Die Stimmung ist gut unter deutschen IT-Studenten. So lässt sich das diesjährige "Trendence Graduate Barometer" lesen, für das der Berliner Marktforscher Trendence Daten von mehr als 7000 examensnahen Studenten ausgewertet hat.
Demnach rechnen die Befragten damit, binnen dreieinhalb Monaten einen "geeigneten Arbeitsplatz" zu finden. Zum Vergleich: In den Jahren 2004 bis 2007 haben sie sich noch auf rund fünf Monate Bewerbungsphase eingestellt.
Bei der Frage nach dem Wunsch-Arbeitgeber wertete Trendence die Antworten von Frauen und Männern getrennt aus. Bei der Spitzenposition sind sich alle einig: Am liebsten würden sie - wie schon im Vorjahr - bei Google anfangen (Frauen: 14 Prozent, Männer: 25 Prozent). Danach weichen die Angaben teils stark voneinander ab, zusammenfassend lässt sich aber sagen: Bis auf zwei Ausnahmen (Bosch und Blizzard Entertainment) haben beide Geschlechter dieselben Unternehmen oben auf der Wunschliste.
Google vor Fraunhofer und SAP
Diese stellt sich dar wie folgt: Nach Google platzieren die Studentinnen die Fraunhofer-Gesellschaft, SAP, Apple, Siemens, Audi, BMW, IBM, Microsoft und Bosch unter den Top Ten. Insgesamt liegen die Unternehmen bei ihnen nicht sehr weit auseinander - Google kommt auf 14 Prozent, Bosch als Nummer zehn auf sechs Prozent der Nennungen.
Anders bei den jungen Männern. Hier zeigt sich ein erheblicher Abstand zwischen Gewinner Google mit 25 Prozent und dem Zweitplatzierten, nämlich Microsoft mit zwölf Prozent der Stimmen. Es folgen IBM, SAP, Apple, Audi, BMW, Siemens, Blizzard Entertainment und die Fraunhofer-Gesellschaft. Diese erreicht sieben Prozent der Stimmen.
Microsoft, Apple und Audi gelten als Aufsteiger
Trendence interpretiert die Ergebnisse dahingehend, dass sich Microsoft, Apple und Audi als Aufsteiger fühlen dürfen. IBM, die Fraunhofer-Gesellschaft und selbst den stabilen Spitzenreiter Google sehen die Forscher dagegen als Absteiger - Google wegen der wachsenden Zustimmung zu Microsoft.
Wer einen IT-Absolventen einstellen möchte, muss ihm durchschnittlich ein Jahresgehalt von 45.000 Euro bieten - das jedenfalls erwarten die jungen Leute. Dafür würden sie 42,7 Wochenstunden arbeiten. Auch dazu ein Vergleich: Im Jahr 2007 hätten sie noch für 42.600 Euro pro Jahr angefangen und dafür 43,6 Stunden pro Woche gearbeitet.
Trendence wollte außerdem wissen, welche Arbeitgeber mit Bewerbungen sogenannter High Potentials rechnen können. Die Berliner legen hier folgende Kriterien zugrunde: Akademische Leistung (High Potentials gehören zu den besten 25 Prozent), Auslandserfahrung (Studium und/oder Praktikum), Berufliche Erfahrung (mindestens ein Praktikum) und außeruniversitäres Engagement.
In dieser ausgewählten Gruppe stellt sich die Rangliste anders dar als im Durchschnitt. Aber auch hier gilt: Alle wollen zu Google. Das Unternehmen erzielt eine Zustimmung von 27 Prozent.
Es folgen die Fraunhofer-Gesellschaft, Apple, Microsoft, SAP, BMW, IBM, Audi und Siemens. Rang zehn in der Wunscharbeitgeber-Liste der High Potentials ist gleich fünfmal besetzt, alle Unternehmen erreichen jeweils knapp sechs Prozent der Stimmen. Es sind Capgemini (Technology Services), das Deutsche Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI), die Max-Planck-Gesellschaft, McKinsey und Porsche.
Die Prioritäten der High Potentials
Über diese quantifizierbaren Ergebnisse hinaus hat Trendence die IT-Absolventen um Stellungnahme zu einzelnen Statements gebeten. Sie konnten entweder zustimmen, ablehnen oder sich enthalten. Dazu ein paar ausgewählte Fragen:
Selbstverwirklichung: Ist es wichtiger, sich selbst zu verwirklichen, als viel Geld zu verdienen? Ja, meinen 44 Prozent der Befragten. 34 Prozent enthalten sich und 22 Prozent ziehen dann doch das üppige Gehalt vor.
Unternehmen mit politisch unkorrekten Produkten: Ob sie - bei hohem Gehalt - auch für einen Arbeitgeber tätig würden, dessen Produkte oder Services nicht zur eigenen politischen Überzeugung passen, wurden die Absolventen gefragt. Würden sie nicht, sagen 50 Prozent. 27 Prozent sind unschlüssig, 23 Prozent sagen ja.
Gesetzliche Frauenquote: 58 Prozent der Befragten halten eine gesetzlich vorgeschriebene Frauenquote für überflüssig. 25 Prozent enthalten sich einer Meinung, 17 Prozent befürworten die Quote.
Anonymisierte Bewerbung: IT-Absolventen stehen anonymisierten Bewerbungsverfahren durchaus aufgeschlossen gegenüber. 44 Prozent stimmen der Aussage zu, dass das Diskriminierungen im Auswahlverfahren vermindert. 32 Prozent enthalten sich, 24 Prozent lehnen die Aussage ab.
Meinung zu anonymisierter Bewerbung und Diversity
Diversity: Eine sehr klare Position beziehen junge Informatiker zum Thema Diversity. 63 Prozent befürworten es, "wenn Unternehmen die Verschiedenheit ihrer Mitarbeiter (Alter, Herkunft, Religion, Geschlecht, Lebensstil) nicht nur tolerieren, sondern ausdrücklich schätzen". 29 Prozent haben dazu keine Meinung und lediglich neun Prozent lehnen dieses Statement ab.