). Am unteren Ende der Skala liegt der Projektverantwortliche im Softwarehaus, der durchschnittlich 69.700 Euro (Vorjahr 67.800 Euro) einstreicht.
Etwas stärker als in anderen Unternehmensfunktionen sind die Gehälter im Vertrieb gestiegen. So erreicht ein Vertriebsleiter in der IT-Industrie ein Zielgehalt, also die Summe aus festem und variablem Anteil, von 139.000 Euro (Vorjahr 135.000 Euro, 2011: 132.000 Euro).
Die Schere zwischen den Gehältern der Verkäufer in Klein - und Großunternehmen geht dabei von Jahr zu Jahr weiter auf. Während der Sales-Verantwortliche in Kleinbetrieben mit weniger als 50 Mitarbeitern durchschnittlich 111.000 Euro erhält, was einen Zuwachs von zwei Prozent gegenüber dem Vorjahr bedeutet, erreicht der Verkäufer aus Firmen mit über 1000 Mitarbeitern einschließlich Prämien 190.000 Euro. Im Vorjahr waren es noch 182.500 Euro, es schlägt also ein Plus von vier Prozent zu Buche.
Weiter fällt auf, dass der variable Anteil des Vertriebseinkommens stetig steigt. Personalmarkt rechnet mittlerweile mit einem Durchschnitt von 50 Prozent, der auf den erfolgsbezogenen Teil der Vergütung entfällt. Das freut Verkäufer dort, wo die Geschäfte gut gehen, sorgt aber für Ärger in Firmen, die nicht recht vorankommen.
In einer Sonderauswertung hat Personalmarkt ermittelt, dass IT-Manager - und damit sind alle IT-Führungsfunktionen im Querschnitt gemeint - in einem Unternehmen mit weniger als 100 Mitarbeitern durchschnittlich 93.000 Euro im Jahr verdienen. Dieses Gehalt steigt auf 114.500 Euro in einem soliden mittelständischen Unternehmen mit über 1000 Beschäftigten und erreicht in Konzernen mit über 20.000 Mitarbeitern den Wert von 126.000 Euro.
Interessant ist auch eine weitere Sonderauswertung, die zeigt, wie das Gehalt eines IT-Managers im Lauf seiner Karriere wächst. Schafft er mit 30 Jahren 90.700 Euro im Jahr, geht es langsam nach oben auf 92.100 Euro mit 35 Jahren, dann rasant aufwärts auf 105.700 Euro mit 40 Jahren. Dann verlangsamt sich der Zuwachs etwas, fünf Jahre später beträgt das Gehalt immerhin 114.000 Euro, und mit 55 Jahren sind es schließlich 119. 500 Euro, die er per annum nach Hause bringt.
Noch keine Ost-West-Annäherung
Untersucht wurde auch, in welcher Stadt die höchsten Gehälter gezahlt werden. Hier führt seit Jahren München (15,9 Prozent über dem Durchschnitt) vor Frankfurt am Main (13,5 Prozent), Stuttgart (11,8 Prozent), Düsseldorf (10,3), Köln (7,7 Prozent) und Hamburg (7,1 Prozent). Um ein Prozent unter dem Durchschnitt liegt die Bundeshauptstadt Berlin, und sogar um gute zehn Prozent hinkt Dresden hinterher. Auffällig ist auch, dass es in den vergangenen Jahren keine Annäherung zwischen Ost und West gegeben hat - was die Manager-Gehälter angeht.
Große Gehaltstrends
Die Bezüge von Fach- und Führungskräften aller Branchen hat Compensation-Online unter die Lupe genommen. Aus der Analyse von 200.000 Datensätzen ergab sich folgendes Bild:
- Die Gehaltskurve von Fachkräften steigt bis zum Erreichen des 40. Lebensjahres stetig an, danach fällt sie leicht ab. Bei Führungskräften dagegen setzt sich der Aufwärtstrend weiter fort.
- Während die Gehälter von männlichen Führungskräften mit dem Alter kontinuierlich ansteigen, verläuft die Gehaltskurve bei Frauen in Führungspositionen ab dem 45. Lebensjahr leicht sinkend.
- Je größer die Firma, desto höher das Gehaltsniveau: In Kleinstunternehmen sind die Gehälter nicht einmal halb so hoch wie in großen Konzernen.
- Die höchsten Einkünfte erreichen Fachkräfte in der Industrie und bei Banken. Führungskräfte erzielen vor allem bei Unternehmensberatungen, Finanzdienstleistern sowie in der Konsum- und Gebrauchsgüterindustrie hohe Gehälter.
- Am meisten verdienen unter den Fachkräften Vertriebler und Topspezialisten. Unter den Führungskräften schneiden Positionen mit Personalverantwortung und strategischem Einfluss besonders gut ab.
- Je besser die Ausbildung, desto höher fällt das Gehalt und auch dessen Anstieg nach dem 25. Lebensjahr aus.
Die Studie kann kostenlos unter www.compensation-online.de heruntergeladen werden.
Typische Gehaltsszenarien
Wir haben aus der diesjährigen Gehaltsstudie für das IT-Management einige Beispiele herausgepickt, anhand derer sich exemplarisch zeigen lässt, was Führungskräfte heute verdienen.
1. CIO
(rund 40 Mitarbeiter) Alter: 53 Jahre. Ausbildung: Diplominformatik. Unternehmen/Branche: Herstellung von Computern. Firmengröße: mehr als 5000 Mitarbeiter. Region: Raum München. Prämie: 101.000 Euro (und Firmen-PkW für 80.000 Euro). Jahresgehalt (mit Prämie): 246.202 Euro.
2. Gruppenleiter IT
(15 Mitarbeiter) Alter: 42 Jahre. Ausbildung: Technische Lehre. Unternehmen/Branche: Telekommunikation. Firmengröße: 501 bis 1000 Mitarbeiter. Region: Raum Köln. Prämie: 3550 Euro. Jahresgehalt (mit Prämie): 80.000 Euro.
3. Abteilungsleiter/Gesamt-IT-Projektleitung
(zwölf Mitarbeiter) Alter: 36 Jahre. Ausbildung: Diplom FH. Unternehmen/Branche: Bank. Firmengröße: mehr als 5000 Mitarbeiter. Region: Südbayern. Prämie: 11.500 Euro (und Firmen-PkW im Wert von 55.000 Euro). Jahresgehalt (mit Prämie): 80.800 Euro.
4. Abteilungsleiter Software-Entwicklung
(27 Mitarbeiter) Alter: 42 Jahre. Ausbildung: Diplom Universität. Unternehmen/Branche: Automobilindustrie. Firmengröße: 5001 bis 20.000 Mitarbeiter. Region: Raum Nürnberg. Prämie: 8000 Euro (und Firmen-PkW im Wert von 30.000 Euro). Jahresgehalt (mit Prämie): 90.500 Euro.
5. SAP-Unit-Leiter Beratung
(15 Mitarbeiter) Alter: 41 Jahre. Ausbildung: Diplom FH. Unternehmen/Branche: Systemhaus. Firmengröße: 101 bis 500 Mitarbeiter. Region: Unterfranken. Prämie: 8000 Euro (und Firmen-PkW im Wert von 30.000 Euro). Jahresgehalt (mit Prämie): 94.000 Euro.
6. IT-Berater
(drei Mitarbeiter) Alter: 37 Jahre. Ausbildung: Master. Unternehmen/Branche: IT. Firmengröße: 1001 bis 5000 Mitarbeiter. Region: Raum Frankfurt am Main. Prämie: 3000 Euro. Jahresgehalt (mit Prämie): 100.000 Euro.
7. Leiterin IT-Consulting
(50 Mitarbeiter) Alter: 43 Jahre. Ausbildung: Diplom FH. Unternehmen/Branche: Softwareunternehmen. Firmengröße: 101 bis 500 Mitarbeiter. Region: Raum Berlin. Prämie: 13.000 Euro (und Firmen-PKW im Wert von 40.000 Euro). Jahresgehalt (mit Prämie): 103.500 Euro.
8. Teamleiterin Software-Entwicklung
(zehn Mitarbeiter) Alter: 50 Jahre. Ausbildung: Diplom Universität. Unternehmen/Branche: Feinmechanik/Optik. Firmengröße: 101 bis 500 Mitarbeiter. Region: Raum Jena. Prämie: 18.000 Euro. Jahresgehalt (mit Prämie): 103.500 Euro.
Die Studie
Die Vergütungsstudie "IT-Funktionen 2013/2014" kann zum Preis von 599 Euro zuzüglich Mehrwertsteuer und Versandkostenpauschale über die Homepage von Personalmarkt bestellt werden. Die Studie richtet sich an Geschäftsführer, Personalleiter und Personalverantwortliche aus der IT-Wirtschaft sowie an Personal- und Unternehmensberater.
Wer hat teilgenommen?
An der Studie haben sich 54 IT-Unternehmen und Anwenderfirmen beteiligt, die insgesamt 1958 Gehaltsdatensätze geliefert haben. Weitere 14.296 Datensätze stammen aus Direktbefragungen von Fach- und Führungskräften. Insgesamt sind so 16.254 Datensätze in die Studie eingeflossen.
Zur Methode
Personalmarkt hat Höhe und Struktur der Gehälter von 28 Funktionen ausgewertet. Innerhalb einer Funktion wurde nach Anspruchsstufen differenziert: Die Gehälter von IT-Beratern etwa sind vom einfachen Consultant bis hin zum Manager mit Personalverantwortung analysiert worden. Die Gehälter für alle Funktionen wurden getrennt nach unterschiedlichen Firmengrößen ausgewertet. Berechnet wurden das Gesamt- und das Grundgehalt sowie alle Nebenleistungen.