Für viele deutsche Unternehmen gehören die Kostenkontrolle, -reduzierung, -transparenz sowie die Sicherheit zu den größten Herausforderungen in den kommenden zwei Jahren. Bei einer Befragung von 465 Firmen hat die Experton Group herausgefunden, dass es bei der Kostenreduzierung zum einen um die gekürzten IT-Budgets und zum anderen um die Einkaufspreise für die IT geht. Beim Thema Security spielt die Bedrohung von außen (Viren, Trojaner, Spyware) die größte Rolle.
"Seit dem großen Schock von 2001 stehen die Kosten immer ganz oben auf der Agenda der Firmen. 2002 ging es mehr um ihre Reduzierung und heute ist die Optimierung und Transparenz wichtig", sagt Luis Praxmarer, Global Research Director von der Experton Group LLC, USA. Sicherheit und Kosten hätten bereits seit drei Jahren höchste Priorität. Den größten Nachholbedarf im punkto Sicherheit hätten Firmen mit weniger als 1.000 Mitarbeitern.
Die Themen IT-Business-Alignment und Sourcing stehen für jeweils fünf Prozent der Firmen ganz deutlich in den Sternen 2007 geschrieben. Dabei geht es beim Thema Sourcing vor allen Dingen darum, das richtige Gleichgewicht zwischen ausgelagerten und eigenerbrachten Services zu definieren.
Laut der Studie werden sich insbesondere Banken und Finanzdienstleister sowie Versicherungen bis 2008 den Herausforderungen von Sourcing noch stärker stellen müssen.
Zu den Top 10 Herausforderungen 2007 zählt es auch, die Vernetzung der Systeme voranzutreiben, so die Analysten von Experton. Grund dafür sei die Internationalisierung und die wachsende Zahl von Telearbeitsplätzen.
Voice over IP (VoIP) ist nun ebenfalls erstmals zu den wichtigsten Themen aufgestiegen. Die Technologie genießt als Schlagwort für die Umstellung auf IP-Technologien mittlerweile eine hohe Priorität. IT-Entscheider priorisieren im Vergleich zu den Fachabteilungen die Themen Sourcing und VoIP.
2007 ist das Jahr der SAP-Upgrades
"Ein Thema, das merkwürdigerweise noch nicht so hoch gekommen ist, ist die ERP-Optimierung", erklärt Praxmarer. 2007 müsse für den Upgrade von My SAP und Netweaver allerdings einiges in den Unternehmen passieren, weil die Unterstützungen für die alten Systeme auslaufen. Zurzeit würden die Firmen noch zögern, weil SAP-Upgrades sehr Man-Power intensiv sei.
Bei genauer Analyse sind auch branchenspezifische Besonderheiten für das kommende Jahr auszumachen. So gehören zu den Top 5 der Prioritäten: E-Government bei der öffentlichen Hand, die Gesundheitskarte für die Healthcare-Branche, SEPA für Banken, Einwegpfand für den Handel und Compliance Themen für die Versorgungsindustrie.
SOA bei Ovum
"Meine Top drei Themen sind SOA, Innovationspartnerschaften und Offshore", sagt Katharina Grimme, Direktorin von Ovum in Deutschland. So sei SOA eine Technologie, die von der Idee zwar nicht neu ist. Schwierigkeiten bereite es den Unternehmen aber immer noch einzelne Teile miteinander zu verbinden und aufzubauen. Das Thema werde im kommenden Jahr vor allem deshalb in den Vordergrund rücken, weil der Druck zum Aufbau einer flexiblen IT-Infrastruktur weiter zunehme. "Außerdem müssen aufgeschobene Investitionen endlich getätigt werden", erklärt die Ovum-Chefin.
Aus diesem Grund werde auch das Thema Innovations-Partnerschaften immer wichtiger. Die meisten Unternehmen hätten in den vergangenen Jahren versucht mit ihren vorhandenen Systemen klarzukommen. Jetzt werde allerdings deutlich, dass sich Anbieter und Anwender stärker zusammentun müssen, um gemeinsam neue Lösungen zu erarbeiten.
"Offshore ist auf jeden Fall ein Trend, der sich weiter fortsetzen wird. In den USA und in Großbritannien ist es bisher allerdings weiter verbreitet als in Deutschland", sagt Grimme. Weil die Kosten weiter gesenkt werden müssen, seien auch hierzulande immer mehr Firmen dazu bereit Outsourcing-Dienstleistungen aus Billiglohnländern zu beziehen.
IDC setzt auf Kostensenkung
Martin Haas, Consulting und Research Director für Deutschland und die Schweiz bei IDC, sieht am Himmel der Anwenderunternehmen ganz deutlich das Thema Sparen geschrieben. Die Prüfung der Investitionen spiele im kommenden Jahr eine sehr große Rolle.
Bei den technischen Themen dominiert die IT-Sicherheit. Und das besonders bei mittelständischen Unternehmen. "Im Gegensatz dazu erwarte ich allerdings nicht, dass RFID 2007 den großen Durchbruch hat", sagt Haas. Viele Anwender seien sich noch nicht ganz klar darüber, in welchen Bereich sie die Technologie am besten einführen. Der Einsatz der Tags bedeute einen Eingriff in die Geschäftsprozesse. Daher seien alle Firmen noch sehr vorsichtig.
Auch Martin Haas sieht SOA als großes Thema in den Unternehmen. "Ich bin mir allerdings noch nicht ganz sicher, ob alle Anwender wissen, was das genau ist." Der Grund: Es gebe bisher noch keine Einsatzszenarien. Die Anbieter würden unter anderem noch nicht Themen wie "IT als Business Enabler" aufgreifen. "Heute spielt es eine große Rolle, messbar für das Geschäft zu sein. Die IT ist keine Spielwiese mehr, wie noch vor ein paar Jahren", sagt der Experte. Der Markt sei in einer Findungsphase. Die Rolle der IT habe, müsse und werde sich weiter verändern.
PAC: IT-Entscheider mit weniger Personalverantwortung
Christophe Châlons, Geschäftsführer von PAC Deutschland, erkennt ein stabiles Wachstum in den Bereichen Sicherheit, BI und Linux. Es seien zwar immer noch wichtige Themen in den Unternehmen, aber dennoch sei eine zunehmende Reife klar zu erkennen.
Zu den Trends 2007 zählen für ihn unter anderem die Standardisierung der Service-Offerings sowie die fortschreitende Globalisierung der Märkte und der Delivery-Modelle. "Zudem kann ein Wachstum im SAP-Umfeld für das kommende Jahr prognostiziert werden, insbesondere im Umfeld Migration und SOA", erklärt Châlons. Auch im Customer Relationship Management (CRM) sieht er einen Wachstumstreiber im IT-Markt. Außerdem werde das Geschäft im Applikation Management weiter an Dynamik gewinnen. Das belegen auch die beiden großen Deals zwischen IBM und der HVB sowie zwischen EDS und Vodafone zum Jahresende.
Die Entwicklung der vergangenen Jahre zeige, dass der CIO immer mehr zu einer Koordinierungsstelle zwischen den Fachbereichen und der Leistungserbringung werde. Die CIOs bekämen immer mehr strategische Verantwortung innerhalb ihres Unternehmens - dafür weniger Personalverantwortung.