Seit Jahresanfang ist Ferri Abolhassan CEO von T-Systems. Bis vor acht Jahren war er schon mal im Vorstand von Deutschlands größtem IT-Service-Anbieter. Dann lockte ihn die Deutsche Telekom in die Bonner Firmenzentrale. Nun hat ihn Telekom-Chef Tim Höttges wieder in die IT geschickt, um dort für bessere Zahlen zu sorgen. Hier die Veränderungen, die ihm seit seinem Weggang 2016 aufgefallen sind:
Änderung 1: Zero Outage in der Cloud
Vor acht Jahren habe der Trend noch geheißen: Alles in die Cloud, komme, was wolle. Am besten alles aus einer Hand. Hauptsache billig. Diesen Trend sieht Abolhassan gebrochen: "Inzwischen ist Zero Outage viel mehr gefragt. Es kann sich einfach keiner mehr eine Downtime erlauben."
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Ob der Krieg in der Ukraine, beziehungsweise die allgemein angespannte Lage des Weltfriedens zum Umdenken beigetragen habe? "Das hat die Diskussion um digitale Souveränität angetrieben", meint Abolhassan: "Ich sehe eine gewachsene Abhängigkeit von den Hyperscalern. Und ein gewachsenes Unwohlsein darüber".
Änderung 2: AI ist gekommen, um zu bleiben
Kaum eine Innovation lässt sich noch als solche verkaufen, wenn sie nicht mit AI zu tun hat. Dem kann sich auch die T-Systems nicht entziehen.
1.000 AI-Expertinnen und -Experten habe man inzwischen aufgebaut, sagt Abolhassan. 300 Use Cases könne man erzählen. Sie reichen von intelligenter Hilfe in Rechtsfragen über bessere Prognosen in der Gesundheit bis hin zu Industrieanwendungen, bei denen ein Roboter die Schweißnähte des anderen kontrolliert und optimiert.
Besonders gerne verweist Abolhassan auf den Nutzen von Chatbots. Seit 2016 bietet die Telekom ihren Kunden bereits einen KI-Chatbot an. Inzwischen würden pro Jahr über sechs Millionen Anfragen der Kunden beantwortet.
Änderung 3: Resilienz
Widerstandskraft ist kein abstraktes Thema mehr: "Resilienz ist für alle ein Begriff geworden", meint Abolhassan. 2016 war das Fremdwort für die meisten Manager noch genauso unbekannt wie "Pandemie". Inzwischen weiß jeder, wie es Unternehmen ergeht, die nicht auf Rückschläge vorbereitet sind.
Ebenfalls sei allen klar geworden, dass sich auf Dauer kein Unternehmen aus Home Offices führen lasse - ohne ausreichend in IT-Security zu investieren. "Da hat Corona für ein Umdenken gesorgt", meint Abolhassan.
Seit Jahresanfang tourt der T-Systems-CEO jetzt schon durch die Republik, um Veränderungen in der IT zu verifizieren. "Ich habe mit vielen Leuten geredet", sagt Abolhassan: "Mit vielen Mitarbeitern und mit mehr als 40 Kunden."
Neben den drei Trends oben lässt sich dabei noch ein Wandel feststellen: 2016 gehörte nicht gerade zu den Glanzzeiten von T-Systems. Nach den glorreichen Anfangstagen der Firma mit Übernahmen von Debis und Gedas und einem Umsatzhoch von rund zehn Milliarden Euro, ging es mit der T-Systems bereits seit Jahren abwärts. Das Mutterunternehmen Telekom liebäugelte mit einem Verkauf, fand aber keinen Käufer. Vorstände wie Hagen Rickmann und dann eben auch Ferri Abolhassan wechselten zur Mutter, andere verließen das Schiff weniger ruhmhaft.
Inzwischen scheint T-Systems mit einem Gesamtumsatz von vier Milliarden die Talsohle durchschritten zu haben. Die Erholung der lange Jahre defizitären IT-Dienstleistungstochter schlug sich gerade positiv auf die Quartalsbilanz der Deutschen Telekom nieder. "Da weht momentan ein frischer Wind", sagte Telekom-Chef Tim Höttges gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters, schränkte aber sogleich ein: "Aber für mich macht eine Schwalbe noch keinen Sommer." (jd)