Siemens, Pleiten und Green IT

Die Geschichte von Fujitsu

26.03.2015 von Jürgen Mauerer
Mainframes, Server, PCs, mobile Geräte und Cloud-Services: Fujitsu Technology Solutions spiegelt in seiner wechselvollen Geschichte auch die rasante Entwicklung der IT wider. Die Historie des Unternehmens ist eng mit Siemens verknüpft.
  • Fujitsus Geschichte reicht bis in die 1920er Jahre zurück - die Siemens AG war wesentlich an der Firmengründung beteiligt.
  • Einen Namen macht sich der Konzern nach einem längeren Gastspiel im TK-Sektor dann vor allem mit Mainframes, später mit PCs.
  • Heute setzt das Unternehmen auf (Cloud-)Services, gerade im Bereich Security. Stolz ist man gerade auch auf seine Fertigung in Deutschland.
Foto: Fujitsu

Wer das breite Portfolio von Fujitsu Technology Solutions (FTS) genauer betrachtet, fühlt sich an einen anderen IT-Konzern erinnert: IBM. Ähnlich wie Big Blue zählt FTS zumindest in Europa zu einem der führenden IT-Infrastrukturanbieter. Das Angebotsspektrum reicht von Notebooks und Tablet PCs bis hin zu Mainframes und kompletten IT-Infrastrukturlösungen aus der Cloud.

Eine Fertigungsstätte gibt es in Augsburg, in Paderborn steht ein Recycling-Zentrum und in Sömmerda betreibt der Konzern ein Service-Zentrum. FTS beschäftigt mehr als 10.000 Mitarbeiter und ist Teil der globalen Fujitsu Gruppe, die mit gut 170.000 Mitarbeitern in 100 Ländern weltweit IT-basierende Geschäftslösungen offeriert.

Die Geschichte im Schnelldurchlauf

Die Geschichte der Fujitsu Gruppe reicht von der ersten Fernsprechvermittlung in den 1930er-Jahren über die Mainframe- und Parallelrechnergeneration in den 1970ern bis heute zum 3D-PC. Siemens spielte schon damals als Partner eine wichtige Rolle, auch bei der Gründung des Unternehmens im Jahr 1923.

Die Fusi Denki Seizo KK (Fuji Electric) war ein Joint Venture zwischen Furukawa Electric Company Ltd. und Siemens AG - der Name Fusi setzt sich aus den ersten Buchstaben der beiden Unternehmen zusammen. Fuji Electric importierte in der Folge Telefonanlagen des deutschen Unternehmens und vertrieb sie bis 1945 in Japan, ehe die Partnerschaft endete. 1952 kam es wieder zu einer Kooperation.

1978 startete Fujitsu eine Kooperation mit Siemens, um gemeinsam in Europa Mainframe-Produkte zu vermarkten. Höhepunkt der Zusammenarbeit war 1999 die Gründung des PC-, Server- und Storage-Joint Ventures Fujitsu-Siemens Computers (FSC), das jeweils zu 50 Prozent Fujitsu und Siemens gehörte.

Doch das Unternehmen geriet ins Straucheln. 2008 erwarb Fujitsu den Anteil von Siemens an Fujitsu Siemens Computers und benannte es 2009 in Fujitsu Technology Solutions um. Damit verbunden war ein Strategiewechsel des Unternehmens vom Computer-Hersteller hin zum Serviceanbieter in Deutschland.

1923: Die Gründung

Vermittlungssystem für Telefonate
Foto: Fujitsu

Den Ursprung von FTS bildet die 1923 gegründete Fusi Denki Seizo KK (Fuji Electric), ein Joint Venture zwischen Furukawa Electric Company Ltd. und Siemens AG - der Name Fusi setzt sich aus den ersten Buchstaben der beiden Unternehmen zusammen. Das neue Unternehmen produzierte Generatoren, Elektromotoren und importierte Siemens-Telefonanlagen und andere TK-Produkte nach Japan. In den 1930er-Jahren entwickelte Fuji Electric ein eigenes System zur automatischen Vermittlung von Telefonaten.

1935 - 1945: Eigener TK-Zweig und erstes Telefon

Da das Geschäft mit Telekommunikations-Ausrüstung florierte, lagerte Fusi Denk die TK-Sparte unter dem Namen Fuji Tsushinki aus. Daraus entstand dann der Name Fujitsu, der sich aus Fuji Electric, Jimenzu (Siemens auf Japanisch) und Tsushin, dem japanischen Wort für Kommunikation, zusammensetzt. Neben Vermittlungsanlagen produzierte das Unternehmen ab 1945 auch Telefone.

1950er-Jahre: Der Einstieg in das Computer-Geschäft

FACOM-Mainframe
Foto: Fujitsu

Nach dem Zweiten Weltkrieg lag die Zusammenarbeit zwischen Siemens und dem jetzt Fujitsu genannten Unternehmen für sieben Jahre auf Eis. Im April 1952 unterzeichneten die beiden Firmen einen neuen Kooperationsvertrag. Siemens lieferte von nun an seine Elektronik-Produkte aus dem Hochspannungsbereich nach Japan. Parallel bahnte sich in den 1950er Jahren eine Revolution an: Die IT entstand, genauer gesagt, der kommerzielle Großrechner (Mainframe). Von Beginn an zählte Fujitsu zu den Pionieren auf diesem Gebiet.

1954: FACOM 100 - der erste Mainframe

1954 brachte Fujitsu in Japan den Mainframe FACOM 100 (Fuji Automatic COMputer) auf den Markt. Das System arbeitete statt mit Röhren mit elektrischen Relais und wurde zur Massendatenverarbeitung verwendet - zum Beispiel zur Berechnung staatlicher Leistungen. Der FACOM 100 markiert den Einstieg Fujitsus ins Computergeschäft. Zwei Jahre später stellte übrigens auch der Fujitsu-Partner Siemens in Deutschland mit dem Siemens 2002 seinen ersten Großrechner vor.

1968: Erster Mainframe mit zwei Prozessoren

FACOM 230-60
Foto: Fujitsu

1960 startete Fujitsu die Produktion seiner ersten Transistoren, 1966 fertigte das Unternehmen die ersten integrierten Schaltkreise mit Halbleitern (Mikrochips). Ein Coup gelang Fujitsu im Jahr 1968 mit dem FACOM 230-60: Er war der erste Rechner, der mit zwei Prozessoren ausgestattet war.

1970er-Jahre: Große Erfolge bei Mainframes

1974 brachte Fujitsu den ersten IBM-kompatiblen Mainframe mit LSI-Technologie (Large Scale Integration) und mehrschichtigen Leiterplatten auf den Markt. Dank LSI fanden erstmals mehrere Tausend Transistoren Platz auf einem Chip, der Mikroprozessor war geboren. 1975 erzielte Fujitsu auf dem Mainframe-Markt einen wichtigen Erfolg, als sich die NASA gegen IBM und für einen von Fujitsu gemeinsam mit Amdahl entwickelten Mainframe (Amdahl 470 V6) entschied.

1981: Erste PCs im Markt

Der erste PC von Fujitsu.
Foto: Fujitsu

Die weiteren Fortschritte bei der Entwicklung der Mikroprozessoren ermöglichten in den 1980er Jahren den Bau des Personal Computers (PC). Rechenleistung stand nun auch am Arbeitsplatz oder in Privathaushalten zur Verfügung. Fujitsu führte 1981 seine ersten PCs ein, darunter den FM-8 and den FACOM 9450, 1989 folgte der FM TOWNS mit Bildverarbeitungs-Funktionen. Obwohl diese Computer guten Absatz fanden, verlor Fujitsu im Laufe der Jahre Boden gegenüber den Mitbewerbern, da seine PCs nicht mit dem Defacto-Standard des IBM-PC kompatibel waren.

1990: Der Poqet PC

Im März 1990 brachte Poqet Computer, das Unternehmen gehört zu 38 Prozent Fujitsu, den weltweit ersten "Notizbuch-PC" mit einem Gewicht von 500 Gramm und Maßen von 22x11x2,4 cm (entspricht etwa einer Videokassette) auf den Markt. Der Kleincomputer war mit MS-DOS kompatibel, lief mit einem 8088-Prozessor und 8 MHz Taktrate. Er verfügte über 640 KByte RAM und besaß eine Batterielaufzeit von zwei bis drei Wochen.

1988: Beginn des Green IT-Programms

Foto: Fujitsu

Fujitsu eröffnet als eines der ersten Unternehmen ein Zentrum für Produktrecycling. Damit beginnt Fujitsus Engagement in Sachen Green IT. Die Erfahrungen mit gebrauchten Computern und Komponenten nutzt das Unternehmen zur Entwicklung neuer, noch umweltgerechterer Produkte. Im Werk Paderborn liegt die Recyclingquote von Fujitsu-Produkten bei etwa 20 Prozent, während nur drei Prozent entsorgt werden.

1993: Erster Green PC weltweit

1993 bringt Fujitsu als erster weltweit agierender Hersteller einen mit dem Blauen Engel zertifizierten so genannten Green PC auf den Markt. Der PC wurde so umweltfreundlich wie möglich produziert.

1999: Gründung von Fujitsu-Siemens Computers

Foto: Fujitsu

Am 1. Oktober 1999 folgte als Höhepunkt der Partnerschaft der Zusammenschluss von Fujitsu Computers Europe und Siemens Computer Systems, dem Nachfolgeunternehmen der Siemens Nixdorf Informationssysteme (SNI). Fujitsu-Siemens Computers war das größte europäische Computerunternehmen. Die Produktpalette umfasste Handheld-PCs (PDAs), Computer, Monitore, Notebooks, Server bis hin zu Mainframes und kompletten IT-Infrastrukturlösungen. Besonderen Wert legte das Unternehmen auch auf das Green IT-Konzept.

FSC: Turbulenzen gleich zu Beginn

Nur wenige Monate nach der Gründung von FSC sorgten eine schwere Führungskrise sowie unerwartet hohe Verluste schnell für Turbulenzen und Sorgen bei Siemens und Fujitsu. Die beiden Gründungschefs Winfried Hoffmann und Robert Hoog, die sich nicht auf einen gemeinsamen Kurs einigen konnten, mussten im Frühjahr 2000 ihre Posten räumen. Die Führung übernahm der bisherige Vize-Chef Tetsuo Urano.

2009: Siemens steigt aus - Fujitsu Technology Solutions

2009 gab Fujitsu Siemens-Chef Bernd Bischoff den Vorstandsvorsitz ab.
Foto: Fujitsu

FSC hatte einen Geburtsfehler: Es durfte nur in Europa, im Nahen Osten und in Afrika verkaufen. Im Rest der Welt übernahm dies die Mutter Fujitsu. Dadurch waren die Münchener zu klein, um mit den großen Konkurrenten aus Asien und Amerika mitzuhalten. Zudem waren sie von den Wachstumsmärkten Asiens abgeschnitten. Dadurch hatte FSC 2008 dramatisch Marktanteile verloren; so wurde FSC im zweiten Quartal 2008 von Acer als Marktführer in Deutschland abgelöst.

Es kam, was kommen musste: Siemens zog sich mit Wirkung zum 1. April 2009 aus dem Joint Venture zurück, Fujitsu übernahm die 50-prozentige Beteiligung von Siemens zu einem Kaufpreis von rund 450 Millionen Euro. Hintergrund: Siemens konzentrierte sich seit 2008 voll auf seine drei neu gebildeten Bereiche Medizintechnik, Industrie und Energie.

Im Zuge der Transaktion gab Fujitsu Siemens-Chef Bernd Bischoff den Vorstandsvorsitz ab. Sein Nachfolger wurde der bisherige Finanzchef des Unternehmens, Kai Flore.

2009: Storage-Marke ETERNUS

ETERNUS DX CS LT
Foto: Fujitsu

Im Juni 2009 hat FTS sämtliche Speicherlösungen unter dem Markennamen ETERNUS zusammengefasst. ETERNUS plus eine zweistellige Buchstabenkombination steht nun für die verschiedenen Stroage-Produktgattungen, zum Beispiel "DX" für RAID-Systeme, "CS" für Virtuelle Bandbibliotheken und "LT" für Bandspeicher-Automatisierungslösungen.

2009: Der 0-Watt-PC

ESPRIMO p900 0 Watt
Foto: Fujitsu

Im Augsburger Werk baut FTS schon seit 2009 sogenannte 0-Watt-PCs wie den ESPRIMO P900, der im ausgeschalteten Zustand und im Ruhemodus keinen Strom verbraucht. Neben der 0-Watt-Funktion ist er mit weiteren Stromsparoptionen wie geschaltetem Monitorausgang und einer Energiesparverwaltung ausgerüstet.

2010: Rolf Schwirz übernimmt Führung der Fujitsu Technology Solutions

Ab Oktober 2010 lenkt Rolf Schwirz als CEO die Geschicke von Fujitsu Technology Solutions. Rolf Schwirz kam von SAP, wo er als Head of Mature Markets EMEA die Vertriebsverantwortung für die Region Europa, Naher Osten und Afrika trug. Zuvor war er zwölf Jahre bei Oracle in verschiedenen leitenden Positionen tätig, darunter als Vice President Sales Germany, CEO Nordic-Germany und Senior Vice President Western Continental Europe. Er war von 2001 bis 2006 Deutschland-Chef von Oracle.

Fokus auf "grüne" Produkte

Fujitsu Technology Solutions setzt mit den Produkten der proGREEN-Selection (u.a. 0 Watt-PC und -Monitor) sowie dem Einsatz von natürlichen Materialien und bio-basierten Kunststoffen im Gehäuse und in PC-Teilen auf Nachhaltigkeit. Die "Ökomaus" M440 ECO ist wie die Tastatur KBPC PX ECO aus erneuerbaren Materialien hergestellt: aus ARBOFORM, einem auf Lignin basierenden Plastikersatz, und aus BIOGRADE, einem Zelluloseacetat. Die Maus ist zu 100 Prozent biologisch abbaubar und nicht aus Materialien wie Plastik und PVC aufgebaut, für deren Produktion Öl notwendig ist.

2010: Server speziell für die Cloud

Den im März 2010 vorgestellten Primergy CX 1000-Server hat Fujitsu Technology Solutions (FTS) speziell für Cloud Computing-Anwendungen konzipiert. Zielgruppe sind große Unternehmen wie Hoster oder Service-Provider. Sie sollen von einem neuartigen Kühlkonzept (fehlende Frontabdeckung, Luft wird nach oben abgegeben, dadurch können Geräte Rücken an Rücken aufgebaut werden) profitieren. Das System ist zudem auf niedrigen Stromverbrauch und hohe Skalierbarkeit ausgelegt.

Cloud-Services / Dynamic Infrastructures

Eines der großen Themen von FTS ist "Dynamic Infrastructures", sprich die dynamische Zuweisung von IT-Ressourcen durch die Bereitstellung flexibler IT-Kapazitäten. Zum Angebot gehören IT-Infrastrukturlösungen, Infrastructure-as-a-Service und Managed Infrastructure-Services. Dafür hat Fujitsu TS 2010 in Nürnberg ein Cloud-Rechenzentrum mit 1.300 qm Fläche in Betrieb genommen. Das Rechenzentrum wird aktuell ausschließlich von einem Großkunden aus dem Behördenumfeld genutzt.

10 Thesen zu Cloud Computing
In ihrem Kompendium "Cloud Services" stellt Fujitsu 10 Thesen zur Weiterentwicklung der Cloud-Computing-Technologie vor.
Inwieweit diese 10 Thesen bereits heute zutreffen, darüber lässt sich sicherlich streiten. Ob die von Fujitsu aufgestellten Prognosen Realität werden, das wird sich in den nächsten zwei bis drei Jahren zeigen.
1. IT als Gebrauchsgut wie Gas, Strom und Wasser
Cloud Computing lässt Konzepte wie "IT auf Knopfdruck" oder "IT aus der Steckdose" Wirklichkeit werden. Die Art und Weise, wie IT-Ressourcen bereitgestellt und genutzt werden, ändert sich grundlegend. Das gilt sowohl für Unternehmenskunden als auch den für Privatanwender, die digitale Bilder, Videos oder Musik-Dateien in den "Wolkenspeicher" auslagern. Gewerbliche Kunden bietet Cloud Computing ein erhebliches Einsparpotenzial, denn die Investitionen in Hard- oder Software lassen sich drastisch senken. Der Kunde bezahlt seine IT nach Verbrauch ("pay per use"). Damit wird IT zu einem Teil seier laufenden Betriebskosten.
2. Mit Cloud Computing für das 21. Jahrhundert fit werden
Die standardisierten Angebote aus der Cloud minimieren nicht nur die Investitionskosten auf der Anwenderseite. Dank Cloud-Services erhalten Kunden jederzeit Zugriff auf IT-Expertise und Technologien, die für eine höhere Effizienz IT-basierter Geschäftsprozesse sorgen. IT aus der Cloud kann unter Umständen sogar schneller auf veränderte Business-Anforderungen – die insbesondere der globale Wettbewerb mit sich bringt – reagieren. Dank der "IT auf Knopfdruck" können Anwender IT-Ressourcen entsprechend ihren Bedürfnissen sowohl nach oben als auch nach unten skalieren.
3. Für den Mittelstand geeignet
Die Auffassung, dass Cloud Computing nur etwas für Großunternehmen sei, ist falsch. Gerade mittelständische Firmen können von dieser Technologie profitieren. Der Grund: Cloud Computing ermöglicht diesen Kunden, schneller und flexibler auf Kundenanforderungen und veränderte Marktbedingungen zu reagieren. Gehen beispielsweise die Geschäfte gut und wächst die Firma, werden einfach neue IT-Ressourcen aus der "Wolke" hinzu gebucht.
4. Hybrid Cloud ist die bevorzugte Variante der "IT aus der Wolke"
Die Abwanderung der Business-IT in die "Cloud" ist nicht mehr aufzuhalten. Das heißt aber nicht, dass Kunden ihre eigenen Rechenzentren komplett abschaffen. Die meisten Unternehmen werden zunächst ihr eigenes Rechenzentrum mithilfe von Virtualisierung in Richtung "Private Cloud" weiterentwickeln. Dort, wo es für diese Firmen sinnvoll und vorteilhaft ist, greifen sie auf Services aus einer Public oder Trusted Cloud zurück, die ein Cloud-Provider bereitstellt. Diese Services werden in die interne Infrastruktur integriert.
5. Daten- und Rechtssicherheit sind gewährleistet
Viele potenzielle Nutzer stehen Cloud-Computing-Angeboten skeptisch gegenüber. Sie zweifeln daran, dass ihre Daten und Anwendungen bei einem Cloud-Service-Provider sicher sind. Daher müssen Cloud Provider garantieren, dass die gemeinsam genutzte IT-Infrastruktur, auf ihre Kunden zugreifen, mandantenfähig ist. Das heißt, Daten und Applikationen jedes Kunden müssen strikt von denen anderer Nutzer getrennt sein. Dies lässt sich mithilfe von Virtualisierung erreichen.
6. Die Zukunft gehört der globalen IT-Fabrik
Mir der wachsenden Nachfrage nach Cloud Computing- und industrialisierten IT-Services werden die Rechenzentren von Cloud Providern in bislang unbekannte Leistungsklassen vordringen. Einige hundert Data Center mit 500.000 und bis zu einer Million installierter Maschinen werden dank Technologien wie Server-Virtualisierung den weltweiten Rechenleistungsbedarf abdecken.
7. Das Kunden eigene Rechenzentrum wird überflüssig
In etwa zehn bis 15 Jahren wird Cloud Computing so ausgefeilt sein, dass ein Unternehmen sogar komplett ohne eigenes Data Center auskommen kann. Client-Systeme wie Arbeitsplatzrechner, Notebooks, Smartphones oder Tablet-PCs greifen dann ausschließlich auf Anwendungen und Daten zu, die in der "Wolke" lagern. Realistisch ist folgendes Szenario: Kunden halten im eigenen Haus nur noch eine kompakte IT-Infrastruktur vor, sozusagen das IT-Rückgrat. Der Großteil aller weiteren Ressourcen wird aus der Cloud bezogen.
8. Der IT-Arbeitsplatz wird an Komplexität verlieren
Thin Clients und Desktop-Virtualisierung werden enorm an Bedeutung gewinnen, bis hin zu intelligenten Displays, die über ein einziges Kabel an LAN und Stromversorgung angeschlossen sind. Für die IT-Abteilung beim Kunden bedeutet dies einen geringeren Aufwand, was die Wartung von Clients und Servern betrifft.
9. Reduktion der Treibhausgase
Der Trend zu mehr IT im Unternehmen als auch im privaten Umfeld ist ungebrochen. IT wird deshalb auch künftig erheblich zu den vom Menschen verursachten CO2-Emissionen beitragen. Cloud Computing trägt angesichts dieser Tatsache dank Technologien wie Virtualisierung beziehungsweise dem Betrieb virtueller Maschinen zu einer besseren Auslastung der IT-Infrastruktur und damit verbunden zu einem Abbau des nicht benötigten IT-Equipments bei.
10. Das Ende des Systemandministrators
Cloud Services entbinden Unternehmen und deren IT-Verantwortliche nicht von der Pflicht, ihre Hausaufgaben zu machen. Sie müssen die Geschäftsprozesse klar strukturieren und entsprechende Schnittstellen schaffen, an die Cloud-Computing-Services andocken können. Das bedeutet, der CIO/IT-Leiter oder sein externer ITK-Dienstleister erffahren eine Aufwertung. Ihre Tätigkeitsfelder werde deutlich stärker als zuvor von strategischen Aufgaben geprägt sein. IT-Verantwortliche, die sich weiterhin eher als Systemverwalter verstehen, sind dagegen im Zeitalter von Cloud Computing fehl am Platz.

Fokus auf Forschung und Entwicklung

Robot Teddy
Foto: Fujitsu

Die Fujitsu Gruppe investiert rund fünf Prozent ihres Umsatzes in Forschung und Entwicklung, um Innovationen voranzutreiben. Gleiches gilt auch für FTS. Aktuelle Neuheiten des Unternehmens sind unter anderen ein kabelloser Monitor, der Tablet PC Stylistic Q550 speziell für den Unternehmenseinsatz, die Lifebooks S761/C und P771/C mit integriertem Beamer oder der sprechende Roboter Teddybär, der dank 13 in seinem Körper integrierter Sensoren auf Berührungen reagieren kann. Über eine Kamera auf der Nase erkennt er die Gesichtsausdrücke von Menschen. Laut Fujtsu eignet sich der Roboter-Teddy für einsame Menschen, die wegen einer Allergie keine lebenden Tiere halten können.

2011/2012: Fujitsu auf dem Weg zum Komplettanbieter

20011 und 2012 stehen bei Fujitsu Technology Solutions (FTS) ganz im Zeichen der Cloud und der strategischen Ausrichtung hin zu einem Komplettanbieter für Hardware, IT-Infrastruktur, Services und auch Software - letzteres zunächst aus der Cloud. Seit Februar 2012 bietet das Unternehmen dazu den "Fujitsu Cloud Store" an, über den Kunden auf eine Reihe von Software-as-a-Service- (SaaS) Angebote zugreifen können.

Foto: Fujitsu

Der B2B-App-Store bedeutet für Fujitsu den Einstieg in das Geschäft mit Business-Anwendungen, ohne dass der Konzern im großen Stil eigene Anwendungen vermarktet. Denn mit Ausnahme einer hauseigenen CRM-Lösung stammen die Produkte ausschließlich von Softwarepartnern, die diese mit Hilfe von Fujitsu in die Cloud stellen. Die Partner kümmern sich weiterhin um Vertrieb, Marketing und die Pflege ihrer Kundenbeziehungen. Bislang scheint der Cloud-Store aber noch nicht ganz die Erwartungen zu erfüllen.

Neben dem App-Store bietet Fujitsu eine Reihe von Produkten speziell für Cloud-Anwendungen an, darunter den Server CX 1000 sowie die Blades BX400 und BX900. Der CX1000 setzt beispielsweise auf ein Kühlkonzept, das die Abwärme kaminartig nach oben ableitet, damit sich die Systeme platzsparend aufstellen lassen. Mit den Dynamic Infrastructure Blocks (DI Blocks) können sich die Kunden Systeme aus Komponenten wie Server, Speicher, sowie Netzwerk- und Virtualisierungssoftware konfigurieren. Mit der System-Management-Lösung ROR (ServerView Resource Orchestrator Cloud Edition) verwalten sie ihre Serverressourcen im Data Center.

Neben Cloud Computing setzt FTS als zweiten Wachstumstreiber auf die Partnerschaft mit SAP bei der neuen Datenbanktechnik HANA, die Abfragen tausendfach beschleunigen soll. Die zugehörige Infrastruktur liefert Fujitsu aus Augsburg. FTS plant zudem, den Augsburger Standort aufzuwerten. Das Unternehmen will künftig Warenbeschaffung, Produktionsplanung und Logistik von der bayerischen Stadt aus steuern.

Rod Vawrey, Interims-CEO Fujitsu Technology Solutions.
Foto: Fujitsu

All dies wird Rolf Schwirz, der bisherige CEO von FTS, nicht mehr aus nächster Nähe erleben. Nach zwei Jahren an der Spitze des Unternehmens verlässt er Fujitsu im November 2012 überraschend und wechselt nur einen Monat später in den Vorstand des Computertechnik-Spezialisten Kontron, um dessen langjährigen Vorstandschef Ulrich Gehrmann abzulösen. Bei Fujitsu übernimmt übergangsweise Rod Vawrey, President of Global Business Group and Corporate Senior Vice President Fujitsu Limited, die Aufgaben von Schwirz.

Seit 2013: Neue Entscheidungsträger, neue Brands

Seit April 2013 treibt Jürgen Walter den strategischen Kurs des Unternehmens in Richtung Komplettanbieter mit einem Schwerpunkt auf IT-Services aus der Cloud weiter voran. Jürgen Walter ist Senior Vice President bei Fujitsu sowie Vorsitzender der Geschäftsführung der Fujitsu Technology Solutions GmbH Deutschland mit Sitz in München. Als Head of Central Europe ist er zudem für Deutschland, Österreich und die Schweiz verantwortlich, eine der wichtigsten Regionen für Fujitsu. Knapp zwei Jahre später verlässt Walter das Unternehmen schon wieder, seine Aufgaben übernehmen Vertriebschef Rupert Lehner und Heiner Diefenbach, Senior Vice President Services Central Europe.

Jürgen Walter ist ab April 2013 für zwei Jahre Senior Vice President bei Fujitsu sowie Vorsitzender der Geschäftsführung der Fujitsu Technology Solutions GmbH Deutschland mit Sitz in München.
Foto: Fujitsu

Dem stärkeren Fokus auf IT-Services ist auch das Rebranding der Fujitsu TDS GmbH geschuldet, die seit November 2014 ausschließlich unter dem Markennamen Fujitsu auftritt und damit die einheitliche Außendarstellung des Konzerns ermöglicht. Fujitstu TDS ist/war auf IT- und SAP-Services spezialisiert. Aufgrund des wachsenden Geschäfts rund um IT-Dienstleistungen aus der Cloud plant das Unternehmen, die Kapazitäten der eigenen Rechenzentren in Neckarsulm und Neuenstadt am Kocher weiter auszubauen.

Mit Primeflex schafft Fujitsu 2014 zudem eine neue Marke für integrierte Systeme im Rechenzentrum. Primeflex fasst das bereits bestehende Fujitsu-Angebot mit mehr als 20 einzelnen Lösungen und Schnittstellen unter einem Dach zusammen. Unter anderem gibt es "Primeflex für Hadoop", mit dem Fachabteilung Big Data Analytics vornehmen können, Primeflex für SAP Hana, um Echtzeit-Datenbanken zu optimieren und Primeflex für VMware EVO RAIL, um hyper-konvergente Infrastrukturen noch besser an die Geschäftsabläufe anzupassen. Zudem werden viele Services innerhalb der Fujitsu Cloud unterstützt.

Schwerpunkt Security

Einen weiteren aktuellen Schwerpunkt von Fujitsu bildet das Thema IT- und Daten-Sicherheit. Die Authentifizierungslösung Fujitsu PalmSecure beispielsweise scannt die individuellen Venenmuster in den Handflächen einer Person, um die Identität einer Person zweifelsfrei festzustellen. Das biometrische Verfahren gilt als sicherer und einfacher zu handhaben als herkömmliche Authentifizierungsmethoden wie Chip-basierte Verfahren in Verbindung mit PINs. Mittlerweile gibt es auch erste Notebooks mit dieser Technologie.

Fujitsu treibt von Deutschland aus (hier im Bild Augsburg) ein groß angelegtes Forschungs- und Entwicklungsprojekt für IT- und Datensicherheit voran.
Foto: Fujitsu

Fujitsu hat zudem von seinen deutschen Standorten aus das groß angelegte Forschungs- und Entwicklungsprojekt "Digitale Souveränität" gestartet. Ziel ist die Bereitstellung einer vollständig gekapselten, hochsicheren Anwendungsumgebung, die weitgehend auf bisherigen IT-Infrastrukturen betrieben werden kann. Das Konzept umfasst Maßnahmen wie das Absichern der Ein- und Ausgabefunktionen von Endgeräten, die Isolation von Applikationen ("Sandboxing"), die Überwachung der Schnittstellen und des Speichers, eine kaskadierte Verschlüsselung, Audit-Logging, eine neuartige Multifaktorenabsicherung gegen Datendiebstahl und Cyber-Angriffe sowie speziell geschützte Sicherheitsgehäuse etwa für Server.

Fujitsu stellt derzeit all seine Produkte und Services unter das übergreifende Motto "Human Centric Innovation". IT-Entwicklungen sollen demnach zu mehr Wachstum und Wohlstand sowie zur Überwindung von gesellschaftlichen Herausforderungen beitragen. (mhr/sh)