Ananthanarayanan Padmanabhan ist zu höflich, um auf die Frage nach dem Satyam-Skandal genervt zu reagieren. Es stimme schon, dass die Kunden genauer nachhaken, sagt der Sales Director Europa von Tata Consultancy Services (TCS). Aber letztlich werde das die Zusammenarbeit nicht wesentlich beeinträchtigen. Padmanabhan ist sicher, dass deutsche Banken vor allem in Business Intelligence (BI) und Business Process Management (BPM) investieren.
Ziel von BI-Projekten ist, mehr über die Konsumenten und ihre Wünsche zu erfahren. Eine Einschätzung, die Irmgard Glasmacher, Executive Partner Management Consulting bei Accenture, bestätigt. So müssten Banken beispielsweise Online-Aktivitäten künftig passgenau auf die einzelnen Zielgruppen zuzuschneiden. "In diesen Bereich haben Banken unterproportional investiert", stellte Glasmacher Ende vorigen Jahres in einem Gespräch mit cio.de fest.
Was die Geschäftsprozesse betrifft, sieht Padmanabhan die deutschen Banken vor einem Change. Es gehe nicht an, dass 60 bis 70 Prozent des Budgets davon aufgefressen werden, den Betrieb am Laufen zu halten. Die Prozesse müssten agiler, schneller und transparenter werden. Business Process Management und IT gehören für den TCS-Manager unbedingt zusammen.
Business Process Outsourcing (BPO) macht bei Tata Consultancy Services derzeit einen Anteil von 5,8 Prozent aus. Padmanabhan ist angetreten, dies auszubauen. Sein Credo: Offshoring sollte aus Sicht deutscher Banken nicht nur heißen, Entwicklungsarbeiten nach Indien abzugegben, sondern, Innovation aus Indien nach Deutschland zu holen.
Outsourcing-Anbieter stärker an den Risiken beteiligen
Gemäß dem Schlagwort von der Krise als Chance hält Padmanabhan das neue Jahr für einen guten Zeitpunkt, Banken zu modernisieren. Dass das Auslagern komplexerer Bereiche auch die Form des Outsourcings verändert, ist dem indischen Manager bewusst. "Die Kunden beteiligen uns stärker an Risiken als beim Outsourcen einfacher Arbeiten", sagt er. Dass der US-Analyst Aberdeen IT-Entscheidern gleich Joint Ventures empfiehlt, findet Padmanabhan jedoch übertrieben. "Zuviel Aufwand, zuviel Bürokratie", sagt er.
Der TCS-Manager betont, er glaube, dass die als konservativ bekannten Deutschen die Herausforderungen schaffen. Der Inder ist seit zwölf Jahren für Tata tätig. Seit 1997 lebt und arbeitet er in Europa, vor vier Jahren zog er nach Frankfurt. "Meiner Beobachtung nach akzeptieren die Deutschen den Change" sagt er.
Dabei könnten die westlichen Industrie-Nationen durchaus von Asien lernen, so Ananthanarayanan Padmanabhan. Lautet doch eine östliche Weisheit: Das einzig Beständige ist der Wandel.
Geht es allerdings um Indiens Fachkräfte, scheint das mit dem Wandel gar nicht so weit her zu sein. Analysten von Gartner bis Forrester mögen ja behaupten, dem Subkontinent rannten die Top-Talente weg. Padmanabhan sieht das gelassen. "Die kommen alle wieder", versichert er. "Welcher Inder könnte schon dauerhaft auf seine Familie, sein Essen und sein Cricket verzichten?"
Tata Consultancy Services (TCS) ist Teil von Indiens größtem Industriekonzern, der Tata Group. TCS meldete am 31. März 2008 einen Umsatz von 5,7 Milliarden US-Dollar. Etwa 42 Prozent des Umsatzes erwirtschaftet TCS mit Kunden aus dem Finance-Sektor.