Digitalisierung im Healthcare-Bereich

Die Kliniken rüsten auf

16.06.2015 von Karin Quack
Standardsoftware ist im klinischen Umfeld rar. Verantwortlich dafür ist nicht zuletzt die anhaltende Konsolidierung in diesem Markt. Die IT-Bereiche müssen sich deshalb um Best-of-Breed-Lösungen bemühen - trotz chronischer Finanzknappheit, akuten Personalmangels und hoher Datenschutzanforderungen. Hinzu kommt der digitale Wandel, der gerade im Healthcare-Bereich große Chancen verspricht.

Das Internet der Dinge ist in der Gesundheitsbranche angekommen. Im CIO-Jahrbuch 2013 wagte Helmut Schlegel, CIO des Klinikums Nürnberg, folgende Wette: "In zehn Jahren wird jeder zwanzigste Bürger über sechzig einen medizinischen Datenkommunikator am Körper tragen." Schlegel hat gute Chancen zu gewinnen.

Bislang steigen allerdings vor allem jüngere Menschen auf diesen Trend ein: An ihren Handgelenken sieht man immer häufiger Activity Tracker, wie sie Anbieter wie Fitbit, Garmin, Sony, Samsung oder Polar auf den Markt werfen. Marktauguren prophezeien bereits deren Auswertung durch die Krankenversicherungen. Aber dem steht immer noch das Datenschutzrecht im Wege - auch wenn der Gesetzgeber "von der Entwicklung überrollt" wird, wie Schlegel meint.

Noch sind Ärzte und Kliniken erstaunlich wenig an den so erzeugten Vitaldaten interessiert. Offenbar sehen sich Mediziner, Kliniken und Krankenkassen noch überfordert, die Massendaten über Schlaf, Bewegung und Ernährungsgewohnheiten von Patienten zu erheben und auszuwerten. Schlegels Arbeitgeber, nur eine Uniklinik in Deutschland ist größer, wertet bislang nur die Daten von Herzschrittmachern aus.

Augmented Reality im Pflegeprozess

Helmut Greger, CIO an der größten deutschen Uniklinik, der Berliner Charité, sieht die Anwendung von Health- und Activity-Trackern sogar "bis auf Weiteres mehr im Freizeitbereich und nicht im professionellen medizinischen Umfeld". Allerdings werde auch auf diesem Sektor die Sensorik einen immer größeren Stellenwert einnehmen, räumt Greger ein.

Fitness Tracker, Wearables & Smartwatches
Fitness Wearables
Wer fit bleiben will, kann sich bei seinem Vorhaben von einer Vielzahl verschiedener Wearables in allen Größen, Farben und Formen dabei unterstützen lassen. Wir stellen ausgewählte Fitness Tracker, Smartbands und Smartwatches in unserer Bildergalerie vor.
Fitbit Zip (ca. 50 Euro)
Das Fitness-Tracker Einsteigermodell von Fitbit zeichnet Schritte, verbrannte Kalorien und die zurückgelegte Strecke auf. Getragen werden muss das Gerät nicht am Handgelenk; stattdessen lässt es sich an Gürtel, Hosen oder auch am Büstenhalter befestigen. Synchronisiert wird der Fitbit Zip kabellos über ein (mitgeliefertes) USB-Dongle unter Verwendung von Bluetooth-Technik. Wie alle anderen smarten Wearables von Fitbit erlaubt der Zip eine Koppelung mit vielen verschiedenen Android-, Apple- und Windows Phone-Devices.
Fitbit One (ca. 100 Euro)
Gegenüber dem Einstiegsmodell Zip bietet der Fitbit One einige Zusatzfunktionen: Schlafqualität, geschlafenen Stunden und bewältigte Etagen lassen sich mit dem ebenfalls über einen Clip befestigten Tracker überwachen. Auch die lautlose Wecker-Funktion ist erwähnenswert. In punkto Konnektivität verwendet der One die gleiche Technik wie sein kleiner Fitness-Tracker-Bruder Zip.
Fitbit Flex (ca. 100 Euro)
Mit dem Fitness Tracker Flex bietet Fitbit auch ein Armband an, das in etwa dieselben Funktionen wie die "eiförmigen" Tracker bietet: Schritte, zurückgelegter Weg, verbrannte Kalorien, Schlafzeit und –qualität, sowie eine Weckfunktion sind an Bord. Zusätzlich lässt sich das Fitbit Flex mit einem Fitness-Ziel programmieren, dessen Erreichung über LED-Lämpchen signalisiert wird.
Fitbit Charge (ca. 130 Euro)
Das Fitbit Charge Wearable kombiniert die Eigenschaften eines Fitness Trackers mit denen einer Smartwatch. Neben dem Tracking von Schritten, zurückgelegter Strecke, Schlaf, der Erfassung des Kalorienverbrauchs und einer Weckfunktion bietet der Fitbit Charge über sein OLED-Display auch einen Überblick über Tagesstatistiken und Uhrzeit. Zudem kann das Wearable auch mit Smartphones gekoppelt werden, um über eingehende Anrufe zu informieren.
Fitbit Charge HR (ca. 150 Euro)
Das Fitbit Charge HR Wearable bietet die Funktionen des "normalen" Charge – ergänzt um einen Herzfrequenz-Messer.
Misfit Shine (100 Dollar, umgerechnet ca. 86 Euro)
Der Shine Activity Tracker von Misfit protokolliert die Schrittanzahl, die verbrauchten Kalorien, absolvierten Strecken und auch die Schlafdauer und –qualität seines Benutzers. Die Synchronisierung läuft über Bluetooth und funktioniert mit Android-, iOS- und Windows-Devices. Das Misfit Wearable ist wasserdicht bis zu einer Tiefe von 50 Metern. Eine weitere Besonderheit am Misfit Shine ist, dass man das Wearable sowohl mit verschiedenen Armbändern, als auch mit vielen anderen Dingen kombinieren kann. Misfit bietet zum Beispiel Halsketten, Shirts oder Sportsocken an, in die sich der Fitness Tracker integrieren lässt.
Swarovski Shine (ab 140 Dollar, umgerechnet ca. 120 Euro)
Speziell die so aktivitäts- wie modebewusste Damenschaft dürfte die Möglichkeit schätzen, ihren Misfit Shine im Rahmen der Swarovski Shine Collection als glitzer-intensives Accessoire zu präsentieren. Auf der CES 2015 feierte die Kollektion ihre Premiere, inzwischen sind die Halsketten und Armbänder in verschiedenen Designs bereits vorbestellbar.
Garmin Vivofit 2 (ca. 130 Euro)
Die in erster Linie für ihre Navigationssysteme bekannten Schweizer von Garmin bieten mittlerweile auch Wearables an. Dazu gehört der Fitness Tracker Vivofit 2, der Schritte, Schlaf und Kalorienverbrauch analysiert, sowie eine Uhrzeit- und Stoppuhr-Funktion bietet. Optional lässt sich auch ein Herzfrequenzmesser nachrüsten. Kompatibel ist das Garmin Wearable ausschließlich mit iOS- und Android-Endgeräten.
Garmin Vivosmart (ca. 170 Euro)
Beim Vivosmart genannten Fitness Tracker handelt es sich um ein Armband mit OLED-Display, das grundsätzlich die gleichen Funktionen wie das Vivofit 2 bietet, mit dem Unterschied dass das Vivosmart-Armband auch Smartphone-Benachrichtigungen wie E-Mail-, SMS- oder Anrufinformationen darstellen kann.
Sony Smartband SWR10 (ca. 80 Euro)
Auch Sony hat Wearables für sportlich-aktive Menschen im Programm. Das Einsteigermodell hört auf den etwas klobigen Namen SmartBand SWR10, ist wasserdicht bis zu einer Tiefe von 1,5 Metern und informiert per Vibration über neue Anrufe und Nachrichten. Auch Musikbibliothek und Smartphone-Kamera lassen sich fernsteuern. Daneben deckt auch das SmartBand des japanischen Herstellers die üblichen Funktionen eines Fitness Trackers ab: Schritt- und Kalorienzähler sind ebenso an Bord wie Schlafüberwachung. Kompatibel ist das Wearable allerdings ausschließlich mit Android-Smartphones.
Sony Smartband Talk SWR30 (ca. 160 Euro)
Wer beim Sport gerne telefoniert, für den ist SmartBand Talk SWR30 genau das Richtige. Denn über dieses Sony Wearable lassen sich dank integriertem Mikrofon und Lautsprecher auch Telefongespräche führen. Schlaf- und zahlreiche Aktivitäts-Tracking-Funktionen gehören ebenfalls zu den Fähigkeiten des zwischen Fitness-Armband und Smartwatch angesiedelten Wearables.
Razer Nabu
Das US-Unternehmen Razer ist vor allem für seine Gaming-Peripherie bekannt. Seit einiger Zeit bietet Razer nun auch ein Wearable an. Das Nabu Smartband erfasst Schritte, Etagen, zurückgelegte Strecken, verbrauchte Kalorien, geschlafene Zeit und persönliche Ziele. Kompatibel ist es mit Android- und iOS-Devices. Auch über eingehende Anrufe und Nachrichten kann das schlaue Armband mit seinem OLED-Display informieren. Eine Besonderheit des Razer Nabu ist die Integration von Telefonkontakten und sozialen Netzwerken: Über die sogenannte "Pulse"-Technologie können Nabu-Nutzer untereinander mit Hilfe von Gestensteuerung kommunizieren - beispielsweise lassen sich per "High Five" Kontakte knüpfen. Für technisch Begabte interessant: das Nabu basiert auf einer Open-Source-Plattform.
Razer Nabu X (ca. 60 Euro)
Auf der CES 2015 stellte Razer eine erheblich abgespeckte Version des Nabu vor. Das Nabu X besitzt kein Display, stattdessen prangen nun drei LED-Lämpchen auf dem Smartband. Ansonsten verfügt das Nabu X über dieselben grundlegenden Funktionen wie sein "großer" Bruder ohne X.
Acer Liquid Leap (ca. 100 Euro)
Mit dem Liquid Leap hat Acer ein Smartband im Programm, das mit Touchscreen-Bedienung aufwartet. An ein Android- oder Apple-Smartphone gekoppelt, wird der Benutzer über anstehende Termine, Anrufe oder Nachrichten informiert. Schrittzahl, zurückgelegte Distanz und verbrannte Kalorien erfasst das Acer Liquid Leap ebenfalls. Daneben lässt sich auch die Musikbibliothek ansteuern.
Jawbone Up Move (ca. 50 Euro)
"Back to the roots" lautet das Motto beim Jawbone Up Move. Der Fitness Tracker ist bewusst schlicht gehalten und bietet neben Aktivitäts- und Schlaf-Überwachung auch die sogenannte "Smart Coach"-Funktion. Über eine Smartphone-App werden die Ernährungs- und Bewegungsdaten des Nutzers analysiert, um im nächsten Schritt Empfehlungen für ein gesünderes Leben auszusprechen. Verknüpfen lässt sich der Clip-Tracker ausschließlich mit Android- und iOS-Geräten.
Jawbone Up 24 (ca. 130 Euro)
Das Up 24-Smartband von Jawbone wird am Handgelenk getragen und verfügt – im Vergleich mit dem Up Move – zudem über eine Weckfunktion und einen Inaktivitätsalarm.
Jawbone Up 3 (ca. 180 Euro)
Das Topmodell unter den Jawbone-Smartbands hört auf den Namen Up 3 und bietet ein umfassendes Körper-Tracking. Herzfrequenz, Ruhepuls, verschiedene Schlaf- und Aktivitätsphasen werden vom Jawbone Wearable erfasst. Aus den gewonnenen Daten errechnet das Up 3 einen individuellen Trainings- und Ernährungsplan.
Xiaomi Miband (ab 20 Dollar, umgerechnet ca. 17 Euro)
Der hierzulande noch weitgehend unbekannte, chinesische Smartphone-Bauer Xiaomi ist im asiatischen Raum eine Institution, wenn es um schlaue, mobile Technik geht. Inzwischen bietet Xiaomi auch ein Smartband an. Der Fitness Tracker lässt sich mit Android-Smartphones verbinden und setzt designtechnisch auf Minimalismus. Das Wearable erfasst Schritte und verbrauchte Kalorien, verfügt über eine Vibrations-Weckfunktion und meldet – ebenfalls über Vibrationen – eingehende Anrufe und Nachrichten an seinen Besitzer.
Pivotal Tracker 1 (15 Dollar, umgerechnet ca. 13 Euro)
Der US-amerikanische Hersteller Pivotal bietet sein Fitness Wearable mit dem eingängigen Namen Tracker 1 momentan ausschließlich über Amazon USA an. Das Fitness Band ist kompatibel mit Apple- und Android-Geräten und verfügt über ein OLED-Display. Dort werden je nach Bedarf Schritte und Distanzen, Kalorienverbrauch, sowie Schlafdauer und –qualität erfasst und angezeigt. Darüber hinaus analysiert der Pivotal Tracker 1 auch den Flüssigkeitshaushalt des Körpers. Schenkt man den Nutzer-Reviews auf Amazon.com Glauben, hat das Fitness Wearable von Pivotal derzeit allerdings mit technischen Problemen zu kämpfen.
LG Lifeband Touch (ab ca. 100 Euro)
Auch die koreanischen Smartphone- und TV-Gurus von LG haben einen Fitness Tracker im Angebot. Das mit einem OLED-Touchdisplay ausgestattete Armband zählt Schritte, speichert Laufrouten, misst Geschwindigkeit, zurückgelegte Entfernungen und die Herzfrequenz. Auch Anrufe und Nachrichten, die auf einem gekoppelten Android- oder iOS-Smartphone eingehen, werden über das Display an den Nutzer gemeldet, zudem lässt sich die Musikbibliothek ansteuern.
Runtastic Orbit (ca. 120 Euro)
Das Fitness Band Runtastic Orbit beschränkt sich auf die wesentlichen Funktionen eines Fitness Trackers und kann als Armband oder als Clip getragen werden. Das bis zu zu einer Tiefe von 100 Meter wasserdichte Wearable zählt Schritte, misst den Kalorienverbrauch und analysiert den Schlaf seines Benutzers. Erfreulich ist zudem, dass der Runtastic Orbit sowohl iOS- und Android-, als auch Windows Phone Devices unterstützt.
Digitsole 2 (199 Euro)
Ein neuartiges Wearable auf der CES 2015 stammt vom französischen Startup Digitsole. Bei der Digitsole 2 handelt es sich um eine schlaue Schuheinlagesohle. Die vernetzte Sohle bietet nicht nur die Funktionen eines Fitness Trackers (Schrittzählung, Streckenerfassung, Kalorienanalyse), sondern wärmt per Smartphone-Befehl bei Bedarf auch die Füße. Kompatibel ist das Wearable von Digitsole mit iOS- und Apple-Endgeräten.
Fitlinxx Ampstrip
Eine ebenfalls relativ unkonventionelle CES-Neuheit ist ein smartes Pflaster von Fitlinxx. Das Wearable heißt Ampstrip, wird mit Hilfe von spezieller Klebemasse direkt unterhalb der Brust angebracht und erfasst Herzfrequenz, Atmung, Körpertemperatur und –haltung, sowie Schlaf- und Stresslevel, Kalorienverbrauch und Schritte. Durch die Vielfalt der erfassten Daten und seine kompakten Abmessungen, eignet sich das Smart-Pflaster von Fitlinxx vor allem für Fitness-Junkies, denen Uhren, Armbänder und Clips zu ungenau und unkomfortabel sind. Eigentlich sollte das Fitlinxx Ampstrip Mitte 2015 auf den Markt kommen. Mitte Oktober teilten die Verantwortlichen von Fitlinxx auf ihrer Website mit, dass die Entwicklung von AmpStrip als Fitness-Produkt eingestellt wird. Stattdessen soll das smarte Pflaster nun in der Medizin zur Anwendung kommen.
Sony Smartwatch 3 (ca. 160 Euro)
Smartwatches transportieren nicht nur einen Hauch von "Knight Rider", sie lassen sich auch als Fitness Tracker nutzen. So auch Sonys SmartWatch 3, die auf der CES in Las Vegas präsentiert wurde. Das Android-basierte Wearable bietet Telefonfunktionen, Sprach- und Gestensteuerung, Musik-Integration, sowie GPS-Unterstützung. Daneben ist die schlaue Uhr auch mit Sonys hauseigener Fitness-App kompatibel.
Fitbit Surge (ca. 250 Euro)
Auch für die Hardcore-Fitness-Junkies bietet Fitbit demnächst das passende Wearable an. Entsprechend vollmundig ging der Hersteller auch bei der Nomenklatur zu Werke: Die "Fitness-Superwatch" Surge bietet alle Funktionen ihrer Schwestermodelle, erweitert das Ganze noch um einen GPS-Tracker, ein OLED-Touchscreen-Display und die Fähigkeit SMS-Nachrichten anzuzeigen. Die sportaffine Smartwatch ist demnächst bestellbar.
Garmin Vivoactive (ca. 250 Euro)
Das Wearable-Topmodell bei Garmin heißt Vivoactive und ist eine ausgewachsene Smartwatch mit sportlichem Fokus. Die schlaue Uhr verfügt neben den bekannten Funktionen der preisgünstigeren Schwestermodelle zusätzlich unter anderem über integrierte Sport-Apps und GPS-Technologie.
Basis Peak (200 Dollar, umgerechnet ca. 170 Euro)
Ebenfalls aus den USA kommt diese Smartwatch namens Peak. Hersteller Basis bewirbt sein Wearable als "the ultimate fitness and sleep tracker". Was die Funktionen angeht, setzt sich die schlaue Uhr allerdings nicht von der Konkurrenz ab: Schritt- und Distanzzähler, Kalorien- und Schlafphasen-Erfassung sowie Herzfrequenzmesser hat auch die Konkurrenz in petto.
Alcatel Onetouch Watch (Preis unbekannt)
Mit der Alcatel Onetouch Watch hat der Kommunikationsriese TCL Communications auf der diesjährigen CES eine preisgünstige Alternative zur kommenden Apple Watch vorgestellt. Neben diversen Fernsteuerungs-Optionen für ein verbundenes Android- oder iOS-Smartphone bietet das Alcatel Wearable einen Touchscreen und kann dank Herzfrequenz-Messung, Schritt-, Schlaf- und Kalorien-Überwachung auch als Fitness Tracker eingesetzt werden. Der Marktstart soll im ersten Quartal 2015 erfolgen.
Apple Watch (ab 399 Euro )
Mit der Apple Watch widmet sich auch der Hersteller aus Cupertino dem Thema Wearables. Natürlich lässt sich die Smartwatch auch als Fitness Tracker nutzen. Dank der Workout- und Activity-App dürften bei Fitness-begeisterten, aktiven Menschen kaum Wünsche offen bleiben.

Bernd Christoph Meisheit, CIO des Klinikkonzerns Sana, sagt den Health- und Activity-Trackern hingegen "ein großes Potenzial im künftigen Krankenhausalltag" voraus. Sinnvolle Einsatzmöglichkeiten seien beispielsweise das Identifizieren und Lokalisieren von Patienten sowie die mobile Echtzeiterfassung von Vitalparametern. Sana selbst setze diese Technologie derzeit allerdings "aufgrund anderer Projektprioritäten" nicht ein. Einsatzszenarien und potenzieller Nutzen sollen aber im nächsten Jahr evaluiert werden.

Einer der aktuellen Technikschwerpunkte in dem Konzern mit seinen 79 Standorten und einem Jahresumsatz von zwei Milliarden Euro liegt dagegen in der Anwendung von Augmented Reality für medizinische und pflegerische Prozesse. Laut Meisheit "bahnt sich hier eine Zusammenarbeit mit dem Lehrstuhl von Professor Helmut Krcmar an der TU München an".

Kommt in diesen Tagen die Rede auf digitale Geschäftsmodelle, steht oft der Begriff "Disruption" im Raum: Newcomer mit einem digitalen Hintergrund mischen sich in die Geschäftsmodelle einer Branche ein und übernehmen Teile der Wertschöpfung. Im klinischen Bereich ist davon noch nicht viel zu sehen. Im Wesentlichen befinden sich die drei medizinischen Grundaufgaben Anamnese, Diagnostik und Therapie weiter fest in den Händen der Krankenhäuser. Allerdings könnte sich daran einiges ändern. Der gesamte Healthcare-Bereich steht nämlich unter hohem Kosten- und Effizienzdruck, und Fremdanbieter könnten bestimmte Nischen besetzen.

"Wir wollen die digitalen Befunde in eine zentrale elektronische Fallakte bringen." Helmut Schlegel, CIO Klinikum Nürnberg
Foto: Klinikum Nürnberg

Schlegel fasst seine Definition von Digitalisierung folgendermaßen zusammen:

Mobilität heißt nicht unbedingt Tablets

Zu jeder Zeit von jedem Ort - das impliziert Mobilität. Und tatsächlich brennt dieses Thema allen Klinik-CIOs auf den Nägeln. Das Wunschbild vom Arzt mit der "digitalen Akte in der Kitteltasche" (Greger) ist allgegenwärtig, aber längst noch nicht Realität. Tablets halten erst langsam Einzug in die Kliniken. "Dazu braucht es eine möglichst flächendeckende WLAN-Infrastruktur", erläutert der IT-Chef der Charité, "und der Aufwand für deren Realisierung hängt stark von den baulichen Gegebenheiten ab." Im Klartext: Noch ist die Infrastruktur nicht überall vorhanden.

Zudem sei ein Tablet nicht die einzige Möglichkeit des mobilen Datenzugriffs, erinnert Greger. Auch an der Charité gebe es Pilottests mit Tablet-Systemen, "aber vor der Möglichkeit des flächendeckenden Einsatzes sind noch sicherheitstechnische und datenschutzrechtliche Fragen zu klären". Deshalb werde die Charité für die digitale Unterstützung der Visite erst einmal auf mobile Wagen mit integrierten Standard-PCs setzen. "Der Vorteil ist der, dass die Anwender kein zweites Verfahren benötigen."

Die Top-CIOs der Gesundheitsbranche
Holger Witzemann, AOK Systems
Holger Witzemann ist seit Mai 2016 Geschäftsführer der AOK Systems. Der Diplom-Ingenieur für Technische Informatik war vorher Geschäftsführer im Bitmarck-Konzern in Essen, einem IT-Anbieter für Betriebs-, Innungs- und Ersatzkassen sowie die DAK-Gesundheit und weitere Ersatzkassen. Witzemann verantwortet nun die Softwareentwicklung für die gesamte AOK-Gemeinschaft, die BARMER, die BKK Mobil Oil, die VIACTIV Krankenasse und die Hanseatische Krankenkasse.
Stefan Henkel, Siemens Healthineers
Stefan Henkel ist CIO von Siemens Healthineers. Stefan Henkel absolvierte sein Studium in Wirtschaftswissenschaften an der Universität Bamberg, wo er ebenfalls seine Promotion abschloss. Nach Stationen als Lehrbeauftragter und selbstständiger IT-Berater, startete er im Jahr 1996 seine berufliche Laufbahn bei Siemens Management Consulting in München. Bereits 1997 übernahm er die Leitung der Supply Chain Beratung im Bereich Corporate Procurement and Logistics. Nach weiteren leitenden Positionen in verschiedenen Abteilungen wechselte er 2006 in den Bereich Customer Services der Healthcare-Sparte. Dort verantwortete er weltweit "Product Support" und den "Siemens Remote Service". Nachdem er ein unternehmensweites Transformationsprojekt erfolgreich leitete, übernahm Stefan Henkel 2011 die Position des Leiters für Customer Relationship Management Operations. Daraufhin übernahm er die Verantwortung als Leiter der IT und seit 2018 besetzt Stefan Henkel die Position des CIO von Siemens Healthineers.
Hans-Ulrich Prokosch, Uniklinikum Erlangen
Hans-Ulrich Prokosch ist CIO am Uniklinikum Erlangen und Inhaber des Lehrstuhls für Medizinische Informatik an der Universität Erlangen-Nürnberg. Bis 2003 war er Professor für Medizinische Informatik an der Universität Münster. Prokosch hat Mathematik studiert, dann einen Doktor in Humanbiologie gemacht und sich anschließend im Fach Medizinische Informatik habilitiert.
Markus Balser, Rhön Klinikum AG
Markus Balser ist seit Februar 2018 Konzernbereichsleiter IT/Konzern-EDV an der Rhön-Klinikum AG. Zuvor war er seit 2008 bei der Accenture GmbH als Managing Director im Bereich Technology Strategy verantwortlich für Enterprise Architecture & Application Strategy im deutschsprachigen Raum.
Andreas Strausfeld, Bitmarck Holding
Im Juli 2014 ist Andreas Strausfeld zum Geschäftsführer der Bitmarck Holding GmbH aufgestiegen. Damit steht er dem IT-Dienstleister für Krankenkassen vor. Andreas Strausfeld ist seit 2008 als Geschäftsführer bei der Bitmarck Holding GmbH und seit 2010 bei der Bitmarck Vertriebs- und Projekt GmbH aktiv. In gleicher Funktion war er in Personalunion auch von 2012 bis 2013 bei der Bitmarck Software GmbH tätig. 2018 wurde sein Vertrag bei Bitmarck vorzeitig um vier Jahre bis 2024 verlängert.
Stefan Domsch, Synlab
Im Juli 2024 wechselte Stefan Domsch die Branche und stieg als IT-Chef bei Synlab ein. Bisher war er Group CIO vom TÜV Süd.
Ingo Elfering, Fresenius
Seit Juli 2020 besetzt Ingo Elfering den neu geschaffenen CIO-Posten bei der Fresenius Gruppe. Der gelernte Wirtschaftsinformatiker soll die globalen IT-Aktivitäten des Konzerns koordinieren und weiterentwickeln. Zudem übernimmt er die Leitung der IT-Dienstleistungs-Tochter Fresenius Netcare, die mittlerweile in Fresenius Digital Technology umbenannt wurde. Elfering berichtet an den Finanzvorstand.
Jens Schulze, Universitätsklinikum Frankfurt am Main
Jens Schulze ist seit September 2019 CIO und Leiter des Dezernats für Informations- und Kommunikationstechnologie (DICT) im Universitätsklinikum Frankfurt. Sein Vorgänger Martin Overath ist jetzt Geschäftsleiter Medizinischer Arbeitsplatz beim Softwarehersteller Knowledgepark. In seiner Rolle verantwortet Schultz alle Bereiche der administrativen und klinischen IT inklusive der Telekommunikation. Er berichtet an den kaufmännischen Direktor als Mitglied des Vorstands. Für seine Leistungen als CIO der Uniklinik Leverkusen (2013-2019) wurde Jens Schulze beim CIO des Jahres 2019 in der Kategorie Public Sektor ausgezeichnet.
Michael Kraus, Universitätsklinikum Freiburg
Michael Kraus ist seit August 2014 für die IT am Universitätsklinikum Freiburg verantwortlich. Bereits seit 2009 war er stellvertretender Leiter des Klinikrechenzentrums. Nach seinem Physik-Studium und einer Promotion im Bereich der Systembiologie war Kraus wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Medizinischen Fakultät der Universität Freiburg. 1996 wechselte er als IT-Leiter in die Universitätsverwaltung und verantwortete dort ab 1999 als Dezernatsleiter neben der IT für das Campus Management die Bereiche Controlling, Organisation und Neue Medien.
Rudolf Dück, UKSH
IT-Chef am Universitätsklinikum Schleswig-Holstein (UKSH) ist seit Januar 2019 Rudolf Dück. Er übernahm die Leitung der Stabsstelle Informationstechnologie. Zugleich ist er Geschäftsführer der UKSH Gesellschaft für IT Services mbH (ITSG) sowie der Gesellschaft für Informationstechnologie (GfIT). Davor war Dück als Leiter des Bielefelder IT-Servicezentrums (BITS) an der Universität Bielefeld tätig.
Manfred Criegee-Rieck, Klinikum Nürnberg
Manfred Criegee-Rieck leitet seit Juni 2017 die IT des Klinikums Nürnberg. Der neue IT-Leiter ist Nachfolger des langjährigen CIOs Helmut Schlegel. Er kommt von den Franziskanerbrüdern vom Heiligen Kreuz, wo er Gesamtleiter IT war.
Heiko Reinhard, Ottobock
Heiko Reinhard ist seit Mai 2018 neuer CIO beim Duderstädter Medizintechnik-Hersteller Ottobock. Er war bislang als CEO des IT-Dienstleisters Sycor, der IT-Tochter von Ottobock, in Amerika und als IT Director North America für Ottobock tätig.
Patrick Wenz, Universitätsmedizin Mainz
Patrick Wenz leitet die IT der Universitätsmedizin Mainz bis Ende 2023 im Interim.
Jan Vitt, Universitätsmedizin Mainz
Ab Januar 2024 soll Jan Vitt die IT der Universitätsmedizin Mainz leiten.
Aude Vik, Techniker Krankenkasse
Seit Anfang 2024 ist Aude Vik Geschäftsbereichsleiterin Informationstechnologie bei der Techniker Krankenkasse.
Gunther Nolte, Vivantes-Klinik
Gunther Nolte ist schon seit 2001 IT- und TK-Direktor beim Gesundheitsnetzwerk Vivantes. Der Diplom-Informatiker arbeitete nach seinem Studium zunächst als Softwareentwickler in einem Systemhaus. Zwischen 1986 und 2001 war er unter anderem als Projektleiter für den Aufbau eines Tumorregisters am onkologischen Schwerpunkt Klinikum Kassel verantwortlich.
Dirk Herzberger, Helios Kliniken
Seit 1998 leitet Dirk Herzberger die IT der Klinikkette Helios, die seit 2005 zu Fresenius gehört. Mit seiner Abteilung "Zentraler Dienst IT" stellt er dem gesamten Unternehmen die PC-gestützte Infrastruktur zur Verfügung - das reicht von medizinischen Dokumentationssystemen über die IT für Abrechnungen bis zu Telemedizin-Lösungen. Diplom-Ingenieur Herzberger war zuvor sechs Jahre Leiter EDV der Asklepios Neurologischen Klinik Bad Salzhausen und ab 1993 am Aufbau der Zentrale Dienste EDV der Asklepios Gruppe beteiligt. Zwischen 1988 und 1992 arbeitete Herzberger als Entwicklungsingenieur in der Forschungs- und Entwicklungsabteilung sowie in der Abteilung Technische EDV der Firma Weiss Umwelttechnik.
Franz-Helmut Gerhards, DAK
Franz-Helmut Gerhards ist seit Oktober 2016 CDO und Mitglied der Geschäftsleitung der DAK-Gesundheit in Hamburg. Er ist für die unternehmensweite digitale Transformation der Krankenkasse verantwortlich. Dazu gehört neben der strategischen Ausrichtung der DAK den Aufbau eines digitalen Ökosystems sowie die digitale Transformation aller relevanten Kundenprozesse mit dem Fokus auf die Kundenorientierung. Zudem verantwortet Gerhards den mit der Digitalisierung verbundenen kulturellen Wandel und leitet die Digitale Fabrik, die als interner Inkubator die digitale Transformation der Kasse operativ gestaltet.
Henning Schneider, Asklepios Konzern
Henning Schneider hat im Oktober 2016 die Leitung des Konzernbereichs IT im Asklepios Konzern übernommen. Er folgt auf Martin Stein, der das Unternehmen verlassen hat, um als Kaufmännischer Geschäftsführer des Gemeinschaftsklinikums Mittelrhein tätig zu sein. Schneider wechselte vom Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) zu Asklepios. Am UKE leitete er seit 2012 als CIO den Geschäftsbereich Informationstechnologie. Bereits seit 2008 trug er dort Verantwortung für die medizinischen IT-Systeme und die Umsetzung der elektronischen Patientenakte.
Martin Peuker, Charité
Martin Peuker ist CIO der Berliner Charité. Große Hoffnungen setzt Peuker in die europäische Cloud-Initiative Gaia-X, die allmählich Formen annimmt: "Von Gaia-X könnte der gesamte Health-Sektor profitieren", ist er überzeugt. Die Charité unterstütze die Initiative schon jetzt aktiv. Bisher kommen Cloud-Ressourcen ausschließlich im Verwaltungsbereich der Charité zum Einsatz.
Kurt Kruber, Klinikum der Universität München
Seit Dezember 2012 verantwortet Kurt Kruber am Klinikum der Ludwig-Maximilians-Universität Medizintechnik und Informationstechnik. Beide Ressorts sollen unter der Führung des 49-Jährigen näher zusammenrücken, wie sich auch an der Agenda des IT-Chefs zeigt: Eines seiner Projekte ist das Zusammenführen der Mitarbeiter aus diesen Bereichen.
Bernd Christoph Meisheit, Sana Kliniken
Bernd Christoph Meisheit ist seit August 2009 Geschäftsführer bei der IT-Tochter der Sana Kliniken. Meisheit stieß damals zu Gerald Götz, der die Sana IT Services bereits zwölf Jahre lang leitete, und formte mit ihm eine Doppelspitze. Seit Götz Sana im Herbst 2010 verlassen hat, leitet Meisheit die IT des Klinikbetreibers allein. Meisheit war zuvor IT-Verantwortlicher des Klinikverbandes St. Antonius und Geschäftsführer der Gesellschaft für Information und Technologie im Gesundheitswesen in Wuppertal. In den Jahren 2000 bis 2008 war er CIO der MTG Malteser Trägergesellschaft und Mitglied des Kooperationsrates der Deutsche Malteser GmbH. In dieser Funktion wurde er 2007 von unserer Schwesterpublikation Computerwoche für ein Rechenzentrumsprojekt zum Anwender des Jahres in der Kategorie IT-Performance gekürt. Von 1992 bis 1997 war er Leiter der Abteilung IT und Organisation und ab 1998 stellvertretender Leiter der Hauptabteilung Finanzen, Unternehmensrechnung und Informationssysteme der Flughafen Köln/Bonn GmbH. Meisheit hat in Köln die Fächer Nachrichtentechnik und Informationsverarbeitung studiert.

Ähnlich argumentiert der CIO des Nürnberger Klinikums. "Es gibt auf dem Markt die eine oder andere mobile Lösung, die an sich äußerst interessant ist", räumt Schlegel ein. Aber als CIO frage er sich, "ob man funktional konkurrierende Systeme strategisch und wirtschaftlich sinnvoll parallel betreiben sollte - ganz zu schweigen davon, dass dem Anwender nochmals eine andere GUI aufgezwungen wird".

Windows für Mobillösungen bevorzugt

Generell hat der Nürnberger Klinik-CIO "zur Zeit ein Problem mit App-orientierten Lösungen", denn es handle sich um reine "One-way-Kommunikation", die noch dazu ein schlechtes Kosten-Nutzen-Verhältnis aufweise. iPads sind im Nürnberger Klinikum ohnehin nicht erlaubt - wegen der mangelhaften Sicherheit. Aber es gibt einen Pilotversuch mit Tablets und Apps auf Windows-Basis.

"Wir bauen ein internes Facharztportal auf, vergleichbar einem Xing oder LinkedIn." Bernd Christoph Meisheit, CIO Sana
Foto: Sana

Auch Meisheit setzt eher auf Microsoft: "Wir wollen den Weg der Mobilität gehen, aber wir stellen gewisse Anforderungen an Stabilität und Industrietauglichkeit sowie Ergonomie der Apps." Diese Ansprüche sehe er noch nirgendwo erfüllt. Deshalb gibt es bei Sana derzeit keine Tablets im Krankenhausalltag. Auf jeden Fall bevorzugt Meisheit eine Lösung "auf Windows-Basis und im Active Directory". Deshalb spreche er derzeit mit Microsoft über eine Entwicklungspartnerschaft.

Verdrängungswettbewerb der KIS-Anbieter

Um ihre Aufgaben zu erfüllen, müssen die IT-Bereiche vieler Kliniken improvisieren. Für die Anbieter von Standardsoftware ist die Branche offenbar nicht lukrativ genug. Die Konzentration der Krankenhauslandschaft habe den Softwaremarkt durchaus beeinträchtigt, sagt Schlegel: "Rein numerisch nimmt die Anzahl der IT-Leiter und die der eigenständigen IT-Abteilungen ab". Die Folge sei eine Konzentration auf wenige Softwarehersteller "in dem ohnehin kleinen, national geprägten Markt".

Schlegel stellt zudem eine geringe Bereitschaft der Anbieter fest, "Vorfinanzierungen in wirkliche Innovationen zu tätigen". Deshalb habe er sich "von der Vision einer homogenen, über internationale Standards voll integrierten Softwarelösungs-Landschaft verabschiedet" - und einer Best-of-Breed-Philosophie verschrieben.

Kern der Klinik-IT ist das jeweilige Krankenhaus-Informationssystem (KIS). Der Platzhirsch war hier lange Zeit Siemens mit seiner Lösung "i.s.h.med". Die wurde jedoch kürzlich von dem US-Konkurrenten Cerner gekauft, der in den Staaten mit einem eigenen System erfolgreich ist. Wie Schlegel berichtet, sind die CIOs, die i.sh.h.med einsetzen, derzeit ziemlich nervös - ihm selbst gehe es nicht anders.

Outsourcing ist ein heißes Eisen

Der schon erwähnte Kostendruck ist im Healthcare-Bereich genauso allgegenwärtig wie der Personalmangel. In vielen Branchen haben sich Outsourcing und Cloud Computing als Mittel der Wahl etabliert, um fehlende Ressourcen auszugleichen und Geld zu sparen. Das ist - zumindest ansatzweise - auch im Klinikwesen der Fall. Wie Meisheit berichtet, hat sich Sana in den vergangenen sechs Jahren quasi verdoppelt. Doch das Angebot an IT-Fachleuten könne hiermit nicht Schritt halten. Deshalb setze er in vielen Bereichen schon auf Freelancer; die eigenen Mitarbeiter seien vor allem als Prozess- und Service-Manager tätig.

Quasi Branchenvorreiter ist Meisheit in Sachen Cloud. Eines seiner zahlreichen Projekte widmet sich der Ausgliederung der Shared-Service-IT in professionelle Housing- und Hosting-Strukturen in der Cloud. Ausgeschlossen seien hier allerdings Patientendaten und -akten. In der eigenen Hand behalten will Meisheit zudem alles, "was dediziertes internes Prozess-Know-how in Sachen Finanzen und Krankenhaus benötigt und was zur IT-Strategie und -Steuerung nötig ist". Parallel betreibt Sana den Umbau der IT-Organisation zu einer Demand- und Betriebsorganisation, also einer Trennung von Auftrag und Ausführung.

Der Datenschutz hat meistens Vorrang

Wegen der strengen Datenschutzbestimmungen wird Cloud Computing - insbesondere die Public Cloud - im Healthcare-Bereich besonders kritisch betrachtet. Technisch sei das kein Problem, so lange die Anwendungen ausreichend standardisiert seien, so Charité-CIO Greger. Aber nach Lage der Dinge beschränkt er sich doch lieber auf die Nutzung einer "Private Cloud", die innerhalb seines Verantwortungsbereichs erfolgreich verwendet werde.

Grundsätzlich seinen die deutschen Datenschutzbestimmungen kaum zu erfüllen, sagen die CIOs. Konkret berichtet Schlegel: "Ein Kollege hat mal kalkuliert, was es ihn kosten würde, alle Forderungen nach der Orientierungshilfe KIS einzuhalten. Das Ergebnis lag bei 2,6 Millionen Euro Projektkosten." Weshalb viele Datenschützer auch nicht päpstlicher als der Papst sind - zumal die Patienten ja auch noch behandelbar bleiben müssen.

Dennoch seien Krankenhäuser in ihren "Make-or-buy"-Entscheidungen nicht so frei wie andere Wirtschaftszweige, erinnert Schlegel: "Nach wie vor ist der Beschlagnahmeschutz von Patientendaten für den Staatsanwalt nur auf dem Gelände des Krankenhauses gültig." Für Nichtmediziner und juristische Laien: Wenn die Patientendaten im Krankenhaus gelagert sind, kann der Staatsanwalt auch bei kriminellen Vergehen nicht darauf zugreifen. Wandern die Daten zu einem Cloud-Anbieter, wird dieser Schutz hinfällig, es sei denn, die Klinik mietet explizit Räume beim Dienstleister an.

Allerdings verweist Greger, der neben der IT des Berliner auch für die des Würzburger Universitätsklinikums verantwortlich zeichnet, auf eine alternative Option: "Das Krankenhausgesetz fordert die Verarbeitung der Daten in einem Krankenhaus - das muss aber nicht das eigene sein." Eine gemeinsame Nutzung von Cloud-Technik mit anderen Kliniken wäre also möglich. Und wie steht es mit gemeinsamen RZs? "Die Theorie klingt erst mal gut", sagt Schlegel: "Aber wenn man das näher betrachtet, müsste man eine Service-GmbH gründen, die dann mehrwertsteuerpflichtig wäre. Was ich mir durchaus vorstellen könnte, ist der gemeinsame Betrieb von Standardanwendungen wie SAP HR, Exchange Server etc."

Die Charité stellt hingegen einen Teil ihrer Rechenzentrums-Kapazität bereits anderen Kliniken zur Verfügung. So werden beispielsweise die SAP-Anwendungen der VivantesKlinik im Rechenzentrum der Charité gehostet. Außerdem teilen sich die beiden Gesundheitsbetriebe ein gemeinsames Labor, dessen IT in den Rechenzentren der Charité betrieben wird. "Auf diese Wiese können wir unsere Serie verlängern", sagt Greger. Will heißen: Mit begrenztem Mehraufwand lassen sich Mengeneffekte erzielen, also durchaus Kosten sparen.

Typische Projekte

Auf die Frage nach seinen Hauptaufgaben antwortet Helmut Schlegel, CIO am Klinikum Nürnberg: "Für uns ist es eine vordringliche Aufgabe, die Ergebnisdaten der Diagnostik, also die digitalen Befunde, in eine zentrale elektronische Fallakte (eFA) zu bringen." Zudem arbeite sein Team derzeit intensiv an einem Order-Entry-System für alle medizinischen Leistungen. Für die nächste Zukunft sei außerdem geplant, die Patientenakten der ambulanten Patienten zeitnah in das digitale Dokumentenarchiv zu bringen.

Das CIO-Magazin hatte Schlegel 2014 im Rahmen des Wettbewerbs "CIO des Jahres" mit dem Innovation Award geehrt. Unter seiner Leitung hatten die Informatiker des Nürnberger Klinikums von Ende 2011 bis Anfang 2014 ein ausgefeiltes Cardiology Information System (CIS) mitentwickelt und eingeführt, das auf einer Software von General Electric (GE) basiert. Pikanterweise nutzt das Klinikum diagnostische Geräte der GE-Mitbewerber Siemens und Philips.Der Gesundheitskonzern Sana hat laut CIO Bernd Christoph Meisheit rund 800 Einzelprojekte in Arbeit.

Das Thema digitale Patientenakte sei vordringlich, "aber hier sind wir noch in der Konzeptphase". In Arbeit hingegen sind beispielsweise die Einführung eines digitalisierten, automatisierten Workflows für die Eingangsrechnungen - einschließlich deren digitaler Archivierung -, der funktionale Ausbau des Management-Informationssystems zur Bewältigung der Big-Data-Thematik, die Entwicklung und Einführung einer digitalen und kontinuierlichen Patientenzufriedenheits-Befragung sowie der Aufbau eines internen Facharztportals, funktional vergleichbar mit Xing oder LinkedIn.

Helmut Greger, IT-Chef der Berliner Charité, bezeichnet als die primäre Aufgabe eines Krankenhaus-CIO "die Bereitstellung von Werkzeugen zur Prozessunterstützung, Dokumentation und gesetzeskonformen Archivierung". Eine der letzten Lücken werde derzeit in vielen Häusern mit der Einführung der "digitalen Kurve" geschlossen. Darunter ist die vollständige elektronische Dokumentation des Klinikaufenthalts zu verstehen. Also nicht nur der altbekannten Fieberkurve, die früher am Fußende des Bettes aufgehängt war, sondern auch der anderen Vitalfunktionen, die im Hospital erfasst werden.

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