Zukunftschancen

Digitalisierung im Handel

16.12.2014 von Sebastian Paas
Digitalisierung ist ein aktueller Trend, der auch traditionelle Wettbewerbsvorteile wie Marke oder Marktstellung grundlegend in Frage stellt. Der Autor zeigt auf, welche Herausforderungen insbesondere für Handelsunternehmen bestehen, diesen Trend zu Ihrem Vorteil zu nutzen.
Dem Kunden ein Angebot machen, noch bevor er überhaupt den Laden betreten hat. Der Einsatz von Beacons macht es möglich.
Foto: Barcoo

Die Dynamik der Handelsmärkte hat durch die Digitalisierung nochmals zugenommen. Etablierte Wettbewerbs- und Differenzierungsstrategien verlieren an Bedeutung, weil sich das gewohnte Marktumfeld durch die Möglichkeiten des Online-Handels verändert. Digitalisierung bedeutet in diesem Zusammenhang nicht nur den Aufbau eines Online-Vertriebskanals, sondern vor allem die Veränderung und Erweiterung des Geschäftsmodells. Diese Entwicklung bestätigt eine aktuelle Studie von KPMG: "Survival of the Smartest". Die Ergebnisse belegen, dass jedes dritte Unternehmen bis 2020 eine fundamentale Veränderung des eigenen Geschäftsmodells erwartet. Insgesamt 28% der befragten Handelsunternehmen unterstreichen diese Wahrnehmung. (siehe Abbildung 1)

Abbildung 1: Gewohnte Strategien funktionieren nicht mehr. Handelsunternehmen müssen sich neue alternative Wege zum Kunden suchen.
Foto: KPMG

Zunehmende Konkurrenz aus anderen Branchen

Nicht nur die Verschiebung der Handelsmärkte in den Online-Bereich erfordert die Überprüfung der aktuellen Geschäftsstrategie und des dazugehörigen Geschäftsmodells, sondern auch das Aufkommen neuer Konkurrenz. Laut Studie sehen Handelsunternehmen ihre Konkurrenten vor allem in den Branchen Telekommunikation, Medien, Transport und Logistik (jeweils 28 von 50 Nennungen). Dies zeigt, dass der Handel nicht nur bestehende Wertschöpfungsketten durch Digitalsierung signifikant verändern, sondern diese sukzessive durch zusätzliche, digitale Dienste erweitern muss. Innovative Produkte, Services und Prozesse werden somit zum integralen Bestandteil jeder Digitalisierungsinitiative.

Herausforderungen

Digitalisierung ist jedoch kein reines IT-Projekt, sondern vielmehr eine umfassende Transformation des Unternehmens. Zu diesem Zweck ist es von essenzieller Bedeutung, den Reifegrad des eigenen Unternehmens und die Kundenanforderungen detailliert zu kennen. Neben der Klärung der Frage des Verantwortlichen für die Steuerung dieser umfassenden Transformation müssen Unternehmen Kostentransparenz auf Produkt- und Prozessebene schaffen. Die Studie "Survival of the Smartest" zeigt, dass sich Handelsunternehmen im Hinblick auf Kosteneffizienz einiges zutrauen. Hinsichtlich ihrer Innovationsfähigkeit herrscht aber große Unsicherheit. Ihre Wahrnehmung unterstreicht, dass sie für die Flexibilisierung der Geschäftsprozesse, strategische Kooperationen, intelligente Nutzung von Daten und flexibles Personalmanagement noch "schwach" aufgestellt sind.

Kostendruck für Handelsunternehmen
Foto: KPMG

Schnelle Reaktion auf Markttrends

Um flexibel und schnell auf Markttrends mit entsprechenden Innovationen und kürzeren Produkteinführungszeiten reagieren zu können, stellen sich viele Händler "schlanker" auf. Vermehrt werden strategische Allianzen eingegangen, damit sowohl Synergien bei Kosten als auch Innovationen realisiert werden können. Jedoch ist dies erst der Anfang.

Digitale Berührungspunkte zum Kunden

Kunden nehmen Digitalisierungstrends früher auf als Unternehmen. Dadurch entsteht ein Zugzwang für die Händler. Damit die Veränderung der Bedürfnisse frühzeitig identifiziert und bedient werden kann, bedarf es der Anpassung der IT-Infrastruktur. Ohne die unternehmensweite Integration von Daten kann kein erweitertes Angebot für die Kunden geschaffen werden. Lösungen aus der Public Cloud, wie zum Beispiel Customer Analytics, und verstärkte Kommunikation über Soziale Medien unterstützen die Unternehmen bei ihrer Marktbeobachtung. Gleichzeitig erhöhen diese Technologien aber die Anfälligkeit für Angriffe von außen. Daher muss im Rahmen jeder Digitalisierungsinitiative auch das Risikomanagement neu definiert werden.

Fazit

Digitalisierung ist nicht nur ein Trend, der die Verschiebung von Märkten in den Online-Bereich zur Folge hat. Hierbei handelt es sich vielmehr darum, dass Handelsunternehmen ihr Geschäftsmodell grundlegend hinterfragen. Die Optimierung und Erweiterung des Geschäftsmodells kann nur erfolgreich realisiert werden, wenn sowohl die eigenen Potenziale im Bereich Geschäftsprozesse, Technologien und Innovationen identifiziert als auch Kundenbedürfnisse frühzeitig erkannt werden. Die Risiken der Digitalisierung dürfen dabei jedoch nicht außer Acht gelassen werden.