PAC befragte die Teilnehmer der Studie nach aktuell laufenden oder geplanten Outsourcing- und Managed Services-Verträgen. Jährliche Anwenderbefragung von PAC zeigt: IT-Outsourcing gewinnt weiter an Bedeutung - nicht selten "cloudifiziert". Die Cloud aber bleibt "privat".
Am häufigsten, immerhin zu 40 Prozent, gaben die teilnehmenden Unternehmen an, die Teile oder die gesamte Anwendungsbetreuung an einen externen Dienstleister vergeben zu haben, gefolgt von Rechenzentrumsleistungen, Hosting-Services und Netzwerkmanagement.
Einen noch höheren Anteil nehmen Outsourcing-Leistungen bei den Großunternehmen ein. So nutzen bereits über 60 Prozent der teilnehmenden Unternehmen mit mehr als 10.000 Mitarbeitern externe Rechenzentrumsleistungen; bei der Anwendungsbetreuung sind es sogar über 80 Prozent.
Geschäftsprozess-Outsourcing dagegen fristet nach wie vor ein Nischendasein im deutschsprachigen Raum; gerade einmal 8 Prozent gaben an, bereits entsprechende Leistungen zu nutzen. Und auch im Bereich der Arbeitsplatzbetreuung waren es nicht mehr als 11 Prozent. Während hier allerdings zumindest eine weitgehende Offenheit besteht, bleibt Geschäftsprozess-Outsourcing für mehr als drei Viertel der Befragten auch zukünftig unangetastet.
Etwas überraschend ist die insgesamt geringe Anzahl konkreter Outsourcing-Pläne. Dort, wo Pläne bestätigt wurden, handelt es sich vor allem um infrastrukturnahe Leistungen wie Rechenzentrums- und Hosting-Services sowie Netzwerk- und Desktop-Management.
Starke Skepsis gegenüber Cloud-Services
Im Gegensatz zu Outsourcing steckt die Entwicklung des Cloud Computing in der DACH-Region noch in den Kinderschuhen. Eine gewisse Vorreiterrolle in diesem jungen Markt nehmen die Bereiche Collaboration und E-Mail, sowie Speicher, Backup und Archivierung ein. Aber keine dieser Lösungen ist derzeit bei mehr als 7 Prozent der Umfrageteilnehmer im Einsatz.
Eine generelle Offenheit gegenüber dem Einsatz von Cloud Computing scheint jedoch durchaus vorhanden, auch wenn die Skepsis beim Gros der Umfrageteilnehmer überwiegt.
Immerhin, zwischen einem Viertel und einem Drittel der Teilnehmer können sich einen Einsatz in jedem der genannten Bereiche vorstellen. Lediglich "Sicherheit" ist ein Bereich, der für die Teilnehmer eher gegen "die Cloud" zu sprechen scheint als dass sie ihn aus dieser beziehen möchten.
Analysten-Kommentar
Der deutschsprachige Raum hat im internationalen Vergleich längst aufgeholt, was die Nutzung externer IT-Dienstleistungen angeht. Outsourcing und Managed Services sind integraler Bestandteil der IT-Strategie der meisten Untenehmen.
Das Konzept der "Anwendungswartung und Weiterentwicklung", das sogenannte Application Management, steht sogar an erster Stelle der genannten Services, obwohl es sich, verglichen mit Ländern wie Frankreich oder Großbritannien, erst spät im deutschsprachigen Raum etablierte; die Umfrageergebnisse aber bestätigen die äußerst dynamische Entwicklung in diesem Umfeld in den letzten Jahren.
Lediglich das Konzept des Geschäftsprozess-Outsourcing wartet nach wie vor auf seinen Durchbruch. Wobei PAC den Markt tatsächlich reifer einschätzt, als die Umfrageergebnisse vermuten lassen. Man darf nicht außer Acht lassen, dass es oftmals nicht die IT-Abteilung ist, die solche Leistungen bezieht, sondern die Fachbereiche, wie etwa Personalabteilung, Finanzbuchhaltung oder Logistik.
Rechenzentrums- und Hosting-Leistungen haben dagegen eine lange Historie in der Region - nicht zuletzt wegen der herausragenden Stellung der SAP, inklusive ihres ausgeprägten Dienstleisternetzwerks. Nichtsdestotrotz scheint die Dynamik in diesen Bereichen auch zukünftig hoch zu bleiben.
Die sehr geringe Anzahl konkreter Outsourcingpläne überrascht - zumal an anderer Stelle eine Vielzahl der Befragten angab, einen teils deutlichen Anstieg von Outsourcing-Leistungen am IT-Budget zu erwarten.
Diese Diskrepanz zwischen Erwartung und konkreter Planung legt die Vermutung nahe, dass Outsourcing zwar zu weiten Teilen in der Strategie in der IT- (und Nicht-IT-) Führung verankert ist, von Betroffenen aber, gerade wenn es um Mitarbeiterübergang geht, nach wie vor als "Bedrohung" empfunden wird, die "über den eigenen Kopf hinweg" entschieden wird.
Wo es aber um klassische Sourcing-Entscheidungen geht, wird, wie die Befragung gezeigt hat, selbst Cloud Computing immer häufiger in die Erwägungen mit einbezogen. Wobei diese beiden Entwicklungen zu weiten Teilen Hand in Hand gehen. Längst sind etablierte Outsourcing-Anbieter, aber auch Technologie- und Softwarehersteller, dabei, ihre konventionellen Angebote zu "cloudifizieren" und "as-a-Service" anzubieten. Die Entwicklung hin zu skalierbaren, flexiblen und nutzungsbasiert abgerechneten Leistungen ist ungebrochen. Immer mehr ähneln klassische IT-Services-Angebote wie jenen von Amazon Web Services, Salesforce.com oder Google.
Cloud-Konzept unbestritten
Und das ist gut so. Denn viele Vorteile des Cloud-Konzepts sind unbestritten. Eine unklare juristische Einordnung aber, insbesondere in Sachen Datenschutz, sowie mangelnde Standards und Bedenken hinsichtlich Sicherheit und Verfügbarkeit insbesondere gegenüber vieler Public-Cloud-Lösungen, hält Unternehmen hierzulande von einer vermehrten Nutzung ab, auch wenn dies wirtschaftlich sogar sinnvoll wäre.
Vor allem kleinere Unternehmen sind heute nur schwer in der Lage, die Komplexität gängiger Gesetzgebung zu überschauen und die geforderten Formalien einer Auftragsdatenverarbeitung umzusetzen; insbesondere dann, wenn das Geschäftsmodell des Anbieters auf Standard-AGBs beruht und individuelle Verträge, wenn überhaupt, Großkunden vorbehalten sind. So zeigt auch die Umfrage, dass ein Unternehmen, je größer es ist, umso weiter in Sachen Cloud-Strategie ist.
Folgerichtig beschäftigen sich zwar viele Unternehmen in der DACH-Region mit dem Cloud-Konzept, setzen es aber lieber intern um oder setzen eher auf einen lokalen, vertrauten Dienstleistungspartner, als auf Public-Cloud-Angebote zurückzugreifen. D.h. die Cloud bleibt in der Regel „privat“, ganz gleich, ob sie intern betrieben oder über einen Hostinganbieter bereitgestellt wird.
Die Befragung fand von Mitte Mai bis Mitte Juli 2011 statt. Die Untersuchung basiert auf einer Befragung von mehr als 300 IT-Führungskräften aus IT-Anwenderunternehmen in Deutschland, Österreich und der Schweiz und berücksichtigt verschiedene Branchen und Firmengrößen. Ausgewählte Ergebnisse aus der 3-teiligen Studie "PAC User Survey 2011" lesen Sie exklusiv bei CIO.de und im ICT Research Board (www.ict-researchboard.de), der Plattform für den Wissensaustausch und das Networking zwischen ICT-Entscheidungsträgern in ICT-Anwenderunternehmen und den Analysten von PAC und Berlecon. |
Karsten Leclerque ist Director beim Marktanalyse- und Beratungsunternehmen PAC.