Aus dem deutschen Einzelhandel ist Aldi nicht mehr wegzudenken. 1913 wurde das Familienunternehmen in Essen gegründet, 1960 spaltete sich der Einzelhändler in die heute noch bestehenden Unternehmensgruppen Aldi Süd und Aldi Nord. Allein Aldi Süd ist in West- und Süddeutschland mit mehr als 31 Gesellschaften und mit über 1.600 Filialen vertreten. Hinzu kommen mehr als 300 Filialen in Österreich unter dem Namen "Hofer", rund 840 Filialen in den USA, 300 in Großbritannien sowie 100 Filialen in Australien. Aldi Nord, so die Schätzungen verfügt insgesamt über rund 2.500 Filialen.
Die Grenze zwischen Norden und Süden des Aldi-Imperiums verläuft mitten durch Hessen und Nordrhein-Westfalen. Ebenso teilen beide Gesellschaften das Auslandsgeschäft: Aldi Nord beackert die Märkte in Benelux, Frankreich, Spanien, Skandinavien und Polen. Aldi Süd bemüht sich um die angelsächsischen Länder, die Schweiz, Österreich und Slowenien.
Nicht nur die Erschließung neuer Länder hat die Strukturen und Abläufe von Aldi im Laufe der Jahre erweitert und komplexer werden lassen. Auch das stetig wachsende Geschäft mit Aktionsware geht zu Lasten der Einfachheit. Wie der ehemalige Aldi-Nord-Geschäftsführer Dieter Brandes gegenüber dem Manager Magazin erzählte, gab es früher alle drei bis vier Wochen drei neue Aktionsartikel, inzwischen ist das Volumen auf mindestens 25 Produkte pro Woche angeschwollen. In beiden Bereichen, dem Auslands- wie dem Aktionsgeschäft wird gemunkelt, dass es längst nicht so läuft, wie es die erfolgsverwöhnten Aldianer gerne hätten.
Mit der steigender Komplexität und stetigem Wachstum müssen sich auch die IT-Manager Meinolf Dirks (Nord) und Marcus Roskosch (Süd) beschäftigen. Dabei dürfte ihnen nichts fremder sein, als Techniken bloß um der Innovation willen einzuführen. Erst wenn sich ein Nutzen für den Kunden oder den Mitarbeiter ergibt - und rechnet -, werden neue Wege beschritten.
"Fast Follower" ist kein Manko
Als Manko kann man es bei Aldi nicht empfinden, wenn man draußen unter der Rubrik "Fast-Follower“ eingestuft wird. Liegt doch in dieser Ruhe eines der Geheimnisse von Aldi. Beispielsweise bei der Einführung der Scanner-Kassen oder der Möglichkeit, den Einkauf auch per EC-Karte zahlen zu können. In beiden Fällen hat Aldi lange gezögert, Aldi Süd hat erst Ende vergangenen Jahres die Kartenzahlung gestartet. Nicht, weil man nicht wollte, sondern weil man von den Kartenterminals noch nicht überzeugt war, wurde gezögert. Das heute von dem amerikanischen Anbieter NCR eingesetzte Kassensystem gilt als eines der besten seiner Klasse.
Ähnliches ist zu beobachten bei den neuen Automaten für die Leergutannahme. Von Wincor Nixdorf lässt Aldi Nord ein den eigenen Wünschen entsprechenden Automaten entwickeln und nun in Serie produzieren. Ab Mai dieses Jahres werden die Geräte in den Filialen aufgestellt. Eine Kombination aus Waage, Scanner und Kamera hilft, dass alle Flaschen zu erkennen sind und der Automat nicht betrogen werden kann. Gleichzeitig wurden sowohl das Warenwirtschafts- als auch an das Kassensystem (ebenfalls Wincor Nixdorf) an die Lösung angebunden. Zudem übernimmt Wincor Nixdorf per Fernwartung auch die Betreuung der Automaten.
Solche übergreifenden Projekte rollt Aldi weitgehend zentral aus. Gleichzeitig versucht der Konzern vieles an die einzelnen Gesellschaften zu delegieren. So entschied sich beispielsweise Aldi Süd für die Einführung eines Personal-Management-Systems, das den Filialleitern die Verwaltung und Planung der Arbeitszeiten ermöglicht. Die Daten aus dem System wiederum werden an das zentrale Lohn- und Gehaltsystem übergeben.
Auch hier plante Aldi äußerst sorgfältig. Ein Dreivierteljahr testeten und evaluierten die IT-Verantwortlichen drei unterschiedliche Systeme in einer Filiale. Die Wahl fiel schließlich auf die Software "Time Control“ von Atos Origin. Neben den funktionalen Anforderungen des Systems galt es, die Handhabung durch Anwender aller Altersklassen mit unterschiedlichem IT-Know-how zu gewährleisten. Denn auch in der IT bemüht sich Aldi nach wie vor um sein oberstes Prinzip: Einfachheit.