Für Lieferungen bis zur Haustür sollen Paketkunden nach Ansicht mehrerer Lieferdienste einen Aufschlag zahlen. "In der Zukunft kann es so kommen, dass die Paketdienste standardmäßig an den Paketshop liefern und die Lieferung zur Haustür dann zum Beispiel 50 Cent kostet", sagte der Geschäftsführer des Paketdiensts DPD, Boris Winkelmann, der "Wirtschaftswoche". Gründe dafür seien der zunehmende Aufwand und die gestiegenen Kosten wegen des stetig wachsenden Online-Handels.
Mikrodepots in den Städten
Zustimmung bekam der DPD-Chef vom Konkurrenten Hermes: "Die Zustellung an die Haustür muss angesichts des hohen Aufwandes teurer werden", sagte Hermes-Geschäftsführer Frank Rausch der Zeitschrift. "Was wir dringend brauchen, sind große Paketshops oder Mikrodepots in den urbanen Räumen, die alle Paketdienste nutzen können."
Hermes erwartet in diesem Jahr das mengenstärkste Weihnachtsgeschäft seiner Geschichte. Das Unternehmen liefert nach Angaben eines Sprechers in der Weihnachtszeit an den dichtesten Tagen rund 2,2 Millionen Pakete in Deutschland aus - deutlich mehr als an durchschnittlichen Tagen. Das Unternehmen will deshalb mit den Händlern erstmals Obergrenzen aushandeln, über die hinaus das Unternehmen keine weiteren Pakete zur Sendung annimmt.
Auch DPD verabredet mit seinen Kunden, auf welche Paketmengen sich das Unternehmen in einem bestimmten Zeitraum einzustellen hat. "Das sind für uns aber keine starren Obergrenzen", sagte ein Sprecher. Im Gesamtjahr 2016 hat das Unternehmen 350 Millionen Pakete verteilt. "Für dieses Jahr erwarten wir bezogen auf das Gesamtjahr einen Zuwachs im hohen einstelligen Prozentbereich", sagte der Sprecher. Die Zahl der Lieferungen im diesjährigen Weihnachtsgeschäft werde im Vergleich zum Vorjahr voraussichtlich um 15 Prozent steigen.
Für die Paketdienste ist das eine Kraftprobe. Hermes will neben den Obergrenzen dem Bericht der "Wirtschaftswoche" zufolge im kommenden Jahr deshalb auch die Preise für die Empfänger anheben.
DHL sieht sich für das Weihnachtsgeschäft gut vorbereitet
Den Weihnachtsstress spürt auch der Marktführer DHL. Bis zu 8,5 Millionen Pakete täglich stellen die Fahrer in den Tagen kurz vor Weihnachten zu - etwa doppelt so viele wie an Durchschnittstagen. Etwa 10.000 zusätzliche Aushilfskräfte hat das Unternehmen für die Weihnachtszeit eingestellt. DHL sieht sich damit gut vorbereitet: "Einen Zuschlag für das Weihnachtsgeschäft oder Obergrenzen für unsere Großversender haben wir aktuell ebenso wenig geplant wie eine zusätzliche Gebühr für die Zustellung von Paketsendungen an der Haustür", teilte eine Sprecherin mit.
Die Verbraucherzentrale kündigte an, Maßnahmen wie Obergrenzen kritisch auf ihren Nutzen für die Verbraucher zu begleiten. "Wir raten Verbraucherinnen und Verbrauchern unabhängig von der diskutierten Obergrenze in jedem Fall, so früh wie möglich entsprechende Bestellungen beziehungsweise Lieferungen aufzugeben", teilte der Verein mit. (dpa/rs)