IT bleibt wichtig, aber ihre Rolle verändert sich – mit offenem Ausgang. „Es ist heutzutage unmöglich, eine realistische Business-Strategie zu verfolgen, ohne Technologie im Blick zu haben“, sagt Jordi Castells Odena, IT-Chef beim spanischen Edelwinzer Bodega Torres. Dennoch haben CIOs manchmal Frust. „Ich gebe den Großteil meines Betriebsbudgets dafür aus, dass die Lichter nicht ausgehen“, klagt Pieter Schoehuijs, CIO des niederländischen Konzerns AkzoNobel. „Und das ist ganz klar nicht das, was ich will.“
Christian Mezler-Andelberg, IT-Chef von Magna Steyr, berichtet ebenfalls von negativen Erfahrungen: „Nur in der Rolle als Service-Provider zu agieren, hat uns zu viel Konflikt und Reibung eingebracht.“ Sharon Gietl, CIO des Bleiherstellers The Doe Run Company, sagt: „Wir halten Innovation für kritisch. Und wir müssen unsere Kosten im Griff behalten und senken, um im Spiel zu bleiben.“
Diese Zitate spiegeln die vielfältigen Perspektiven in der aktuellen Welt der IT-Chefs wider. Sie stammen aus dem vierten CIO-Barometer, das der IT-Dienstleister CSC in Zusammenarbeit mit dem Marktforschern von TNS Sofres ermittelt hat. Befragt wurden 332 IT-Chefs aus Europa und Nordamerika. „A World in Transformation“ lautet die Quintessenz der Studie, die im Untertitel übernommen wurde.
„Die IT-Abteilung muss sich mehr als jemals auf einer strategischen Ebene positionieren“, heißt es in der Studie. Die Unternehmensführung sei auf die IT angewiesen, um das Maximum aus Technologien und Entwicklungen wie Big Data, Cloud Computing oder Konsumerisierung der IT herauszuholen. Dabei sei aber darauf zu achten, nicht unter die Räder der Fachabteilungen und funktionalen Einheiten zu kommen.
Die Chancen und Herausforderungen zeigen einige Schlüsselergebnisse auf. 54 Prozent der CIOs denken, dass Cloud Computing ihnen Zeit für Innovation und Business-Strategie freischaufelt. Für ein Drittel der Firmen ist die Erwartung eines besseren Zugangs zu Informationen der Treiber für einen Start in die Wolke.
65 Prozent sind Innovationsführer
88 Prozent der CIOs denken außerdem, dass der Einsatz von Consumer-Technologie die Jobzufriedenheit der Mitarbeiter steigern kann. Diese sind wiederum recht anspruchsvoll geworden. 45 Prozent der Mitarbeiter halten ihre privaten Geräte und ihre persönliche Software für nützlicher als die Lösungen, die ihre Firma ihnen bereitstellt. 72 Prozent der Unternehmen berichten, dass der verstärkte Einsatz von mobilen Geräten zu mehr Sicherheitslöchern geführt habe.
Als bemerkenswerte Entwicklung in ihrer Abteilung geben 71 Prozent der Befragten Cloud Computing und ähnliche Initiativen an. Im vergangenen Jahr waren das nur 26 Prozent. Jeweils um die 60 Prozent nennen aktuell die Beschleunigung von Innovation und das Einbezogensein in Business-Fragen wie Change, Evolution und Strategie. Demgegenüber nennen nur jeweils rund zwei Fünftel Kürzungen an Personal und Budget sowie Outsourcing.
Innerhalb ihres Unternehmens sehen sich 65 Prozent der Befragten als Innovationsführer, die mit Hilfe neuer Technologien Werte schaffen. 62 Prozent definieren sich zudem über das Management operativer Prozesse. 58 Prozent schätzen sich als Treiber operativer Exzellenz ein.
Im Vergleich zum Business ordnen 43 Prozent die IT als Cost Center ein. 37 Prozent sehen eine kollaborative Partnerschaft, 19 Prozent eine formelle Beziehung mit der IT in der Rolle als Service-Provider für das Business als Kunde. Obwohl die IT Werte schafft, werde sich immer noch häufig als Kostenstelle abgetan, bemängelt CSC.
Das Feld der Herausforderung für die kommenden Jahre ist extrem vielfältig. Rund ein Dutzend Aspekte werden als Antwort auf diese Frage mit höchster oder zweithöchster Priorität zu 60 Prozent und mehr genannt. Ganz oben rangiert mit 72 Prozent weiterhin die IT- und Netzwerksicherheit. Im vergangenen Jahr ordneten aber noch 80 Prozent die Security-Frage so weit oben ein – sie ist also relativ betrachtet nicht mehr ganz so herausgehoben.
Teure Projekte
Dahinter folgen mit hoher Priorität unterschiedlichste Themen – von der Verbesserung im Customer Relationship Management (CRM) über Innovation und Skill-Entwicklung zu Cloud Computing und Web 2.0. Speziell in Europa wurden häufig genannt die Rationalisierung von Service-Kosten, die Reduzierung von Projektlaufzeiten und der Ausbau mobiler Applikationen.
Bei der Wahrnehmung der Rolle als Innovationsführer hemmen nach Ansicht von 53 Prozent der Befragten vor allem zu geringe Budgets. Jeweils 42 Prozent sagen, dass IT-Innovation intern als unsichere Angelegenheit betrachtet werde und der Fokus auf der Bearbeitung von Anfragen und kohärenten Lösungen liege. Ein Drittel verweist auf einen Mangel an Skills, ein Viertel darauf, dass die IT im Unternehmen überhaupt nicht als Innovationstreiber betrachtet werde.
52 Prozent gehen momentan von stabilen IT-Investitionen aus, 42 Prozent rechnen mit einem Wachstum. 43 Prozent nennen Projekte als besonders teuren Posten im Budget. 40 Prozent führen hier die IT-Produktionskosten an, 33 Prozent die Lizenzierung, jeweils 30 Prozent die Kosten für Wartung sowie Netzwerk und Telekommunikation.
73 Prozent der Befragten haben mindestens ein Viertel ihrer IT-Aktivitäten ausgelagert. Gegenüber dem Vorjahr ist dies ein signifikanter Sprung. Jeweils eine deutliche Mehrheit berichtet von positiven Outsourcing-Erfahrungen hinsichtlich Projekt-Effizienz, Innovationsentwicklung, Kostensenkung und verbesserter Service-Qualität. Mehr denn je sind CIOs Teil der Gremien, die Entscheidungen im Unternehmen treffen. Gegenüber dem Vorjahr stieg der Anteil von 66 auf 84 Prozent. 66 Prozent der IT-Chefs berichten direkt an den CEO, 19 Prozent an den CFO.