Aufstieg, Krisen und Skandale

Die Geschichte der Telekom

28.09.2011 von Ariane Rüdiger
Aufstieg, Krisen und Skandale. Wie sich die Telekom vom verkrusteten Staatsbetrieb zum internationalen ITK-Player entwickelte.

Vom Aufstieg des einstigen Staatsunternehmens, waghalsigen Expansionsaktivitäten, tiefen Krisen und zahlreichen Sanierungsplänen handelt die wechselvolle Geschichte der Telekom. Sie ist reich an einschneidenden strategischen und organisatorischen Wendungen, kleinen und großen Skandalen und nicht zuletzt an technischen Innovationen.

Auf den folgenden Seiten schildern wir die wichtigsten Stationen und Meilensteine des bedeutendsten deutschen TK-Unternehmens ausführlich. In unserer Bilderstrecke können Sie zudem die Geschichte der Telekom im Zeitraffer miterleben.

Die Geschichte der Telekom
Die Geschichte der Telekom
Aufstieg, Krisen und Skandale. Wie sich die Telekom vom verkrusteten Staatsbetrieb zum internationalen ITK-Player entwickelte.
2015
Den Sponsoring-Vertrag mit dem FC Bayern München hat die Telekom bis 2017 verlängert.
Vectoring statt Glasfaser
Den Netzausbau treibt die Telekom nicht, wie viele wünschen, vor allem mit Glasfaser voran, sondern auch mit Vectoring, einer Technologie, die mehr aus den vorhandenen Kupferadern holen soll, aber auch beim Endkunden viel Strom verbraucht.
All-IP und IPTV
Mit dem IPTV-Service Entertain bringt die Telekom eine stetig steigende Programmflut nach überall.
November 2015
Das neue Twin-Core-Rechenzentrum der Telekom in Biere realisiert mit seinem unweit gelegenen Zwilling eine hochsichere Public Cloud.
Connected Car
Die Connected Cars, in deren Entwicklung die Telekom beträchtlich investiert, sind untereinander und stets auch mit einer (Telekom-)Cloud verbunden.
Smart Home
Mit Qivicon lassen sich alle vernetzten Systeme in Haushalten zentral steuern.
Smart City
In der mit Sensor- und M2M-Technik gespickten Smart City werden Autofahrer bei der Parkplatzsuche unterstützt.
Innovationen sollen die ...
... Telekom endlich dauerhaft aus der Defensive bringen. Zuständig dafür: der Leiter des P&I-Bereichs, Thomas Kiessling
Timotheus Höttges, ...
... muss sich unter anderem mit Altlasten aus dem US-Markteinstieg von T-Mobile herumschlagen. Zudem steht ein großer personeller Aderlass an mehreren Standorten bevor.
Neue Frauen für den Telekom-Vorstand:
Ex-McKinsey-Beraterin Claudia Nemat übernimmt den Bereich EMEA, Ex-Hochschulchefin Marion Schick die Personalleitung.
Noch Wüstenei, ...
... bald Deutschlands größtes Rechenzentrum: Bei Magdeburg baut die Telekom neue Ressourcen fürs Cloud-Geschäft
Noch-Telekom-Boss ...
... und der inzwischen verstorbene Apple-CES Steve Jobs feiern zusammen 20 Jahre Mobilfunk, natürlich mit dem iPhone
Mit neuen Anwendungen ...
... wie Smart Meters (siehe Bild) oder Remote-Gesundheitskontrolle versucht die Telekom, noch mehr Verkehr auf die Mobilnetze zu bringen und gleichzeitig neuartige Endgeräte zu verkaufen
Zur Mobile World 2011 ...
... präsentiert die Telekom ihren ersten LTE-Stick.
2008:
Fehltritt mit Folgen – Manfred Balz tritt als erster Vorstand für Datenschutz, Recht und Compliance der Telekom sein Amt an.
Anja Feldmann:
Feldmann leitet seit 2006 den Lehrstuhl für „Intelligent Networks“ und „Management of Distributed Systems“ der Deutsche Telekom Laboratories, einem An-Institut der Technischen Universität Berlin. Sie erhält den Leibnitz-Preis für ihre Konzepte eines Internet 2.
2007:
Friedrichshafens Oberbürgermeister Josef Büchelmeier, Ferdinand Tempel, Leiter T-City Repräsentanz und Bereichvorstand Technik T-Home Friedrich Fuß freuen sich über die Auswahl von Friedrichshafen als T-City.
2006:
Nach Kai-Uwe Ricke soll der ehemalige T-Online-Manager René Obermann Ordnung in das Telekom-Geschäft bringen.
Am 1. Januar 2005 ...
startete die LKW-Maut, an deren Realisierung T-Systems maßgeblich beteiligt war.
Von 2002 bis 2006 ...
steuerte Kai-Uwe Ricke als Telekom-Vorstand die Geschicke des Unternehmens.
2000:
Der schicke Robert T-Online wirbt für den Börsengang des gleichnamigen Telekom-Ablegers. Für die Anleger am Ende eine Pleite. Insofern wäre ein Pleitegeier wohl das bessere Symbol gewesen.
1998:
Die Regulierungsbehörde für Post und Telekommunikation – heute Bundesnetzagentur – die in diesem Gebäude in der Bonner Tulpenallee residiert, nimmt ihre Arbeit auf und sollte der Telekom noch viel Ärger bereiten.
1996:
28,50-DM-Mann (so hoch war der Aktienpreis für Privatanleger) Ron Sommer zieht als CEO den ersten Börsengang der Telekom durch.
Tim Berners Lee:
Der Erfinder des World Wide Web, das ab Anfang der 90er seinen Siegeszug antrat und auch das Geschäft der Telekom mit DSL-Anschlüssen beflügelte.
Start des D1-Netzes 1992:
Dieser Chip machte es möglich, über D1 zu telefonieren
Erst 1966 ...
wurde die letzte Handvermittlungsstelle auf automatisierten Betrieb umgestellt. Das Fräulein vom Amt starb aus.
1965:
Telefonieren auch in die USA über den Satelliten Early Bird.
1961:
Für heutige Verhältnisse gigantisch mutete das erste Telefon für das A-Netz an, das 1958 startete.
1904 ...
installierte Quante in Berlin die erste Telefonzelle
1877 ...
funktionierte in Berlin das erste Telefon, hergestellt von Siemens.

Das Handwerkszeug: Die ersten Telefone

Die Historie der Telekom beginnt eigentlich im Jahr 1860, als Alexander Graham Bell das Telefon erfindet. Das erste der Geräte funktioniert allerdings erst 1877, und zwar in Berlin. Dort befindet sich auch ein Knoten des ersten vermittelten Fernsprechnetzes, zu dem außer Berlin noch Frankfurt/Main, Breslau, Hamburg und Köln gehörten. 1904 entwickelt Wilhelm Quante in Wuppertal die erste Telefonzelle.

Die staatlichen Anfänge

Erst 1966 wurde die letzte Handvermittlungsstelle auf automatisierten Betrieb umgestellt. Das Fräulein vom Amt gab es fortan nicht mehr.
Foto: Telekom

1950 tritt die Deutsche Bundespost, der Vorläufer der Telekom in Staatseigentum, das Erbe der Deutschen Reichspost an. Sie ist damals noch für Post und Telekommunikation zuständig. Dabei sollte es lange bleiben. Dafür geht es technisch voran: Mitte der 50er Jahre beginnt die allmähliche Ablösung des "Fräulein vom Amt"; ersetzt werden die freundlichen Vermittlerinnen durch den Selbstwähldienst, den der Amerikaner Simon Strowger schon 1891 erfunden und in den USA hatte patentieren lassen. Allerdings war es erst 1966 endgültig vorbei damit - in Uetze bei Hannover schloss die letzte Vermittlung.

1958 kommt das erste Mobilfunknetz, das A-Netz, mit seinen gewaltig großen Telefonen. Wer sie benutzt, muss wichtig sein: Handvermittelte Gespräche und ein 16 Kilo schweres Telefon stehen handverlesenen 10000 Teilnehmern zur Verfügung. Erst 1972 startet das B-Netz, in dem Selbstwählen möglich ist - aber nur, wenn man die Ortsvorwahl des anderen Mobilteilnehmers kennt! Ab 1965 kann man von Deutschland aus auch ins Ausland telefonieren. Der Grund: "Early Bird", der erste kommerzielle Nachrichtensatellit, ist im Orbit. Gestartet ist dieser in den USA.

1977 beginnt der Einstieg in das, was man heute Neue Medien nennt: Die Deutsche Bundespost stellt auf der Funkausstellung BTX vor, Bildschirmtext. Entwickelt wurde die Technologie vom späteren T-Online-Manager Eric Danke. Erst 1983 steht der BTX-Dienst allerdings nach Abschluss eines Staatsvertrags offiziell zur Verfügung. Ein Renner wird sie nie - erst Mitte der Neunziger und gekoppelt mit E-Mail und Internetzugang knackt sie die Millionen-Nutzer-Grenze. Und 2001 ist es mit BTX auch schon wieder vorbei. In Frankreich hat ein vergleichbarer Dienst, Minitel, aufgrund einer aggressiven Vermarktungsstrategie dagegen Riesenerfolg: die Terminals dafür stellt France Telekom kostenlos zur Verfügung. Zeitweise nutzt rund die Hälfte der Franzosen Minitel.

1985 nimmt das erste zelluläre Mobilfunknetz seinen Dienst auf. Nutzer sind damit bundesweit unter einer Rufnummer erreichbar. 1989 folgt ISDN, dessen Fähigkeiten weltweit bewundert werden und das Vordringen der IP-Telefonie in Deutschland lange behindern: Was die anfangs können, kann ISDN schon lange, und ganz ohne Aufpreis.

Die Privatisierung

1990 beginnt eine seitdem nicht mehr enden wollende Kette von Umstrukturierungen, deren Ziel die Privatisierung des bis dahin staatlichen Telekommunikationswesens ist - eine hürdenreiche Strecke mit vielen Schlaglöchern auch für die Kunden des Unternehmens. Zunächst wird die Deutsche Bundespost im Rahmen der sogenannten Postreform I unter Postminister Christian Schwarz-Schilling in Postbank, Postdienst und Deutsche Bundespost Telekom aufgespaltet. Doch ist dies nur ein erster, kleiner Schritt.

Start des D1-Netzes 1992: Dieser Chip machte es möglich, über D1 zu telefonieren.
Foto: Telekom

1992 steigt das Unternehmen gleich auf mehreren Ebenen in die telekommunikative Zukunft ein: Erstens beginnt mit dem Start des D1-Netzes der Siegeszug des Handys. Bis dahin nämlich waren Mobiltelefone eher selten, da teuer, umständlich zu benutzen und ziemlich unhandlich. Das auf GSM (Global System for Mobile Communication)-Technologie basierende Netz sorgt für kleinere Geräte und günstigere Tarife. Innerhalb von nur zwei Jahren telefonieren in Deutschland eine halbe Million Menschen über die drahtlose Infrastruktur.

Gleichzeitig werden große Teile Westeuropas mit dem schnellen und multimediatauglichen ATM-Netz (Asynchronous Transfer Mode) verbunden und die erste Glasfaserverbindung in die USA verlegt. Heute sind schnelle Glasfaserverbindungen das kommunikationstechnische Rückgrat der Globalisierung. Auch im eigenen Land rückt 1992 endlich zusammen, was zusammen gehört: Ost- und Westdeutschland telefonieren endlich wieder in einem Netz.

Handy-Freaks
Mr. Bluetooth Johnson
Sie kennen ihn, sie lieben ihn: Den Typen, der ein Bluetooth-Headset für das wichtigste Zubehörteil seit der Zahnbürste hält. Ob beim Laufen auf der Straße, im Bus, im Einkaufszentrum oder selbst beim Joggen - das Headset ist schon vor ihm da. Was aber viel schlimmer ist: Er will, dass Sie sehen, wie gefragt er ist. <br /><br />(Bildquellen: <a href="http://www.flickr.com/photos/joelrakestheleaves/389939471" target="_blank">joelrakestheleaves bei Flickr</a>; <a href="http://s133.photobucket.com/albums/q68/fritzenfrat/?action=view&current=bluetoothjohnson.gif" target="_blank">fritzenfrat bei photobucket</a>)
Herr "Ich behalte mein Telefon solange, bis es auseinanderfällt!"
Man muss sich nicht alle zwei Jahre ein neues Handy aufschwatzen lassen - alle zehn Jahre sollte es dann aber doch schon einmal sein. Dieser Herr legt es geradezu darauf an, allen zu zeigen, wie retro er ist und wie lange ein technisches Gerät in seinen begnadeten Händen durchhält. Seine Telefone sehen eher aus wie eine olle TV-Fernbedienung. <br /><br />(Bildquellen: <a href="http://gripse.files.wordpress.com/2009/09/old_cell_phone.jpg" target="_blank">Gripse.Wordpress.com</a>; <a href="http://images.teamsugar.com/files/users/2/29393/13_2007/287646.jpg" target="_blank">GeekSugar.com</a>)
Der iPhone-Snob / Apple-Sklave
Als Statussymbol geht das heilbringende "Jesus Phone" schon längst nicht mehr durch, seit jeder eines hat. Mittlerweile ist es viel hipper, KEINES zu haben! Dennoch werden immer noch Menschen gesichtet, die meinen, mit dem Apple-Dingsda angeben zu können. <br /><br />(Bildquelle: <a href="http://www.reuters.com/" target="_blank">Reuters</a> <a href="http://www.ibtimes.com/blogs/articles/10624/20091012/apple-iphone-market-share-up-16-pct-in-us-11-pct-worldwide.htm" target="_blank">via IBT</a>)
Geschäftsmann à la "Ich kann meinen Blick nicht von meinem Blackberry abwenden"
Zumeist sehen Sie ihn in dichtbevölkerten Großstädten oder auf Messen und Kongressen - er sieht Sie jedoch nicht, weil er nie aufschaut. Ein Wunder, dass es da nicht zu bedeutend mehr "Auflauf"-Unfällen kommt. <br /><br />(Bildquellen: <a href="http://www.flickr.com/photos/jkonig/512830885/" target="_blank">jkonig und Sion Fullana</a>; <a href="http://www.flickr.com/photos/sionfullana/2782569497/" target="_blank">Flickr</a>)
Der Gürtelmeister
Der vollausgestattete Technikmeister trägt nicht einfach nur einen Gürtel. Er trägt einen Körperhalter für verschiedene Handys, Taschenmesser, Smartphones. Der Sinn der vielen Technik erschließt sich ihm selbst auch nicht so ganz genau. Aber Hauptsache, er fühlt sich wie ein Jedimeister aus "Krieg der Sterne" - nur ohne Laserschwert. <br /><br />(Bildquelle: <a href="http://www.examiner.com/examinerslideshow.html?entryid=734698" target="_blank">Examiner.com</a>)
Der Kino-Simser ("DER da wars!")
Nicht genug damit, dass die ersten zehn Minuten jedes Kinofilms im Geflüstere und Geschrei in den hinteren Sitzreihen untergehen ("He, ist hier noch frei?", "Hast du den gesehen?", "Huch, fängt ja schon an"...) - zumeist fängt just während des Vorspanns mindestens einer an, wie wild auf seinem Handy herumzutippen und SMS zu verschicken ("Bin gerade im Kino. Was machst du so?") Sobald der Empfänger antwortet, gibt es kurze Zeit später mindestens noch einen mehrstündigen Vibrationsalarm, häufig genug aber auch eine schöne Jamba-Klingeldisco. Unsere Empfehlung: Popcorn-Multiplexe meiden und lieber Programmkinos für Leute mit Anspruch aufsuchen! <br /><br />(Bildquelle: <a href="http://www.primermagazine.com/2009/live/are-you-that-guy" target="_blank">PrimerMagazine.com</a>)
Der Toiletten-Texter
Wird selten beobachtet, aber auf welchen Toiletten sind auch schon Kameras installiert? Wenn das WC also einmal wieder etwas zu lange besetzt sein sollte, nicht sofort an Schlimmeres denken: Häufig genug ist der Toiletten-Texter der Auslöser. Da hilft nur der Feueralarm... <br /><br />(Bildquelle: <a href="http://www.snewzbutton.com/2009/10/cellphones-in-the-bathroom-yay-or-nasta/" target="_blank">Snewzbutton.com</a>)
Frau "Ich bin für alle so total wichtig!"
Wer kennt sie nicht? Jene wildfremde, laut in ihr Handy brüllende Person in der Bahn, die Sie vor fünf Minuten noch nie in Ihrem Leben gesehen haben. Mittlerweile hat Sie Ihnen Ihre halbe Lebensgeschichte erzählt, alle Beziehungsprobleme offengelegt und nebenher noch über den Chef und die bösen Nachbarn hergezogen. Dabei wollten Sie das alles eigentlich gar nicht wissen... <br /><br />(Bildquelle: <a href="http://www.flickr.com/photos/dashpanache/2424063325/" target="_blank">Dash Panache bei Flickr</a>)
Kameramann / Mr. Twitterific
Seit es Leserreporter und Twitter gibt, ist nichts und niemand mehr vor ihm sicher: Besonders häufig im Dunstkreis von besonderen Ereignissen, die gerne auch schon einmal blutig ausfallen dürfen, gesehen. Und hier geht es ausnahmsweise einmal nicht um hauptberufliche Journalisten... <br /><br />(Bildquelle: <a href="http://www.flickr.com/photos/midnightquill/2218389616/" target="_blank">Daniella Zalcman bei Flickr</a>)
SMS-süchtiger Teenager
Sicherlich die häufigste Form von nervenden Handynutzern: Sag es per SMS! Trainiert die Fingerfertigkeit und bringt die Augen auf Trab. Was haben wir nur alle gemacht, als es noch keine Mobiltelefone gab?? <br /><br />(Bildquelle: <a href="http://www.flickr.com/photos/strandloper/3249029373/" target="_blank">Steve Crane bei Flickr</a>)
Das Handy-Ehepaar ("Wir machen alles zusammen")
Paare, die sich ewige Treue schwören, kaufen auch die gleichen Handys (besonders wichtig: die gleiche Farbe!) und nutzen den gleichen Carrier, denn: "So sind wir immer zusammen" - gut, dass es Partnertarife gibt. <br /><br />(Bildquelle: <a href="http://www.beau-coup.com/comical-wedding-cake-toppers.htm" target="_blank">Beau-Coup.com</a>)
Mrs. Overdressed
Längst sind Handy und Smartphone zum Lifestyle-Objekt geworden. Man versucht, aufzufallen und seinen eigenen Stil zu finden. Dass das schon einmal absurde Züge annehmen kann, ist verständlich. Glitzernde Kitty-Telefone für kleine Mädchen, Rolex-Handys aus echtem Sterling-Silber oder naturechte Smartphones aus Bambus - der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt. Manchen finden's gut, andere sind einfach nur noch genervt. Wir hoffen, wir konnten Sie mit dieser kleinen Strecke ein wenig moralisch aufbauen und zeigen, dass Sie mit Ihrer Wut nicht alleine sind. Ein guter Rat zum Schluss: Vielleicht gehören Sie ja sogar selbst in eine der Zielgruppen und wusste es bisher nur noch nicht? <br /><br />(Bildquelle: <a href="http://www.flickr.com/photos/pinksugarichig0/1175181933/" target="_blank">pinksugarichigo bei Flickr</a>)

Erste Auslandsaktivitäten und Börsengang

1993 kauft die Telekom Anteile am ungarischen Provider Matav. Diesem ersten Expansionsschritt ins Ausland folgen viele weitere, teilweise mit fast ruinösen Konsequenzen, die letztlich die Telekom aber zum globalen Player machen.

Tim Berners Lee, der Erfinder des World Wide Web, das ab Anfang der 90er seinen Siegeszug antrat und auch das Geschäft der Telekom mit DSL-Anschlüssen beflügelte.
Foto: Cern

1995 ist wieder Reform, Postreform 2 diesmal. Die Deutsche Bundespost Telekom wird zur Deutschen Telekom AG. An den Eigentumsverhältnissen ändert das vorerst nichts: Alle Aktien liegen beim Bund. Außerdem soll die Marke T-Online das verstaubte Image der Telekom aufpolieren. Zunächst offeriert die Deutsche Telekom AG unter dem neuen Namen den Ladenhüter BTX, aber nun mit Internet-Browser und Mail, was die Nutzerzahlen in den kommenden Jahren deutlich steigert.

Die technischen Voraussetzungen für diesen Erfolg hatten andere geschaffen: Schon 1991 gab Tim Berners-Lee seine Erfindung, die Auszeichnungssprache HTML (Hypertext Markup Language), die Basis der gesamten modernen Web-Technologie, für die allgemeine Nutzung frei. Und als Microsoft 1995 den Internet Explorer 1.0 auf den Markt bringt, entdecken immer mehr Menschen die rapide expandierenden Weiten des World Wide Web.

Ebenfalls 1995 wird Ron Sommer CEO der Deutschen Telekom AG. Der auf internationalem Parkett bekannte Manager will die Telekom international zum führenden TK-Unternehmen aufbauen.

Der erste Börsengang

1996 geht die Telekom zum ersten Mal an die Börse und erlöst - damals noch in D-Mark - 10 Milliarden Euro. Die T-Aktie soll eine Volksaktie werden, deshalb erhalten Privatkunden einen reduzierten Emissionspreis, es wird sogar ein eigenes Informationsforum, das Aktieninformationsforum (AIF) gegründet, einzig und allein mit der Aufgabe, dem bisher eher aktienträgen Volk die Wertpapiere schmackhaft zu machen.

Die Strategie hat Erfolg: 1,8 Millionen Privatanleger, davon mehrere Hunderttausend Erstaktionäre, schlagen zu und bekommen Aktien zum Stückpreis von 28,50 D-Mark (14,57 Euro). Trotz Erhöhung des Ausgabevolumens ist das Papier fünffach überzeichnet. Anleger sehen den Kurs ihrer Aktie schon am ersten Tag um fast 19 Prozent steigen. Doch wer die Aktie zu lange hält, landet später in jedem Fall im Minus.

Für die zweite Charge, die am 28. Juni 1999 unters Volk geworfen wird, müssen Interessenten schon 39,50 Euro und damit mehr als doppelt so viel hinblättern. Ausgegeben werden diesmal knapp 281 Millionen Stück, was zu einem Ausgabevolumen von 10,8 Milliarden Euro führt. Im Jahr 2000, kurz vor dem allgemeinen Crash im Zug der Internet-Blase, emittiert die Deutsche Telekom nochmals 200 Millionen Aktien, diesmal für 64,38 Euro, was 13 Milliarden Euro in die Kasse spült.

Im Juni 2002 steht die Telekom-Aktie dann knapp unter acht Euro - mithin für die Investoren ein Verlust zwischen 60 und fast 90 Prozent. Im Juni 2011 notiert das Papier zwischen 10 und 11 Euro. An den Folgen des Absturzes laboriert die Telekom noch heute, unter anderem in Form langwieriger Prozesse. Anlegern in den USA, die gegen die Angaben im Börsenprospekt geklagt hatten, musste die Telekom beispielsweise 112,5 Millionen Euro zahlen. Derzeit versucht die Telekom, diese Summe von der Bundesregierung und der KfW (Kreditanstalt für Wiederaufbau) zurück zu erstreiten.

Volldigitalisierung, Expansion und beginnender Wettbewerb

Zurück zur Technik: Seit 1997 sind alle Vermittlungsstellen im Telekom-Netz digitalisiert, das Land hat nun das modernste TK-Netz der Welt. Doch die Freude währt nicht lange. Denn 1998 öffnet sich der Markt, von nun an muss sich die Telekom anders als bisher der Konkurrenz stellen. Die neuen Player werden bei der Eroberung von Marktanteilen durch die Regulierungsbehörde für Post und Telekommunikation unterstützt, die das alte Bundespostministerium ablöst. Allerdings besitzt die Telekom noch immer das Netz. Niemand kommt vorläufig auf dem Weg zu den Endkunden an ihr vorbei.

Am 1. Juni 1999 startet die Telekom die Breitbandvernetzung mit T-DSL. Die Bandbreite damals: 768 kbit/s im Downstream und 128 kbit/s im Upstream. Im Einstiegsjahr entschließen sich ganze 2900 Kunden, den Dienst zu nutzen. Als erstes gib es die Technologie in Berlin, Bonn, Köln, Düsseldorf, Frankfurt am Main, Hamburg, München und Stuttgart. Zunächst ist DSL nur zusammen mit ISDN erhältlich.

Ab Mitte 2000 können auch Analogtelefonierer via DSL ins Internet. Bezahlen müssen sie aber genau so viel. Die Bandbreite steigt in den folgenden Jahren stetig, doch für Landbewohner mancher Gegenden bleibt der Breitbandanschluss noch lange ein Traum - für manche bis heute.

Außerdem expandiert die Telekom nach Großbritannien. Sie kauft den Provider One 2 One mit rund 16 Prozent Anteil am britischen TK-Markt für rund 20 Milliarden Mark.

Gleichzeitig verkündet Sommer die Vier-Säulen-Strategie, rückblickend ein Kind der Internet-Blase: Die Geschäftsfelder werden stärker verselbständigt und teilweise an die Börse gebracht, T-Online in eine selbständige AG ausgelagert. Das Mobilfunkgeschäft heißt nun T-Mobile AG, das Privat- und Mittelstandsgeschäft im Festnetz T-Com. Das Systemgeschäft wird durch den Ankauf der Mehrheit der Anteile am Systemhaus Debis von Daimler-Chrysler erheblich ausgedehnt und landet Anfang 2001 in der T-Systems GmbH. Über allem thront als Holding die DTAG.

Der schicke Robert T-Online wirbt für den Börsengang des gleichnamigen Telekom-Ablegers. Für die Anleger am Ende eine Pleite. Insofern wäre ein Pleitegeier wohl das bessere Symbol gewesen.
Foto: Telekom

Weitere Schritte folgen rasch. Am 17. April 2000 geht T-Online an die Börse. 20fach überzeichnet, wird das Papier für 27 Euro emittiert. T-Mobile kauft just vor dem Platzen der Internet-Blase den US-Mobilfunker Voicestream für 53 Milliarden Dollar und Powertel für 5,89 Milliarden Dollar. Das scheint vielen stark überteuert. Als könnte er selbst Geldscheine drucken, ersteigert Telekom-Chef Sommer zum Ergötzen der staatlichen Kassenwarte auch noch zwei UMTS-Lizenzen. Preis: 16,58 Milliarden Mark. Folge der ungehemmten Expansion: Der Konzern versinkt in Schulden. Der damalige Finanzminister Eichel witzelte: "UMTS steht für Unerwartete Mehreinnahme zur Tilgung von Staatsschulden".

Die große Krise und die Folgen

Dann platzt die Internet-Blase, und nicht nur der Kurs der Telekom verfällt - bis Sommer 2002 auf Werte unter zehn Euro. Auf Druck des Aufsichtsrats muss Sommer seinen Hut nehmen. Wer sein gesamtes Geld in die vermeintliche Rentneraktie gesteckt hat, ist jetzt neun Zehntel davon los. Als schwachen Ausgleich gibt es Neues im technischen Bereich: Die Deutsche Telekom präsentiert ihr erstes UMTS-Testfahrzeug. T-Systems übernimmt den Rest der Debis-Anteile.

Im November 2002 übernimmt nach einer Übergangsphase von einigen Monaten Kai-Uwe Ricke das Ruder. Das Amt kommt damit sozusagen zurück in die Familie: Rickes Vater, Helmut Ricke, ist der ehemalige Chef der DBP-Telekom Helmut Ricke. Wichtigste Aufgaben von Ricke junior: Die Schulden senken und Marktanteile gewinnen. Dafür muss er entlassen: Bis zu 50000 Telekom-Mitarbeiter sollen gehen, was sofort Auseinandersetzungen mit der Gewerkschaft zur Folge hat.

Im ersten Quartal 2003 zeigt der Sanierungskurs erste Erfolge: Die Telekom erwirtschaftet wieder einen Quartalsgewinn von 650 Millionen Euro - doch diesem stehen mehr als 50 Milliarden Schulden gegenüber. Bezüglich des Gesamtjahres spricht CEO Ricke später trotz eines Schuldenstands von immerhin noch 49 Milliarden Euro - mehr als so mancher Staatshaushalt - vom Turnaround. Das Gesamtunternehmen gibt sich das schöne Leitbild: "Qualität, Effizienz und Innovation".

Gleichzeitig werden Call Center zusammengelegt und der Service an externe Dienstleister ausgelagert. Wer in die Mühlen der Service-Warteschleifen gerät oder als Landbewohner um einen DSL-Anschluss barmt, fragt sich, ob das Motto als Utopie gemeint ist. Die Konzerntochter T-Online gerät wegen des unbefugten Speicherns von Kundendaten ins Gerede und erhält den Big Brother Award.

Datenkatastrophen 2010
Platz 10: Kabelsalat mit (über)spannenden Folgen
Aller Anfang ist schwer. Da bergen auch Banalitäten wie Stromanschlüsse von Notebooks ein Risiko. Als der Notebook-Akku seinen Geist aufgab, griff der unerfahrene Anwender blind hinter den Schreibtisch und schloss das erstbeste Kabel, das er finden konnte, flugs an. Leider handelte es sich nicht um das Notebook-Stromkabel. Das Notebook verschmorte, die Daten waren zu retten.
Platz 9: Daten ins Abseits geschoben
Ein Kunde wollte einige archivierte Bänder aus seinem Unternehmensarchiv auf sechs externe Festplatten überspielen. Was das Team der Kroll Ontrack Tape Services prompt tat. Das Unternehmen legte dann vorbildlich gleich ein Backup davon auf sechs weiteren Festplatten an, die in einem feuersicheren Safe eingelagert wurden. Als man auf die Daten des Backups zugreifen wollte, stellte sich heraus, dass diese teilweise überschrieben worden waren. „Kein Problem! Wir nehmen einfach unsere eigenen Festplatten“, dachten sich die Mitarbeiter. Doch nun stellte sich heraus, dass die Informationen bei der Erstellung der Backup-Platten durch das Unternehmen nicht kopiert, sondern verschoben worden waren. Die Platten waren also leer! Zum Glück hatte Kroll Ontrack noch die Ursprungsbänder aufbewahrt und stellte die Daten ein zweites Mal zur Verfügung.
Platz 8: Erinnerungen am Leben erhalten
Eine Frau besuchte ihren Vater im Krankenhaus. Dabei wurde ihr Notebook aus dem Besucherraum gestohlen. Dieses gehörte einst der eigenen Tochter, die tragischerweise erst vor kurzem an Krebs gestorben war. Auf dem Notebook waren die einzigen Fotos der Tochter gespeichert. Die Nachricht vom Diebstahl verbreitete sich in Windeseile, was zu einer schnellen Festnahme des Diebes und zur Sicherstellung des Notebooks führte. Allerdings hatte dieser die Festplatte bereits gelöscht. Das Datenrettungsteam konnte immerhin 90 Prozent der wertvollen Familienfotos retten.
Platz 7: Schwein gehabt!
Eine in Styropor verpackte Festplatte aus einer Metzgerei landete im Datenrettungslabor. Schinkenreste wiesen eindeutig auf den Absender hin. Die entfettete Festplatte wurde mit Verdacht auf mechanisches Versagen in den Reinraum gebracht. Glücklicherweise konnten alle Daten wiederhergestellt werden. Das lag nicht zuletzt an der Tatsache, dass der Kunde den Rat der Experten befolgte, die Festplatte im vorgefundenen Zustand zu „konservieren“ und beim Transport angemessen zu schützen.
Platz 6: Völlig abgehoben
Ein Vielflieger genoss einen Espresso, während er auf seinen Heimflug wartete. Er legte seine Notebook-Tasche auf den Boden an der Espresso-Bar ab und vergaß sie. Das unbeaufsichtigte Gepäckstück wurde der Flughafenpolizei gemeldet. Während der Passagier schon im Flugzeug saß, wurde das Notebook gesprengt, um sicherzustellen, dass es kein Sicherheitsrisiko darstellt.
Platz 5: Flotter Crashkurs
Eine Geschäftsfrau und Mutter in Eile auf dem Weg zur Arbeit legte ihre Aktentasche auf das Autodach. Sie stellte auch noch den Kaffee in ihren Becherhalter und schnallte ihr Kind an. Dann fuhr sie beherzt aus der Garage und das Notebook auf dem Autodach schaffte die Punktladung - unter die Vorderräder des Autos.
Platz 4: Digitales Katzenklo
Eine Frau ließ ihren Mac zuhause auf dem Boden, um den Akku zu laden. Als sie zurückkehrte, bemerkte sie eine Flüssigkeit auf der Tastatur und ein kleinlaut im Eck spielendes Kätzchen. Das roch nach Datenverlust! Die nähere Untersuchung ergab: Die Katze hat ihr Geschäft tatsächlich auf dem Notebook verrichtet.
Platz 2: Das große Krabbeln
Bei einer Überschwemmung trieb ein Computer mehr als zwei Tage flussabwärts. Das Hochwasser war für das Laufwerk aber nicht das einzige Problem. Als das Laufwerk im Reinraum untersucht wurde, entdeckte man eine Ameise, die vermutlich vor der Flut fliehen wollte und jetzt am Schreib-/Lesekopf hing. Handwerkliche Reinraum-Techniken ermöglichten die Wiederherstellung der meisten Daten auf der Festplatte. Die Ameise war jedoch nicht mehr zu retten.
Platz 1: Nicht ganz dicht
Ein Urlauber hatte sein Notebook im Badeurlaub mit an den Strand genommen. Während die Frau eine Runde shoppen ging, überkam es den Anwender, unbedingt im Meer schwimmen zu wollen. Also den Computer schnell in eine vermeintlich wasserdichte Plastikhülle verpackt und ab in die Fluten…

Noch eine neue Strategie

2004 wird schon wieder eine neue Strategie verkündet: Wegen der finanziellen Erfolglosigkeit von T-Online soll sich das Geschäft fortan auf nur noch drei Säulen stützen: Breitband/Festnetz, Mobilfunk und Geschäftskunden. Warum, erklärt Kai-Uwe Ricke in der Computerwoche. Ersteren Bereich verantwortet der ehemalige IBM-Deutschland-Chef Walter Raitzner. Neue Umsätze soll das UMTS-Netz bringen, das T-Mobile als zweiter Anbieter deutschlandweit im März freischaltet.

Gleichzeitig verstärkt die Regulierungsbehörde gezielt den Wettbewerb: Ab 2004 muss die Telekom ihre DSL-Zuleitungen für den Resale durch andere Anbieter öffnen. Unabhängige DSL-Angebote, vorläufig noch gekoppelt an einen Telekom-Hauptanschluss, schießen aus dem Boden. Folgen hat die neue Linie 2005 zunächst für die damals bei zirka acht Euro an der Börse notierende T-Online: Im April kauft die Telekom 20,4 Prozent des Unternehmens zurück.

Auf der jährlichen Hauptversammlung beschließen die Telekom-Aktionäre, T-Online wieder ganz ins Mutterhaus zu holen. Aktionäre von T-Online sollen für ein Papier 0,52 Telekom-Aktien erhalten. Sie meutern und klagen vor Gericht, weil sie sich angesichts des hohen Emissionspreises übers Ohr gehauen fühlen. Erst 2006 genehmigt der Bundesgerichtshof die Verschmelzung. 2010 erhalten ehemalige T-Online-Aktionäre als Draufgabe eine einmalige Zuzahlung von 1,15 Euro pro T-Online-Aktie diese Regelung wird vom Bundesverfassungsgericht erst im laufenden Jahr 2011 abgesegnet.

Von 2002 bis 2006 steuerte Kai-Uwe Ricke als Telekom-Vorstand die Geschicke des Unternehmens.
Foto: Telekom

Im November 2005 verkündet Ricke, weitere 32000 Mitarbeiter im Telekom-Konzern müssten gehen. Die Gewerkschaft protestiert und kann im Rahmen eines Beschäftigungspaketes 14000 Arbeitsplätze bis 2008 sichern. Gleichzeitig werden fürs Geschäftsjahr 2004 52 Cent Dividende ausgeschüttet.

Tragisches gibt es von T-Systems zu vermelden: Vollkommen unerwartet verstirbt Konrad F. Reiss, der Vorstand von T-Systems. Im Verlauf des Jahres übernimmt Lothar Pauly das Geschäft mit den 160000 Geschäftskunden. Er lenkte zuvor die Geschicke des Siemens-Kommunikationstechnikbereichs und verschlief dabei den rechtzeitigen Einstieg in die IP-Telefonie. Gegen Jahresende übernimmt Pauly die VW-IT-Sparte Gedas für rund 450 Millionen Euro -abgewickelt wird dieser Kauf aber erst 2006.

Lichtblick Technik

Am 1. Januar 2005 startete die LKW-Maut, an deren Realisierung T-Systems maßgeblich beteiligt war.
Foto: Toll Collect

Die Technik sorgt mal wieder für Lichtblicke: Die LKW-Maut, an deren Umsetzungskonsortium Toll Collect die Telekom mit 45 Prozent beteiligt ist, startet. In Berlin eröffnet die Deutsche Telekom eine neue Forschungs- und Entwicklungsstätte, die Deutsche Telekom Laboratories. Hier soll in Kooperation mit der TU Berlin zukünftige IuK-Technik entstehen. T-Mobile demonstriert als einer der ersten Provider HSDPA (Highspeed Downlink Packet Access). Damit können Daten mit bis zu 7,2 MBit/s auf mobile Geräte heruntergeladen werden.

2006 gibt es 72 Cent Dividende: Die Telekom ist aus dem Tal und hat 2005 das beste Geschäftsjahr in finanzieller Hinsicht hinter sich gebracht. T-Online wird nach viel rechtlichem Geplänkel zur Organisationseinheit "Products & Innovation" im strategischen Geschäftsfeld Breitband/Festnetz der Deutschen Telekom. Der Bund verkauft 4,5 Prozent der Telekom an die Blackstone-Gruppe und erlöst dafür 2,3 Milliarden Euro.

Der Dienstleister T-Systems mit seinen vielen Tochterunternehmen, darunter die für 160000 KMUs zuständige T-Systems Business Services, hängt weiter in den Seilen: Die Zahlen stimmen nicht. Deshalb sollen die Mitarbeiter sich nun vor allem in höherwertigen Tätigkeiten wie Projektmanagement üben; die Programmierung wird künftig verstärkt im Billig-Ausland abgewickelt.

Immerhin gibt es technische Highlights. Schon im Mai 2006 ist die HSDPA-Technologie im gesamten UMTS-Netz verfügbar, für GSM stellt T-Mobile EDGE (Enhanced Datarates for GSM Evolution) zur Verfügung, was immerhin 220 KBit/s im Down- und 110 KBit/s im Upload bedeutet. Während es im eigenen Unternehmen viele Baustellen und auf dem flachen Lande gewaltige Lücken im DSL-Netz gibt, drängt es die Deutsche Telekom in die Zukunft: Gesucht wird die T-City, eine Stadt zwischen 25.000 und 10.0000 Einwohnern, die hochmoderne Breitbandtechnik erhalten soll. Gewinner, so verkündet das Unternehmen im Februar 2007, ist Friedrichshafen am Bodensee.

Outsourcing-Flops
Outsourcing-Flops
Hier finden Sie einen Überblick über Pannen-Projekte im Outsoucing.
Bundeswehr und IBM/SIS
Nach mehr als sieben Jahren Planung ging das Outsourcing-Projekt "Herkules", das noch vom Verteidigungsminister Rudolf Scharping angestoßen wurde, im Jahr 2006 an den Start. Den Zuschlag für das Mammut-Vorhaben im Wert von zunächst 6,8 Milliarden Euro über eine Laufzeit von zehn Jahren erhielten IBM und Siemens. Anfangs war auch T-Systems Mitglied des Bieterkonsortiums, schon vor Vergabe im Jahr 2005 stieg die Telekom-Tochter jedoch aus. Von Beginn an kämpft das Vorhaben zur Modernisierung der maroden TK- und IT-Infrastruktur mit erheblichen Problemen und Kostensteigerungen. Zwischenzeitlich hat der Bund derzeit sogar den Ausstieg aus dem Projekt erwogen. Die Betreiber betonen hingegen, dass acht von zehn Projekten erfolgreich implementiert wurden. Lediglich zwei Vorhaben zur Modernisierung der dezentralen Installationen haken, weil die Anforderungen an die IT-Arbeitsplätze seit dem Herkules-Start gestiegen sind. <br /><br /><a href=" http://www.computerwoche.de/management/it-services/1911724/" target="_blank">Hier geht es zum Artikel </a>
Arcandor und EDS
Im Februar 2009 fällte der ums Überleben kämpfende Handelskonzern Arcandor die Entscheidung, seine IT zurück zu holen. Im Jahr 2007 hatte das Unternehmen die Betreuung der Anwendungen und die Mehrheit an der IT-Tochter Itellium an EDS (heute HP) übergeben. Die erhofften Einsparungen hatten sich nicht eingestellt. <br /><br /><a href="http://www.computerwoche.de/heftarchiv/2009/10/1226338/" target="_blank">Hier geht es zum Artikel </a>
Arcandor (Karstadt-Quelle) und Atos Origin
Im zweiten Outsourcing-Deal hatte Arcandor (damals noch unter dem Namen Karstadt-Quelle) den Betrieb der Infrastruktur im Jahr 2004 an Atos Origin ausgelagert. Der Vertragswert belief sich auf 1,2 Milliarden Euro. Auch hier zeigte sich der Warenhauskonzern mit den Einsparungen aber auch mit den Leistungen unzufrieden, so dass schon früh Gerüchte über eine Trennung aufkamen. Zur Scheidung der Partner kam es jedoch nicht – beziehungsweise erst durch die Insolvenz des ehemaligen Handelsriesen. <br /><br /><a href="http://www.computerwoche.de/heftarchiv/2006/48/1216971/" target="_blank">Hier geht es zum Artikel </a>
BMW und Arxes
Die Betreuung von 36 000 Desktops wuchs dem IT-Dienstleister Arxes im August 2008 über den Kopf. Er kündigte das Abkommen außerordentlich. Im April 2006 hatte BMW den Auftrag mit einer Laufzeit von drei Jahren an den Provider vergeben, der sich bis dato auf mittelständische Unternehmen konzentriert hatte. Das BMW-Abenteuer endete für Arxes bitter. Das Unternehmen wurde im Dezember 2007 von der TDMI-Holding übernommen, die wiederum im Juli 2009 Insolvenz anmeldete. <br /><br /><a href=" http://www.computerwoche.de/heftarchiv/2007/34/1220495/" target="_blank">Hier geht es zum Artikel </a>
BMW und Arxes
Die Betreuung von 36.000 Desktops wuchs dem IT-Dienstleister Arxes im August 2008 über den Kopf. Er kündigte das Abkommen außerordentlich. Im April 2006 hatte BMW den Auftrag mit einer Laufzeit von drei Jahren an den Provider vergeben, der sich bis dato auf mittelständische Unternehmen konzentriert hatte. Das BMW-Abenteuer endete für Arxes bitter. Das Unternehmen wurde im Dezember 2007 von der TDMI-Holding übernommen, die wiederum im Juli 2009 Insolvenz anmeldete.
Deutsche Post und HP
Im Januar 2008 hatten sich die Deutsche Post und Hewlett-Packard auf ein großes Outsourcing-Projekt mit einem geschätzten Volumen von drei Milliarden Euro geeinigt – im folgenden Juli machte der Logistik-Konzern einen Rückzieher. Man habe Risiken und Vorteile abgewogen und sich dann gegen das Outsourcing entschieden – lautete die Begründung. <br /><br /><a href="http://www.computerwoche.de/management/it-services/1869501/ " target="_blank">Hier geht es zum Artikel </a>
Philips und Dell/Getronics/Atos Origin
Gut zwölf Monate nach dem Start war Schluss: Im Dezember 2004 hatte Philips angekündigt, für die kommenden fünf Jahre rund 75.000 Arbeitsplatzsysteme in 60 Ländern mit einheitlicher Hardware von Dell zu bestücken und von Getronics beziehungsweise Atos Origin betreuen zu lassen. Schätzungen zufolge hatte der Deal ein Volumen von 700 Millionen Dollar. Den Anbieter war es nicht gelungen, einen weltweiten Standard für die Arbeitsplatzsysteme einzuführen. Im Februar 2006 endete die Zusammenarbeit. <br /><br /><a href=" http://www.cbronline.com/news/philips_pulls_plug_on_dell_outsourcing_deal " target="_blank">Hier geht es zum Artikel </a>
Deutsche Bank und IBM
Das IT-Outsourcing-Abkommen im Wert von 2,5 Milliarden Euro zwischen IBM und Deutschen Bank bereitete erhebliche Probleme. Kaum ein Jahr nach Projektstart schaltete sich etwa die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) ein, um Schwächen in der Notfallfähigkeit der ausgelagerten Systeme zu analysieren. Zuvor war ein Produktivsystem ein Tag lang ausgefallen. Einsparziele wurden anfangs verfehlt. Mittlerweile läuft das Projekt in ruhigen Bahnen. <br /><br /><a href="http://www.computerwoche.de/heftarchiv/2004/18/1053521/index.html" target="_blank">Hier geht es zum Artikel </a>
NHS und Fujitsu
Die britische Gesundheitsbehörde National Health Service (NHS) beendete im Mai 2008 die Zusammenarbeit mit Fujitsu Services. Dem IT-Dienstleister oblag die Aufgabe, ein neues IT-System für die NHS im Süden Großbritanniens im Wert von 896 Millionen Pfund (etwa 1,1 Milliarden Euro) einzuführen. Gründe nannte die Behörde nicht. Unbestätigten Meldungen zufolge hatte NHS das Budget gedeckelt, weil die Kosten aus dem Ruder liefen. Für Fujitsu rechnete sich der Deal damit nicht mehr. <br /><br /><a href=" http://www.computerwoche.de/management/it-services/1865233/" target="_blank">Hier geht es zum Artikel </a>
Stadt Leipzig – IBM
Kaum länger als ein Jahr währte die Liaison zwischen IBM und der Stadt Leipzig: Im April 2001 ging die Public Private Partnership (PPP) mit der Lecos GmbH an den Start, im Juli 2002 gab die IBM ihren 51 prozentigen Anteil wieder zurück. Die Hoffnung der Stadt auf Anstöße zur Verwaltungsmodernisierung durch einen externen Dienstleister wurde nicht erfüllt. <br /><br /><a href=" http://www.computerwoche.de/heftarchiv/2005/22/1051684/" target="_blank">Hier geht es zum Artikel </a>
KPN und Atos Orgin
Der niederländische Carrier nahm im Juli 2007 ein auslaufendes Auslagerungsabkommen mit Atos Orgin zum Anlass, weite Teile der IT zurückzuholen. Die Partner hatten 2001 einen Outsourcing-Vertrag mit einer Laufzeit von sechs Jahren und einem Volumen von 1,1 Milliarden Euro vereinbart. Drei von sechs Rechenzentren wurden wieder in den KPN-Konzern integriert, weil der Carrier selbst Betriebsservices anbieten wollte. <br /><br /><a href="http://www.computerwoche.de/management/it-services/596405/" target="_blank">Hier geht es zum Artikel </a>
Kennen Sie problematische Outsourcing-Projekte?
Wenn Sie Outsourcing-Projekte kennen, die gescheitert sind oder mit großen Problemen kämpfen, schreiben Sie uns eine E-Mail oder einen Forums-Beitrag. Gerne erweitern wir die Liste. <br /><br /><a href="http://www.computerwoche.de/forum/showthread.php?t=5413" target="_blank">Hier geht es zum Online-Forum der COMPUTERWOCHE</a> <br /><br /> <a href="mailto:jhackmann@computerwoche.de?subject=Flops im Outsourcing">E-Mail an jhackmann@computerwoche.de</a>

Die Ära Obermann

Und schon ist wieder Zeit für einen neuen Mann an der Spitze: Am 13. November 2006 übernimmt René Obermann den Chefposten bei der Deutschen Telekom. Timotheus Höttges übernimmt den Vorstand der T-Com sowie Vertrieb und Service in Deutschland. Hamid Akhavan leitet T-Mobile sowie Produktentwicklung und Innovation.

2006: Nach Kai-Uwe Ricke soll der ehemalige T-Mobile-Manager René Obermann Ordnung in das Telekom-Geschäft bringen.
Foto: Telekom

"Konzentrieren und gezielt wachsen" heißt das Motto des neuen Steuermanns. Doch zunächst beweist Obermann 2007 vor allem Mut zum Konflikt, denn von einem dauerhaften Abschied aus dem wirtschaftlichen Jammertal kann bei der Telekom keine Rede sein: Auf eine Gewinnwarnung folgt wieder mal ein Kurssturz.

Einschneidende Maßnahmen sollen es richten: Wegen des Plans, 50000 Telekom-Mitarbeiter ab 1. Juli 2007 in drei tariflich schlechter gestellte Servicegesellschaften, nämlich DT Technischer Service GmbH, DT Netzproduktion GmbH und DT Kundenservice GmbH auszulagern, gibt es wieder mal Krach mit der Gewerkschaft. Ende Juni stimmen aber die bei ver.di organisierten Gewerkschaftler mehrheitlich einem Kompromiss zu.

T-Systems-Chef Lothar Pauly erweist sich als unglückliche Wahl: Er muss Ende Mai gehen. Vermutet wird, dass er in die Siemens-Korruptionsaffäre verstrickt ist, außerdem agiert T-Systems nicht sonderlich erfolgreich. Nun soll es die Zusammenarbeit mit einem strategischen Partner richten, der ab März gesucht wird. Am 1. Dezember übernimmt Reinhard Clemens den Vorstandsposten für Geschäftskunden und damit T-Systems, zuvor hatte Finanzvorstand Karl-Gerhard Eick diese Aufgabe kommissarisch inne.

T-Home wird geboren

Da er gerade am Aufräumen ist, tut Obermann dies auch mit dem Markensalat der Telekom: T-Com und T-Online verschmelzen im Juni zu T-Home, T-Online bezeichnet fortan nur noch das Internetportal. Zwei Tochterunternehmen von T-Online in Frankreich und Spanien stößt Obermann ab. Die Zweitmarke Congstar bietet nun günstige Mobilfunkleistungen an.

Die zirka 800 Läden der Deutschen Telekom heißen nicht mehr T-Punkt sondern Telekom Shop. Für den Mobilbereich kauft Obermann Ende September Orange Netherlands für rund 1,3 Milliarden Euro und gewinnt so 4,8 Millionen Kunden. In den USA erwirbt er für 1,6 Milliarden Dollar Suncom und damit Infrastruktur und Kunden im Süden der Vereinigten Staaten und in der Karibik.

Das Privatleben ihres Chefs bringt die Telekom mehr als irgendetwas sonst in die Medien: Obermann tut sich mit Nachrichtensprecherin und Talkshow-Moderatorin Maybrit Illner zusammen, wie in sämtlichen Presseorganen gemeldet wird. Spiegel Online titelt am 5.11.2007: "Illner mit Obermann: Königspaar aus Berlin-Mitte".

Steuerhinterziehung und Big Brother Telekom

Wahrscheinlich war der Telekom-Chef 2008 sehr froh über die private PR-Beratung der News-Frontfrau im Hause. Denn 2008 wird ein schwarzes Jahr für das Image der Deutschen Telekom. Am 14. Februar stürmt ein Rollkommando der Bochumer Staatsanwaltschaft durch Klaus Zumwinkels privates Anwesen, andere Beamte filzen gleichzeitig das Büro des Deutsche-Post-Chefs im Bonner Post-Tower.

Die Anklage: Steuerhinterziehung in Millionenhöhe. Zumwinkel tritt von seinen Ämtern zurück, darunter auch von seinem Aufsichtsratsposten bei der Deutschen Telekom.

Auf der Hauptversammlung der Telekom im Mai ist man trotzdem fröhlich: Die Aktionäre bekommen 0,78 Euro Dividende. Obermann verkündet, die Deutsche Telekom wolle einer der Marktführer für Produkte um "das vernetzte Leben und Arbeiten weltweit" werden. Weil das Tochterunternehmen dafür nicht nötig ist, verkauft Obermann im Herbst DeTe Immobilien nach Österreich.

2008: Fehltritt mit Folgen – Manfred Balz tritt als erster Vorstand für Datenschutz, Recht und Compliance der Telekom sein Amt an.
Foto: Telekom

Dann wird das Unternehmen erstmal wegen Spitzeleien an den Pranger gestellt: Weil Medien zu oft Unliebsames über Konflikte innerhalb des Telekom-Vorstands berichtet haben, hatte der damalige Aufsichtsratsvorsitzende Zumwinkel zusammen mit dem Vorstandsvorsitzenden Ricke angeordnet, durch Untersuchungen herauszufinden, wie diese Informationen an die Medien kamen. 2005 und 2006 wurden dann mehrere Dutzend Menschen im Auftrag der Deutschen Telekom gezielt bespitzelt, darunter mehrere Journalisten und auch der Vorsitzende der Dienstleistungsgewerkschaft ver.di, Frank Bsirske. Die Dreckarbeit erledigte nicht die Telekom selbst, sondern externe Sicherheitsdienstleister.

Der Spiegel deckt durch einen Artikel Ende Mai 2008 die Affäre auf. Der Ruf der Telekom ist ruiniert. Immerhin bleibt der neue Chef Obermann aus der Schusslinie. "Telekom-Aufsichtsrat stellt sich hinter Obermann", berichtete die Computerwoche am 29.5.2008. Der Manager konnte deshalb später besser aufräumen.

Die Folgen des Prozesses

In der Folgezeit müssen sich unter anderem der damalige Vorstandsvorsitzende Ricke, Aufsichtsratschef Zumwinkel und der Abteilungsleiter der Ermittlungseinheit der Konzernsicherheit, Klaus Trzeschan, juristisch verantworten. Der Prozess schädigt das ohnehin ramponierte Image der Telekom weiter. Spiegel online spricht am 3.9.2010 vom "Psychogramm eines zeitweise paranoiden Konzerns".

Verurteilt wird im November 2010 jedoch einzig Trzeschan, den anderen Beschuldigten kann kein juristisch relevantes Fehlverhalten nachgewiesen werden. Obermann gelobt Besserung und macht Manfred Balz am 22. Oktober 2009 zum Vorstand für das neugeschaffene Ressort Datenschutz, Recht und Compliance.

Geschäftlich verschärft sich 2008 die Konkurrenz im DSL-Geschäft: Die Telekom muss nun ihre Anschlüsse als Standalone-Bitstream, sprich für Endkunden ohne Festnetzanschluss der DTAG, freigeben. Während in den Städten bereits das Zeitalter der VDSL-Glasfaserkommunikation verkündet wird, klaffen auf dem Land noch immer Lücken, wo nur das viel zu schmale ISDN zugänglich ist.

T-Mobile zeigt im Oktober die erste Demonstration eines LTE (Long Term Evolution)-Handover. LTE ist die breitbandige Nachfolgearchitektur für den Mobilstandard UMTS. Außerdem wird T-Mobile deutscher Exklusiv-Vertriebspartner für Apples iPhone und präsentiert mit dem T-Mobile G1 das erste Handy mit dem Google-Betriebssystem Android.

Schon im Oktober titelt die Computerwoche online: "Android-Phone T-Mobile G1 ausverkauft." 1,5 Millionen Geräte sind bis dahin über den Ladentisch gegangen. Auch finanziell läuft es 2008 mit einem Konzernüberschuss von 3,4 Milliarden Euro gut für die Telekom.

Ende der Säulenstrategie

2009 verabschiedet sich die Telekom endgültig von der Mehrsäulen-Strategie. Stattdessen strafft Obermann weiter: Er führt das Festnetzgeschäft von T-Home und das Mobilfunk-Business von T-Mobile zusammen und holt den Löwenanteil von T-Systems, nämlich die für den Mittelstand zuständigen Business Services, zurück in den Mutterkonzern. Nur Großkunden bleiben bei T-Systems International.

Ende des Jahres stimmen die Aktionäre bei einer außerordentlichen Hauptversammlung der Gründung der Telekom Deutschland GmbH zu, die das gesamte deutsche Geschäft der Telekom umfasst.

Obermann bündelt außerdem Produktentwicklung, IT und Technik für ganz Europa und wertet neue Märkte in Südosteuropa auf. Hinsichtlich T-Mobile entschließt sich Obermann im Oktober, ein Joint Venture mit France Telecom einzugehen. Zudem sollen T-Mobile UK und Orange UK zu einem neuen Unternehmen zusammengeführt werden, das dann knapp 35 Prozent des britischen Mobilmarktes bedient.

In Zukunft sollen Telekom-Kunden, egal, von welchem Endgerät aus, auf alle Services zugreifen können. Wie das (nicht) geht, können sie im April erforschen, als wegen technischer Probleme auf den Servern, die die Kenndaten der Nutzer speichern und auf die SIM-Karten zugreifen, nichts mehr geht.

Eine Quote für die Telekom

2010 verkündet René Obermann wieder mal ein neues Telekom-Motto: "Verbessern, verändern, erneuern", als ob es in den letzten Jahren nicht schon genug Veränderung gegeben hätte. Am 1. April kommt T-Mobile ins Stammhaus zurück. Das operative Geschäft liegt nun bei Telekom Deutschland GmbH, T-Systems International GmbH und T-Mobile International GmbH, über denen die Deutsche Telekom AG als Holding thront.

Der erste LTE-Stick markiert den Übergang zu einer neuen, noch breitbandigeren Mobilfunkwelt.
Foto: Telekom

Außerdem verordnet sich die Telekom als erstes DAX-Unternehmen eine Frauenquote: Bis 2015 soll ein Drittel der mittleren und oberen Führungspositionen mit Frauen besetzt werden. Der ehemalige Cisco-Manager Edward Kozel übernimmt den Job des Cheftechnologen der Telekom. Im April ersteigert das Unternehmen auf der LTE-Auktion 95 MHz Bandbreite oder zehn Blöcke. Die Konkurrenten O2 (elf Blöcke) und Vodafone (zwölf Blöcke) haben mehr.

Die LTE-Frequenzversteigerungen spülen mehr als vier Milliarden Euro in die klammen Staatskassen, die Telekom investiert 1,3 Milliarden Euro. Außerdem startet die Telekom Videoload, ein 3D-Videoservice über DSL. Nötig ist nur ein 3D-fähiger Bildschirm respektive ein entsprechendes Fernsehgerät. Doch wer hat im Jahr 2010 schon so etwas?

Die Telekom wird zum Stromhändler

Am 7. September 2010 verkündet die Telekom, man wolle zukünftig viel Geld mit intelligenten Netzen für Gesundheit, Mobilität und Energie verdienen. Bis 2015 sollen so mehr als eine Milliarde Euro in die Kasse fließen. Im Dezember 2010 bahnt sich eine enge Kooperation zwischen dem konventionellen Energieanbieter Eon und der Telekom an, denn Eon vergibt Großaufträge an T-Systems. Zudem kooperiert die Telekom mit der Stadt Duisburg, wo Smart-Grid-Pilotprojekte aufgebaut werden.

2011 intensiviert der Konzern das Engagement auf dem Strommarkt: Auf der Energiemesse E-World präsentiert die Telekom unter anderem eine Energieverbrauchsberatung für Unternehmen. Im Mai verkündet das Management, dass die Telekom-Läden künftig auch Eon-Strom verkaufen.

Webciety

Die Cloud gehört 2011 unter dem Stichwort "Webciety" zu den wichtigsten CeBIT-Themen der Telekom. Das "DeutschlandLAN" bündelt als Cloud-Angebot zum Monatsfestpreis die gesamte Firmenkommunikation. Auch in der Cloud gibt es bei der Telekom übrigens spezielle Software-Dienstleistungen für die Energiewirtschaft.

Außerdem verkauft das Unternehmen eine Lösung für die Maschine-zu-Maschine-Kommunikation mit speziellen SIM-Karten über sein Mobilnetz an das erfolgreiche Mietautomodell car2go der Daimler AG. Es schafft damit den Einstieg in den Markt der Elektromobiliät. Hier will man auch beim Billing aktiv werden, schließlich weiß die Telekom, wie man mit Millionen Kleinrechnungen umgeht.

Schnell geht es auch sonst im Mobilfunk voran: Der erste LTE-Stick kommt auf den Markt. Eine europaweite Mobil-Datenflatrate soll am 1. Juli eingeführt werden, auch ein Handy-Portemonnaie ist für 2011 geplant. Die Vorvermarktung von LTE beginnt. Wireless-Verbindungen gibt es jetzt auch auf ausgewählten Langstreckenflügen. Nutzer von E-Readern oder Tablets können sich digitale Inhalte aus der Online-Bibiliothek PagePlace herunterladen.

Ausblick

Im Januar gelingt es der Telekom nach vielem hin und her, Eigentümer des polnischen Telekom-Providers PTC zu werden. Im März verkauft sie ihr mobiles US-Geschäft für 25 Milliarden Dollar in bar und 14 Milliarden Dollar in AT & T-Aktien - die Voicestream-Übernahme hatte 39,4 Milliarden Euro inklusive übernommener Schulden gekostet. Außerdem will die Telekom 2011 für fünf Milliarden Euro Aktien zurückkaufen, wohl um dem noch immer dümpelnden Kurs aufzuhelfen. Im Juni übernimmt das Unternehmen weitere zehn Prozent am griechischen Provider OTE und bringt so 400 Millionen Euro in die leeren Kassen des griechischen Staates.

Das erste Quartal 2011 läuft finanziell wieder einmal schlecht: der Konzernumsatz sinkt um 9,8 Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal, der Auslandsumsatz fällt sogar um knapp 20 Prozent, was hauptsächlich auf das Einbringen von T-Mobile UK in das Joint Venture Everything Everywhere! mit France Telecom zurückzuführen ist. Aber auch sonst hätte das Minus immerhin bei 3,7 Prozent betragen.

Trotz aller Probleme ist die Telekom unterm Strich heute einer der wichtigsten Player auf den internationalen TK-Providermärkten: Mit 246.000 Mitarbeitern erzielt sie einen Jahresumsatz von 64 Milliarden Euro (2010). Sie versorgt 35,5 Millionen Festnetzkunden, 127,9 Millionen Mobilfunkkunden und 16,6 Millionen Breitbandanschlüsse. (Computerwoche)