Aus Sicht mittelständischer deutscher Management-Berater ist die Finanz- und Wirtschaftskrise wohl vorbei. Im Jahresvergleich 2010/2009 setzten sie jedenfalls durchschnittlich 12,2 Prozent mehr Geld um. Das geht aus der Liste "Führende deutsche mittelständische Managementberatungs-Unternehmen 2010" hervor, die die Kaufbeurer Consultants von Lünendonk erstellt haben.
Lünendonk vergleicht die zehn erfolgreichsten Mittelständler in diesem Segment. Das sind in diesem Falle elf: Weil die zwei Letztplatzierten auf identische Umsatzzahlen kommen, ist Rang zehn doppelt vergeben.
Ein Blick auf die Daten zeigt, dass nicht alle Unternehmen vom Markt-Trend profitieren konnten. Zwei verbuchen ein Umsatzminus. Insgesamt reichen die Ergebnisse des vergangenen Jahres von 35 Millionen bis 124 Millionen Euro Erlös.
Zur Definition: Lünendonk berücksichtigt Unternehmen, die ihren Hauptsitz beziehungsweise die Mehrheit ihres Grund- und Stammkapitals in Deutschland haben, deren Gesamtumsatz unter 500 Millionen Euro bleibt und die keinem Konzern angehören. Sie müssen mehr als 60 Prozent mit klassischer Unternehmensberatung wie Strategie, Organisation, Führung oder Marketing erlösen. Die Rangfolge der Übersicht basiert meist auf kontrollierten Selbstauskünften der Unternehmen, in einigen Fällen schätzt Lünendonk die Zahlen.
Nur die beiden führenden Unternehmen setzten jeweils mehr als hundert Millionen Euro mit Management-Beratung um. Es sind die Zeb/Rolfes.Schierenbeck.Associates GmbH aus Münster und die Simon, Kucher & Partners GmbH aus Bonn. Die Münsteraner erlösten im vergangenen Jahr 124 Millionen Euro nach 102 Millionen im Jahr 2009. Das Unternehmen beschäftigt 657 Mitarbeiter (2009: 643).
Die Nummer zwei, Simon, Kucher & Partners, erzielte 105,4 Millionen Euro Umsatz (2009: 88,7 Millionen). Für die Firma arbeiten insgesamt 470 Menschen, 2009 waren es 425. Allerdings: in Deutschland haben die Bonner Personal abgebaut, denn hier sank die Mitarbeiterzahl von 310 auf 300.
Auf Rang drei findet sich mit der Horvath AG aus Stuttgart eines der beiden Top Ten-Unternehmen, die sinkenden Umsatz verzeichnen. Horvath erlöste im vergangenen Jahr 80,1 Millionen, 2009 waren es noch 84,3 Millionen Euro. Die Mitarbeiterzahl sank von 419 auf 402.
Die Plätze vier bis sechs stellen sich dar wie folgt: Die Management Engineers GmbH & Co. KLG aus Düsseldorf liegt mit einem Umsatz von 80 Millionen Euro (2009: 78 Millionen) vor der Kienbaum Management Consultants GmbH aus Gummersbach mit 57 Millionen Euro Erlös. 2009 waren es noch 61 Millionen, wodurch auch Kienbaum zu den "Verlierern" dieser Liste zählt. Hinter den Gummersbachern rangiert die D-fine GmbH aus Frankfurt/M. mit einem Ergebnis von 53,9 Millionen Euro (2009: 49,5 Millionen).
Trotz Wachstums weniger Mitarbeiter
Die Ränge sieben bis neun besetzen die KPS AG aus München, die voriges Jahr 49,6 Millionen Euro verdiente (2009: 40,7 Millionen). Die Münchener reduzierten trotz Wachstums die Mitarbeiterzahl, und zwar von 146 auf 96. Es folgen die Esprit Consulting AG, ebenfalls aus München, mit einem Umsatz von 43 Millionen Euro (2009: 41 Millionen) und die Firma SKS aus Hochheim mit einem Umsatz von 35,5 Millionen Euro (2009: 28 Millionen).
Den doppelten Platz zehn teilen sich - jeweils mit einem Umsatz von 35 Millionen Euro - die Mannheimer J&M Management Consulting AG und die Goetzpartners Management Consultants GmbH aus München. Bei den Mannheimern fiel das Wachstum jedoch deutlicher aus: J&M Management Consulting hatte 2009 erst 28,3 Millionen Euro erwirtschaftet. Goetzpartners steigerte sich von 30 Millionen auf 35 Millionen.
Mittelständler legen stärker zu als der Gesamtmarkt
Mit dieser Entwicklung legten die mittelständischen Management-Berater im Schnitt deutlich stärker zu als der Gesamtmarkt. Dessen Plus beläuft sich "nur" auf 6,9 Prozent. Diese Zahl stammt nicht von Lünendonk, sondern vom Bundesverband Deutscher Unternehmensberater BDU e.V. aus Bonn.
Alle elf genannten Firmen haben auch Kunden im Ausland. Durchschnittlich erwirtschaften sie knapp 21 Prozent des Erlöses außerhalb Deutschlands (2009: gut 17 Prozent). Den Löwenanteil am Umsatz - unabhängig vom Standort der Kunden - machen Organisations- und Prozessberatung (gut 40 Prozent) sowie Strategieberatung (gut 21 Prozent) aus. Neun Prozent des Erlöses entfällt auf IT-Beratung.